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Musikchronik 1932 - Immer mehr Künstler verließen Deutschland


Mit der Anerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft war es für Adolf Hitler, gebürtig aus Österreich stammend, 1932 ein Leichtes, die Wahl erfolgreich hinter sich zu bringen und bereits 37 Prozent der Stimmen zu verbuchen, während knapp voran Paul von Hindenburg ein weiteres Mal zum Reichspräsident gewählt wurde. Dennoch blieb die NSDAP die stärkste Fraktion im Reichstag und Deutschland geriet nach und nach in den unaufhaltsamen Prozess eines Hinwendens zum Faschismus, der mit Begeisterung begrüßt und verteidigt wurde.
Während in Italien Mussolini das alles schon seit zehn Jahren umgesetzt hatte, erlag in Frankreich der Präsident Paul Doumer den Verletzungen eines Attentats, das der russische Schriftsteller und Arzt Pawel Gurgolow auf ihn verübt hatte, der sich selbst für einen Diktator hielt und noch im selben Jahr mit dem Kopf unter der Guillotine landete.
1932 wirkten die schleichend stattfindenden Veränderungen noch vielversprechend. Niemand konnte glauben, dass schon bald etliche Menschen Opfer ihrer Zeit werden sollten, ein Krieg drohte und zahlreiche Menschen in die Emigration gezwungen werden würden. Auch der deutsche Komponist Berthold Goldschmidt gehörte 1935 dazu, musste als Jude Deutschland hinter sich lassen und nach England fliehen.
Er war der Schöpfer der 1932 in Mannheim aufgeführten Oper „Der gewaltige Hahnrei“, um die bei der Uraufführung ein großer Wirbel gemacht wurde. Das Libretto hatte seinen Ursprung im Stück „Le Cocu Magnifíque“ von Fernand Crommelynck, das Goldschmidt dann zu einem Opertext umschrieb. Angeblich sittlich abstoßende Szenen dienten einigen angehenden Nationalsozialisten zur Kritik und Empörung. Noch wurde die deutsche Moral mit Buhrufen und Pfiffen verteidigt, die dem Erfolg des Stückes keinen Abbruch taten. Doch schon bald sollte sich das alles in eine offene und ablehnende Haltung kehren, die später in der Ausstellung "Entartete Kunst" ihren Höhepunkt erreichte und Werke zeigte, die den Nazis als abartig und unrein erschienen. Einer gleichen Zensur unterlag die Musik.
1932 dienten in Deutschland immer noch Schlager der allgemeinen Beruhigung, in denen die heile Welt und die Liebe besungen wurden. Besonders Hans Albers thronte ganz vorne in der Beliebtheit und sang von Fliegern, der Sonne und Leuchttürmen.
Während in diesem Jahr der Country-Sänger Johnny Cash das Licht der Welt erblickte, war Jimmie Rodgers’ Song „Roll Along, Kentucky Moon“ in Amerika der Renner. Daneben zeigte sich Riley Puckett mit „My Carolina Home“.
Puckett war der bekannteste Gitarrist im Genre der Hillbilly-Musik während der zwanziger und dreißiger Jahre. Unverwechselbar war sein Stil, mit dem der blinde Musiker bereits in der Jugend Fiddle-Wettbewerbe gewonnen hatte. Erblindet war er wohl aufgrund eines medizinischen Eingriffs in seiner Kindheit und seine Karriere begann früh, nur kurzzeitig durch einen Autounfall unterbrochen, der ihm wiederum die Bekanntschaft mit einer jungen Frau einbrachte, die er bald darauf heiratete.
Jimmie Rodgers führte mit Puckett einen kleinen, augenzwinkernden Konkurrenzkampf, da Puckett, als er sich bei Plattenfirma „Columbia“ vorstellte, den Kommentar des dortigen Managers Frank Walker auslöste, dass Rodgers von nun an nicht mehr nötig war, stattdessen Puckett seinen Platz einnehmen könnte. „My Carolina Home“ kam unter seinem Pseudonym „Clayton McMichen“ heraus. Den Erfolg, den Puckett hatte, konnte nicht einmal die Weltwirtschaftskrise bremsen.
Musikalisch, zumindest am Rande, zeigten sich 1932 auch die Komiker Laurel und Hardy in dem Kurzfilm „The Music Box“, der sogar einen Oscar erhielt. Darin ging es um einen äußerst zermürbenden Klaviertransport, der damit endete, dass das edle Geschenk der Ehefrau durch den aufgebrachten und heimkehrenden Ehegatten mit einer Axt zertrümmert wurde. Die Musik zu diesem Film schrieben Leroy Shield, Marvin Hatley und Harry Graham. Shield komponierte zum Beispiel bekannte Erkennungsmelodien für die Filme der „Kleinen Strolche“.

Deutsche Hits und Schlager 1932
Die deutschen Hits in diesem Jahr sind "Mein kleiner grüner Kaktus" und "Schöne Isabella aus Kastillien" von den Comedian Harmonists. Außerdem "Was kann so schön sein wie Deine Liebe" von Gitta Alpar. Hans Albers präsentiert in diesem Jahr sogar gleich drei Hits, mit "Flieger grüß' mir die Sonne", "Ganz dahinten wo der Leuchtturm steht" und "Komm' auf die Schaukel, Luise". Lilian Harvey begeistert mit "Irgendwo auf der Welt" und "Wir zahlen keine Miete mehr". Des Weiteren aber auch Jan Kiepura mit "Heute Nacht oder nie" und das Orchester Marek Weber mit dem Lied "Wenn die kleinen Veilchen blühen".

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