In der Hitparade vermengten sich die
Lieder zu einem Mischmasch aus
Unterhaltung, Spaß, Verballhornung und
Party. Nicht selten taten sich auch
verschiedene Stil-Richtungen zusammen,
so trat die Metal-Gruppe „
Sodom“ mit dem
Schlagerstar
Roberto Blanco auf oder die
Dark-Rocker „
Rammstein“ gemeinsam mit
Heino. Auch umgekehrt war der Einfluss
unübersehbar, fand die Popmusik in die
Schlagerwelt. Volksmusikstars wie
Andrea
Berg,
Helene Fischer oder
Michael Wendler nutzten Pop und Rock, um die
eigenen Lieder aufzupeppen und
mit schnelleren Beats und Rhythmen zu
unterlegen, um so den Staub der
Gewohnheit von der Bühne zu fegen.
Durch verschiedene Fernsehsendungen, u.
a. das berüchtigte „Big Brother House“,
schufen sich
auch leicht eigenartige
Gestalten wie Zlatko eine erstaunliche
Basis in den Charts. Der sprach und sang
frank und frei „Ich vermiss Dich ...
(wie die Hölle)“ und konnte so die Rolle
aus der Sendung gewinnbringend als Musik
vermarkten.
Auch der Modemacher Rudolph Moshammer
fand Gefallen an den neuen
Möglichkeiten, ruhte sich nicht auf
seinen Klunkersteinen und
Friseurbesuchen aus, sondern stellte
sich auf eine Bühne und sang mit der
„Münchener Zwietracht“ den Song „Moos
hamma“.
Ein weiterer Party-Vertreter war
DJ Ötzi.
Der feiste Kerl stellte sich mit breitem
Grinsen, grell blond gefärbten Haaren
und in urbayrischer Tracht auf der Bühne
und jubelte seinen „Anton aus Tirol“
hervor. Das Publikum war begeistert.
Und jenes „wenn schon, denn schon“
dachte sich wohl auch der Moderator
Stefan Raab, der nicht nur ein Händchen
für Leute hatte, die er musikalisch
managen konnte, sondern gleichfalls für
sich selbst. Er griff sich einfach einen
seiner skurrilen Fernsehausschnitte
heraus, mit denen er in seiner Sendung
die Leute unterhielt, stimmte ihn auf
Richtung Schlager ein und ließ das Ganze
als Lied „Maschendrahtzaun“ auf die
Charts los, ebenfalls sehr erfolgreich.
Mit leichter Wehmut kehrte aber auch der
traditionelle Schlager zurück. Roger
Whittaker erklärte melodisch „Wer
niemals Abschied nahm“, Michele sang
„Wirst Du noch da sein“, Nicole
„Versinken in Dir“,
Wolfgang Petry „Das
steh’n wir durch“, Nino de Angelo
„Schwindelfrei“,
Marianne Rosenberg
„Wieder da“, Matthias Reim „Sowieso“ und
Vicky Leandros „Ich bleib’ bei Dir“.
Damit konnte natürlich kein junges
Publikum gelockt werden, doch die
Schlager-Liebhaber waren zufrieden.
Die 2000er brachten auch für die
„Münchener Freiheit“ ein schönes Comback.
Ebenfalls lief es für „Brunner &
Brunner“ hervorragend. Mit „Ti amo“,
„Wir sind alle über 40“ oder „Auch
Männer sind Menschen“ sangen sie sich in
die Herzen ihrer Fans, dem Nicole
beispielsweise das Lied „Frauen sind
kleine Schweine“ entgegensetzte.
Patrick Lindner wiederum prostete ein
„Halleluja – auf das Leben“ und passte
ausgezeichnet in
diese Welt. Er hatte sich Ende der 90er
ganz auf den volkstümlichen Schlager
eingestimmt, nahm 1999 am „Eurovision
Song Contest“ teil, sang dort den Song
„Ein bisschen Sonne, ein bisschen Regen“
und erreichte sogar den sechsten Platz.
Eigentlich war Patrick Lindner Koch,
fühlte sich aber irgendwann zum
Fernsehen hingezogen. Neben den
Auftritten als Schlagerstar erschien er
in verschiedenen Sendungen, darunter
auch bei Johann Lafer in der Kochshow
„In Teufels Küche“.
2005 musste sich Linder wegen
Steuerhinterziehung vor Gericht
verantworten und erhielt eine Geldstrafe
von 150.000 Euro.
Interessant war auch die Idee, die Max
Raabe 2000 umsetzte, indem er Schlager
der 20er und 30er Jahre neu
interpretierte. Raabe studierte Musik
und absolvierte die „Hochschule der
Künste“ in Berlin als geprüfter Opern-
und Baritonsänger. Gemeinsam mit 11
Kommilitonen gründete er das „Palast
Orchester“ und führte äußerst
erfolgreich Chansons und Lieder aus der
damaligen Zeit auf, die nicht nur Wehmut
weckten, sondern auch den Swing wieder
neu populär machten. Schnell zum Kult
wurde z. B. einer der Songs aus dem Film
„Der bewegte Mann“, der den
bezeichnenden und bekannten Titel „Kein
Schwein ruft mich an“ trug.