Januar 1928 -
Am
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Februar
1928 >>
Wichtige Ereignisse im
Januar 1928
2. Januar
Die britische Sportlerin Mercedes Gleitze wollte die
Meerenge von Gibraltar durchschwimmen. Der Versuch
musste wegen starken Wellengangs kurz vor Erreichen
des Ziels abgebrochen werden.
2. Januar
In Nürnberg wurde der nationalsozialistische
bayerische Landtagsabgeordnete Julius Streicher
wegen Beleidigung des politischen Gegners zu einem
Monat Gefängnis verurteilt.
2. Januar
Gregor Strasser, der bisher den Propagandaausschuss
der NSDAP geleitet hatte, wurde Vorsitzer des
Organisationsausschusses der Partei.
4. Januar
Parker Gilbert sollte in Washington US-Präsident
Calvin Coolidge und US-Außenminister Frank Billings
über die Einhaltung der Reparationsverpflichtungen
des Deutschen Reiches Bericht erstatten.
4. Januar
Im Gloria Palast in Berlin fand die Uraufführung der
Filmkomödie „Ein Frack – ein Claque – ein Mädel“ mit
Aldophe Menjou statt.
5. Januar
Der argentinische Außenminister Angel Gallardo
stattete dem Deutschen Reich in Berlin einen
Staatsbesuch ab.
5. Januar
Bei dem Einsturz eines Gebäudes starben in Berlin 17
Menschen.
8. Januar
Eine Protestkundgebung gegen das bevorstehende
Hochverratsverfahren gegen den Schriftsteller
Johannes R. Becher fand in Theater am Nollendorfer
Platz in Berlin statt.
8. Januar
Als erste Station seiner mehrwöchigen Europareise
traf König Aman Ullah von
Afghanistan in Rom ein. Am
12. Januar empfing ihn Papst Pius XI..
9. Januar
Die irakische Regierung unter Ministerpräsident
Dscha‘far Pascha al‘Askari trat zurück. Sie war
wegen ihrer nachgiebigen Haltung gegenüber der
Mandatsmacht Großbritannien kritisiert worden. Eine
neue Regierung unter Ministerpräsident Abd al-Muhsin
Bey al Sa‘dun wurde am 14. Januar gebildet.
9. Januar
Johann Koplenig, der Reichssekretär der
kommunistischen Partei Österreichs, der wegen
Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung
angeklagt war, wurde freigesprochen. Die Anklage war
wegen seiner Rede bei der Beisetzungsfeier für 65
Demonstranten, die bei den Juli-Unruhen in Wien 1927
von Polizisten erschossen worden waren, erhoben
worden.
10. Januar
Fernand Bouisson, der bisherige Präsident der
Deputiertenkammer des französischen Parlaments,
wurde zur Eröffnung der Parlamentssession mit großer
Mehrheit wiedergewählt.
10. Januar
Leonhard Frank, Alfred Mombert, Theodor Däubler und
Fritz von Unruh wurden von der Sektion Dichtkunst
der Preußischen Akademie der Künste in Berlin zu
neuen Mitgliedern gewählt.
11. Januar
Vom burgenländischen Landtag wurde der christlich
soziale Politiker Anton Schreiner mit 28 von 29
Stimmen zum neuen Landeshauptmann des Burgenlandes
gewählt.
11. Januar
Die musikalische Tragödie „Antigone“ des
schweizerischen Komponisten Arthur Honegger wurde im
Essener Opernhaus zum ersten Mal in Deutschland
aufgeführt. Das Libretto stammte von Jean Cocteau
nach dem antiken Drama von Sophokles.
12. Januar
Zwischen Polen und dem Deutschen Reich wurden die
Handelsvertragsverhandlungen, die wegen des
oberschlesischen Schulstreits abgebrochen worden
waren, wieder aufgenommen.
14. Januar
Reichswehrminister Otto Geßler (parteilos) reichte
seinen Rücktritt ein. Er war im Zusammenhang mit
geheimen, den Bestimmungen des Versailler
Friedensvertrags von 1919 widersprechenden
Finanzgeschäften der Marine und der Reichswehr ins
Zwielicht geraten.
14. Januar
Bis zum 16. Januar fanden zwischen dem Deutschen
Reich und Österreich Verhandlungen über ein
einheitliches Strafrecht statt. Die Teilnehmer
verständigten sich in Berlin darauf, alle
voneinander abweichenden Strafrechtsbestimmungen bei
den Staaten generell anzugleichen.
15. Januar
Als protestantisches Pendant zum katholischen
Zentrum gründete der ehemalige Hofprediger Bruno
Doehring die Deutsche Reformationspartei.
15. Januar
Der Vorsitzende des Gewerkschaftsvereins
christlicher Bergarbeiter Deutschlands, Heinrich
Imbusch, kritisierte in einer Rede in Oberhausen die
Zustände in seiner Partei, dem Zentrum. Die Arbeiter
hätten nicht mehr den ihnen gebührenden Einfluss in
der Partei.
17. Januar
Der Chef der KPdSU, Josef W. Stalin, verbannte den
sowjetischen Politiker Leo D. Trotzki nach Alma Ata.
17. Januar
Das Deutsche Reich und Norwegen unterzeichneten in
Oslo ein Abkommen zur Aufhebung des Visumszwangs.
18. Januar
Vom 16. Januar an fand in Berlin die Länderkonferenz
für Reichs- und Verwaltungsreform statt. Sie war
zusammengetreten, um über eine Neuaufteilung der
Kompetenzen zwischen Ländern und Reich zu beraten
und endete ohne konkretes Ergebnis.
18. Januar
Im Reichstag in Berlin fand die Reichsgründungsfeier
statt.
19. Januar
Generalleutnant a. D. Wilhelm Groener (parteilos)
wurde als neuer Reichswehrminister vereidigt. Der
Nachfolger Erich Ludendorffs als
Generalquartiermeister der Obersten Heeresleitung
(1918) galt als loyal gegenüber der republikanischen
Verfassung.
19. Januar
Finanzminister Heinrich Franz Köhler (Zentrum)
eröffnete die mehrwöchige Debatte über den
Reichshaushalt 1928 im Reichstag in Berlin mit einer
Rede.
20. Januar
In Berlin wurde der zweite Teil des Films „Der alte
Fritz“ mit Otto Gebühr in der Hauptrolle zum ersten
Mal gezeigt.
21. Januar
Die neue lettische Regierung unter Ministerpräsident
Peter Jurasevski (Demokraten) konnte sich auf alle
bürgerlichen Parteien im Parlament unter Einschluss
der deutschen Fraktion stützen.
21. Januar
In Japan löste Kaiser Hirohito auf Wunsch von
Ministerpräsident Gichi Baron Tanaka das Parlament
auf. Neuwahlen sollten am 20. Februar stattfinden.
22. Januar
In Dresden fand eine Protestkundgebung gegen die
Pläne der Reichsregierung zur Reform des Schulwesens
statt. Die Regierungskoalition zog eine
Verfassungsänderung zur Stärkung der
Konfessionsschulen gegenüber den bekennenden Schulen
in Betracht.
22. Januar
Der Evangelische Bund veröffentlichte eine
ablehnende Stellungnahme zur Enzyklika des Papstes
vom 6. Januar.
23. Januar
Der Deutsche Schulverein hatte sich für die
Einführung eines deutschen Realexamens und eines
deutschen Abiturs an mindestens einer Schule im zu
Dänemark gehörenden Nordschleswig ausgesprochen.
Eine entsprechende Eingabe wurde vom dänischen
Unterrichtsministerium abgelehnt.
23. Januar
Die dramatisierte Fassung des Romans „Die Abenteuer
des braven Soldaten Schwejk“ von Jaroslav Ha hatte
auf der Piscator-Bühne am Nollendorfplatz in Berlin
ihre Uraufführung. In der Hauptrolle war Max
Pallenberg zu sehen.
24. Januar
Ein Warschauer Musikprogramm wurde im Berliner
Rundfunk zum Auftakt eines geplanten regelmäßigen
Programmaustausches zwischen den Rundfunksendern in
Warschau,
Wien und Berlin ausgestrahlt.
24. Januar
Der Film „Donna Juana“ hatte seine Uraufführung in
Berlin. Paul Czinner führte Regie und Elisabeth
Bergner spielte die Hauptrolle.
25. Januar
Von einem Gericht in Istanbul wurden 30 türkische
Kommunisten zu Haftstrafen zwischen einem Monat und
vier Monaten verurteilt. Die unerwartet milden
Urteile wurden vom Publikum im Gericht mit Beifall
bedacht.
25. Januar
Die Uraufführung des Films „Alraune“ von Henrik
Galeen fand in Berlin statt. Der Film handelte von
einem Mädchen, das durch künstliche Befruchtung
einer Prostituierten mit dem Samen eines Mörders
gezeugt wurde. Die Hauptrolle spielte Brigitte Helm.
26. Januar
Per Gerichtsentscheid wurde dem Malik-Verlag
untersagte, das Bild des Kronprinzen Sohnes Wilhelm
auf dem Umschlag des Buches „Harry Domela, der
falsche Prinz“ abzudrucken.
27. Januar
In einer Mitteilung gab Reichspräsident Paul von
Hindenburg der Reichsregierung bekannt, dass er
„unter keinen Umständen sich bereit finden werde,
den zehnten Jahrestag der Novemberrevolution (9.
November 1928) irgendwie zu beachten“.
27. Januar
Laut einem Artikel der sowjetischen Tageszeitung
„Prawda“ widerriefen Gigori J. Sinowjew und Lew B.
Kamenew ihre Anschauungen. Sie waren im November
1927 aus der Kommunistischen Partei der Sowjetunion
(KPdSU) ausgeschlossen worden.
28. Januar
In mehreren Städten Schleswig-Holsteins
demonstrierten 140 000 Bauern gegen die
Reichsregierung. Sie warfen dieser vor, der
Verschuldung der deutschen Landwirtschaft tatenlos
zuzusehen. In Heide wurde ein Katalog mit
Forderungen verabschiedet.
28. Januar
Friedrich Wilhelm Freiher von Prittwitz und Gaffron,
der neue deutsche Botschafter in den USA,
überreichte in Washington sein
Beglaubigungsschreiben. Sein Vorgänger, Ago Freiherr
von Maltzan, war am 23. September 1927 bei einem
Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.
29. Januar
In Mecklenburg-Strelitz fanden Landtagswahlen statt.
Die SPD erhielt 13 der 35 Sitze (bisher 12) und
blieb damit stärkste Partei. Die rechtsgerichtete
Deutschnationale Volkspartei (DNVP) verlor zwei
Mandate und verfüge künftig über acht
Abgeordnetensitze im Landtag.
29. Januar
Bei einem Besuch des litauischen Ministerpräsidenten
Augustin Voldemaras in Berlin wurde ein
deutsch-litauischer Schiedsvertrag unterzeichnet.
30. Januar
Reichsaußenminister Gustav Stresemann sprach sich in
einer Rede vor dem Reichstag dafür aus, die
Verständigungspolitik gegenüber Frankreich
fortzusetzen.
30. Januar
Um gegen eine neue Besteuerung zu protestieren,
traten in der spanischen Stadt Barcelona 45 000
Arbeiter in den Streik. Bisher waren sie als
Tagelöhner von allen direkten Steuern befreit.
31. Januar
Der preußische Kultusminister Carl Heinrich Becker
weihte die Erweiterungsbauten der Königsberger
Universität feierlich ein.
Februar 1928
März 1928
April 1928
1. April
In Argentinien gewann der Kandidat des
Mittelstandes, Hipolito Irigoyen, die
Präsidentschaftswahlen und wurde Nachfolger von
Marcelo Torcuato de Alvear.
1. April
In Deutschen Reich gab es 2,23 Millionen
Rundfunkteilnehmer. Im internationalen Vergleich lag
das Deutsche Reich hinter den USA und Großbritannien
auf Platz drei.
2. April
Das Schloss „Achilleion“ auf der Insel Korfu, das im
Jahre 1890 für Kaiserin Elisabeth von Österreich
(Sissi) erbaut worden war, wurde von der
griechischen Regierung gekauft.
2. April
In Berlin fand die deutsche Erstaufführung des neuen
Films des sowjetischen Meisterregisseurs Sergei M.
Eisenstein, „Oktober“ unter dem Titel „Zehn Tage,
die die Welt erschütterten“ statt.
3. April
Die Tarifverhandlungen im Ruhrbergbau begannen. Die
Gewerkschaften forderten eine Lohnerhöhung um 1,50
Reichsmark pro Schicht.
5. April
In Hamburg wählte die Bürgerschaft den neuen Senat,
dem Abgeordnete der SPD, der DDP und der DVP
angehörten. DDP-Politiker Carl Petersen blieb
Regierender Bürgermeister.
5. April
Seit dem 4. April fand in Kiel der erste
deutsch-dänische Friedenstag statt. Auf deutscher
Seite wurde er von Friedensnobelpreisträger Ludwig
Quidde geleitet. Die Teilnehmer der Tagung
bekräftigten ihre Absicht, zur Verständigung
zwischen den Nachbarvölkern beizutragen.
6. April
In Berlin führten Reichsaußenminister Gustav
Stresemann und der stellvertretende sowjetische
Volkskommissar des Äußeren, Maxim M. Litwinow,
Gespräche über die Beziehungen zwischen den beiden
Staaten.
