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Musikchronik 1931 - Gospel, Blues und Jodeln
Auch in Deutschland machte sich 1931 die
Wirtschaftskrise bemerkbar, während sie seit 1929 in
Amerika schon ihren Höhepunkt erreicht hatte.
Arbeitslosigkeit und Existenzängste waren die Folge,
Betriebe gingen pleite und die ersten faschistischen
Zusammenschlüsse fanden statt, sowohl in Deutschland
als auch in den Niederlanden.
Diese Anzeichen für einen Machtwechsel kamen immer
dann zustande, sobald die Unzufriedenheit überhand
nahm und die Menschen verzweifelt um das Überleben
kämpften. Radikale Erneuerungen wurden gefordert,
die faschistische Parteien nur allzu gerne in
Versprechungen aufgriffen.
Während in Deutschland immer noch die „Comedian
Harmonists“ Erfolge feierten, war 1931 in den
Vereinigten Staaten weiter die Country-Musik
angesagt. Das erste Mal ging auch die dazu
passende
Sendung „Iowa Barn Dance Frolic“ auf Sendung, wurde
zunächst im Radio gespielt, später dann auch
erfolgreich im Fernsehen übertragen.
Die Show fand auf einer Bühne statt, die wie ein
Straßenzug gestaltet war. Einige renommierte Stars,
die die Country-Musik mitprägten, traten dort auf,
darunter die „Williams Brothers“ oder Skeeter Bonn.
Musikalische Hits in diesem Jahr waren „When You
Hair Turned to Silver“ von „Bud & Joe Billings“ oder
„Shanghai Rooster Yodel“ von Cliff Carlisle.
Letzterer war wohl mit über dreihundert Platten und
sechshundert Songs einer der bekanntesten und
erfolgreichsten Country-Sänger der dreißiger Jahre.
Er vermischte neben dem Jodeln hawaiische Musik,
Hillbilly, Gospel und Blues zu einer ganz eigenen
Interpretation. Seine Texte wiederum behandelten
verschiedene Themen, meistens das harte Leben der
Arbeiter und Landwirte und natürlich die Liebe. Ab
und an waren darunter aber auch
gesellschaftskritische Versionen, wie eben das 1931
erfolgreiche Lied „Shanghai Rooster Yodel“.
Seine durch den Blues beeinflussten Songs
veröffentlichte Carlisle häufig unter verschiedenen
Pseudonymen, da Blues als Musik der Schwarzen galt
und im rassistisch geprägten Klima des
amerikanischen Südens gar nicht gerne gesehen war,
besonders nicht durch einen Weißen interpretiert.
Da Carlisle häufig eine kleine Metallplatte unter
die Gitarrensaiten schob, um den hawaiischen
Soundeffekt zu erzeugen, wurden nach seiner Idee
tatsächlich ähnlich konstruierte Gitarren
hergestellt, die gerade in den Dreißigern guten
Absatz fanden. Carlisle selbst benutzte eine
Sonderanfertigung, auf der er sowohl die Bassstimme
als auch die Melodie gleichzeitig spielen konnte.
Auch die amerikanische Country-Gruppe „Gid Tanner
and his Skillet Lickers“ zeigte sich 1931 mit ihrem
erfolgreichen Song „Miss McLeod’s Reel“.
Sie waren die frühen Interpreten der Old-Time-Music,
aus der sich dann die spätere Country-Musik bildete.
Hillbilly war ein anderer Begriff dafür und vereinte
die Volksmusik afrikanischer und europäischer
Einwanderer in neuem Klanggerüst.
Ebenfalls ein Vertreter dieser Richtung, der mit der
berühmten Drei-Finger-Technik auf dem Banjo bekannt
wurde, mehr als siebzig Platten aufnahm und als
Gründer der Band „North Carolina Ramblers“ galt, war
der Musiker Charlie Poole, der 1931 aus dem Leben
schied und eine Mischung aus Ragtime, Minstrel und
Fiddle Music hinterließ. Poole war äußerst
ambivalent
in seiner Persönlichkeit, der auch gerne
obszöne Songs zum Besten gab und den Whiskey bei
seinen Auftritten diskret aus gut getarnten
Coca-Cola-Flaschen trank.
Wie viele andere wurde auch Poole ein Opfer der
Weltwirtschaftskrise, die seiner Karriere ein jähes
Ende bereitete. Seine Platten verkauften sich nicht
mehr und das beschwingte Gefühl, alkoholisiert auf
einer Bühne zu stehen, kehrte sich in den
Frust-Suff, der bald in die Abhängigkeit führte.
1931 erhielt Poole noch das Angebot aus Hollywood,
in einem Film aufzutreten, das er durch seine
Exzesse und den Folgen nicht einmal mehr zusagen
konnte. Sein Tod folgte nach einer zwölf Wochen
andauernden Sauftour, die sein Herz nicht mitmachte.
Poole war gerade einmal 39 Jahre alt geworden.
Den Abschied des Jahres machte dann im Dezember die
Uraufführung des Musicals „Of Thee I Sing“ von
George Gershwin, eine Politsatire, die den
Pulitzer-Preis erhielt. Gershwin war der Sohn
russisch-jüdischer Einwanderer, der 1916, noch
während seines Musikstudiums, mit seinem
selbstkomponierten Ragtime „Rialto Ripples“ Karriere
machte. Gershwin ging in der Musik auf und starb
auch inmitten dieser. 1937 kostete ihn ein
Gehirntumor das Leben, noch während er am Flügel saß
und eine neue Partitur für einen Hollywoodfilm
schrieb.
Deutsche Hits und Schlager 1931
Zu den deutschen Hits und Schlagern des Jahres 1931
zählen "Das ist die Liebe der Matrosen" von den
Comedian Harmonists und "Eine Nacht in Monte Carlo"
von Heinz Egon. Außerdem "Ich hab' Dich einmal
geküßt" von Johannes Maximillian und "Das gibt's nur
einmal" von Lilian Harvey. Des Weiteren "Das muß ein
Stück vom Himmel sein" von Paul Hörbiger und "Ich
bin ja heut' so glücklich" von Renate Müller.
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