Literatur 1928 Das literarische Jahr
1928 erhielt die norwegische Romanautorin Sigrid
Undset den Nobelpreis für Literatur für ihr
dreibändiges Werk „Kristin Lavranstochter“, das als
einer der bedeutendsten Romane der norwegischen
Literatur gilt und das Leben einer Frau im 13. und
14. Jahrhundert beschreibt. Auch die vierteilige,
ebenso begeistert rezensierte Romanerzählung „Olav
Audunsson“, hat das mittelalterliche Leben mit all
seinen gesellschaftlichen, sozialen und religiösen
Faktoren als zentrales Thema. Sigrid Undset feierte
mit diesen meisterhaften Werken über die norwegische
Geschichtsvergangenheit große Erfolge.
Der Pulitzer-Preis ging 1928 an Thornton Wilder für
seinen Roman „The Bridge of St. Luis Rey“,
der die
Begebenheiten eines historischen Brückeneinsturzes
in Peru im Jahr 1714 und dessen Folgen erzählt und
der Frage nach dem Sinn des menschlichen Lebens
nachgeht. Für sein experimentelles Theaterstück
„Strange Interlude“ wurde Eugene O’Neill mit dem
Preis geehrt.
1928 veröffentlichte Bertolt Brecht, der wichtigste
deutsche Dramatiker des 20. Jahrhunderts und
Begründer des epischen Theaters, sein Stück „Die
Dreigroschenoper“, mit deren Inszenierungen er
Weltberühmtheit erlangte. Die Musik von Kurt Weill
trug wesentlich dazu bei, dass „Die
Dreigroschenoper“ international bekannt und vielfach
verfilmt wurde.
Erste Raubdrucke des Skandal-Romans „Lady
Chatterley’s Lover“ des englischen Schriftstellers
D. H. Lawrence erschienen 1928 in den USA, lange
bevor der Roman in teilweise zensierten Fassungen zu
einem Welterfolg wurde. Der Großteil der Exemplare
wurde jedoch beim Zoll abgefangen und vernichtet.
Der amerikanisch-russische Schriftsteller Vladimir
Nabokov, der in den Fünfzigerjahren mit dem
Skandal-Buch „Lolita“ weltberühmt wurde, brachte
1928 seinen zweiten Roman „King Queen Knave“ über
die heiteren Liebesverwirrungen eines Ehepaars
heraus.
Der irische Nationaldichter William Butler Yeats
publizierte 1928 seinen Gedichte-Band „The Tower“.
Die darin enthaltenen Verse wie „Leda and the Swan“
oder Sailing to
Byzantium“ gelten heute als die
besten und berühmtesten des gesamten Yeats-Kanons.
Weitere nennenswerte Erscheinungen des Jahres 1928
sind Christopher Isherwoods Erstlingswerk „All the
Conspirators“, Arthur Schnitzler letzter Roman
„Therese. Chronik eines Frauenlebens“, Joseph Roths
Roman „Zipper und Sein Vater“, Aldous Huxleys „Point
Counter Point“ und Franz Werfels „Der
Abituriententag. Die Geschichte einer Jugendschuld“
.
Am 11. Januar 1928 starb der englische
Schriftsteller Thomas Hardy, der in seinem
umfangreichen Werk, das 14 Romane und zahlreiche
Gedichte und Kurzgeschichten umfasst, das Landleben
seiner südenglischen Heimat in unterschiedlichsten
Arten beschrieb. Viele seiner Romane und Geschichten
wurden im englischsprachigen Raum verfilmt oder für
das Fernsehen adaptiert.
Der deutsche Dichter Alfred Henschke, der den
Großteil seiner Arbeiten unter dem Pseudonym Klabund
veröffentlichte, starb am 14. August 1928 in einem
Schweizer Sanatorium an Tuberkulose. Sein Werk
umfasst etliche Romane und Prosatexte sowie eine
große Anzahl an Gedichten. Der Roman „Bracke“ und
das Theaterstück „Der Kreidekreis“, dessen Stoff
Bertolt Brecht später für „Der Kaukasische
Kreidekreis“ umarbeitete, gelten als seine
wichtigsten Arbeiten.
Am 29. April jenes Jahres starb der mehrfach
ausgezeichnete Schweizer Schriftsteller Heinrich
Federer.
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