6. April
In Nürnberg wurde der 400. Todestag des deutschen
Malers Albrecht Dürer festlich begangen.
7. April
In Caracas, der Hauptstadt von Venezuela, wurde eine
von Studenten angeführte Revolte von
regierungstreuen Truppen blutig niedergeschlagen.
8. April
Das türkische Parlament verabschiedete eine
Verfassungsänderung, mit der alle Hinweise auf den
Islam aus der Verfassung gestrichen wurden.
8. April
Die „Vossische Zeitung“ veröffentlichte Antworten
auf eine Umfrage: „Was die deutsche Wirtschaft von
Amerika lernen kann“.
9. April
In Berlin wurde der Lenin Bund gegründet, dem
Kommunisten angehörten, die 1926 wegen
„Linksabweichung“ aus der KPD ausgeschlossen worden
waren, darunter Ruth Fischer und Arkadij Maslow.
9. April
Helene Langes 80. Geburtstag war Anlass für die
Presse, des Lebenswerks der Pädagogin und
Frauenrechtlerin in Artikeln zu gedenken.
10. April
Das Stück „Konjunktur“ von Leo Lania/Kurt Weill
hatte seine Uraufführung im Lessingtheater in
Berlin, das der Regisseur und Intendant Erwin
Piscator am 1. März übernommen hatten.
10. April
In einem Hamburger Zirkus stellte der deutsche
Dauerschwimmer Otto Kemmerich einen Weltrekord auf.
Er blieb 46 Stunden im Wasser. Kemmerich war während
des Schwimmens wiederholt eingeschlafen und hatte
die Orientierung verloren. Die Ärzte bezeichneten
seinen Zustand nach Beendigung des Unternehmens als
gut.
11. April
In Syrien, das als Völkerbundsmandat unter
französischer Verwaltung stand, fanden Wahlen zur
verfassungsgebenden Versammlung statt. Nach ruhigem
Verlauf der Wahlen gingen die gemäßigten
Nationalisten daraus als Sieger hervor.
11. April
Die musikalische Komödie „200 000“, die vom
jüdisch-akademischen Theater aus Moskau aufgeführt
wurde, hatte Premiere im Berliner Theater des
Westens. Damit startete eine mehrwöchige
Europatournee.
13. April
Die US-Regierung informierte die Großmächte
Großbritannien, Japan, Italien und das Deutsche
Reich offiziell über den Plan, einen
Kriegsächtungspakt zu schließe.
13. April
Den deutschen Piloten Hermann Köhl und Günther
Ehrenfried Freiherr von Hünefeld sowie dem irischen
Flieger James C. Fitzmaurice gelang die erste
Überfliegung des Atlantiks in Ost-West-Richtung.
14. April
Reichsaußenminister Gustav Stresemann gab für den
britischen Minister für Indien, Frederick Edwin
Smith Earl of Birkenhead, der sich seit dem 12.
April zu einem privaten Besuch in Berlin aufhielt,
ein Frühstück Der konservative Birkenhead galt als
profilierter Befürworter der deutsch-britischen
Verständigung.
14. April
Das Stück „Der letzte Kaiser“ von Jean Richard Bloch
hatte seine Uraufführung am Theater am
Nollendorferplatz in Berlin.
15. April
In Leipzig wurde die Oper „Frühlings Erwachen“ von
Max Ettinger nach dem gleichnamigen Stück von Franz
Wedekind erstmals aufgeführt.
15. April
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewann ein
Länderspiel gegen die Schweiz in Bern mit 3:2.
16. April
Reichsinnenminister Walter von Keudell (DNVP)
ersuchte die Regierungen der Länder um ein Verbot
des Roten Frontkämpferbundes, einer der KPD
nahestehenden Organisation.
16. April
Vier Nationalsozialisten, die am 20. März 1927 an
einem Überfall auf Kommunisten im Bahnhof von
Berlin-Lichterfelde teilgenommen hatten, wurden in
Berlin zu Haftstrafen zwischen zwei Monaten und
zweieinhalb Jahren verurteilt. Zwei Angeklagte
wurden freigesprochen.
17. April
Mit 192 gegen 119 Stimmen lehnte das britische
Unterhaus den Antrag, die Todesstrafe bei
Fahnenflucht aufzuheben, ebenso ab wie ein Verbot
des Einsatzes von Truppen gegen die Zivilbevölkerung
im Falle eines Aufstandes.
17. April
In einer Berufungsverhandlung in Berlin wurde der
Publizist Carl von Ossietzky zu einer Geldstrafe von
600 Reichsmark und der Journalist Berthold Jacob
(eigentlich Berthold Salomon) zu einer Strafe von
1000 Reichsmark verurteilt. Den Angeklagten wurde
Beleidigung der Reichswehr zur Last gelegt.
18. April
In Berlin sprach sich Präsidiumsmitglied und
Ex-Reichswirtschaftsminister Eduard Hamm auf der
Jahrestagung des Industrie- und Handelstages für
eine Verwaltungsreform zur Senkung der
Steuerbelastung aus.
18. April
Das ehemals regierende Herrscherhaus der
Wittelsbacher forderte vom bayerischen Staat weitere
40 Millionen Reichsmark an Abfindung und 20
Millionen Reichsmark für die Überlassung von
Mobiliar im Rahmen der Entschädigung für die
Fürstenenteignung nach Ausrufung der Republik 1918.
19. April
Die Interalliierte Rheinlandkommission billigte,
dass die Stadt Höchst, die zum besetzten Gebiet
gehört, Frankfurt am Mein eingemeindet wird.
19. April
Im Deutschen Reich fiel die Entscheidung über die
Einführung eines einheitlichen Autokennzeichens.
20. April
Die französische Regierung unterbreitete in Tokio,
Rom, London und Berlin ihre Vorstellungen über den
geplanten Kriegsächtungspakt.
20. April
Der Christliche Volksdienst wurde gegründet. Die
Partei wollte in den süddeutschen Ländern die
Interessen der evangelischen Minderheit vertreten.
21. April
Gegen den Antrag von Reichsinnenminister Walter
Keudell, den Roten Frontkämpferbund zu verbieten,
legten alle Länder mit Ausnahme von Bayern und
Württemberg beim Staatsgerichtshof zum Schutz der
Republik Beschwerde ein.
21. April
81 Jahre nach der Uraufführung in Florenz wurde die
Oper „Macbeth“ von Guiseppe Verdi in Dresden in
deutscher Erstaufführung gezeigt.
23. April
Reichsarbeitsminister Heinrich Brauns (Zentrum)
erklärte den Schiedsspruch im Ruhrbergbau, der
Lohnerhöhungen um acht Prozent vorsah, für
verbindlich.
23. April
Die Reederei Norddeutscher Lloyd teilte mit, dass
die Einwanderungsquote der USA bestehen blieb.
Demnach konnten vom 1. Juli 1928 bis zum 30. Juni
1929 höchstens 51 227 Deutsche in die USA
einwandern.
24. April
Heinrich Himmler wurde stellvertretender
Reichsführer der SS bei der NSDAP.
24. April
Die deutsche Abteilung des Weltkirchenbundes
richtete von Heidelberg aus einen Appell zur
allseitigen Abrüstung an die Großmächte.
25. April
Im Bürgerbräukeller in München wurde eine
Wahlversammlung von Reichsaußenminister Gustav
Stresemann, der für die DVP in Bayern zu den
Reichstagswahlen am 20. Mai kandidiert, von
Nationalsozialisten gestört.
25. April
Die I.G. Farben gab auf ihrer Generalversammlung
bekannt, dass sie im Geschäftsjahr 1927 einen
Nettogewinn vom 100 Millionen Reichsmark erzielt
hatte und eine Dividende von 12 Prozent an ihre
Aktionäre zahlen würde.
26. April
In Wien wurde der ehemalige ungarische
Volkskommissar Bela Kun, der 1920 wegen politischer
Agitation aus Österreich ausgewiesen worden war,
verhaftet.
26. April
Die ersten Pullmanwagen für die Reichsbahn, die auf
der Strecke Niederlande-Schweiz eingesetzt werden
sollten, absolvierten eine Probefahrt.
27. April
Die Reichsregierung begrüßte die Initiative zum
Abschluss eines Kriegsächtungspakts.
27. April
Bei der Umbildung des Kabinetts in Portugal wurde
Antonio de Oliveira Salazar zum Finanzminister
ernannt.
28. April
Joseph Goebbels, „Gauleiter“ der NSDAP für
Berlin-Brandenburg, wurde in Berlin wegen
Beleidigung zu zwei Wochen Haft verurteilt.
28. April
Die Berliner Staatsoper „Unter den Linden“ wurde
nach zweijährigem Umbau wiedereröffnet.
29. April
Bei den Landtagswahlen in Schaumburg-Lippe
erreichten die Sozialdemokraten die absolute
Mehrheit.
29. April
In Paris fand der zweite Wahlgang der Wahlen zur
Deputiertenkammer, der ersten Kammer der
französischen Nationalversammlung, statt. Die
Parteien der Mitte erhielten eine Mehrheit.
30. April
Der „Gauleiter“ der NSDAP in Berlin-Brandenburg,
Joseph Goebbels, erläuterte in einem Artikel der von
ihm herausgegebenen Zeitschrift „Angriff“, wie die
Nationalsozialisten auf legalem Wege (über das
Parlament) die Macht im Deutschen Reich zu
übernehmen beabsichtigten.
30. April
Vier britische Kriegsschiffe liefen von Malta in
Richtung Ägypten aus, um das Ultimatum der Regierung
vom 29. April zu unterstreichen.
Mai 1928
1. Mai
Die ägyptische Regierung akzeptierte ein britisches
Ultimatum und nahm einen Gesetzentwurf zur
Ausweitung des Demonstrations- und
Versammlungsrechts zurück.
1. Mai
In Berlin beteiligten sich rund 500 000 Menschen an
den Aufmärschen der Gewerkschaften zum Maifeiertag.
Der preußische Ministerpräsident Otto Braun (SPD)
hielt eine Rundfunkrede zum Thema „Die Ideenwelt der
1. Mai“.
2. Mai
Der Antrag von Reichsinnenminister Walter von
Keudell (DNVP), den Roten Frontkämpferbund, eine der
KPD nahestehende Organisation, zu verbieten, wurde
vom Reichsgericht in Berlin abgelehnt.
2. Mai
Die französische Regierung unter Ministerpräsident
Raymond Poincaré erklärte, sie sehe im Ergebnis der
Parlamentswahlen eine Bestätigung ihrer Politik und
beabsichtige, weiter im Amt zu bleiben.
3. Mai
Ein Zug von etwa 200 Personen, überwiegend
Arbeitslose, startete von Wien aus zu einem
Fußmarsch nach Äthiopien. Der Führer der Sekte,
Peter Waller, wollte dort das Reich Mora gründen.
Das Unternehmen scheiterte Anfang Juni, da der Zug
wegen Passproblemen nicht die italienische Grenze
überschreiten durfte.
3. Mai
Der ehemalige ungarische Volkskommissar für
Unterricht, Georg Lukacs, wurde in Wien verhaftet,
nachdem er sich freiwillig der Polizei gestellt
hatte. Lukacs unterhielt Verbindungen zu dem in
Österreich gesuchten ungarischen Kommunisten Bela
Kun.
4. Mai
Die Sowjetunion reagierte scharf auf ein
missglücktes Attentat auf einen sowjetischen
Diplomaten in Warschau.
4. Mai
König Aman Ullah von
Afghanistan traf zu einem
Besuch der Sowjetunion in Moskau ein. „Wir begrüßen
den Vertreter und das Oberhaupt eines Staates, mit
welchen der Sowjetstaat durch die Bande enge
Freundschaft verbunden ist“, hieß es in der
parteiamtlichen „Prawda“.
5. Mai
Reichsaußenminister Gustav Stresemann und der
US-Botschafter in Berlin, Jacob Gould Schurman,
wurden mit der Ehrendoktorwürde der Universität
Heidelberg ausgezeichnet.
5. Mai
Zwischen dem Deutschen Reich und den USA wurde ein
Schiedsvertrag geschlossen, mit dem ein Verfahren
zur friedlichen Beilegung von bilateralen Konflikten
vereinbart wurde.
6. Mai
Die Fußball-Nationalmannschaft der Schweiz besiegte
die Niederlande in einem Länderspiel in Basel mit
2:1.
6. Mai
Der deutsche Kugelstoßer Emil Hirschfeld stellte bei
einem Trainingskurs in Ettlingen mit 15,79 m einen
Weltrekord auf.
7. Mai
Die Landsgemeinde des schweizerischen Kantons Uri
beschloss, Abstimmungen über Gesetze und die Wahl
der Behörden nicht länger, wie seit etwa 500 Jahren
üblich, unter freiem Himmel, sondern per
Urnenabstimmung durchzuführen.
7. Mai
Die britischen Frauen erhielten das aktive und
passive Wahlrecht nach Vollendung des 21.
Lebensjahres und wurden damit den Männern
gleichgestellt.
8. Mai
Die brasilianische Regierung lehnte ein Angebot des
Völkerbundes auf Wiedereintritt ab. Brasilien hatte
den Völkerbund 1926, ebenso wie Spanien, verlassen,
weil es infolge des Beitritts des Deutschen Reichs
keine Aussicht auf einen ständigen Sitz im
Völkerbundsrat hatte.
8. Mai
In Italien wurden die katholischen
Pfadfinderverbände von der faschistischen Regierung
aufgelöst.
