April 1963 – Der Weltspiegel geht auf Sendung
Das Wetter machte, was es will. Typisch für
den April. Dennoch hatte wohl niemand mit den
ungewöhnlich starken Schneefällen in Südbayern und
im Alpengebiet gerechnet. Das ganze Gebiet südlich
der Donau war in eine Winterlandschaft verwandelt
worden. Völlig unabhängig und eher ein wenig
losgelöst vom Wetter machten in der finnischen
Hauptstadt Helsinki der 21-jährige Finne Seppo
Haltsonen und seine 16-jährige Partnerin Tuula Kaija
Schlagzeilen. Die beiden hatten 60 Stunden
ununterbrochen Twist getanzt und damit einen neuen
Weltrekord aufgestellt. Dieser Weltrekord war nicht
im Deutschen Fernsehen zu sehen, dafür aber die
erste Sendung des „Weltspiegel“, der von nun an
regelmäßig Berichte der Auslandskorrespondenten aus
aller Welt ausstrahlte. Der erste Moderator der
Sendung war der Journalist Gerd Ruge. Ebenfalls im
April begann die ARD mit der regelmäßigen
Ausstrahlung der Polit-Sendung „Bericht aus Bonn“.
In der ersten Sendung hatte Bundeskanzler Konrad
Adenauer in einem Interview seinen Rücktritt mit den
Worten angekündigt: „Ich gehe im Herbst.“
Wichtige Ereignisse im April 1963
10. April
DDR 1963 – In dem DDR-Spielfilm „Nackt unter
Wölfen“, der unter der Regie von Frank Beyer (*1932)
entstand, war zum ersten Mal in einem deutschen Film
das Leben in einem Konzentrationslager zum
Mittelpunkt erhoben worden.
10. April
USA 1963 – Vor der Küste New Englands im Nordosten
der USA kam es zu einem tragischen U-Boot-Unglück.
Das Atom-U-Boot „USS Tresher“ (SSN-593) der United
States Navy sank. Alle 129 Mitglieder der Besatzung
kamen bei dem Unglück ums Leben. Das U-Boot der
Tresher-Klasse war am 3. August 1961 in Dienst
gestellt worden.
10. April
Schweiz 1963 – In seinem Haus in Lugano hatte die
Polizei Erich Rajakovic festgenommen. Er war während
der NS-Zeit Mitarbeiter von
Adolf Eichmann, dem Leiter des Judenreferates im
Reichssicherheitshauptamt, gewesen. Rjakovic war die
Beteiligung an der Verschleppung und Ermordung von
6.000 Juden zur Last gelegt worden.
10. April
Frankreich/International 1963 – In Paris war die
Tagung der Militärberater der SEATO
(Südostasiatischer Sicherheitspakt), die unter dem
Vorsitz des französischen Außenministers Maurice
Couve de Murville am 8. April begonnen hatte, zu
Ende gegangen.
10. April
Großbritannien/USA 1963 – Dem früheren britischen
Premierminister, Sir Winston Churchill, war die Ehre
zuteil geworden, der erste ausländische Ehrenbürger
der Vereinigten Staaten geworden zu sein. In
feierlicher Zeremonie hatte US-Präsident John F.
Kennedy ein eigens zu diesem Zweck vom Kongress
verabschiedetes Gesetz unterzeichnet.
11. April
Vatikan 1963 – Papst Johannes XXIII. (1881-1963)
wandte sich erstmals mit der Veröffentlichung der
Enzyklika „Pacem in terris“ nicht nur an die
Katholiken in der Welt, sondern an alle Menschen
guten Willens, unabhängig von ihrer Konfession. Sie
alle waren von ihm zur Schaffung einer umfassenden,
menschenwürdigen Gemeinschaft aufgefordert worden.
11. April
BRD/Sowjetunion 1963 – In einem Schreiben hatte die
Bundesregierung eine Sowjetnote vom 6. April
zurückgewiesen. In der Note war das von der
Bundesregierung am 28. März verhängte
Stahlröhrenembargo als Völkerrechtsbruch bezeichnet
worden.
