Hygiene und Schönheitsmittel um 1700

Allgemein wird angenommen, dass sich die Menschen in jener Zeit kaum wuschen und alles mit Puder und Parfüm überdeckten. Das ist nur teilweise richtig. Gerade Ludwig XIV. war um Reinlichkeit bemüht. Wenngleich das Hygieneverständnis der damaligen Zeit ein anderes war als heute, so ist doch bekannt, dass sich der Sonnenkönig die besten Seifensieder an seinen Hof geholt hatte. Ein wenig Wasser war durchaus legitim, wenigstens, um die Hände einzutauchen. Ansonsten war die Meinung vorherrschend, Wasser könne Krankheiten in den Körper einschwemmen. Die Ärzte rieten deshalb aus gesundheitlichen Gründen von dessen Gebrauch zum reinigenden Zwecke ab. Um den unvermeidlichen Körpergeruch erträglicher zu machen, wurde viel Parfüm benutzt, die Kleider wurden häufig gewechselt, wobei die großen Roben der Damen deshalb nicht automatisch sauberer wurden. Sie wurden nur eine Zeitlang ausgelüftet, nahmen bei erneutem Tragen den Körpergeruch wieder an.
Im Schlosse des Sonnenkönigs gab es prunkvolle Baderäume, die jedoch kaum benutzt wurden. Der König selbst, so besagen es die Überlieferungen, soll seine Wäsche mehrfach am Tag gewechselt haben. Nicht immer wusch er sich bei so einer Prozedur. Aber er soll seinen Körper dabei stets mit Spiritus abgerieben haben. Immerhin. Für die Verhältnisse seiner Zeit war er nahezu ein Reinlichkeitsfanatiker.
Es waren namenlose Parfüm-Erzeugnisse, die die Menschen damals benutzten. Doch eben aus jener Zeit, konkret aus dem Jahr 1709 stammt ein Parfüm, das noch heute einen guten Ruf, bzw. eine bewährten, unverwechselbaren Duft hat – das Eau de Cologne, auch als Kölnisch Wasser bekannt. Es war der Italiener Johann Maria Farina, der von 1685 bis 1766 in Köln lebte und der aus verschiedenen Ölen von Zitrusfrüchten und Kräutern ein duftendes Wässerchen mischte, dem er den Namen seiner deutschen Wahlheimat gab. Die Rezeptur, nach der dieses Duftwasser noch heute hergestellt wird, ist unverändert. Um sich die Düfte am französischen Hof vorzustellen, reicht es aus, mit geschlossenen Augen an einer Flasche Kölnisch Wasser zu schnuppern.
Was das Parfüm an Gerüchen zu überdecken vermochte, das machte die Schminke der damaligen Zeit mit den Gesichtern. Das Übermalen zu pflegendem und verschönerndem Zwecke ist so alt wie die Menschheitsgeschichte, nur die Mittel veränderten sich. Das Schminken gehörte unverzichtbar zur Mode. Dabei wurde damals im wahrsten Sinne des Wortes sehr dick aufgetragen. Vor allem der vornehmen Blässe wegen war Weiß die bevorzugte Farbe für das Gesicht. Die Lippen wurden rot eingefärbt und um den Teint in seiner Zartheit hervorzuheben, benutzten die Damen sogenannte Mouches, Schönheitspflästerchen. Sie waren bereits im 17. Jahrhundert in Mode gekommen. Meist bestanden sie aus kleinen Lederstückchen oder aus Teilchen, die aus Seiden- bzw. Samtstoff zugeschnitten wurden. Man benutzte sie in den unterschiedlichsten Formen. Mondsichel, Sterne, Kreise, Vierecke u.a. Varianten war en vogue. Diese Mouches verdeckten eventuelle Unebenheiten und wenn keine vorhanden waren, boten sie wenigstens einen guten Blickfang zu dem ansonsten sehr bleichen Gesicht. Außerdem waren die Pflästerchen ideal, um Botschaften amourösen Inhalts auszudrücken. Die Sprache der Mouches wurde damals von den meisten Männern verstanden. Außerdem wurden die Fleckchen nicht nur auf das Gesicht geklebt, sondern auch auf den Hals, das Dekolleté oder auf den Handrücken. Selbst einige Männer scheuten sich nicht, von den Mouches Gebrauch zu machen. Ein Beispiel für die Bedeutung eines auf die Wange aufgebrachte Schönheitspflasters – es kennzeichnete eine Dame, die nichts gegen Liebesabenteuer einzuwenden hatte. Dies Pflaster stand also für „la galante“, die galante Dame. Da Deutschland die französische Mode in allen Varianten übernommen hatte, kannten die deutschen Frauen auch den Umgang mit den Mouches, nannten sie allerdings „die Muschen“.
Die weiße Schminke für die Gesichtshaut wurde aus verschiedenen Chemikalien zusammengestellt, denen man u.a. Talkum in pulverisierter Form beimischte. Damit der Puder gut haftete, wurden die Haare mit Fett-Pomaden vorbehandelt. Mit einem Puder konnte man sogar die Haarfarbe nach Wunsch verändern. Ein Gemisch aus Weizenstärke und Kohle ergab graues Haar. Einen blonden Ton erreichte man mit durch Zufügung von Ocker und mit einer Chemikalie wie sie auch für die Lippen benutzt wurde, konnte man einen rötlichen Farbton erzielen. 
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