9. Mai
Jose Particio Guggiari, der Kandidat der Liberalen,
wurde zum Staatspräsidenten von Paraguay gewählt. Er
trat sein Amt am 15. August an.
10. Mai
Die Uraufführung des Stücks „Heroische
Leidenschaften“ von Erwin Guido Kolbenheyer, ein
Beispiel völkischen Theaters, fand in Düsseldorf
statt.
10. Mai
Der Kapitän der niederländischen
Fußball-Nationalmannschaft, Harry Denis, wurde zum
Sprecher des Eids bei den Olympischen Spielen in
Amsterdam gewählt.
11. Mai
In New York wurde das erste Fernsehprogramm mit
einem regulären Zeitplan ausgestrahlt. Es wurde an
Dienstagen, Donnerstagen und Freitagen jeweils eine
halbe Stunde lang gesendet.
11. Mai
Richard Strebinger, der am 26. November 1927 ein
missglücktes Attentat auf den Wiener Bürgermeister
Karl Seitz unternommen hatte, wurde in Wien zu zwei
Jahren Kerker verurteilt.
12. Mai
In Italien wurde ein neues Wahlgesetz verabschiedet.
Die 400 Abgeordneten des Parlaments wurden künftig
nach Vorschlägen der korporativen Kammern vom
Faschistischen Großrat ausgewählt und auf eine
Einheitsliste gesetzt, die vom Wähler nur insgesamt
bestätigt oder abgelehnt werden konnte.
12. Mai
Die internationale Presseausstellung „Pressa“, die
größte Schau ihrer Art, wurde in Köln eröffnet.
13. Mai
Ulrich Carl Christian Graf von Brockdorff-Rantzau,
stattete den im Zusammenhang mit dem
Schachty-Prozess inhaftierten deutschen Ingenieuren
einen Besuch ab.
14. Mai
Ein ärztliches Bulletin berichtete über eine
Erkrankung von Reichsaußenminister Gustav
Stresemann.
14. Mai
In Genf wurde der Schweizer Völkerrechtslehrer Max
Huber zum neuen Präsidenten des Roten Kreuzes
ernannt. Er wurde somit Nachfolger des kürzlich
verstorbenen Gustave Ador.
15. Mai
Im Rahmen der „Pressa“ wurde der drahtlose
Fernsprechverkehr zwischen dem Deutschen Reich und
Argentinien aufgenommen. Das erste Gespräch führte
der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer.
15. Mai
Der totgeglaubte deutsche Innerasien-Forscher
Wilhelm Filchner, der 1926 zu einer Expedition
aufgebrochen war, meldete aus Tibet, dass er sein
umfangreiches Arbeitsprogramm zur Erforschung
unbekannter Gebiete Tibets erfolgreich abgeschlossen
habe.
16. Mai
General Tschang Tso-li verließ vorübergehend Peking,
das u. a. von den anrückenden Truppen des
Kuomintang-Militärführers Chiang Kai-shek bedroht
wurde.
16. Mai
Die Dachorganisation aller Filmschaffenden Künstler
des Deutschen Reiches wurde in Berlin gegründet, die
u.a. die Interessen der in der Filmindustrie
Beschäftigten gegenüber den Filmkonzernen vertreten
wollte.
18. Mai
Zur Besprechung von Fragen der internationalen
Beziehungen traf der tschechische Außenminister
Eduard Bene in Berlin ein. Wegen der schweren
Erkrankung von Reichsaußenminister Gustav Stresemann
beriet Bene mit Staatssekretär Carl von Schubert.
18. Mai
In Moskau wurde der Schachty-Prozess eröffnet. Den
sowjetischen und deutschen Angeklagten wurde
Sabotage vorgeworfen.
21. Mai
Der ehemalige griechische Ministerpräsident
Eleftherios Weniselos, der sich 1924 aus der aktiven
Politik zurückgezogen hatte, erklärte in der Nacht
zum 21. Mai in Athen, er sehe sich angesichts der
innenpolitischen Situation in Griechenland
gezwungen, wieder in die Politik zurückzukehren und
die Leitung der liberalen Partei zu übernehmen.
21. Mai
In London wurde bekannt, dass Mahatma Gandhi, der
sich seit einiger Zeit ins Privatleben zurückgezogen
hatte, wieder aktiv politisch tätig zu werden
beabsichtigte. Gandhi wollte sich für die Versöhnung
zwischen Hindus und Moslems in Indien einsetzen.
22. Mai
Der Reichsverband der Automobilindustrie forderte
die Bevölkerung auf, deutsche Fabrikate zu kaufen.
19,8 Prozent der Personenkraftwagen im Deutschen
Reich lieferten ausländische Unternehmen.
25. Mai
In
Litauen wurde eine autoritäre Verfassung
verabschiedet, die dem diktatorisch regierenden
Staatpräsidenten Antanas Smetona die Macht sicherte.
25. Mai
Das Luftschiff „Italia“ mit dem italienischen
General Umberto Nobile an Bord stürzte bei einer
Nordpolfahrt ab.
26. Mai
In Ankara wurde der türkisch-afghanische
Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Die beiden
Staaten sicherten sich gegenseitige Unterstützung im
Falle eines Verteidigungskrieges zu.
26. Mai
Die japanische Regierung erklärte ihre Bereitschaft,
sich an einen internationalen Pakt zur Ächtung des
Krieges zu beteiligen.
27. Mai
In ihrer Pfingstausgabe veröffentlichte die
„Vossische Zeitung“ eine Umfrage: „Die moderne Frau
im Urteil des Mannes“. Die Mehrheit sprach sich für
eine Berufstätigkeit der Frau aus.
28. Mai
Joseph Goebbels, Mitglied der NSDAP-Fraktion im
Reichstag, erklärte in einem Artikel in der
Zeitschrift „Angriff“, er sehe sich durch seine
Rolle als Abgeordneter nicht an die
parlamentarischen Spielregeln gebunden.
28. Mai
Seit dem 26. Mai fand in Berlin ein Reichstreffen
des Roten Frontkämpferbundes, eines der KPD
nahestehenden Verbandes, mit 50 000 auswärtigen
Teilnehmern statt. Im Verlauf des Treffens kam es
vereinzelt zu Zusammenstößen mit der Polizei.
29. Mai
Bei der „Pressa“ in Köln wurde ein erstes
telefonisches Funkgespräch mit Niederländisch-Indien
geführt.
30. Mai
Der italienische Ministerpräsident und Duce Benito
Mussolini und der türkische Botschafter in Rom, Suad
Bei, unterzeichneten im Palaazo Chigi einen
Neutralitäts-, Vergleichs- und Schiedsvertrag. Sie
verpflichteten sich, keinem politischen und
wirtschaftlichen Bündnis beizutreten, das gegen den
jeweils anderen Vertragspartner gerichtet war.
30. Mai
Louis Mayer aus den USA auf Miller gewann das
Automobil-Langstreckenrennen in Indianapolis in den
USA mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 160,1
km/h.
31. Mai
Die neue südafrikanische Flagge, die den Union Jack
nur als kleines Emblem neben anderen enthält, wurde
in Großbritannien am Union Day erstmals auf
öffentlichen Gebäuden gehisst.
31. Mai
Reichspräsident Paul von Hindenburg empfing den
Reichstagspräsidenten Paul Löbe, um erste Gespräche
über eine mögliche Regierungsbildung nach den
Reichstagswahlen vom 20. Mai zu führen.
Juni 1928
1. Juni
In Südtirol wurde von der italienischen Regierung
die stufenweise Einführung des Religionsunterrichts
in italienischer Sprache angeordnet. Bisher war für
dieses Fach noch die deutsche Sprache geduldet
worden, während in allen anderen Fächern von der 5.
Klasse an italienische gesprochen wurde.
1. Juni
Im Deutschen Reich sollte die Zusammenlegung von 887
Arbeitsnachweisstellen zu 363 Arbeitsämtern die
Voraussetzung für eine bessere Vermittlung
Arbeitsloser dienen.
2. Juni
In München wurde der nationalsozialistische
Politiker Julius Streicher seines Dienstes als
Lehrer enthoben. Streicher war, als er im
Zusammenhang mit dem Hitler-Putsch 1923 dem
Unterricht fernblieb, suspendiert worden. Die nun
vollzogene Amtsenthebung erfolgte unter Zubilligung
einer Pension.
2. Juni
Die italienischen Piloten Arturo Ferrarin und Majar
del Prete stellten mit 58:30 Stunden einen Dauerflug
Weltrekord auf. Sie waren am 31. Mai vom römischen
Flugfeld Monte Celio gestartet.
3. Juni
Der rechtsgerichtete paramilitärische Verband
Stahlhelm hielt in Hamburg einen Frontsoldatentag
ab. Von dem Bundesführer der Organisation, Franz
Seldte, wurde in der Innenstadt eine Parade
abgenommen.
3. Juni
Erstmals seit 15 Jahren fand in Deutschen Reich in
Berlin wieder ein Bergmannstag statt.
Reichspräsident Paul von Hindenburg schickte ein
Grußtelegramm.
5. Juni
Der Antrag der Reichsbahn auf Erhöhung der
Beförderungstarife wurde von der Reichsregierung
zunächst einstimmig zurückgewiesen.
5. Juni
Der hessische Landtag beschloss, das ehemals bis zur
Novemberrevolution 1918 regierende Fürstenhaus mit
neun Millionen Reichsmark für das dem Staat
übereignete Gebiet zu entschädigen.
6. Juni
Die Lufthansa eröffnete die Fluglinie
Berlin-Danzig-Königsberg-Tallin-Leningrad. Die
Flugzeit betrug 14 Stunden.
6. Juni
Gegen den Widerstand der SPD Linken fasste der
sozialdemokratische Parteiausschuss den Beschluss,
sich nach dem Wahlerfolg vom 20. Mai an der
Reichsregierung in führender Position zu beteiligen
und die Regierungsbildung in die Hand zu nehmen.
7. Juni
Parker Gilbert, der als Reparationsagent für die
Überwachung der Reparationszahlungen des Deutschen
Reichs an die Siegermächte des Weltkriegs zuständig
war, legte einen positiven Zwischenbericht vor. Das
Deutsche Reich war seinen Verpflichtungen
nachgekommen.
7. Juni
General Tschang Tso-lin, der Führer der chinesischen
Nordarmee, starb an den Verletzungen infolge eines
Anschlags, der am 4. Juni von japanischer Seite auf
ihn verübt worden war.
8. Juni
Die nationalrevolutionären, von Tschiang Kai-schek
geführten Kuomintang-Truppen eroberten Peking.
8. Juni
Bei der Eröffnung des neu gewählten preußischen
Landtags kam es nach Ablehnung eines kommunistischen
Antrags in Berlin zu einer Prügelei unter den
Abgeordneten.
9. Juni
Die Spitzenvertreter der Parteien wurden von
Reichspräsident Paul von Hindenburg zu Gesprächen
über die Regierungsbildung empfangen.
9. Juni
In Breslau fand die Uraufführung der Operette „Die
singende Venus“ des deutschen Komponisten Eduard
Künneke statt.
10. Juni
Bei einem Eisenbahnunglück in Nürnberg starben 24
Menschen und 20 wurden verletzt.
10. Juni
Nachdem Max Schmeling wegen einer USA-Reise auf die
Verteidigung seines Titels verzichtet hatte, schlug
Ludwig Haymann Franz Diener durch Aufgabe in der
siebten Runde in Dortmund und wurde Deutscher
Meister im Schwergewichtsboxen.
11. Juni
Die Reichstagsfraktion der SPD erteilte Hermann
Müller den Auftrag, das Angebot des
Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zur
Regierungsbildung anzunehmen.
13. Juni
Der am 20. Mai neu gewählte Reichstag kam in Berlin
zur ersten Sitzung zusammen.
13. Juni
Der Verein Deutscher Stahlindustrieller stellte
einen Forderungskatalog an die Reichsregierung auf,
der u. a. eine Senkung der
Sozialversicherungsbeiträge und eine Ausschaltung
staatlicher Organe bei Tarifverhandlungen enthielt.
15. Juni
Reichsaußenminister Gustav Stresemann fuhr wegen
seiner Erkrankung zu einem Kuraufenthalt nach
Bühlerhöhe im Schwarzwald.
15. Juni
Der Sejm nahm den Staatshaushalt mit 219 gegen 53
Stimmen an. Ministerpräsident Josef Klemens
Pilsudski konnte sich, obwohl seine Partei nicht
über die Majorität der Mandate verfügte, auf
wechselnde Mehrheiten im polnischen Parlament
stützen.
16. Juni
Der schwedische König Gustav V. Wurde 70 Jahre alt.
Die Bevölkerung hatte für ihn ein Geldgeschenk von
4,7 Millionen Kronen (5,27 Millionen Reichsmark)
gesammelt, das dieser einem Krebsfonds zur Verfügung
stellte.
16. Juni
In Hannover wurde das erste Deutsche
Arbeiter-Sängerbundfest, das bis zum 18. Juni
dauerte, eröffnet. 40 000 Chorsänger, eine Vielzahl
von Gesangssolisten und drei Orchester nahmen an 57
Veranstaltungen aktiv teil.
17. Juni
Der Deutsche Ostbund tagte in Duisburg. Er lehnte
die Konstruktion des Freistaats Preußen und die
gesamte Grenzziehung im Osten des Deutschen Reiches
entschieden ab.
