Musikgeschichte
der
30er Jahre
Der Swing erlebte in den Vereinigten Staaten in der
Mitte des Jahrzehnts seinen Höhepunkt. Die
populärste Stilrichtung des Jazz wurde groß
vermarktet und erfuhr durch die damit verbundene
Entstehung der großen Jazzorchester, der sogenannten
Bigbands ihre Verbreitung in den gesamten USA. Aus
dieser Zeit sind vor allem große Hits wie „Pennies
From Heaven“ oder „Stardust“ von Bing Crosby,
„Moonlight Serenade“ von Glenn Miller And His
Orchestra, „Mood Indigo“ von Duke Ellington And His
Famous Orchestra, oder „Sing, Sing, Sing“, „Moonglow“,
„Let’s Dance“ und „Blue Moon“ von Benny Goodman in
Erinnerung geblieben. Auch Count Basies „One O’Clock
Jump“, Judy Garlands „Over The Rainbow“, Harry
Richmans „Puttin’ on the Ritz“ oder Fred Astaires „Cheek
To Cheek“ stammen aus den Dreißigerjahren und wurden
in den folgenden Jahrzehnten unzählige Male von
zahlreichen Stars neu interpretiert. Berühmte
Musiker wie die Jazzsängerin Billie Holiday oder
Charlie Parker und Quincy Jones etablierten in den
dreißiger Jahren ihre Karrieren im Musikgeschäft und
zählen heute zu den wichtigsten Namen in der
Geschichte des Jazz.
In Europa wurde diese Art der Musik, die sich noch
im Jahrzehnt davor größter Beliebtheit erfreute
jedoch nicht mehr gespielt. Durch die Machtübernahme
der Nazis in Deutschland und den Beginn der
faschistischen Regime in den Nachbarstaaten wurde
die Musik aus Amerika, die weitgehend von schwarzen
Musikern entwickelt wurde, gänzlich verboten.
Darüber hinaus kam es auch im Hinblick auf die
musikalische Kreativität in Deutschland zu einer
Stagnation. Der Faschismus überschattete mit seinem
Rassismus und Antisemitismus die Entwicklung der
musikalischen Errungenschaften des vorangegangenen
Jahrzehnts. Dem deutenden Komponisten Arnold
Schönberg wurde sein Lehrstuhl für Komposition an
der Preußischen Akademie der Künste, den er ab 1925
innegehabt hatte, entzogen und seine Musik wurde
durch die Nationalsozialisten diffamiert. Schönberg,
dem Erfinder der Zwölftonmusik, einem der
wichtigsten Musikstile der Moderne, blieb nur die
Emigration in die USA.
Auch das Schlagergenre, das sich in den zwanziger
Jahren höchst erfolgreich etabliert hatte, wurde
durch das Hitler-Regime stark verändert. Die
frivolen Texte wurden verboten und die Inhalte der
Lieder für Propagandazwecke missbraucht. Wichtige
Künstler, die den Schlager wenige Jahre zuvor
maßgeblich
beeinflusst hatten, bekamen Auftrittsverbot oder
mussten auswandern. Die „Comedian Harmonists“ waren
am Höhepunkt ihres Erfolges und ihrer Karriere
gezwungen, sich aufzulösen, da etliche Mitglieder
der Gruppe jüdischer Abstammung waren und deshalb
1934 emigrieren mussten. Das Vokalensemble aus
Berlin fiel dem Nazi-Regime genauso zum Opfer wie
etliche Schlagergrößen aus den zwanziger Jahren.
Autoren berühmter Schlager wie Fritz Löhner-Beda und
Fritz Grünbaum wurden in den Konzentrationslagern
ermordet und etliche Schlagerkomponisten wie Robert
Stolz oder Robert Gilbert trieb es in die
Emigration. Die populäre Musik wurde von da an von
propagandistischen Inhalten und dem seichten Witz im
Sinne der Nationalsozialisten geprägt. Die
schwedische Schauspielerin und Sängerin Zarah
Leander, die als Ersatz für die ausgewanderte
Marlene Dietrich als Staatsschauspielerin etabliert
werden sollte, sang dem deutschen Volk
Durchhalteparolen wie „Davon geht die Welt nicht
unter“ oder „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder
geschehn“. Auch Heinz Rühmann, der wie Zarah Leander
in zahlreichen Propagandafilmen mitwirkte, feierte
zu Kriegsbeginn mit seinen Liedern „Das kann doch
einen Seemann nicht erschüttern“ oder „Ich brech’
die Herzen der stolzesten Frau’n“ seine größten
Erfolge als Sänger.
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