Literatur 1926
- Frauen machten literarisch Furore
Der Nobelpreis für Literatur ging 1926 an die
italienische Schriftstellerin Grazia Deledda, deren
hunderte Novellen und Gedichte und über dreißig
naturalistische Romane umfassendes Werk das Leben
und die Landschaft ihrer Heimat Sardinien zum
zentralen Thema hat. Sie wurde für ihre „von hohem
Idealismus geprägte Autorenschaft, die mit
Anschaulichkeit und Klarheit das Leben ihrer
väterlichen Herkunft schildert und allgemein
menschliche Probleme mit Tiefe und Wärme behandelt“
ausgezeichnet.
Auch der Pulitzer-Preis für Dichtung ging in diesem
Jahr an eine Frau. Amy Lowell, die im Jahr zuvor
verstarb, wurde die Auszeichnung postum für ihre
nach ihrem Tod veröffentlichte Gedichtsammlung „What’s
O’Clock“ verliehen. Den Pulitzer-Preis für den
besten Roman sollte 1926 Sinclair Lewis für „Dr.
med. Arrowsmith“ erhalten, er lehnte den Preis
jedoch ab. Vier
Jahre später wurde ihm der
Nobelpreis für Literatur verliehen.
Der bedeutende amerikanische Schriftsteller Ernest
Hemingway veröffentlichte im Jahr 1926 zwei wichtige
Bücher. „The Sun Also Rises“ gilt als eines seiner
Meisterwerke und behandelt die desillusionierte
europäische Nachkriegsgeneration, die Wut und
Trauma, die der
Erste Weltkrieg verursacht hatte,
nicht verkraften kann. Das zweite Werk ist der
höchst unterhaltsame Kurzroman „The Torrents of
Spring“, er ist die in grotesker Form geschriebene
Parodie auf die Schriftstellerszene in Chicago.
Max Brod veröffentlichte 1926 postum die Erzählung
„Das Schloss“ von Franz Kafka. Die „Traumnovelle“
von Arthur Schnitzler, in diesem Jahr ebenfalls
erschienen, zählt heute zu den weltweit bekanntesten
Arbeiten des österreichischen Schriftstellers. Die
Stanley Kubrick-Verfilmung „Eyes Wide Shut“ machte
die Novelle einem breiten Publikum bekannt. 1926 ist
auch das Erscheinungsjahr von „Seven Pillars of
Wisdom“ des Briten T. E. Lawrence, der als „Lawrence
of Arabia“ in die Geschichte einging und in diesem
Kriegsbericht den von ihm organisierten Aufstand
gegen die Osmanen in den Jahren
1917/18 beschrieb.
Weitere
nennenswerte Publikationen des Jahres 1926
sind die Kurzgeschichtensammlungen „Two or Three
Graces“ von Aldous Huxley und „All the Sad Young
Men“ von F. Scott Fitzgerald.
Am 15. September jenen Jahres starb in Jena Rudolf
Christian Eucken, der
1908 als bis heute einziger
Philosoph den Nobelpreis für Literatur erhielt. Er
wurde für „sein ernstes Suchen nach Wahrheit“ und
die „Konsequenz seines umfassenden Denkens“
ausgezeichnet.
Rainer Maria Rilke an Leukämie verstorben
Am 29. Dezember 1926 starb in einem Sanatorium in
der Schweiz einer der bedeutendsten Dichter der
Romantik, der österreichische Lyriker
Rainer Maria
Rilke an Leukämie. Er galt als einer der wichtigsten
deutschsprachigen Dichter, dessen berühmte Werke die
Gedichtbände „Duineser Elegien“, Das Marien-Leben“
oder „Sonette an Orpheus“ und Erzählungen wie „Die
Näherin“ oder „Der Brief des Jungen Arbeiters“
einschließen und stark von den Schriften Nietzsches
und Schopenhauers beeinflusst waren. Er verfasste
auch an die 400 Gedichte in französischer Sprache im
Andenken an seine Wahlheimat, den Schweizer Kanton
Valais. Unzählige seiner Werke wurden von
renommierten Komponisten seiner Zeit wie Alban Berg,
Franz Schreker, Arnold Schönberg und Anton Webern
vertont.
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