11. April
Algerien 1963 – Außenminister Mohammed Khemisti war
bei einem Revolver-Attentat lebensgefährlich
verletzt worden. An den Folgen des Attentats
verstarb er am 5. Mai 1963.
11. April
Fußball 1963 – Im Hamburger Volksparkstadion hatte
Real Madrid die Fußballmannschaft des
Hamburger SV 1:0 in einem Freundschaftsspiel
besiegt.
12. April
Großbritannien/BRD 1963 – Die Polizei in Düsseldorf
hatte 52 britische Atomwaffengegner, die an den
Ostermärschen in der BRD teilnehmen wollten, am
Verlassen des Flugzeuges gehindert. Dem Piloten war
jedoch der Rückflug nicht möglich, weil die
Demonstranten sich weigerten, die
Sicherheitsmaßnahmen im Flugzeug zu befolgen.
12. April
DDR 1963 – In einer Rede in Ost-Berlin hatte
Erich Honecker, Mitglied des Politbüros beim
Zentralkomitee der SED das Aufholen der
Planrückstände in der DDR gefordert. Er hatte den
Produktionsausfall seit Januar 1963 mit 934
Millionen Mark (Ost) beziffert, deren Ursache der
strenge Winter gewesen war.
12. April
Vatikan 1963 – Während des Karfreitagsgottesdienstes
im Petersdom in
Rom hatte Papst Johannes XXIII. den
Gebetssprecher korrigiert, der in seinem Gebet die
Formulierung „perfide Juden“ benutzt hatte.
13. April
Ägypten 1963 – Die Regierung hatte in einem Dekret
die Verstaatlichung von 13 Baumwoll-Exportbetrieben
erklärt.
13. April
Kongo 1963 – Die Nationalversammlung hatte sich
einstimmig für die Schaffung einer Einheitspartei
entschieden.
13. April
Sowjetunion/Finnland 1963 – Im Skagerak war ein
sowjetisches U-Boot mit dem finnischen Frachter
„Finnklipper“ kollidiert. Dabei waren beide Schiffe
erheblich beschädigt worden. Sie setzten jedoch ihre
Fahrt aus eigener Kraft fort.
13. April
International 1963 – In einem Heißluftballon war es
zwei US-Amerikanern gelungen, den Ärmelkanal zu
überqueren. Die dreistündige Luftfahrt von der
englischen Kleinstadt Rye im Südosten nach Calais
(Frankreich) hatte drei Stunden gedauert.
14. April
BRD 1963 – In zahlreichen bundesdeutschen
Großstädten fanden Ostermärsche statt, mit denen die
Menschen gegen die militärische Nutzung von
Kernenergie demonstrierten. An der
Abschlusskundgebung in Düsseldorf waren es rund
23.000 Teilnehmer, die zusammengekommen waren.
14. April
Vatikan 1963 – Mehr als 300.000 Christen hatten sich
auf dem Platz vor dem Petersdom versammelt zum
Empfang des päpstlichen Segens „urbi et orbi“. Der
81-jährige Papst Johannes XXIII. hatte seine
Osterwünsche in 27 Sprachen übermittelt.
14. April
West-Berlin 1963 – Seit dem Ende des Zweiten
Weltkriegs hatte West-Berlin den größten
Besucherandrang erlebt. Insgesamt 154.000 Touristen
hatten den Ostersonntag in Berlin (West) verbracht.
14. April
Radsport 1963 – Nach einer 5.600 km langen
Fahrradtour war Siegfried Linker aus Frankfurt am
Main in Seattle (US-Bundesstaat Washington)
angekommen. Er hatte seine Tour am 8. März in New
York begonnen.
15. April
Libyen 1963 – Das Repräsentantenhaus hatte ein
Gesetz über die Aufhebung der Föderalstruktur
vreabschiedet. Das nordafrikanische Land war in
Verwaltungseinheiten aufgeteilt worden. Diese
unterstanden der Zentralregierung direkt.
