Literatur 1923
- Erstmals wurde der Georg-Büchner-Preis vergeben
Am 3. Januar 1923 starb in Prag der große
tschechische Schriftsteller Jaroslav Hasek, der vor
allem durch seinen Roman „Der brave Soldat Schweijk“,
eine der humorvollsten und umfangreichsten
literarischen Beschreibungen der
österreichisch-ungarischen Monarchie zur Zeit des
zweiten Weltkrieges von großer literarischer
Bedeutung war.
Wenige Tage später, am 9. Januar, starb die
britisch-neuseeländische Schriftstellerin Katherine
Mansfield nach einem schicksalsgebeutelten Leben im
Alter von nur 34 Jahren an Tuberkulose.
Sie gelangte
mit ihren Kurzgeschichten-Sammlungen, allen voran „The
Garden Party“ zu internationalem Erfolg.
Der bedeutende österreichische Schriftsteller Joseph
Roth, dessen Roman „Radetzkymarsch“ ebenfalls auf
humorvolle Weise die österreichisch-ungarische
Monarchie und deren Zerfall durch den ersten
Weltkrieg beschreibt, debütierte 1923 als Romancier
mit der Veröffentlichung seinen ersten Romans „Das
Spinnennetz“, der sich auf satirische Weise mit dem
Antisemitismus und den Beginnen des
Nationalsozialismus auseinandersetzt.
Zu den wichtigen Veröffentlichungen dieses Jahres
zählten weiterhin „Men Like Gods“ von H. G. Wells,
F. Scott Fitzgeralds Theaterstück „The Vegetable“,
Lion Feuchtwangers „Die häßliche Herzogin“ und
Aldous Huxleys „Antic Hay“.
Der Nobelpreis für Literatur ging in jenem Jahr an
den irischen Schriftsteller William Butler Yeats,
der durch seine literarische, symbolistische
Verarbeitung der irischen Kultur und Märchenwelt,
seine mystisch-poetischen Dramen und seine Arbeit
als Leiter des Abbey
Theatres in Dublin als irischer
Nationaldichter gilt.
Der Georg-Büchner-Preis, heute der wichtigste
Literaturpreis Deutschlands, wurde 1923 zum ersten
Mal vergeben und ging in dem Jahr an den deutschen
Schriftsteller Adam Karrilon, der sich mit
Heimatromanen aus dem Odenwald einen Namen machte,
die durch Humor und realistische Darstellungen von
Kritik und Kollegen wie Hermann Hesse durchweg
wohlwollend aufgenommen wurden.
Für die Kinderliteratur war 1923 ein sehr wichtiges
Jahr. Felix Salten veröffentlichte den Roman, für
den er Weltruhm erlangte. „Bambi. Eine
Lebensgeschichte aus dem Walde“ ist einer der
wichtigsten Kinderbuchklassiker des zwanzigsten
Jahrhunderts und wurde durch die Verfilmung von Walt
Disney aus dem Jahr 1942 einem weltweiten Publikum
ein Begriff. Salten, dem von der Forschung auch die
anonym publizierte pornographische Erzählung der
„Josephine Mutzenbacher“ zugeschrieben wird, konnte
von der Disney-Verfilmung kommerziell jedoch nicht
profitieren. Dennoch gilt er durch „Bambi“ als einer
der bedeutendsten Schriftsteller Österreichs.
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