Literatur 1925
- Literaturnobelpreis für George Bernard Shaw
Mit dem Nobelpreis wurde 1925 der irische Dramatiker
George Bernard Shaw für seine literarische Botschaft
der Menschlichkeit ausgezeichnet. Shaws meist
satirischen Theaterstücke wie „Caesar and Cleopatra“
„The Doctor’s Dilemma“, „Saint Joan“ oder „The Apple
Cart“ zählen zu den wichtigsten Werken der
Dramengeschichte. Sein berühmtestes Stück „Pygmalion“
diente als Literaturvorlage des Musicals „My Fair
Lady“ und dessen Verfilmung aus den sechziger Jahren
und wurde weltweit ein großer Erfolg.
Der Georg-Büchner-Preis ging an den deutschen
Schriftsteller Wilhelm Michel. Seine Werke wie
der
Gedichtband „Der Zuschauer“ sind heute in
Vergessenheit geraten. Der Pulitzer-Preis von 1925
ging an Edna Ferber für ihren Roman „So Big“, als
bestes Theaterstück wurde „They Knew What They
Wanted“ von Sydney Howard gewürdigt.
Als wichtigste Publikation des Jahres 1925 gilt F.
Scott Fitzgeralds Roman „The Great Gatsby“, mit dem
der US-amerikanische Schriftsteller Weltruhm
erlangte. Sein von der Kritik begeistert
aufgenommenes Werk gehört heute zu den Klassikern
der Weltliteratur und wurde mehrfach verfilmt und
für die Bühne adaptiert. Das herausragende Porträt
der dekadenten Ära der frühen zwanziger Jahre gilt
als perfekte Metapher des amerikanischen Traums.
1925, im Jahr nach Franz Kafkas Tod, wurde sein
Romanfragment „Der Prozess“ postum veröffentlicht,
das als eines von Kafkas wichtigsten Werken in die
Literaturgeschichte einging. Der Schriftsteller, der
die Geschichte von Joseph K. in den Jahren 1914/15
niederschrieb, erzählt darin auf albtraumartige
Weise von totalitären Regimen und der übertriebenen
Bürokratie, die Kafka selbst als Angestellter einer
Versicherungsgesellschaft erlebte und in „Der
Prozess“ verarbeitete.
1925 ist auch das Erscheinungsjahr von Stefan Zweigs
Novelle „Angst“, die Geschichte einer
ehebrecherischen Frau, die die bürgerlichen
Moralvorstellungen sprengt und deshalb von einer
Unbekannten erpresst wird. Bald kann sie mit der
Angst davor, ihr Mann könnte von ihrem Geliebten
erfahren, nicht mehr umgehen. Zweig verarbeitete in
seiner Novelle Sigmund Freuds Theorien der
Psychoanalyse.
Weitere nennenswerte Veröffentlichungen des Jahres
1925 sind William Butler Yeats „A Vision“, Aldous
Huxleys Roman „Those Barren Leaves“, Herman Hesses
Aufzeichnungen seiner Rheumakuren unter dem Titel
„Kurgast“ und Maxim Gorkis „Das Werk der Artamanows“.
André Gide publizierte in Frankreich seinen Roman
„Die Falschmünzer“, der durch die Anspielungen auf
Homosexualität verhalten rezensiert wurde. Lion
Feuchtwangers Roman „Jud Süß“, der sich mit
antisemitischen Klischees auseinandersetzt, wurde
durch die begeisterte Aufnahme im englischsprachigen
Raum zu einem Weltbestseller.
Im Jahr 1925 erschienen zwei Theaterstücke von Carl
Zuckmayer. Das wenig erfolgreiche Stück „Kiktahan,
oder die Hinterwäldler“ ist heute weitgehend
unbekannt. Das Volksstück „Der fröhliche Weinberg“
hingegen, mit dem Zuckmayer der literarische
Durchbruch gelang, wurde das zu seiner Zeit
meistgespielte Bühnenwerk.
Die US-amerikanische Dichterin Amy Lowell verstarb
am 12. Mai 1925. Ein Jahr später wurde ihr postum
der Pulitzer-Preis verliehen. Ihr Werk geriet in
Vergessenheit, bis sich die in den siebziger Jahren
aufkommende wissenschaftliche Strömung der Gender
Studies wieder vermehrt mit ihrem Werk und dem
anderer Schriftstellerinnen ihrer Zeit beschäftigte.
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