15. April
Galapagos-Inseln 1963 – Auf der Insel Isabela war es
zu einem Vulkanausbruch gekommen. Dadurch war die
Landschaft mit ungewöhnlich großen Lavamassen
bedeckt worden.
16. April
BRD/USA 1963 – Über die Aufstellung der geplanten
gemeinsamen Atomstreitmacht hatten im Bonner
Bundesverteidigungsministerium die ersten Gespräche
zwischen deutschen und US-amerikanischen Experten
begonnen. Im Mittelpunkt hatte die Frage nach der
Ausrüstung mit U-Booten oder Überwasserschiffen
gestanden.
16. April
Großbritannien 1963 – Um Gegenmaßnahmen gegen die
Aktion der Atomwaffengegner „Spionage für den
Frieden“ in London zu treffen, hatte Premierminister
Harold Macmillan seinen Osterurlaub abgebrochen.
17. April
DDR/West-Berlin 1963 – Der 19-jährige
Zivilangestellte der Nationalen Volksarmee der DDR,
Wolfgang Engels, versuchte, mit einem gestohlenen
sowjetischen Schützenpanzerwagen die Berliner Grenze
zwischen Treptow und Neukölln zu durchbrechen. Er
blieb jedoch in der Mauer stecken. Er wurde von
mehreren Schüssen getroffen, konnte unter
Feuerschutz eines West-Berliner Polizisten, von der
Motorhaube aus über die Mauer klettern. Er wurde
schwer verletzt in ein West-Berliner Krankenhaus
transportiert.
17. April
Ägypten/Syrien, Irak, Jemen 1963 – In der
ägyptischen Hauptstadt Kairo hatten Ägypten, Syrien
und der Irak ein Kommuniqué unterzeichnet. Es hatte
zum Inhalt, eine neue Vereinigte Arabische Republik
zu schaffen. Gleichzeitig hatte der Jemen seine
Beitrittsabsicht zum Abkommen erklärt.
17. April
Großbritannien 1963 – Sein erstes atomar
angetriebenes U-Boot war von den Briten in Dienst
gestellt worden.
18. April
Spanien 1963 – Der Kommunist Julian Grimau García
war wegen seiner Tätigkeit während des Spanischen
Bürgerkriegs (1936-1939) in Madrid zum Tode
verurteilt worden. Trotz heftiger Proteste aus aller
Welt, war er am 20. April hingerichtet worden.
18. April
BRD/Indien 1963 – Ein Kredit für Indien in Höhe von
400 Millionen DM war vom Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit bekanntgegeben
worden.
18. April
BRD 1963 – In einer Urabstimmung hatten die
gewerkschaftlich organisierten Metallarbeiter in
Württemberg und Nordbaden die Durchsetzung ihrer
Forderung nach achtprozentiger Lohnerhöhung bei
unveränderter Haltung der Arbeitgeberseite durch
Streik beschlossen.
18. April
BRD 1963 – In Schleswig-Holstein waren fünf
Mitglieder der KPD-Landesleitung aufgrund einer
staatsanwaltschaftlichen Verfügung verhaftet worden.
Die KPD war 1956 vom Bundesverfassungsgericht
verboten worden.
19. April
Frankreich 1963 – Staatspräsident Charles de Gaulle
hatte in einer Rundfunk- und Fernsehansprache eine
unabhängige französische Atomstreitmacht als
lebensnotwendig für Frankreich bezeichnet. Er hatte
jedoch seine Bereitschaft zu einer Koordination mit
der Nuklearmacht des Nordatlantikpaktes erklärt.
19. April
BRD/USA/Film 1963 – In der bayerischen
Landeshauptstadt München war die Fusion des
Filmkonzerns Bavaria mit der führenden
US-amerikanischen Verleihgesellschaft in der BRD zur
Columbia-Bavaria-Filmgesellschaft mbH erfolgt.
Erhard statt
Adenauer >>
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