Literatur 1929 Das literarische Jahr
Der Nobelpreis für Literatur ging 1929 an den großen
deutschen Schriftsteller
Thomas Mann, dessen Roman
„Buddenbrooks: Verfall einer Familie“ aus dem Jahr
1901 mit dieser Auszeichnung als Klassiker der
zeitgenössischen Literatur gewürdigt wurde.
Mit dem Georg-Büchner-Preis wurde in diesem Jahr
Carl Zuckmayer ausgezeichnet, den Pulitzer-Preis
erhielten Julia Peterkin für ihren Roman „Scarlet
Sister Mary“ und Elmar Rice für das Theaterstück
„Street Scene“, das Kurt Weill in den
Vierzigerjahren für den New Yorker Broadway als
Musical adaptierte.
In Italien erschien 1929 „Gli Indifferenti“, in der
deutschen Übersetzung „Die Gleichgültigen“ des
Schriftstellers Alberto Moravia als dessen
Debutroman. Im Alter von nur 21 Jahren und nach
jahrelanger Krankheit veröffentlichte Moravia die
Geschichte über eine verwitwete, verarmte Frau, die
mit ihrem Liebhaber und ihren beiden erwachsenen
Kindern in einem Nobelbezirk ein ereignisloses Leben
führt. Moravias grandiose Beschreibung der
Heuchelei, Gleichgültigkeit und Perspektivlosigkeit
im Leben der Reichen gilt als der erste Roman des
Existentialismus, wurde weltweit ein großer Erfolg
und machte Moravia zu einem der bedeutendsten
Schriftsteller Italiens.
Weitere nennenswerte Publikationen des Jahres 1929
waren Jean Cocteaus „Les Enfants Terribles“, Joseph
Roths Roman „Rechts und Links“, Stefan Zweigs
Tragikomödie „Das Lamm des Armen“, Graham Greenes
erster Roman „The Man Within“ und John Steinbecks
„Cup of Gold“. Ernest Hemingways Roman „A Farewell
to Arms“, der die Erlebnisse eines Soldaten während
des Ersten Weltkriegs zum Thema hat, wurde zu
Hemingways erstem Bestseller.
Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“ über den
Transportarbeiter Franz Biberkopf, der aus der Haft
entlassen wird und versucht, sich im Berlin der
Zwanzigerjahre ein neues Leben aufzubauen, erschien
ebenfalls in diesem Jahr. Dieser erste literarische
Großstadtroman gilt als eines der wichtigsten
deutschen Werke des 20. Jahrhunderts. Die
Fernsehserie, die Rainer Werner Fassbinder nach der
Buchvorlage in den Jahren 1979/80 drehte, trug
erheblich dazu bei, Döblins Roman Jahrzehnte nach
seiner Veröffentlichung wieder einem breiten
Publikum bekannt zu machen.
Auch für die Kinderliteratur war 1929 ein
bedeutendes Jahr. Erich Kästner veröffentlichte
seinen
Kinderroman „Emil und die Detektive“ und
wehte mit der realistischen Geschichte von Emil und
seinen Freunden, die sich gemeinsam in Berlin auf
die Jagd nach einem Dieb machen, frischen Wind in
die Kinderliteratur, die bis dahin von
ausschließlich märchenhaften Darstellungen geprägt
war. "Emil und die Detektive" wurde durch zahlreiche
Verfilmungen und Dramatisierungen einem weltweiten
Publikum bekannt und gehört heute zu den Klassikern
unter den Kinderbüchern.
Am 15. Juli 1929 starb in Wien der österreichische
Schriftsteller und Dramatiker Hugo von Hoffmannsthal,
der mit seinen Theaterstücken wie „Jedermann“, „Der
Turm“ oder „Der Unbestechliche“ und als Mitbegründer
der Salzburger Festspiele Theatergeschichte schrieb.
Der englische Dramatiker Henry Arthur Jones, dessen
Theaterstücke des 19. Jahrhunderts sich im
viktorianischen England großer Beliebtheit
erfreuten, starb relativ unbekannt am 7. Januar
1929, der naturalistische Dichter und Dramatiker
Arno Holz am 26. Oktober dieses Jahres in Berlin.
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