Das waren die 90er Jahre

Fast jeder, der in den 80ern geboren wurde, hat ein ganz besonderes Verhältnis zu den 90ern, denn dieses Jahrzehnt hat uns maßgeblich geprägt.
Die Kinder- und Jugendzeit vergisst man nie. Kaum eine Zeit ist so geprägt von Veränderungen. Ständig passiert etwas Neues. Immer wieder erlebt man Dinge zum ersten Mal. Eine ganz besondere Zeit, in der es richtig rund ging. Die Mode war skuril, technologisch gab es ständig Neues und die Teens kamen ohne Internet aus. In der Bravo fragte man sich sogar, ob sich online gehen überhaupt lohnt.
Kinder und Jugendliche gingen viel öfter raus auf die Straße, trafen sich mit Freunden und klingelten an der Haustür, ohne vorher per WhatsApp zu schreiben. Jugendliche von damals trauten sich noch, fremden Leuten so richtig auf den Sack zu gehen. Oder was soll man sonst über die berühmten Klingelstreiche und Telefonspäße sagen?
Für die Jugend war es ein großer Spaß bei Sex-Hotlines anzurufen und die Damen an der Strippe "so richtig schön zu verarschen". Dass es eher umgekehrt war und der Spaß auch noch eine Stange Geld kostet, war ihnen damals nicht klar. Noch mehr Spaß hatten nur die Eltern mit der Telefonrechnung. Aber oft wurden auch nur irgendwelche Leute aus dem Telefonbuch angerufen und "verarscht". Man hatte ja sonst nichts zu tun. Abomodelle für Netflix oder Online Games gabs noch nicht. Internetsucht war auch fern aller Realität und die Tamagotchis waren gefüttert, also ran an die Bouletten.
Internet hat damals eh keinen großen Spaß gemacht mit dem ewig langen Einwählen. Nur gut, dass die Wählscheibe inzwischen abgeschafft war. Kleiner Spaß. Das Einwählen übernahm das Modem und das machte damals auch ganz ulkige Geräusche, wenn es sich mit dem Internet verbinden sollte. Das waren noch Zeiten.
Um das Prozedere zu vermeiden, hockte man sich lieber auf die Couch und schaute Mac Gyver, Baywatch oder Mila Superstar. Wer war cooler? Mac Gyver, der aus einem Kaugummi und einem Kugelschreiber eine Bombe bauen konnte, Mitch Buchannon, der Rettungsschwimmer von Malibu oder das Volleyball-Ass Mila, die 3 Meter hoch springen, mindestens 10 Sekunden in der Luft die Zeit anhalten und so laut stöhnen konnte, dass Dolly Buster neidisch wurde? Das A Team wurde in den 90ern so oft wiederholt, dass manchen gar nicht klar ist, dass die Serie um Hannibal, Murdoc, Face und B. A. bereits in den 80ern gedreht wurde. Ein Traum für alle Mädels war auch die Serie Prinzessin Fantaghiro. Wer war süßer? Romualdo oder Tarabas?

Boygroups und Walkmans angesagt

Wenn in der Glotze nichts lief, spielte man als modernes Kind und Jugendlicher in den 90er-Jahren gerne mit einer Actionfigur, einem Cupcake oder mit Poly Pocket. Zudem war man natürlich immer in Alarmbereitschaft, wenn das Radio lief, denn es könnte ja sein, dass gleich ein cooler Song der Backstreet Boys, Caught in the Act, Take That, den Spice Girls, Tic Tac Toe, Ace of Bace oder DJ Bobo kommt. Und diese Hits wurden nicht einfach nur gehört. Sie wurden aufgenommen! Mit einem Kassettenrekorder! Ja! Diese selbst aufgenommenen Kassetten hatten für die Kinder der 90er in etwa dieselbe Bedeutung wie der eine Ring für Gollum.
Modisch ging es selbstverständlich nicht weniger crazy zu. Da wurden gerne mal Kleider mit Spaghettiträger über Shirt und Hose gezogen oder Tops über das T-Shirt. Mal trugen die Mädels bauchfrei, mal wurde die Hose über den Bauchnabel gezogen, je nach Tageslaune. Steghosen, XXL Pullis und Plateauschuhe von Buffalo oder Dockers hatten Hoch-Konjunktur. Noch cooler war nur die berühmte Adidas Trainingshose mit den Druckknöpfen an der Seite. Yeah! Der Walkman auf dem Schulweg wurde mit Kassetten gefüttert, meist mit selbst aufgenommenen, worauf man sehr stolz war. In der Schule wurde mittels Overhead-Projektor der Lernstoff an die Wand geworfen und Daten wurden auf Diskette gespeichert.
Sammeln war auch ein ganz großes Thema in den Neunzigern. Ob Figuren aus Ü-Eiern wie die Happy Hippos, bunte Plastik-Schnuller oder Sticker.
Wenn es draußen kalt war, nutzte man die Gelegenheit, sich mit den Geschwistern um den einzigen Gameboy im Haushalt zu kloppen oder um gemeinsam aus Stühlen und Decken eine gemütliche Bude zu bauen. Lineares Fernsehen war noch der Hit und die Kinosessel waren voll besetzt zu Filmen wie Pretty Woman, Titanic, Forrest Gump, Der bewegte Mann oder König der Löwen.
Es gibt Menschen, die die Neunziger lieben. Manche hassen sie auch. Aber so gut wie jeder schwelgt in Erinnerungen oder schüttelt mit dem Kopf, wenn es um die Zeit der 90er-Jahre geht.
Die Neunziger nehmen sich selbst nicht so todernst. Und das macht sie umso sympathischer. Dieses besondere Jahrzehnt ist und bleibt unvergessen.


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