17. Juni
Die Automobilsportler Woolf Barnato aus
Großbritannien und Bernard Rubin aus Australien auf
Bentley gewannen das 24-Stunden-Rennen von Le Mans
mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 111,219
km/h.
18. Juni
Amelia Earhart überflog als erste Frau den Atlantik.
18. Juni
Der norwegische Polarforscher Roadl Asmundsen kam
bei einem Rettungsflug für den abgestürzten Umberto
Nobile ums Leben.
19. Juni
Der Redakteur Bruno Wolf wurde in Wien im
Gerichtssaal von seinem Kollegen und Widersacher
Oskar Pöffel mit drei Revolverschüssen getötet.
21. Juni
Auf Anfrage der SPD-Fraktion erklärte die
thüringische Landesregierung, dass sie an der
Todesstrafe festhalte. In Eisenach war kürzlich ein
1924 wegen Mordes zum Tode Verurteilter
freigesprochen und rehabilitiert worden.
21. Juni
Der bayerische Landtag trat in München zur ersten
Sitzung nach den Landtagswahlen am 20. Mai zusammen.
Die Deutschnationalen, die mit vier Abgeordneten
keine Fraktion mehr bilden, schlossen sich in einer
losen Arbeitsgemeinschaft dem Bayerischen Bauernbund
an.
22. Juni
Der SPD-Politiker Hermann Müller wurde von
Reichspräsident Paul von Hindenburg mit weiteren
Verhandlungen über die Regierungsbildung beauftragt.
22. Juni
Die Ozeanflieger Hermann Köhl, James C. Fitzmaurice
und Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld wurden
von der Reichsregierung feierlich empfangen.
23. Juni
Jacob Gould Schurman, der US-Botschafter in Berlin,
überreichte der Reichsregierung einen revidierten
Entwurf für den Kriegsächtungsvertrag. Die
US-Regierung legte den Vertragsentwurf zugleich 13
weiteren Staaten vor.
23. Juni
Bei einer Explosionskatastrophe in der belgischen
Stadt Brügge kamen acht Menschen ums Leben und 30
wurden zum Teil schwer verletzt.
24. Juni
Am sechsten Todestag des deutschen Politikers und
Industriellen Walther Rathenau, der einem Attentat
zum Opfer fiel, wurde in Berlin die
Walther-Rathenau-Gesellschaft gegründet.
24. Juni
Der totgeglaubte Asienforscher Wilhelm Filchner
kehrte von einer zweieinhalbjährigen
Expeditionsreise nach Tibet, China und Nordindien
ins Deutsche Reich zurück.
25. Juni
Der 26. internationale Friedenskongress der
pazifistischen Internationale, der bis zum 29. Juni
dauerte, wurde in Warschau eröffnet. Die
Friedensnobelpreisträger von 1927, Ludwig Quidde,
Deutsches Reich, und Ferdinand Buisson, Frankreich,
waren auf der Tagung anwesend.
25. Juni
Anlässlich der Stabilisierungsdebatte des
französischen Senats demonstrierten vor dem
Parlamentsgebäude in Paris mehrere hundert
Frauenrechtlerinnen für die Einführung des
Frauenwahlrechts. Der Senat hatte kürzlich selbst
einen Antrag, über das Stimmrecht für Frauen zu
debattieren, abgelehnt.
26. Juni
Franz Dinghofer (großdeutsch), der österreichische
Justizminister, trat nach Auseinandersetzungen über
die Auslieferung des ungarischen Revolutionärs Bela
Kun an Ungarn zurück.
26. Juni
Der sozialdemokratisch orientierte Arbeiter-Turn-
und Sportbund beschloss auf der Bundestagung in
Leipzig mit 168 gegen 66 Stimmen, künftig keine
Beziehungen mehr zur KPD und ihr nahestehenden
Organisationen zu unterhalten.
27. Juni
Muhammad Mahmud Pascha wurde neuer Ministerpräsident
von Ägypten und wurde somit Nachfolger von Mustafa
Nahhas Pascha, der am 25. Juni wegen eines
Bestechungsskandals zurückgetreten war.
27. Juni
Wegen Angriffen auf das herrschende politische
System in Ungarn wurde Baron Ludwig Hatvany in
Budapest in letzter Instanz zu eineinhalb Jahren
Gefängnis und 150 000 Pengö (109 000 Reichsmark)
Geldstrafe verurteilt. Gegenüber den Urteilen
vorheriger Instanzen bedeutete das eine erhebliche
Strafminderung.
28. Juni
Die neue Reichsregierung, eine große Koalition unter
dem Sozialdemokraten Hermann Müller als
Reichskanzler, wurde vereidigt. Gustav Stresemann
(DVP) blieb Außenminister.
28. Juni
Die griechische Regierung unter Ministerpräsident
Alexander Zaimis erklärte nach heftigen Angriffen
des Vorsitzenden der Liberalen Partei, Eleftherios
Weniselos, ihren Rücktritt. Sie blieb bis zum 4.
Juli geschäftsführend im Amt.
29. Juni
In La Sarraz in der Schweiz endete eine Tagung
international anerkannter Architekten, in deren
Verlauf die Gründung der Architektenvereinigung CIAM
stattfand.
30. Juni
Die Tagung der Saardeutschen, die in Heidelberg
eröffnet wurde und bis zum 1. Juli dauerte, stand
unter dem Motto „Vaterland, Saardeutschland ruft
Dich!“ Das Saargebiet stand seit 1920 unter
treuhänderischer Verwaltung des Völkerbunds.
30. Juni
Bis zum 7. Juli fand im Haag der zwölfte Kongress
des Weltverbands der Völkerbundsgesellschaften
statt. Im Mittelpunkt der Beratungen stand das
Problem nationaler Minderheiten.
Juli 1928
1. Juli
Der Gauleiter der NSDAP in Berlin-Brandenburg,
Joseph Goebbels, ernannte Reinhold Muchow zum
Organisationsleiter der Partei im Gau Groß-Berlin.
Muchow entwickelte einen neuen Organisationsplan,
der von der Zelle über die Straßenzelle und Sektion
zum Gau reicht.
1. Juli
Der am 29. Juni eröffnete erste öffentliche Kongress
der sozialistischen Partei seit Errichtung der
Rechtsdiktatur unter Miguel Prime de Rivera y
Orbaneja endete in Madrid. Die Delegierten sprachen
sich dafür aus, dass der Sozialist Francisco Largo
Caballero im Staatsrat verblieb. Er hatte die
Position trotz heftigen Widerstandes in der eigenen
Partei übernommen.
3. Juli
Reichskanzler Hermann Müller (SPD) nannte in seiner
Regierungserklärung folgende Ziele: Fortsetzung der
Politik der friedlichen Verständigung mit den
anderen Staaten, Bemühungen um eine vorzeitige
Räumung des Rheinlands und eine Lösung der
Reparationsfrage, Förderung der Wirtschaft und eine
Strafrechtsreform.
3. Juli
Die britische Zeitung „Manchester Guardian“
kritisierte, dass die Positionen im Sekretariat des
Völkerbundes zunehmend mit Berufsdiplomaten besetzt
wurden. Berufsdiplomaten verstanden sich, so die
Befürchtung, nicht in erster Linie als Beamte des
Völkerbundes, sondern als Vertreter ihrer Länder.
4. Juli
Ein orkanartiger Sturm richtete in Berlin und
Oberschlesien schwere Verwüstungen an.
4. Juli
Die Regierung des Königreichs der Serben, Kroaten
und Slowenen trat zurück. Die parteipolitische Krise
hatte sich seit dem Attentat im Parlament
verschärft.
5. Juli
Seit dem 1. Juli fand in Kopenhagen der zweite
internationale Kongress für Sexualreform statt. Der
Kongress, zu dessen Präsidenten der deutsche
Sexualforscher Magnus Hirschfeld gehörte, setzte
sich für eine Reform des Sexualstrafrechts ein. Die
Sexualreformer wendeten sich insbesondere gegen die
strafrechtliche Verfolgung der Homosexualität.
7. Juli
Im Rechtsstreit zwischen der Hansestadt Lübeck und
dem Land Mecklenburg um die Hoheits- und
Fischereirechte im südöstlichen Teil der Lübecker
Bucht entschied der Staatsgerichtshof zugunsten
Lübecks.
7. Juli
In Griechenland wurde das Wahlrecht geändert. Das
Mehrheitswahlrecht trat an die Stelle des bislang
geltenden Verhältniswahlrechts. Die Änderung ging
auf den Wunsch des neuen Ministerpräsidenten
Eleftherios Weniselos zurück.
9. Juli
Die preußische Flaggennotverordnung von 1927 wurde
von Staatsgerichtshof für unvereinbar mit der
preußischen Verfassung erklärt. Der Landtag hatte
anlässlich des Verfassungstags angeordnet, dass in
allen Gemeinden alle öffentlichen Gebäude stets mit
der in rechten Kreisen unbeliebten, Reichsflagge zu
beflaggen seien. Das Gericht ging davon aus, dass
eine Sonderverfügung für den Verfassungstag
ausgereicht hätte.
10. Juli
Fünf der elf Todesurteile, die im Moskauer
Schachty-Prozess gefällt worden waren, wurden
vollstreckt. Die anderen sechs Verurteilten wurden
zu jeweils zehn Jahren Gefängnis begnadigt.
11. Juli
Die sowjetischen Oppositionspolitiker Nikolai I.
Bucharin und Lew B. Kamenew erkundeten in einer
geheimen Unterredung die Möglichkeit zur Stärkung
der Opposition.
11. Juli
Die spanische Polizei deckte eine Verschwörung auf,
die ein Attentat auf König Alfons XIII. Plante.
12. Juli
In Berlin beschloss der Reichstag mit 210 gegen 188
Stimmen, die Lohnsteuer bis zu drei Reichsmark
monatlich bei einem jährlichen Einkommen bis zu 15
000 Reichsmark zu senken.
12. Juli
In Anwesenheit des italienischen Königs Viktor
Emanuel III. wurde in Bozen in Südtirol ein
Siegesdenkmal eingeweiht. Deutschsprachige
Südtiroler protestierten auf einer Gegenkundgebung
auf dem Berg Isel gegen das italienische Denkmal.
13. Juli
Ein Amnestiegesetz für politische Straftaten wurde
vom Reichstag in dritter Lesung angenommen. Auch der
Reichsrat erteilte seine Zustimmung.
13. Juli
In Baden-Baden wurde das Musikfest der Deutschen
Kammermusik, das bis zum 15. Juli dauerte, eröffnet.
Auf dem Programm stand u. a. Eine
Experimentalvorführung zum Thema Film und Musik.
14. Juli
Aus London wurde berichtet, dass islamische
Fundamentalisten in Afghanistan daran Anstoß
genommen hatten, dass die Königin und ihre Hofdamen
auf öffentlichen Veranstaltungen unverschleiert
erschienen waren.
14. Juli
Anlässlich des französischen Nationalfeiertags
(Sturm auf die Bastille 1789) erließ die
französische Regierung eine Amnestie für politische
Straftaten. Der Straf-Erlass galt nicht für
Kommunisten und rief deshalb heftige Kritik hervor.
15. Juli
Bei einem schweren Zugunglück auf dem Münchener
Hauptbahnhof starben zehn Menschen.
15. Juli
Rudolf Caracciola und Christian Werner gewannen auf
Mercedes-Benz den Großen Preis von Deutschland auf
dem Nürburgring.
16. Juli
Bei einem Besuch des belgischen Kronprinzen Leopold
und seiner Frau, Kronprinzessin Astrid, in Brügge
fanden Kundgebungen der Flamen zugunsten einer
Amnestie für alle von belgischen Kriegsgerichten
verurteilten alt-flämischen Aktivisten statt.
18. Juli
Aufgrund des Amnestiegesetzes kam der Kommunist Max
Hölz aus dem Zuchthaus Sonnenburg frei. Er war wegen
seiner Beteiligung an Revolten in Mitteldeutschland
und wegen Totschlags, der ihm jedoch nicht
nachgewiesen werden konnte, zu lebenslänglicher Haft
verurteilt worden.
18. Juli
Die Eisenbahnverbindung zwischen Pau in Frankreich
und Saragossa in Spanien wurde eingeweiht. Es
handelte sich um die erste direkte Verbindung von
Spanien nach Frankreich durch die Pyrenäen.
19. Juli
Der ägyptische König Fuad I. löste das Parlament für
die Dauer von drei Jahren auf. Die Mehrheit der
Wafd-Partei in der Kammer, die sich gegen die immer
noch bestehenden Hoheitsrechte Großbritannien in
Ägypten, das seit 1922 formal unabhängige Monarchie
war, und gegen den pro-britischen König wendete,
bildete den Hintergrund für den Staatsstreich.
19. Juli
Bis zum 19. August fanden die diesjährigen
Bayreuther Festspiele statt. Sie wurden mit einer
Aufführung der Oper „Tristan“ von Richard Wagner
eröffnet.
20. Juli
In London fand bis zum 1. August eine Weltkonferenz
für Geisteswissenschaftler statt. Sie beschäftigte
sich mit der von Rudolf Steiner begründeten
Anthroposophie.
20. Juli
Die „Vossische Zeitung“ berichtete, dass „Hitch
hiking“, Reisen per Anhalter, in den USA immer
beliebter wurde.
21. Juli
Gegen das diktatorische Regime von Präsident Antonio
Oscar Fragoso Carmona brach in Lissabon eine
Militärrevolte aus. Der Aufstand wurde innerhalb
weniger Tage niedergeschlagen.
