Literatur 1924
- Thomas Manns Zauberberg
1924 markiert das Todesjahr des weltweit berühmten
Schriftstellers Franz Kafka. Am 3. Juni starb Kafka
im Alter von nur 40 Jahren nach jahrelangem
Tuberkuloseleiden in einem Sanatorium in
Klosterneuburg bei Wien. Sein Weltruhm blieb ihm zu
Lebzeiten verwehrt. Erst durch die postume
Veröffentlichung seiner Werke durch seinen Freund
und Nachlassverwalter Max Brod - gegen Kafkas Wunsch
- zählt er heute zu den wichtigsten Schriftstellern
der Weltliteratur. Kurz vor seinem Tod, 1924,
überarbeitete und veröffentlichte Kafka den
Sammelband „Ein Hungerkünstler“, der die
gleichnamige Erzählung und die Prosatexte „Erstes
Leid“, „Eine kleine Frau“ und „Josefine, die
Sängerin“ enthielt. In die Geschichte von „Der
Hungerkünstler“ integrierte Kafka viele seine
Lebenssituation beschreibende Motive. Die Einsamkeit
des modernen Künstlers, die Askese und die
Zwecklosigkeit seiner schriftstellerischen Tätigkeit
waren Zustände, die Kafka in seinen letzten
Lebensjahren besonders quälten.
Am 3. August verstarb in England der
polnisch-stämmige Schriftsteller Joseph Conrad,
dessen umfangreiches Werk unzählige Romane,
Theaterstücke und Erzählungen enthält und
Ausgangsmaterial für zahlreiche Verfilmungen bot.
Auch der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Romancier
Anatole France starb am 12. Oktober jenes Jahres.
Der Nobelpreis für Literatur ging 1924 an den
polnischen Nationaldichter Wladyslaw Reymont für
seinen Roman „Die Bauern“.
Mit dem Georg-Büchner-Preis wurde in jenem Jahr der
hessische, hoch angesehene Schriftsteller Alfred
Bock ausgezeichnet, dessen Werke heute weitgehend
vergessen sind.
Pulitzer-Preisträger wurden 1924 Margaret Wilson für
ihren Roman „The Able McLaughlins“ und der
Dramatiker und Theaterregisseur Hatcher Hughes für
sein Theaterstück „Hell-Bent Fer Heaven“.
Thomas Mann veröffentlichte 1924 seinen weltweit
erfolgreichen Bildungsroman „Der Zauberberg“, der
auf vielschichtige, symbolische Weise die politische
Entwicklung Europas vor dem Ausbruch des Ersten
Weltkriegs in den Mikrokosmos eines Schweizer
Sanatoriums verlegte und von einem jungen Mann
handelt, der im Zuge seines Aufenthalts in dieser
abgeschlossenen Welt mit Tod und Krankheit, den
zentralen Themen der Geschichte, konfrontiert wird.
E. M. Forster veröffentlichte in dem Jahr sein
Meisterwerk „A Passage to India“, das auf komplexe
Art die indische Kultur und Gesellschaft im
Zusammenprall mit der britischen Mentalität und der
Politik des Imperialismus beschreibt und dabei das
Schicksal einzelner Personen darstellt, die in
diesem Konflikt gefangen sind.
Der berühmte österreichische Schriftsteller Joseph
Roth veröffentlichte 1924 gleich zwei Romane. „Hotel
Savoy“ beschreibt Geschehnisse in dem titelgebenden
Hotel in Lodz kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs.
Auch in „Die Rebellion“ porträtierte Joseph Roth
Menschen, die durch die Ereignisse des Ersten
Weltkriegs Schicksalsschläge erfahren mussten.
Zu weiteren nennenswerten Publikationen des Jahres
1924 zählen die Kurzgeschichte „Young Archimedes“
von Aldous Huxley, der Roman „Die weiße Garde“ des
russischen Schriftstellers Michail Bulgakow, „Billy
Budd“ von Herman Melville und „Fräulein Else“, die
mehrfach verfilmte Monolog-Novelle aus der Feder
Arthur Schnitzlers.
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