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Literatur 1927
- Hermann Hesse und der Steppenwolf
Henri Bergson, der bedeutende französische
Philosoph, erhielt 1927 den Nobelpreis für Literatur
für „seine reichen und belebenden Ideen und die
glänzende Kunst, womit sie vorgetragen werden“. In
seinem wichtigsten Werk „Le Rire“, das sich mit dem
Lachen und seinen verschiedenen Ausprägungen
auseinandersetzt, entwickelte er eine Theorie des
Komischen und Lächerlichen in Verhältnis mit
Charakter und Gesellschaft. Literaten der folgenden
Generationen fanden in dem 1900 erstmals
veröffentlichten Buch eine wichtige Theorie
künstlerischer Kreativität.
Der Georg-Büchner-Preis ging in jenem Jahr an den
deutschen Schriftsteller Kasimir Edschmid, dessen
Stil in seinen zahlreichen Novellen, Gedichten und
Romanen als Ablehnung des
Impressionismus verstanden
wurde. Sein Werk gilt daher als Vorbote des
literarischen Expressionismus.
Mit dem Pulitzer-Preis wurde 1927 der Roman „Early
Autumn“ von Louis Bromfield ausgezeichnet. Bromfield
erzählt darin die Geschichte einer reichen Familie
in New England und deckt auf meisterhafte Weise
Heuchelei und Ignoranz der Charaktere hinter der
luxuriösen Fassade auf.
Thornton Wilders zweiter Roman „The Bridge of St.
Louis Rey“ erschien 1927 und wurde im Jahr darauf
mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Max Brod
veröffentlichte 1927 Jahr Franz Kafkas Roman
„Amerika“, Gustav Meyrink, der österreichische Autor
des berühmten Romans „Der Golem“ publizierte „Der
Engel vorm Westlichen Fenster“. In den USA erschien
Ernest Hemingways Kurzgeschichten-Sammlung „Men
without Women“, in Frankreich der letzte Band mit
dem Titel „Die wiedergefundene Zeit“ von Marcel
Prousts siebenteiligem Hauptwerk „Auf der Suche nach
der verlorenen Zeit“. Weitere nennenswerte
Veröffentlichungen des Jahres 1927 sind Stefan
Zweigs Novelle „Episode am Genfer See“ und Joseph
Roths Roman „Die Flucht ohne Ende“.
1927 ist auch das Erscheinungsjahr von Hermann
Hesses Roman „Der Steppenwolf“, der dem
Schriftsteller zu Weltruhm verhalf. Die mit
faustischen Elementen angereicherte Geschichte des
in sich zerrissenen Protagonisten Harry Haller wurde
mehrfach verfilmt und dramatisiert und inspirierte
zahlreiche Musiker, sich mit dem Stoff künstlerisch
auseinanderzusetzen.
Am
14.
September 1927 starb
in der Schweiz der
Schriftsteller und Dramaturg Hugo Ball, der als der
Begründer des Lautgedichts gilt. Ball eröffnete 1916
mit einer kleinen Gruppe von befreundeten Künstlern
das „Cabaret Voltaire“ in Zürich, das zur
Geburtsstätte des Dadaismus und zum Zentrum der
gelebten literarischen Ablehnung der
gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in
den Wirren des Ersten Weltkriegs wurde. Ball hatte
sich noch vor 1920 aus der Strömung des Dadaismus
wieder zurückgezogen, der in den zwanziger Jahren
von Berlin aus eine der dominierenden
Kunstrichtungen Europas wurde. Er arbeitete
vorwiegend als Journalist und war Hermann Hesse in
enger Freundschaft verbunden, was dazu führte, dass
Ball noch vor seinem Tod die fundierte Biographie
„Hermann Hesse. Sein Leben und sein Werk“
veröffentlichte. 1927 ist auch das Erscheinungsjahr
seiner gesammelten Tagebücher unter dem Titel „Die
Flucht aus der Zeit“, die zu den bedeutendsten
Werken der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts
zählen.
Jerome Jerome, Autor der humorvollen, weltberühmten
Erzählung „Three Men in Boat“ starb am 14. Juni 1927
an den Folgen eines Schlaganfalls in England.
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