22. Juli
Ein Denkmal für „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn
wurde auf der Jahnwiese in Köln eingeweiht.
23. Juli
Der britische Ministerpräsident Stanley Baldwin
lehnte die Einführung eines Schutzzolls für Eisen
und Stahl ab, die von konservativen
Parlamentsabgeordneten gefordert worden war.
23. Juli
Mithilfe einer Auslandsanleihe wollte das rumänische
Parlament die Währung des Landes stabilisieren.
24. Juli
Der Reichstagsabgeordnete Walther Lambach wurde von
der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) wegen
parteischädigendem Verhalten aus der Partei
ausgeschlossen. Lambach hatte öffentlich gefordert,
die DNVP, die sich zu monarchischen Grundsätzen
bekannte, sollte angesichts des Schwindens
monarchischer Einstellungen ihr Programm überdenken.
24. Juli
Die litauische Regierung beschwerte sich in einer
Note an den Völkerbund über die für August geplanten
Manöver der polnischen Armee im Wilna Gebiet an der
Demarkationslinie.
25. Juli
In Paris unterzeichneten Frankreich, Spanien,
Großbritannien und Italien ein neues Statut über die
unter internationaler Verwaltung stehende
Tanger-Zone in Nordafrika.
25. Juli
Die USA schlossen mit der Nakingregierung einen
Vertrag ab, der China ab dem 1. Januar 1929 die
Zollautonomie gewährte. Damit wurde der Prozess der
Anerkennung der Nankingregierung als Zentralgewalt
in China eingeleitet.
26. Juli
Die 18-jährige Lili Cappellini, die Tochter des
österreichischen Schriftstellers Arthur Schnitzler
und Frau eines italienischen Offiziers in der
faschistischen Miliz, nahm sich in Venedig das
Leben.
26. Juli
In einem Titelkampf in New York besiegte der
Boxschwergewichtsweltmeister Gene Tunney aus den USA
Tom Heeney aus Neuseeland in der elften Runde durch
technisches K.o.
27. Juli
Alexander II, der König der Serben, Kroaten und
Slowenen, billigte die Bildung eines neuen Kabinetts
unter Ministerpräsident Anton Korosec (Slowakische
Volkspartei). Das alte Kabinett war nach dem
Revolverattentat im Parlament am 4. Juli
zurückgetreten. Die innenpolitische Krise hielt an.
27. Juli
Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion rief dazu auf, gegen das Anwachsen
religiöser Strömungen aufzutreten.
28. Juli
Das deutsche und das österreichische Verkehrsrecht
wurde in entscheidenden Punkten aneinander
angeglichen.
28. Juli
Im Olympiastadion in Amsterdam wurden die IX.
Olympischen Sommerspiele eröffnet. Sie dauerten bis
zum 12. August. Erstmals seit 1912 nahmen wieder
deutsche Sportler teil.
29. Juli
Der Hamburger SV besiegte Hertha BSC Berlin im
Altonaer Stadion mit 5:2 und wurde Deutscher
Fußballmeister.
29. Juli
Der französische Automobilrennfahrer Louis Chiron
auf Bugatti gewann den Großen Preis von Spanien mit
einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 127,735 km/h.
30. Juli
Reichsaußenminister Gustav Stresemann traf bei einem
Ferienaufenthalt in Karlsbad den
tschechoslowakischen Präsidenten Toma Garrigue
Masaryk zu einer längeren Unterredung.
30. Juli
Der Film „Tanzstudent“ mit
Willy Fritsch in der
Hauptrolle wurde im Ufa-Theater am Kurfürstendamm in
Berlin uraufgeführt. Regie führte Johannes Guter.
31. Juli
Bei einem schweren Zugunglück in Dinkelsscherben bei
Augsburg starben 16 Menschen.
31. Juli
Am Haus Spiegelgasse 14, in dem der sowjetrussische
Revolutionär Wladimir I. Lenin während seines Exils
in der Schweiz wohnte, wurde von der Stadt Zürich
eine Gedenktafel an Lenins Aufenthalt angebracht.
August 1928
2. August
Bei einem Besuch des französischen Kultusministers
Edouard Herriot in Köln sprachen sich Herriot und
der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer für die
deutsch-französische Verständigung aus.
3. August
Im Nehru-Bericht forderten maßgebliche indische
Politiker eine neue Verfassung, die der britischen
Kolonie den Dominion-Status gewähren sollte.
3. August
Die neu gegründete Near East Development Company,
die Konzessionen für das Mosul-Öl bearbeitete,
übernahm 23,75 Prozent der Aktien der türkischen
Petroleum-Kompanie, der die Ausbeutung der
Konzessionen übertragen worden war.
4. August
Die Freie Stadt Danzig und Polen unterzeichneten
drei Abkommen über seit Jahren strittige Fragen.
Polen überließ das Munitionsbecken in der
Westerplatte dem Hafenausschuss zur wirtschaftlichen
Nutzung, polnische Kriegsschiffe dürften den
Danziger Hafen benutzen.
4. August
Auf der Insel Paleowek in Niederländisch-Indien
brach ein Vulkan aus, begleitet von einem Erdbeben.
Es starben mehr als 100 Menschen und sechs Dörfer
wurden zerstört.
5. August
In Brüssel fand bis zum 12. August der Kongress der
Sozialistischen Arbeiter Internationale (SAI) statt.
Die Delegierten setzten sich für die Abrüstung und
das Selbstbestimmungsrecht der Völker ein. In Ihrem
Schlussmanifest wendeten sie sich gegen „die
Diktatur des Kapitals und der politischen Despotie“.
5. August
Trotz eines Verbots führten Kommunisten in Paris
eine Antikriegsdemonstration durch. Zahlreiche
Teilnehmer wurden von der Polizei verhaftet. Bereits
am Vorabend, an dem die kommunistische Partei eine
Protestversammlung gegen das Verbot abhielt, hatte
die Polizei mehr als 1000 Verhaftungen vorgenommen.
6. August
Reichsaußenminister Gustav Stresemann erlitt einen
leichten Schlaganfall. Sein schon seit Jahren
schlechter Gesundheitszustand
(Schilddrüsenüberfunktion, häufige
Nierenentzündungen, Arterienverkalkung)
überschatteten seine politische Tätigkeit.
6. August
Der französische Lehrerverband verabschiedete eine
Resolution, die es als die Hauptaufgabe der Lehrer
bezeichnete, die Jugend zum Pazifismus zu erziehen.
7. August
Der französische Außenminister Aristide Briand lud
die Signaturstaaten des Briand-Kellogg-Pakts für den
27. August zur Unterzeichnung des
Kriegsächtungspakts nach Paris ein.
7. August
Reichspräsident Paul von Hindenburg traf in Kiel
ein, um den Beginn der Marinemanöver zu beobachten.
Im Verlauf der Übungen wurde erstmals das mit einer
modernen Fernsteuerung ausgerüstete Schiff
„Zahringen“ eingesetzt.
8. August
Die japanische Regierung erklärte, dass sie die von
der Nankingregierung vorgenommene einseitige
Aufhebung der chinesisch-japanischen Verträge von
1896 nicht akzeptiert. China antwortete am 16.
August, es sei bereit, die Kündigung zurückzuziehen,
und schlug vor, neue Verträge auf gleichberechtigter
Basis auszuhandeln.
8. August
In Konstantinopel (heute Istanbul) wurde ein Denkmal
für Staatspräsident Mustafa Kemal Pascha (später
Atatürk) eingeweiht.
9. August
Der italienische Ministerpräsident und Duce Benito
Mussolini empfing General Umberto Nobile.
9. August
Der britische Ministerpräsident Stanley Baldwin
appellierte an 10 000 Unternehmer, den Arbeitslosen
aus dem Bergbau und der Stahlindustrie Stellen in
ihren Betrieben zu verschaffen.
10. August
Das Reichskabinett beschloss, die Mittel für den Bau
des umstrittenen Panzerkreuzers A freizugeben. Die
SPD-Minister stimmten ebenfalls dafür, obwohl die
Sozialdemokraten den Wahlkampf mit Parolen gegen den
Panzerkreuzer geführt hatten.
10. August
Der neue britische Botschafter in Berlin, Sir Horace
Rumbold, überreichte Reichspräsident Paul von
Hindenburg sein Beglaubigungsschreiben.
11. August
In Berlin und anderen Städten des Deutschen Reiches
fanden Feiern zum Jahrestag der Unterzeichnung der
Weimarer Verfassung statt.
11. August
Die Republikanische Partei der USA bestätigte die
Nominierung von Handelsminister Herbert Clark Hoover
zu ihrem Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im
November.
13. August
Das Parlament des Königreichs der Serben, Kroaten
und Slowenen stimmte der Ratifizierung der 1925 mit
Italien geschlossenen Nettuno-Verträge zu, die den
Schifffahrts- und Eisenbahnverkehr im ehemaligen
Freistaat Fiume regelten.
13. August
In Berlin wurde die Tobis (Tonbildsyndikat AG)
gegründet, die eine entscheidende Rolle bei der
Einführung des Tonfilms spielte.
14. August
Die Sportlerinnen aus Großbritannien gewannen den in
London ausgetragenen ersten Dreiländerkampf zwischen
deutschen, britischen und französischen
Leichtathletinnen.
15. August
Der Passagierdampfer „Europa“ lief in Hamburg vom
Stapel. Er war eines der Schiffs-bautechnisch
modernsten deutschen Schiffe. Am 16. August taufte
Reichspräsident Paul von Hindenburg in Bremen das
Schwesterschiff, die „Bremen“.
15. August
Der Schwede Erik Lundqvist stellte in Stockholm mit
71,01 m einen Weltrekord im
Speerwurf auf.
16. August
Zwischen den USA, Österreich, Polen und der
Tschechoslowakei wurden in Washington
Schiedsverträge zur friedlichen Beilegung von
Konflikten unterzeichnet.
16. August
Die Kommunistische Partei Deutschlands beschloss,
ein Volksbegehren gegen den Bau des umstrittenen
Panzerkreuzers A einzuleiten.
17. August
Das Deutsche Reich und die chinesische
Nankingregierung unterzeichneten einen Vertrag, der
beide Regierungen dazu verpflichtete, dem
Vertragspartner in Zollfragen Meistbegünstigung
einzuräumen.
17. August
In Ommen in den Niederlanden fand bis zum 26. August
der Weltkongress der Jugend für den Frieden statt.
Die Delegierten aus 31 Nationen forderten eine
vollständige Abrüstung und bezeichneten den
Imperialismus als größte Gefahr für den Weltfrieden.
18. August
Die Reichstagsfraktion und der Parteiausschuss der
Sozialdemokraten bedauerten die Zustimmung der
SPD-Minister zum Bau des Panzerkreuzers A, die
innerhalb der Partei auf heftige Kritik gestoßen
war, lehnten aber den von der sächsischen
Parteiorganisation geforderten Austritt der SPD aus
der Regierung ab.
18. August
In Berlin fand drei Tage lang ein Kongress des
Weltverbandes für religiös-liberales Judentum statt.
In den Reden wurde die Völker-versöhnende Rolle des
jüdischen Liberalismus gewürdigt.
19. August
Die Anhänger von Eleftherios Weniselos gewannen bei
den Kammerwahlen in Griechenland 140 der 250
Parlamentsmandate. Weniselos hatte erst am 4. Juli
ein neues Kabinett gebildet.
19. August
In Warschau löste die Polizei eine Sitzung des
Jugendverbandes der verbotenen Kommunistischen
Partei auf und verhaftete zehn Personen.
20. August
Der Postüberweisungsverkehr wurde zwischen dem
Deutschen Reich und Frankreich aufgenommen.
20. August
Der schwedische Reiter Ernst Hallberg auf Loko
gewann den Großen Preis von Aachen.
21. August
Der französische Haushalt für 1929 wurde öffentliche
bekannt gegeben. Ministerpräsident und
Finanzminister Raymond Poincaré hob hervor, dass die
angespannte Finanzlage Frankreichs bis zum Ende der
Legislaturperiode ausgeglichen sein würde.
21. August
Die saarländische Stadt St. Ingbert stand vor dem
Bankrott, weil die Sparkasse Millionenkredite an
nicht zahlungsfähige Betriebe vergeben hatte.
22. August
In Thüringen trat die Landesregierung zurück,
nachdem die Mitglieder der Deutschen Demokratischen
Partei bereits demissioniert waren. Die Demokraten
hatten sich auf ihrem letzten Parteikongress gegen
den zunehmenden Rechtskurs der Regierung
ausgesprochen. Der von Sozialdemokraten und
Kommunisten eingebrachte Antrag, den Landtag
aufzulösen, wurde am 23. August abgelehnt.
22. August
Die Demokratische Partei der USA bestätigte die
Nominierung von Alfred E. Smith, Gouverneur von New
York, zum Präsidentschaftskandidaten für die Wahl im
November.
23. August
In Berlin fand bis zum 28. August die XXV. Konferenz
der Interparlamentarischen Union statt. Die
Politiker befassten sich mit dem Schutz und den
Rechten von Minderheiten und beklagten den
schleppenden Gang der Genfer
Abrüstungsverhandlungen.
23. August
In Helsingfors schlossen Italien und Finnland einen
Freundschafts- und Schiedsvertrag.
