Das Sportjahr 1911 – Die erste Rallye Monte
Carlo
Motorsport
Im Jahr 1911 wurde zum ersten Mal die Rallye Monte
Carlo gestartet. Initiiert hatte sie der regierende
Fürst von Monaco, Albert I. (1848-1922). Die Rallye
Monte Carlo gilt heute als die „Mutter“ des
Rallyesports. Die erste Austragung startete am 21.
Januar 1911 und war noch eine Sternfahrt mit dem
Ziel, Wintersport-Touristen in das Fürstentum zu
locken. Insgesamt 20 Teilnehmer begannen die Rallye
in Genf, Paris, Boulogne-sur-Mer, Berlin,
Wien und
Brüssel.
Von dort aus fuhren sie zu ihrem Ziel nach
Monte Carlo. Der französische Rennfahrer Henri Louis
Rougier gewann auf einem Turcrat-Méry 25 HP diese
erste Rallye Monte Carlo als Gesamtsieger, die seit
1925 vom „Automobile Club de Monaco“ ausgerichtet
wird.
Auch in den USA gab es eine Premiere in Sachen
Autorennen. Im US-Bundesstaat Indiana wurde auf der
Rundstrecke Speedway das erste 500-Meilen-Rennen von
Indianapolis für Automobile veranstaltet, das von
Ray Harroun (1879-1968) gewonnen wurde, der auf
einem Marmon Wasp gefahren war. Harroun, der erst
1906 mit dem Rennsport begonnen hatte, der im
Vorjahr 1910 die AAA National Championship gewonnen
hatte, fing bei Marmon als Chefingenieur an. Dort
wurde er vom Unternehmen vor die Aufgabe gestellt,
nämlich ein Fahrzeug für das neue 500-Meilen-Rennen
zu entwickeln und es auch selbst zu fahren. Harroun
entwickelte ein revolutionäres Konzept. Er entwarf
einen leichten, stromlinienförmigen Einsitzer. Damit
der Mechaniker ersetzt werden konnte, der gewöhnlich
in einem Zweisitzer hinter dem Fahrer saß und ihn
über alles informierte, was hinten geschah, baute
Harroun stattdessen einen Rückspiegel an. In
Indianapolis konnte er beweisen, wie gut seine
Konstruktion war. Allerdings war dieses
Sieger-Rennen zugleich sein letztes.
Hoch hinaus
Ausgerechnet mit einem Rennen für Wasserflugzeuge
machte der Franzose Jacques Schneider Furore, als er
1911 die „Schneider-Trophy“ ins Leben rief.
Schneider selbst war Ballonfahrer und liebte
Flugzeuge. Offiziell hieß die „Schneider-Trophy“
„Coupe d’Aviation Maritime Jacques Schneider“ oder
auch einfach Schneider-Pokal. In der Folgezeit
entwickelte sich der Schneider-Pokal zu einem
Wettbewerb, an dem ausschließlich Maschinen
teilnahmen, die für Rennzwecke konstruiert worden
waren. Ursprünglich sollte die technische
Entwicklung im zivilen Luftfahrt-Bereich gefördert
werden. Die Veranstaltungen fanden anfangs auf einem
Dreieckskurs von 280 km statt. Später wurden es 350
km. An Zuschauern mangelte es nicht. Teilweise sahen
mehr als 200.000 Menschen den Veranstaltungen zu.
Sonstige Ereignisse
Das Jahr 1911 stand auch ganz im Zeichen eines
großen Jubiläums. Genau 100 Jahre war es her, dass
Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) in der Berliner
Hasenheide 1811 den ersten Turnplatz angelegt hatte.
Vor allen Dingen Preußen beging das Jubiläum mit
zahlreichen Festveranstaltungen. Allein das Turnfest
auf dem Tempelhofer Feld in Berlin geriet zu einer
Mammutschau des Turnens. Gemeinsame Übungen, die von
13.000 Turnerinnen und Turnern dargeboten wurden,
riefen viel Jubel hervor, in den auch hochrangige
Persönlichkeiten einstimmten wie beispielsweise
Prinz Eitel Friedrich von Preußen (1883-1942) und
Kultusminister August von Trott zu Solz (1855-
1938).
Die Jahnfeste, die sich auf das ganze Deutsche Reich
erstreckten, waren aber zugleich
Propagandaveranstaltungen, die der Wehrertüchtigung
dienten. Jahn selbst hatte in seinem Buch „Deutsches
Volkstum“, das im Vorjahr erschienen war, dazu
aufgefordert, im Sinne eines einigen Deutschlands
ein volkstümliches Heer- und Staatswesen zu bilden.
Im Jahr 1911 errang der Schwede Ulrich Salchow
(1877-1949) zum zehnten Mal den Weltmeistertitel im
Eiskunstlauf der Herren in Berlin. Der Deutsche
Werner Rittberger (1891-1975), der im selben Jahr
den dritten Platz der Europameisterschaft gewann und
die Deutsche Meisterschaft ebenso, wurde bei der WM
nach Salchow Silbermedaillengewinner. Der
„Rittberger“, ein Sprung, der heute zum Kürprogramm
gehört, erinnert an diesen Eiskunstläufer. Die
Bronzemedaille bei der WM errang der Österreicher
Fritz Kachler (1888-1973). Bei den Damen war die
Ungarin Lily Kronberger (1890-1974) erfolgreich und
konnte die Goldmedaille gewinnen.
In
Österreich wurde am 5. Juli 1911 die erste
österreichische Fußballmeisterschaft 1911/1912 ins
Leben gerufen. Ausschließlich Wiener Vereine waren
teilnahmeberechtigt und das erste Match wurde am 3.
September 1911 ausgetragen. Obwohl alle anderen
Landesvereine von der Teilnahme ausgeschlossen
waren, wird diese Fußballmeisterschaft als die erste
österreichische Fußballmeisterschaft gezählt. Mit 15
gewonnen Spielen ging der SK Rapid Wien als Sieger
aus dieser Meisterschaft hervor.
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