Was war typisch für die 80er Jahre

"Ein bisschen Frieden mit geistig moralischer Wende"
Die 80er Jahre wurden zum Lieblingsjahrzehnt der Deutschen gewählt. Warum das so war oder was dieses Jahrzehnt so spannend machte, erfahren Sie vielleicht in diesem Text.

Die wilden Siebziger sind es nicht, die auf die Achtziger abfärben. Farbe kommt jedoch schon im ersten Jahr des Jahrzehnts trotzdem ins Spiel. Und zwar in Form von der Farbe Grün, genauer die Grünen, die sich in Karlsruhe

konstituieren. Aus einzelnen Friedens- und Umweltbewegungen zogen sie in die Parlamente und 1983 in den Bundestag ein.
In dieser Zwischenzeit wurden im Fernsehen ganz neue Töne angeschlagen, und zwar von einem derb fluchendem Duisburger Hauptkommissar. Dessen erster Satz "Zottel, du Idiot, hör auf mit der Scheiße!" seinen ersten Fall „Duisburg Ruhrort“ der Serie Tatort eröffnete. Götz George als Horst Schimanski, der das "Sch-Wort" öfter verwendete als es dem Publikum anfangs recht war. Später wird man von ihm als den besten Tatort-Kommissar aller Zeiten reden, der uns Deutschen das Schimpfen beibrachte, so die BILD.
Was passierte eigentlich, während Papa in Latzhosen und Lockenmähne in Omas altem Ohrensessel vor dem SABA Ultracolor P37 SC51 Röhrenfernseher saß im Kinderzimmer? Ganz leise war ein „Da Da Da“ von einer Band namens Trio, oder ganz laut „reign in blood" von Slayer aus Kopfhörern zu hören, die in einer kleinen Dose endeten, in der sich etwas zu drehen schien. Es war eine der ersten „körpergebundenen Kleinanlagen für hochwertige Wiedergabe von Hörereignissen“ der Firma Sony. Im Volksmund später als Walkman bekannt, da sich die längere deutsche Bezeichnung nicht so richtig durchsetzen wollte. Dieser wurde von einem Deutschen im Jahr 1979 erfunden. In den Händen hielten die Kinder teils grübelnd, teils eifrig drehend und wendend einen bunten Würfel, um den sich irgendein spannendes Geheimnis drehen musste. Vielmehr drehte sich das Geheimnis in dem Rubiks-Würfel und seinem Achsenkreuz mit sechs Mittelsteinen. Ziel war es die sechs Flächen möglichst schnell in geordnete Farbseiten zu bringen. Die wenigsten wollten wahrhaben, dass es ohne einem Plan oder Lösungsweg unmöglich war. Manch einer zerlegte ihn aus Frust und setzte diesen korrekt wieder zusammen. 2,3 unbedachte Umdrehungen und schon war das Unlösliche wieder da.  Na, wer hat seinen Zauberwürfel noch?
Und Mutti? Na, die nutzte die Zeit vor dem Fernsehgerät, wenn der Papa seine Woodstock Platten hörte, und brachte sich auf dem Zweiten vorgemacht durch Jane Fonda „Enorm in Form“. Da stand sie dann mit neon-pinkem Schweißband am Kopf und einer Kombination aus Badeanzug und Gymnastikleggins vor dem TV-Gerät und musste auf ein paar von Papa verleimten Brettern mit darauf geklebter Isomatte zu Step-Aerobic schwitzen, da Papa „ditt Stücke Plaste“ für einen Aerobic-Stepper zu teuer war.
Die ältere Schwester lag allein mit ihren fünfzehn Jahren in ihrem Zimmer auf dem Bett und schwärmte stundenlang das Thomas Anders Superplakat an. Sie hoffte sehnlichst, dass Thomas seine Nora irgendwann ihretwegen verlässt. Sollte das nicht passieren, wäre Johnny Castle alias Patrick Swayze ihre zweite Wahl. Bei den Jungs war es Nena, das Aushängeschild der Neuen Deutschen Welle, die ja angesagt war. Wer als Mädel im Trend sein wollte, musste Dirty Dancing damals fehlerfrei mitsprechen können. Die Hebefigur hat bis heute überlebt und wird noch regelmäßig am späten Abend an Hochzeiten beim Männertanz aufgeführt. Sportlich ging der Trend Dank Bobbele und Steffi weg vom Fußball und stark zum Tennis über. Wer hätte damals gedacht, dass Beckers Rivale André Agassi einst die schöne Steffi heiraten wird? Und noch weniger dass das Bobbele mal im Knast landen würde.
Politisch passierte auch einiges in der Bundesrepublik. Zu Anfang der 80er Jahre wechselten sich die Helmuts im Regieren ab. Schmidt ging nach einem Misstrauensvotum der CDU/ CSU-FDP Mehrheit und Kohl kam, aber Helmut blieb.
Wenn Papa den ganzen Samstagvormittag damit verbrachte, den Opel Manta, den Ford Capri oder den Baby Benz mit einer Schicht Sonax Lackpflege nach der anderen zu glasieren, stand der besondere Abend an. Später hörte man Mutti entweder mit dem Glätteisen, Lockenwickler, Föhn und Haarspray im Badezimmer werkeln, als würde ein ganzes Boxenteam an Niki Laudas Wagen die Reifen wechseln.
Papa hingegen quetschte den Wohlstandsbauch in seine viel zu enge zehn Jahre alte Lieblings-Levis-Hose und zog sich die Mustang Jeansweste über das viel zu große Holzfällerhemd.
Als Mutti dann mit ihrer 80er Föhnfrisur, die Tina Turner hätte blass werden lassen, neben 
Rockfabrik Ludwigsburg
Casanova im Wohnzimmer vor den Kindern steht, ist das Discopaar bereit. Während die lieben Kinder des Fremdschämens wegen hochrot im Ledersofa versanken. „Nach Dalli Dalli ist aber zappenduster inne Kiste!“ hieß es dann anweisend vom Vater. Man saß dann vor der Glotze bis man das Garagentor hörte um dann schnurstracks ins Bett zu gehen..
Die „Alten" machten dann mit lauter Musik aus den überforderten Blaupunkt Lautsprechern Kurs auf die Stadthalle zur NDW Party oder zum headbangen in die Rockfabrik. Ja, die RoFa(s) gab es zum Glück auch, so konnte man mit Metallica, Maiden, Ozzy und Lemmy von den Gesangesschwuchteln retten. Nach anfänglichem Vorglühen mit ein paar Korea ging es auf die Tanzfläche.
Auf dem Nachhauseweg steuerte man noch die Raststätte an, und haute sich noch eine Spaghetti- Bolognese und 2 Tassen Kaffee hinter. Da war man fast schon wieder nüchtern.



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