24. August
In der Nähe des Bahnhofs Times Square in New York
entgleiste ein Zug der U-Bahn. Vier Wagen prallten
gegen die Tunnelwände und Pfeiler. Bei dem Unglück
starben 17 Menschen und über 100 wurden verletzt.
Die Fahrgäste gerieten in Panik. Die Unfallursache
war eine falsche Weichenstellung.
24. August
Bis zum 30. August fand in Prag der Kongress des
Weltbundes für internationale Freundschaftsarbeit
der Kirchen statt. Die Delegierten aus 31 Nationen
forderten alle Mitglieder des Völkerbundes auf, ihre
Armeen abzurüsten und ein internationales
Schiedsgericht anzuerkennen.
25. August
Das Verfahren gegen den Schriftsteller Johannes R.
Becher, dem wegen seines revolutionären
Antikriegsromans „Levisite“ Hochverrat vorgeworfen
worden war, wurde vom Reichsgericht aufgrund des im
Juli verabschiedeten Amnestiegesetzes eingestellt.
26. August
In Leipzig fand bis zu 1. September die Herbstmesse
mit 8000 Ausstellern statt. Im Mittelpunkt des
Interesses standen Plexiglas, PVC und
Wäscheschleudern.
26. August
Martha Norelius aus den USA schwamm in Wien die 400
m Freistil in 5:39,2 min und stellte damit einen
Weltrekord auf. Sie war nunmehr Weltrekordhalterin
über 200, 400, 800 und 1500 m Freistil.
28. August
Der Goethepreis für 1928 der Stadt Frankfurt wurde
an den elsässischen Urwaldarzt, Theologen,
Organisten und Schriftsteller Albert Schweitzer
verliehen.
28. August
Die Schweiz und der Iran unterzeichneten ein
vorläufiges Abkommen, das die Meistbegünstigung im
gegenseitigen Handel vorsah.
29. August
Das Deutsche Reich und die Schweiz unterzeichneten
ein Schiedsprotokoll, laut dem Konflikte zwischen
beiden Ländern vor den Ständigen Internationalen
Gerichtshof gebracht werden sollten, wenn keine
Einigung über ein Schiedsgericht zustande kam.
29. August
Der US-Außenminister Frank Billings Kellogg
verzichtete darauf, auf seiner Rückreise von Paris
in die USA Großbritannien zu besuchen. Die
US-amerikanischen-britischen Beziehungen waren seit
dem Flottenkompromiss zwischen Großbritannien und
Frankreich, dessen Inhalt noch nicht genau bekannt
war, angespannt. Die britisch-französische
Flottenvereinbarung wurde nie vertraglich
abgesichert.
September 1928
1. September
In Moskau fand seit dem 17. Juli der VI. Kongress
der Kommunistischen Internationale statt. Er
erklärte die Sozialdemokratie zum Hauptgegner in der
internationalen politischen Auseinandersetzung.
1. September
Der bisherige albanische Staats- und
Ministerpräsident Achmed Bey Zogu ließ sich zum
König von Albanien ausrufen. Neuer Ministerpräsident
wurde Kosta Kotta.
2. September
Der rechtsgerichtete Soldatenbund Stahlhelm
verkündete auf dem Brandenburger Gautag eine
„Hasstirade“ auf die Republik.
3. September
Vom 3. bis 7. September fand in Hamburg der 13.
Kongress des Allgemeinen Deutsche
Gewerkschaftsbundes statt. Er setzte sich für das
Konzept der Wirtschaftsdemokratie ein.
4. September
Die Regierung Bulgariens trat wegen internen
Spannungen im Kabinett zurück. Diese waren bezüglich
des Vorgehens gegenüber der Inneren Makedonischen
Revolutionären Organisation, die für Makedonien die
Autonomie forderte, aufgetreten. In dem Konflikt
mischten auch Frankreich, Großbritannien und Italien
mit, die unterschiedliche Minister unterstützten. Am
13. September rekonstituierte sich das Kabinett in
alter Zusammensetzung.
4. September
In München wurde der Grundstein für den Bibliotheks-
und Studienbau des Deutschen Museums gelegt.
5. September
In Magdeburg fand bis zum 9. September der 67.
Deutsche Katholikentag statt. Die Delegierten
forderten die Katholiken zur Mitarbeit am Staat auf.
5. September
Der Stummfilm „Prinzessin Olala“ nach der
gleichnamigen Operette von Jean Gilbert wurde im
Ufa-Theater am Kurfürstendamm in Berlin
uraufgeführt. Robert Land führte die Regie und
Carmen Boni und Marlene Dietrich spielten die
Hauptrollen.
6. September
Die sowjetische Regierung überreichte der
französischen Botschaft in Moskau ihre
Beitrittserklärung zum Briand-Kellogg-Pakt. Die
Sowjetunion war zur Erstunterzeichnung des
Kriegsächtungspaktes am 27. August nicht eingeladen
worden.
6. September
In Heidelberg tagte am 6. und 7. September der
Reichsstädtebund, der Zusammenschluss der deutschen
Klein- und Mittelstädte. Er protestierte gegen die
Gefährdung der kleineren und mittleren Städte, die
aus Eingemeindungsbestrebungen der Großstädte und
der Schaffung von Großkreisen folgte.
7. September
Vom 3. bis 26. September tagte in Genf die IX.
Völkerbundesversammlung. Reichskanzler Hermann
Müller hielt eine viel beachtete Rede zum Problem
der Abrüstung.
7. September
In Berlin wurde die 6. Internationale
Büroausstellung eröffnet, die bis zum 16. September
dauerte. Eine Fernschreibmaschine erregte großes
Aufsehen.
8. September
Reichspräsident Paul von Hindenburg besuchte Gut
Neudeck in Ostpreußen, das ihm deutsche
Wirtschaftskreise geschenkt hatten. Hindenburg hatte
es seinem Sohn Oskar überschrieben.
8. September
Die tschechoslowakische Regierung legte eine
Gesetzesnovelle vor, die den zweiten Feiertag an
Weihnachten, Ostern und Pfingsten, der 1925 zum
Arbeitstag erklärt wurde, wieder einführen sollte.
9. September
Vom 9. bis 11. September fand in Köln der deutsche
Bankierstag statt. Dabei wurde der Kapitalmangel der
deutschen Wirtschaft beklagt.
9. September
Das Berliner Theater zeigte zum Gedenken an den 100.
Geburtstag des russischen Dichters Leo N. Tolstoi
(*9. September 1828) sein Drama „Der lebende
Leichnam“.
10. September
Die Völkerbundesversammlung in Genf wählte während
ihre IX. Versammlung Spanien, den Iran und Venezuela
als neue nicht-ständige Mitglieder in den
Völkerbundsrat.
10. September
Der Stummfilm „Alt-Heidelberg“ von Ernst Lubitsch
wurde in Ufa-Palast am Nollendorfplatz in Berlin
uraufgeführt.
11. September
In Salzburg fand bis zum 15. September der Deutsche
Juristentag statt. Die Juristen sprachen sich für
Reformen aus, kritisierten, dass zu viele Gesetze
erlassen wurden und beklagten ein vermeintliches
Abstumpfen des Rechtsgefühls.
11. September
In Halle-Süd erkrankten zahlreiche Kinder aufgrund
der schwefelhaltigen Gase, die aus einer
Braunkohle-Schwefelanlage in Bruckdorf entwichen.
12. September
Wegen des Vorwurfs, die Diktatur von Miguel Primo de
Rivera Y Obaneja in Spanien, die am 13. September
fünf Jahre bestand, stürzen zu wollen, wurde mehr
als 3000 Oppositionelle aus liberalen,
republikanischen und kommunistischen Kreisen
verhaftet. Darunter waren frühere Abgeordnete und
Senatoren.
12. September
In den Terra-Lichtspielen am Berliner
Nollendorfplatz wurde der erste deutsche Tonfilm der
Tri-Ergon Musik Ag, der Kurzfilm „Ein Tag Film“
uraufgeführt.
14. September
Die österreichischen Sozialdemokraten befassten sich
auf ihrem Parteitag in Wien vor allem mit Fragen des
Mieterschutzes.
14. September
Eduard, Prinz von Wales, besichtigte während seines
Jagdaufenthaltes in Afrika die Cheopspyramide bei
Gizeh in Ägypten.
15. September
Zwischen Italien und dem Deutschen Reich entfiel der
Visumzwang. Zur Einreise genügte künftig ein
gültiger Pass. Deutsche brauchten bei Reisen
innerhalb Europas noch für Belgien, Frankreich,
Spanien, Polen, Litauen, Estland, Ungarn, Rumänien,
die Sowjetunion, Griechenland und Bulgarien ein
Visum.
15. September
Ein künstlicher Mensch, der sprechen und sich
bewegen konnte, „eröffnete“ in London eine
Modellausstellung für Maschinenbau.
17. September
Das Reichsinnenministerium ließ das von den
Kommunisten geforderte Volksbegehren zu, das den Bau
von Panzerschiffen und -kreuzern verbieten sollte.
17. September
Eine italienische Spionageorganisation, die in der
Schweiz lebende Italiener und Schweizer Bürger
überwachte und den italienischen Behörden regelmäßig
Bericht erstattet hatte, wurde von der Schweizer
Polizei im Tessin aufgedeckt. Auch aus Frankreich
war bekannt, dass dort im Exil lebende Italiener von
der italienischen faschistischen Regierung
beobachtet wurden.
18. September
Mit einem Großverneblungsversuch auf dem Flughafen
Böblingen bei Stuttgart wurde die Möglichkeit
getestet, Gebäude durch künstlichen Nebel vor
Fliegerangriffen zu schützen.
18. September
Der spanische Flieger Juan de la Cierva überflog mit
einem von ihm selbst konstruierten
Drehflügelflugzeug den Ärmelkanal.
19. September
Es wurde bekannt, dass der Chef der Marine, Admiral
Hans Zenker, Ende des Monats aus dem Amt schied.
Sein Nachfolger wurde Vizeadmiral Erich Raeder. Der
Wechsel war eine Folge des Phoebus-Skandals.
19. September
Die Deutsche Demokratische Partei forderte auf ihrem
Beamtentag in Regensburg die Reichstagsfraktion auf,
sich dafür einzusetzen, dass die Bestimmung
aufgehoben wurde, laut der weibliche Beamte, die
heirateten, entlassen wurden.
20. September
Der Fürstbischof von Brixen in Südtirol forderte die
Gläubigen dazu auf, ihre Kinder zum pfarramtlichen
Religionsunterricht, der in deutscher Sprache
erteilt wurde, zu schicken. Die Kirche reagierte
damit auf die Anordnung der Schulbehörde, an allen
Volksschulen auch Religion in italienischer Sprache
zu unterrichten.
20. September
An der seit Wochen in Griechenland grassierenden und
langsam abflauenden Dengue-Fieber-Epidemie waren
1040 Personen gestorben.
21. September
Gegen eine Kaution von einer Million Reichsmark
wurde Hugo Stinnes jr., gegen den der Verdacht
bestand, betrügerische Geschäfte mit Kriegsanleihen
gemacht zu haben, aus der Haft entlassen.
21. September
In Dänemark erzielten die Sozialdemokraten bei den
Ergänzungswahlen für die Erste Kammer zwar
Stimmengewinne und erhielten 27 Sitze (vorher 25),
aber die Koalition von Konservativen und
Bauernpartei konnte mit 40 Sitzen (vorher 43) ihre
Mehrheit behaupten.
22. September
In Königsberg fand bis zum 25. September der
Kongress für Innere Mission statt. Die Teilnehmer
debattierten über Erziehungsfragen, Sozialhygiene
und Ehereform.
22. September
Es wurde bekannt, dass im Berliner Zoo ein
Elefantenbaby zur Welt gekommen war. Es geschah sehr
selten, dass indische Elefanten im Zoo Nachwuchs
bekamen.
23. September
Der rechtsgerichtete Soldatenbund Stahlhelm
beschloss auf einer Tagung in Magdeburg, ein
Volksbegehren einzuleiten, das die Macht des
Reichspräsidenten erweitern sollte.
23. September
Italien und Griechenland unterzeichneten in Rom
einen Freundschaftsvertrag. Beide Staaten sicherten
sich bei Konflikten mit Dritten Neutralität und
diplomatische Hilfe zu.
24. September
Die Gewerkschaften in der nordwestdeutschen
Eisenindustrie forderten eine Lohnerhöhung von 15
Pfennig pro Stunde. Die Arbeitgeber boten die
unveränderte Verlängerung des am 30. Oktober
auslaufenden Tarifvertrages um ein Jahr an.
24. September
Die katholische Kirche Polens veränderte die seit
1614 gültige Eheschließung-formel. Die Braut
brauchte künftig ihrem Mann nicht mehr wie bisher
ehelichen Gehorsam zu geloben.
25. September
Bis zum 28. September fand in München die Tagung des
Internationalen Bundes der Christlichen
Gewerkschaften statt. Es war die erste Tagung des
Bundes, die im Deutschen Reich stattfand. Die
deutsche christliche Gewerkschaft hatte 720 000
Mitglieder.
25. September
Der Stummfilm „Der erste Kuss“ mit Anny Ondra hatte
seine Uraufführung im Alhambra-Lichspielhaus in
Berlin. Regie führte Karl Larnac.
26. September
Wegen des Vorwurfs, die Veruntreuung eines
Funktionärs nicht der zuständigen Parteistelle
gemeldet zu haben, enthob des Zentralkomitees der
KPD den Parteivorsitzenden Ernst Thälmann bis auf
Weiteres seiner Funktionen.
