Autochronik 1955 - Fast jeder Deutsche ein eigenes Auto

Deutschland ist Autoland! Und die Deutschen wollten einen Anteil an dieser genialen Erfindung haben. Mobil zu sein, war ab sofort „in“. Allein im Autojahr 1955 wurden rund 700.000 PKW gebaut. Fünf Jahre zuvor waren es „nur“ ein Drittel so viele – knapp 210.000. Ein großer Teil
der Produktion geht davon allerdings in den Export. Schließlich sind die deutschen Autos auch damals schon weltweit beliebt und werden auch im Ausland gerne gefahren. Wie in den Jahren zuvor, schaffte es Deutschland auch im Autojahr 1955 auf Platz zwei der höchsten PKW-Produktionsdichte. Ungeschlagen auf Platz eins: die USA. Die Deutschen kauften vor allem kleine und preiswerte Autos – schließlich saß das Geld zu dieser Zeit alles andere als „locker“. VW feierte in diesem Jahr ein ganz besonders Ereignis: der VW-Käfer war der bestverkaufte PKW des Jahres (auch schon in den Vorjahren). Zu dem wurde die Millionen-Grenze „geknackt“ – damit schrieb der VW-Käfer Automobilgeschichte! Zu dem war der Käfer auf der ganzen Welt beliebt – VW ließ die „Knutschkugel“ später in verschiedensten Ländern produzieren: in Belgien – Brasilien – Neuseeland – Südafrika oder auch Thailand! Der VW 1200 hatte damals 30 PS und kostete 3.950 D-Mark. Fast doppelt so teuer – gute 7.500 Mark – kostete das (Luxus)Coupé des Käfers. Dies wurde von Karmann zum sportlichen Zweisitzer „veredelt“ und kam somit auf eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h.

Hier waren die Neuheiten zu bewundern: der Genfer Autosalon!
Die Kölner Ford-Autoschmiede präsentierte den Taunus 15M – die neue Mittelklasse von Ford. Damals waren Weißwandreifen absolut angesagt – zu dem bot Ford verchromte Kühlergrills an. Der Motor des Taunus 15M hatte 55 PS und kostete 6.375 D-Mark. Als „De Luxe“-Variante überzeugte er mit seinem extravaganten Aussehen: z.B. mit einer dreifach abgesetzten Zweifarben-Lackierung. Der 15M sollte als Konkurrent zum Opel Olympia/Rekord antreten – übrigens: die Höchstgeschwindigkeit betrug beachtliche 130 km/h. Auch Porsche legte im Autojahr 1955 „nach“: mit dem 356 A Carrera. Ein Sportwagen, für den zahlende Fans damals schon knapp 18.000 Mark ausgaben. Der Wagen brachte es auf 200 km/h und wurde als Cabrio angeboten – „Frischluft“ war hier also garantiert! Citroen stellte den neuen DS 19 vor – ein geräumiges Fahrzeug, das überall - wo es auftauchte - für staunende Blicke sorgte. Seine ungewöhnliche Formgebung bekam er von Flaminio Bertoni – dadurch bekam die Luxus-Limousine einen super knappen Luftwiderstandswert von nur 0,38 cw. Der absolute Clou aber war die hydropneumatische Federung – und die bot seinen Insassen einen bis dahin nicht gekannten Fahrkomfort. Das Motto: Absoluter Luxus und entspanntes Fahren! Der Citroen DS 19 hatte 75 PS und fuhr eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Und es darf weiter geträumt werden – mit dem Mercedes-Benz 190 SL! Der zweitürige Automobil-Traum war für knapp 17.000 D-Mark zu haben und hatte immerhin 105 PS unter der Motorhaube.

Die Konkurrenz BMW hielt mit dem „502“ dagegen!
Die Sportausstattung des BMW 502 verfügte über einen V-8-Motor und kostete 18.000 Mark. Zu dem war der 502 mit einer Neuheit ausgestattet: er hatte den ersten Motor, der aus Leichtmetall gefertigt wurde – die 120 PS machten den BMW über 170 km/h schnell. Übrigens: Das legendäre Gogomobil wurde im Autojahr 1955 das erste Mal auf die deutschen Straßen geschickt. Es handelte sich dabei um einen echten „Mini“ – das Gogomobil war knapp drei Meter lang. Aufgrund des günstigen Preises (ca. 3000 Mark) und der sparsamen Motoren wurde es zu einem echten Verkaufshit! Der Kleine „schluckte“ auf 100 km ungefähr sechs Liter Benzin. Auch BMW schloss sich dem Trend an und fertigte ein Auto nach Maß – für den sparsamen Geldbeutel. Heraus kam dabei der „Isetta“. Er war eintürig – wie ein Ei geformt und von vorne zu besteigen. Zu dem war er etwas preiswerter als die Konkurrenz: der „Isetta“ kostete 2600 Mark – mit seinen 12 PS fuhr er 85 km/h. Allein im Autojahr 1955 verkauften sich rund 40.000 Exemplare – ein echter Erfolg für BMW. Das Unternehmen Messerschmitt „veredelte“ den Kabinenroller und brachte ihn als „KR 200“ heraus. Mit seinen 10 PS kam er auf einen Höchstgeschwindigkeit von guten 80 km/h. Auch der Wagen wurde ein Verkaufsschlager. Allein im Autojahr 1955 verkauften sich über 11.500 Modelle des „KR 200“.
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