1920
1921
1922
1923
1924
1925
1926
1927
1928
1929
Das
Sportjahr 1929 – Eine Frau umrundete die Erde im
Auto
Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft
Für die Damen und für die Paarkonkurrenz fand die
Eiskunstlauf-WM am 2. und 3. Februar 1929 in der
ungarischen
Hauptstadt Budapest statt. Die Herren
liefen um den WM-Titel am 4. und 5. März in London.
Nach ihrem Olympiasieg von 1928 und ihrem WM-Silber
von 1926 und dem WM-Gold des Vorjahres war die
norwegische Läuferin Sonja Henie (1912-1969) die
klare Favoritin der WM. Und erwartungsgemäß holte
die 16-jährige Läuferin auch 1929 den Titel der
Weltmeisterschaft.
Bis zum Jahr 1936 holte Sonja
Henie jeden weiteren EM- und WM-Titel. Sie hatte bei
der WM 1929 alle Schwierigkeiten gezeigt, die zu
jener Zeit möglich waren, Achsel-, Salchow- und
Dreiersprünge, sowie Pirouetten aus dem Stand, in
tiefer Kniebeuge mit langsamer und mit schneller
Drehung und mit Fußwechsel. Den zweiten Platz
belegte die
Österreicherin Fritzi Burger (1910-1999)
vom Wiener Eislaufverein, die mit einer neuartigen
beidfüssigen Spitzenpirouette zu beeindrucken
wusste. Sie konnte die Norwegerin jedoch nicht
besiegen, dafür verwies sie ihre Vereinskollegin
Melitta Brunner (1907-2003) ganz knapp auf den
dritten Platz. Bei den Herren konnte der dreifache
Olympiadesieger aus
Schweden, Gillis Grafström
(1893-
1938), der schon 1922 und 1924 den
Weltmeistertitel geholt hatte, die Goldmedaille und
seinen dritten WM-Titel erringen. Grafström gilt
noch immer als einer der besten Pflichtläufer, die
es je gegeben hatte. Sein Laufstil war äußerst
elegant und von großem Musikgefühl geprägt. Den
Vize-Weltmeistertitel errang der
Österreicher Karl
Schäfer (1909-1976), der im selben den EM-Titel
geholt hatte. Den dritten Platz der
Weltmeisterschaft konnte Ludwig Wrede (1894-1965)
holen, der ebenfalls aus Österreich kam.
Radsport
Giro d’Italia
In Rom startete der Giro d’Italia 1929 am 19. Mai.
Er dauerte bis zum 9. Juni und hatte eine
Gesamtstreckenlänge von 2.920 Kilometern, die in 14
Etappen gefahren wurden. Es waren 166 Radrennfahrer
an den Start gegangen, von denen 99 Teilnehmer das
Ziel erreichten. Und wieder errang der Italiener
Alfredo Binda (1902-1986) den Gesamtsieg, den er
bereits 1925, 1927 und 1928 geholt hatte, ein
Rekord, den er mit Fausto Coppi (1919-1960) und Eddy
Merckx (geb. 1945) teilt. Im Jahr 1929 konnte er
acht aufeinander folgende Tageserfolge feiern. Binda
war so gut, dass die Veranstalter im Folgejahr 1930
befürchteten, dass ein nochmaliger Sieg das
Zuschauerinteresse erlahmen lassen könnte und so
drangen sie darauf, dass Binda 1930 nicht antrat.
Dennoch wurde ihm für diesen Verzicht die volle
Siegprämie des Giro ausgezahlt. Der zweite Platz des
Giro ging an Bindas Landsmann Domenico Piemontesi
(1903-1987). Der Italiener Leonida Frascarelli
(1906-1991) belegte den dritten Platz.
Tour de France
Die Tour de France fand im Jahr 1929 bereits zum 23.
Mal statt. Sie führte vom 30. Juni bis zum 28. Juli
über 22 Etappen, wobei eine Gesamtstrecke von 5.256
Kilometer zurückgelegt werden mussten. Es gingen 155
Fahrer an den Start. Von denen kamen 60 Fahrer in
die Klassifikation. Die Sieger von 1926 – Lucien
Buysse (1892-1980) aus Belgien – und der Sieger von
1927 und 1928, der Franzose Nicolas Frantz
(1899-1985) starten beide mit Hoffnungen auf einen
erneuten Sieg. Doch es kam anders. Der Sieger der
Tour de France 1929 hieß Maurice De Waele
(1896-1952). Der Belgier hatte 1927 den zweiten
Platz geschafft und im Vorjahr den dritten Platz
belegt. Den zweiten der Tour de France in jenem Jahr
1929 belegte der Italiener Giuseppe Pancera
(1901-1977) und durch eine Strafe von 25 Minuten
wegen eines verbotenes Getränkes fiel der Belgier
Jef Demuysere (1907-1969) auf den dritten Platz
zurück. Der Franzose Nicolas Frantz, der auf einen
weiteren Sieg gehofft hatte, war auf dem fünften
Platz ins Ziel gefahren.
Flugsport
Powder Puff Derby
Frauen, die einen Flugschein als Pilotinnen hatte
und mindestens 100 Stunden Flugerfahrungen
nachweisen konnten, hatten damit die
Teilnahmebedingungen für das Cleveland Women’s Air
Derby erreicht. Es wurde als Powder Puff Derby
bekannt, war das erste Luftderby für ausschließlich
weibliche Piloten weltweit und fand vom 13. bis 20.
August 1929 in Santa Monica im US-Bundesstaat
Kalifornien statt. Die Flugzeuge der Frauen mussten
eine „für Frauen angemessene Motorisierung“ haben.
Weil ihr Flugzeug angeblich „zu schnell für eine
Frau“ gewesen war, wurde die US-amerikanische
Pilotin Opal Kunz (1894-1967) disqualifiziert. Sie
flog mit einer schwächeren Maschine dennoch mit. Die
Siegerin des Luft-Rennens wurde Louise Thaden
(1905-1979) aus den USA. Die Rennen wurden 1977
aufgegeben.
Motorsport
Kein Rennen, aber eine sensationelle Leistung war es
dennoch, als Clärenore Stinnes (1901-1990), die
deutsche Rennfahrerin und Tochter des
Großindustriellen Hugo Stinnes (1870-1924), mit
einem Adler-Standard 6 (40 PS) und einer
Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h die Erde umrundet
hatte. Gestartet war sie im Jahr 1927 in Berlin. Der
schwedische Fotograf und Kameramann Carl-Axel
Söderström (1893-1976) war neben zwei
Werkzeugmechanikern ihr Begleiter gewesen und hatte
die Reise dokumentiert. Clärenore Stinnes war die
erste Frau, die im Auto die Erde umrundete. Sie
hatte bei ihrer Erdumrundung 49.244 Kilometer
zurückgelegt und war durch 23 Länder gekommen. Mit
einem Betrag von 100.000 Reichsmark hatte die
deutsche Automobilindustrie das werbewirksame
Abenteuer unterstützt. Söderström veröffentlichte
unter dem Titel „ 50.000 Meilen im Auto – zwei Jahre
am Lenkrad auf einer Fahrt um die Erde“ ein
Buch-Dokumentation über diese Erdumrundung. In
Deutschland erschien sie 1981 als „Söderströms
Photo-Tagebuch. Die erste Autofahrt einer Frau um
die Welt“. Söderström und Clärenore Stinnes
heirateten nach der Reise im Dezember 1930.
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