26. September
In Yarmouth fand bis zum 28. September der Parteitag
der britischen Konservativen statt. Das zentrale
Thema war die Frage der Schutzzölle. Im Gegensatz
zur Mehrheit der Teilnehmer sprach sich
Premierminister Stanley Baldwin gegen die Einführung
von Schutzzöllen aus.
27. September
In Australien kam es während des Streiks der
Dockarbeiter zu Zwischenfällen, als die Streikenden
Streikbrecher angriffen.
27. September
Nach dem Erfolg der ersten Sexual- und
Eheberatungsstelle in Neukölln richteten die
Berliner Krankenkassen zwei weitere Beratungsstellen
für Frauen ein.
28. September
Preußen hob das seit 1924 bestehende Redeverbot für
den Führer der NSDAP, Adolf Hitler, auf.
28. September
Der Thronfolger und Bruder des japanischen Kaisers
Hirohito, Prinz Chichihu, heiratete nach
altjapanischem Hochzeitsritus die Diplomatentochter
Satsuko Matsudaira.
29. September
In Müncheberg wurde das von der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft errichtete Institut für
Züchtungsforschung eröffnet.
29. September
Das „Hamburger Fremdenblatt“ feierte sein
100-jähriges Bestehen. Seit dem erstmaligen
Erscheinen der „Fremdenliste“ am 22. Juli 1828 hatte
sich das Blatt zur verbreitetsten Tageszeitung in
Nordwestdeutschland entwickelt.
30. September
Die NSDAP führte eine Massenkundgebung im
Sportpalast in Berlin durch. Vor Beginn der
Parteiveranstaltung kam es zu Zusammenstößen
zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten.
30. September
Hjalmar Schacht wurde für weiter vier Jahre zum
Reichsbankpräsident gewählt.
Oktober 1928
1. Oktober
In der Sowjetunion trat der erste Fünfjahresplan in
Kraft, der das Wirtschaftswachstum fördern sollte.
1. Oktober
In Frankfurt fand bis zum 5. Oktober die Herbstmesse
statt. Die Abschlüsse übertrafen die allerdings
gegenüber den Vorjahren reduzierten Erwartungen der
Aussteller.
3. Oktober
Die Einschreibung für das Volksbegehren gegen den
Bau von Panzerkreuzern begann. Der Versuch, ein
Volksbegehren durchzuführen, scheiterte, da sich
statt der erforderlichen 10 Prozent der
Stimmberechtigten nur 2,94 Prozent in die Listen
eintrugen.
3. Oktober
Der österreichische sozialdemokratische Abgeordnete
Karl Renner forderte im Nationalrat, dass die
Parteien über eine Entwaffnung der Wehrverbände
verhandeln sollten. Anlass für den Antrag waren die
Auseinandersetzungen um den für den 7. Oktober
geplanten Aufmarsch der Heimwehren.
4. Oktober
In Südtirol führte ein Dekret des italienischen
Königs Viktor Emanuel III. die italienischen
Gesetzbücher ein. Südtirol gehörte seit dem Ende des
Weltkrieges zu Italien.
4. Oktober
Der Auswärtige Ausschuss des Reichstags sprach der
Arbeit der deutschen Delegation bei der Genfer
Völkerbundesversammlung seine Anerkennung aus,
bedauerte es aber, dass in den Fragen
Rheinlandräumung und Abrüstung noch keine
endgültigen Regelungen getroffen worden waren.
5. Oktober
In Nürnberg fand bis zum 7. Oktober die
Generalversammlung der Deutschen
Friedensgesellschaft statt. Nach einer kontroversen
Diskussion nahmen die Delegierten den Antrag des
Vorsitzenden Ludwig Quidde an, sich in die Listen
für das Volksbegehren gegen den Bau von
Panzerschiffen einzutragen.
5. Oktober
Ernst Thälmann, dessen Funktion als Vorsitzender der
KPD seit dem 26. September geruht hatte, blieb in
seinem Amt. Ihm war vorgeworfen worden, eine
Unterschlagung von Parteigeldern vertuscht zu haben.
6. Oktober
Ein kommunistischer Redner bemächtigte sich des
Mikrofons des Berliner Rundfunks und rief dazu auf,
das Volksbegehren gegen den Panzerschiffbau zu
unterstützen.
6. Oktober
Chiang Kai-shek, Oberbefehlshaber der Nanking-Armee
und Vorsitzender des Zentralen Exekutivkomitees der
Kuomintang-Regierung, wurde Präsident der
chinesischen Nationalregierung.
8. Oktober
In der Tschechoslowakei wurde die Freiheitsglocke
wiedergefunden. Sie war eine Nachbildung der
amerikanischen Freiheitsglocke und wurde im
Weltkrieg den unterdrückten slawischen Völkern von
den USA geschenkt. In den Wirren der Nachkriegszeit
kam die Glocke nach Karpatorussland.
8. Oktober
Siemens AG und Telefunken gründeten die deutsche
Klangfilm-Gesellschaft, die zur Entwicklung des
deutschen Tonfilms beitragen sollte.
9. Oktober
Der Schriftsteller Hermann Kasack äußerte sich in
der Zeitschrift „Die Weltbühne“ zur Faszination
durch den Sport, der für viele ein neues
Lebensgefühl symbolisiert.
9. Oktober
Der französische Chansonnier Maurice Chevalier
verließ Paris, um in Hollywood einen Film zu drehen.
10. Oktober
Vom 10. bis 13. Oktober fand in Yarmouth der
Parteitag der britischen Liberalen statt. Sie
beschlossen ein Wahlprogramm, in dem sie die
Aufhebung der Sicherheitszölle und eine
Industriereform forderten.
11. Oktober
Der polnische Ministerpräsident Kazimierz Bartel
stellte bezüglich der geplanten Änderung der
Staatsverfassung fest, dass er dem Parlament das
Recht der Regierungsbildung und -beeinflussung nicht
zubillige.
11. Oktober
Der Leiter der Zeppelin-Werke, Hugo Eckener, startet
in Friedrichshafen mit dem Luftschiff „Graf
Zeppelin“ zu einem Transatlantikflug nach Lakehurst
in den USA, wo er am 15. Oktober nach einem
Zwischenfall, bei dem eine Sturmbö den Zeppelin
beschädigte, landete.
12. Oktober
In der Bostoner Kinderklinik wurde erstmals eine
eiserne Lunge verwendet.
12. Oktober
Das Lustspiel „Ehen werden im Himmel geschlossen“
von Walter Hasenclever wurde in den Berliner
Kammerspielen uraufgeführt. Da in einer Szene im
Himmel Gott in Knickerbocker und die heilige
Magdalena im modernen Abendkleid auftraten,
entwickelte sich die Komödie zum Skandalstück der
Saison.
13. Oktober
In Dresden wurde die tragische Oper „Sly oder die
Legende vom wiedererweckten Schläfer“ des
deutsch-italienischen Komponisten Ermanno
Wolf-Ferrari erstmals in Deutschland aufgeführt. Die
Oper hatte ihre Uraufführung am 27. Dezember 1927 in
Mailand.
13. Oktober
Weil der lungenkranke russisch-sowjetische
Schriftsteller Maxim Gorki, der am 28. Mai in die
Sowjetunion gefahren war, vor Einbruch des Winters
wieder in ein milderes Klima zurückkehren wollte,
hatte er seine Rückreise nach Sorrent in Italien
angetreten.
14. Oktober
Reichspräsident Paul von Hindenburg empfing die
deutschen Olympiasieger im Präsidentenpalais in
Berlin.
14. Oktober
In einer feierlichen Zeremonie wurde die Büste von
„Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn in der Walhalla
bei Regensburg enthüllt.
15. Oktober
Zwischen dem Deutschen Reich und Spanien entfiel der
Visumzwang. Für Reisen genügte ein gültiger Pass.
15. Oktober
In der polnischen Industriestadt Lodz begann ein
Generalstreik, mit dem die Arbeiter eine
Lohnerhöhung von 20 Prozent durchsetzen wollten,
während die Arbeitgeber nur fünf Prozent boten. Die
Schlichtungsverhandlungen scheiterten am 18.
Oktober. Der Streik wurde wegen der schlechten
Finanzlage der Gewerkschaften am 20. Oktober
abgebrochen.
16. Oktober
Das Volksbegehren gegen den Bau des Panzerschiffs A
scheitere im Deutschen Reich.
16. Oktober
Das Drama „U-Boot S 4“ von Günther Weisenborn wurde
in der Volksbühne am Berliner Bülow Platz
uraufgeführt. Das Zeitstück, das sich auf den
Untergang eines US-amerikanischen U-Boots im
Dezember 1927 und den Tod der Mannschaft bezog,
protestierte gegen die Aufrüstung.
17. Oktober
Reichspräsident Paul von Hindenburg sandte eine
Grußbotschaft zur Einweihung eines Erweiterungsbaus
der Kavallerieschule in Hannover. Er sprach die
Hoffnung aus, die Schule möge „die Pflanzstätte
aller militärischen Tugenden sein und in ihr der
Geist eines Seydlitz und Zieten, eines Blüchers und
Schlieffen walten“.
17. Oktober
Nach einer Restaurierung von drei Jahren und
zwischenzeitlicher Schließung wurde der Mainzer Dom
neu geweiht.
18. Oktober
In Italien fand die erste Hinrichtung seit
Kriegsende statt. Der Kommunist Michele della
Maggiore, der zwei Faschisten ermordet hatte, wurde
einen Tag nach Verkündung des Todesurteils in Ponte
Buggianese erschossen.
18. Oktober
Der irische Schriftsteller George Bernard Shaw
verspottete in einem Artikel im „Daily Express“ die
Langweiligkeit der Reden beim Völkerbund in Genf,
hielt den Völkerbund jedoch für eine Schulungsstätte
für eine neue international denkende Diplomatie.
19. Oktober
Der Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller
(BPRS) wurde in Berlin gegründet. Er wollte die
Arbeiterschriftsteller und die proletarische
Literatur fördern.
19. Oktober
Der symphonische Satz „Le Rugby“ von dem
französisch-schweizerischen Komponisten Arthur
Honegger, einem Wegbereiter der Moderne, wurde in
Paris uraufgeführt.
20. Oktober
Alfred Hugenberg, ein Vertreter des extrem rechten
Flügels der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP)
wurde zum Vorsitzenden der Partie gewählt.
21. Oktober
Die bäuerlich-demokratischen Oppositionsparteien des
Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen
forderten auf einem Parteitag einen föderativen
Staat, der allen südslawischen Völkern gleiche
Rechte zubilligt.
22. Oktober
Die technische Hochschule in Budapest wurde
geschlossen, nachdem völkische Studenten wiederholt
Zwischenfälle provoziert hatten und gegen Juden und
Liberale aufgetreten waren.
22. Oktober
Die Komödie „Bibi, Jugend 1928“ von Heinrich Mann
wurde zur Eröffnung des Berliner Theaters am
Palmenhaus uraufgeführt. Die Hauptrollen spielten
Trude Hesterberg und Kurt Bois.
23. Oktober
Für die geplante Reichsreform stellte die
Reichsregierung folgende Grundsätze auf: Stärkung
der Reichsgewalt, Bildung leistungsfähiger Länder,
Aufhebung des Dualismus zwischen dem Reich und
Preußen.
23. Oktober
Die Sektion für Dichtung an der Preußischen Akademie
der Künste wählte Walter von Molo zu ihrem
Vorsitzenden.
24. Oktober
Die belgische Regierung teilte dem US-amerikanischen
Reparationsagenten Parker Gilbert mit, dass sie auf
die im Dawesplan vorgesehenen Zahlungen des
Deutschen Reiches infolge der eigenen
Zahlungsverpflichtungen nicht verzichten konnte.
Gilbert sprach ebenfalls mit den Regierungen in
London, Paris und Rom über eine Neuregelung der im
Dawesplan festgelegten Reparationszahlungen.
25. Oktober
Die chinesische Nankingregierung und Japan
unterzeichneten ein Präliminarabkommen, mit dem die
Zwischenfälle von 1927 und vom 3. Mai 1928 beigelegt
wurden und Japan sich verpflichtete, seine Truppen
aus Schantung abzuziehen.
25. Oktober
In der Nähe von Slatina in Rumänien stießen der
Luxuszug Simplon-Express und ein Schnellzug
zusammen. Bei dem Unglück, dessen Ursache eine
falsche Weichenstellung war, forderte 31 Todesopfer.
26. Oktober
Die Reichsregierung stimmte der Durchführung des
ersten Rüstungsprogramms der Reichswehr mit einem
Etat von 350 Millionen Reichsmark zu.
26. Oktober
Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei
der Tschechoslowakei forderte auf einem Kongress in
Teplitz-Schönau kulturelle Autonomie.
27. Oktober
Das Hultschiner Ländchen, das nach dem Weltkrieg an
die Tschechoslowakei fiel (vorher Deutsches Reich),
wurde neu aufgeteilt. Einige Gemeinden fielen an den
Bezirk Troppau, andere Gemeinden, die bislang dem
Bezirk Wagstatt angehörten, wurden Hultschin
zugeteilt.
28. Oktober
Die Freisinnig-Demokratische Partei wurde bei den
Nationalratswahlen in der Schweiz trotz
Stimmenverlusten stärkste Fraktion.
28. Oktober
Der bayerische Ministerpräsident Heinrich Held
wandte sich auf einer Tagung des Zentrums und der
Bayerischen Volkspartei in Augsburg gegen die
Reichsreformpläne der Reichsregierung, die ins einen
Augen auf die Einführung des Zentralismus abzielten.
29. Oktober
Das Luftschiff „Graf Zeppelin“ startete in Lakehurst
in den USA zu seinem Rückflug nach Friedrichshafen.
Während des Fluges wurde ein blinder Passagier
entdeckt, der 19-jährige Botenjunge Clarance
Terhune.
29. Oktober
bei einem Fußball-Länderspiel in Wien siegte
Österreich mit 2:0 über die Schweiz.
30. Oktober
Die Botschafter des Deutschen Reichs in London,
Paris, Brüssel und Rom unternahmen eine Demarche,
um, wie am 16. September verabredet, eine
Sachverständigenkommission zur Neuregelung der
Reparationsfrage einzusetzen.
30. Oktober
Zwei Artikel des französischen Haushalts für 1929
lösten eine Kabinettskrise aus. Die Artikel
forderten die Rücknahme der beschlagnahmten
Kirchengüter und die Wiederzulassung religiöser
Orden. Kultusminister Edouard Herriot forderte
entgegen Außenminister Aristide Briand die
Streichung der Artikel.
31. Oktober
Der Reichstagsausschuss für Strafrechtsreform
erzielte in der Debatte über den Antrag,
Gewohnheitsverbrecher zu sterilisieren, keine
Einigung. Die Forderung, die Todesstrafe
abzuschaffen, wurde bei Stimmengleichheit abgelehnt.
31. Oktober
In Berlin-Zehlendorf ging die am 1. September
eröffnete Ausstellung „Bauen und Wohnen“ zu Ende.
November 1928
2. November
Adolf Hitler, der NSDAP-Vorsitzende, erklärte in
einem Schreiben an Parteifunktionäre, dass die
Partei über 19 Zeitungen verfügte. Zwölf weiter
Blätter sympathisierten mit den Nationalsozialisten.
2. November
Der rumänische Ministerpräsident Vintila Bratianu
trat nach Bestechungsvorwürfen mit seinem Kabinett
zurück.
3. November
Reichsaußenminister Gustav Stresemann kehrte von
einem Kur- und Erholungsurlaub nach Berlin zurück
und nahm die Amtsgeschäfte wieder auf.
3. November
Die Bayerischen Motorenwerke (BMW) übernahmen für
einen Kaufpreis von zehn Millionen Reichsmark die
angeschlagene Automobilfirma Dixi-Werke in Eisenach.
BMW, bisher Hersteller von Motorrädern, stieg danach
in die Produktion eigener Automobile ein.
4. November
Mit einer Werbeveranstaltung wurde der neue
Sportpalast in Frankfurt am Main offiziell seiner
Bestimmung übergeben.
4. November
Der liberale Politiker General Jose Moncada wurde
mit großer Mehrheit zum neuen Präsidenten von
Nicaragua gewählt. Er trat sein Amt erst 1929 an.
Die Wahlen fanden unter US-amerikanischer Kontrolle
statt. 20 US-Marineflugzeuge überflogen am Wahltag
das gesamte Staatsgebiet.
5. November
In einem Abkommen, das in Berlin unterzeichnet
wurde, verpachtete der Hamburger Senat Gebäude im
Hamburger Binnenhafen als zollfreie Zone an den
tschechoslowakischen Staat. Die Tschechoslowakei
wickelte einen Großteil ihres Außenhandels über die
Elbe ab.
5. November
Die Berliner Bevölkerung bereitete dem
Luftschiffspiloten Hugo Eckner bei seiner Ankunft in
der Reichshauptstadt einen begeisterten Empfang.
6. November
Der Kandidat der Republikanischen Partei der USA,
Herbert C. Hoover wurde mit großer Mehrheit zum 31.
Präsidenten der USA gewählt.
6. November
Die Koalitionskrise in Thüringen, die seit dem
Rücktritt von Ministerpräsident Richard Leutheußer (DVP)
am 22. August schwelte, wurde beigelegt. Der Landtag
wählte mit 28:27 Stimmen Paulssen (DVP) zum neuen
Ministerpräsidenten einer von DDP, DVP,
Wirtschaftspartei und Landbund erarbeiteten
Landeskabinettsliste.
7. November
In Königsberg fand seit dem 3. November eine
polnisch-litauische Konferenz statt, die ohne
Ergebnis zu Ende ging. Die Bemühungen, die wegen
Grenzstreitigkeiten gespannten beiderseitigen
Beziehungen zu normalisieren, sind vorerst
gescheitert.
7. November
In München wurde das größte deutsche Studentenhaus
eröffnet.
8. November
Der britische Schatzkanzler Winston Churchill
leugnete in einer außenpolitischen Aussprache vor
dem Unterhaus in London eine Verknüpfung zwischen
der Lösung des Reparationsproblems und der Räumung
des besetzten Rheinlands.
8. November
In Berlin fand die Internationale Automobil- und
Motorradausstellung statt.
9. November
Im Deutschen Reich wurde der zehnte Jahrestag der
Ausrufung der Republik gefeiert. Reichsinnenminister
Carl Severing (SPD) wendete sich aus diesem Anlass
mit einer Rundfunkansprache an die Bevölkerung.
Seine Rede wurde als „Politisierung des Rundfunks“
von der Rechten, die in der Abschaffung der
Monarchie keinen Grund zum Feiern sah, attackiert.
11. November
Nach seinem Rücktritt aufgrund eines
koalitionsinternen Streites über zwei Kirchengesetze
am 6. November präsentierte der französische
Ministerpräsident Raymond Poincaré sein neues
Kabinett, dem die Radikalsozialisten nicht mehr
angehörten.
11. November
Das Ende des Weltkriegs jährte sich zum zehntem Mal.
Im In- und Ausland fanden zahlreiche
Gedenkveranstaltungen statt.
12. November
Das Arbeitsgericht Duisburg stimmte der Auffassung
der Arbeitgeber im Ruhreisenstreit zu und erklärte
den Schiedsspruch vom 26. Oktober für rechtswidrig.
12. November
Bei einem großen Aufmarsch der rechtsgerichteten
paramilitärischen Heimwehr in Innsbruck kam es zu
Zusammenstößen mit sozialdemokratische Arbeitern.
Mehrere Personen wurden bei Tätlichkeiten verletzt.
13. November
Reichspräsident Paul von Hindenburg teilte
Reichskanzler Hermann Müller mit, dass für den Fall
des Baustopps für das Panzerschiff A mit dem
Rücktritt von Reichswehrminister Wilhelm Groener zu
rechnen sei.
13. November
Im Beisein des österreichischen Bundespräsidenten
Michael Hainisch wurde der Grundstein des neuen
Stadionbaus in Wien gelegt, der die Inschrift trägt:
„Der Jugend widmet dieses Stadion die Gemeinde Wien
zur Erinnerung an den zehnten Jahrestag der
Republik" (12. November).
14. November
Die Reichsregierung beschloss die Aufstockung ihres
Aktienanteils an der Emelka-Filmgesellschaft, um
eine Monopolstellung des Ufa-Konzerns zu verhindern.
14. November
In der argentinischen Stadt Villa Maria starben bei
einem Wirbelsturm 41 Menschen. 150 Personen wurden
verletzt. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört.
15. November
Das Gesetz über die Erhebung des Großen
Faschistenrats zum verfassungsmäßigen Organ wurde
vom italienischen Senat in Rom genehmigt.
15. November
Walter von Molo, der neue Vorsitzende der Sektion
Dichtkunst bei der Preußischen Akademie der Künste,
warnte davor, der Literatur gleichgültig
gegenüberzustehen.
16. November
Die Parlamentsmehrheit der bürgerlichen Parteien
lehnte den Antrag der sozialdemokratischen
Reichstagsfraktion auf Baustopp für das Panzerschiff
A ab.
16. November
Adolf Hitler, der NSDAP-Vorsitzende, sprach erstmals
nach Aufhebung des Redeverbots in Berlin. Seine Rede
vor 16 000 Zuschauern im Sportpalast in Berlin wurde
von seinen Anhängern vielfach mit großer
Enttäuschung aufgenommen.
17. November
Im Streit zwischen Preußen und den süddeutschen
Staaten in der Frage der Biersteuer sprach der
Staatsgerichtshof in Leipzig ein Urteil zugunsten
der preußischen Staatsregierung.
17. November
Damit die preußische Staatsregierung
Wohlfahrtsunterstützung an die von der Aussperrung
betroffenen Stahlarbeiter im Ruhrgebiet zahlen
konnte, stellte der Reichstag in Berlin dieser
Mittel zur Verfügung.
19. November
Zum 100. Todestag des frühromantischen
österreichischen Komponisten Franz Schubert fanden
in Wien zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt.
19. November
In einer Rede vor dem Reichstag bekannte sich
Reichsaußenminister Gustav Stresemann zur Politik
der Aussöhnung mit den westlichen Nachbarn.
20. November
Mit etwa zwei Drittel der Abgeordnetenstimmen lehnte
der Reichstag einen Misstrauensantrag der
Nationalsozialisten gegen Reichsaußenminister Gustav
Stresemann ab.
20. November
(Erzherzog) Otto wurde 16 Jahre alt und damit nach
dem Hausgesetz der Habsburger großjährig. Der
Geburtstag wurde in monarchistischen Kreisen Ungarns
festlich begangen.
21. November
In einem Fußball-Freundschaftsspiel unterlag die
Berliner Städtemannschaft einer Wiener Städteauswahl
vor heimischem Publikum mit 1:4.
22. November
In einem Leitartikel der faschistischen Zeitung
„Popolo d‘Italiana“ kündige der italienische
Ministerpräsident und Duce Benito Mussolini die
Aufhebung des Mieterschutzes bis 1930 an. Der Zuzug
der Landbevölkerung in die Stadt müsse vermindert
werden.
22. November
Im Petersdom in Rom wurde ein Denkmal für die Opfer
des Weltkriegs, geschaffen von dem italienischen
Bildhauer Pietro Canonica, enthüllt.
23. November
Ein ärztliches Bulletin stellte eine ernsthafte
Erkrankung des britischen Königs Georg V. Fest.
23. November
Der Zentralvorstand der Deutschen Volkspartei (DVP)
bestätigte Reichsaußenminister Gustav Stresemann
einstimmig als ihren Vorsitzenden. Stresemann
rechtfertigte in einer Rede vor dem Zentralvorstand
das Zusammengehen mit der SPD in der Reichsregierung
als „Vernunftehe“.
24. November
Im Ruhreisenstreit stimmte die Berufsinstanz der
Auffassung der Gewerkschaften zu.
24. November
Parteichef Josef W. Stalin sprach sich in einer Rede
vor dem Zentralkomitee der KPdSU für eine forcierte
Industrialisierung der Sowjetunion aus.
25. November
Der österreichische Bundeskanzler Ignaz Seipel
eröffnete die katholische Universität in Salzburg
wieder. Er war selbst von 1909 bis 1917 dort tätig.
25. November
Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADA) ernannte
auf seiner Haupttagung in Leipzig Carl Benz zum
Ehrenmitglied. Nach einer Debatte von zwei Stunden
verständigte sich die Konferenz auf die Beibehaltung
des Wimpels in den Farben des Kaiserreichs,
schwarz-weiß-rot.
26. November
Die Verhandlungen über die Freigabe des Rundfunks
für Wahlpropaganda scheiterten in London, da sich
die Parteien nicht über die Auslegung des Begriffs
„Gleichheit der Agitationsmöglichkeiten“
verständigen konnten
26. November
Die nordfriesische Insel Sylt wurde am schwersten
von einer Sturmkatastrophe an der Nordseeküste
betroffen.
27. November
Das Reichskabinett verständigte sich darauf,
Reichsinnenminister Carl Severing (SPD) mit der
Sonderschlichtung im Ruhreisenstreit zu beauftragen.
27. November
US-Präsident Herbert Hoover, dessen erste
Auslandsreise nach der Wahl zum US-Präsidenten nach
Lateinamerika führte, traf in Honduras ein. Hoover
trat sein Präsidentenamt allerdings erst Anfang 1929
an.
28. November
Der Schweriner Landtag lehnte mit 26 zu 24 Stimmen
einen Antrag der Deutschnationalen auf Auflösung ab.
29. November
Der Reichsrat, die Vertretung der Länder, nahm den
Handels- und Schifffahrtsvertrag mit der
Südafrikanischen Union an. Dies war der erste
Vertrag, den das Deutsche Reich mit einem britischen
Dominion schloss.
30. November
Als Nachfolger des verstorbenen Ulrich Carl
Christian Graf von Brockdoff-Rantzau wurde Herbert
von Dirksen Botschafter des Deutschen Reichs in
Moskau.
30. November
Die Regierung von Ministerpräsident Stanley
Melbourne Bruce verfügte nach den Wahlen zum
australischen Repräsentantenhaus nur noch über eine
Mehrheit von neun Mandaten (bisher 29).
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Januar 1928 in den Nachrichten
25 Jahre
Buena Vista Social Club
Deutsche Welle
Er hat sich in den 1940ern und 1950ern in Kuba einen
Namen als Sänger gemacht, sich aber vor ein paar
Jahren zur Ruhe gesetzt. An einem Nachmittag im März
1996 ... ...
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