Spätbarocke Mode in Europa - die Jahre 1700 bis 1709
Für das anbrechende 18. Jahrhundert war es noch sehr
typisch, dass die einzelnen sozialen Stände an ihrer
Kleidung zu erkennen waren. Maßgeblichen Einfluss an
der Gestaltung der Mode und ihren Veränderungen
hatten zweifelsfrei die adligen Kreise, besonders
die, die am Hofe verkehrten. Den größten Einfluss
hatte jedoch der König. Um 1700 war das
Ludwig XIV.,
der wegen seiner prunkvollen Lebensweise als
Sonnenkönig in die Geschichte einging. Zu jener Zeit
war die politische Macht die treibende Kraft, auch
in Sachen kultureller Vergnügungen und textiler
Ausstattung. War zudem während des 15. Jahrhunderts
noch weitgehend Italien das Land gewesen, das die
modischen Trends vorgab, so hatten inzwischen
Spanien mit seiner strengen Hofmode, England und
allen voran
Frankreich diese Rolle übernommen.
Unter der Herrschaft Ludwigs XIV. wurden prunkvolle
Vergnügungen zu Festen, die sich an Luxus und
Extravaganz übertrafen, kulinarisch, kulturell,
modisch. Doch wer den König mit seinem pompösen
Lebensstil auf diese Feste reduziert, unterschätzt
ihn gewaltig. Er nahm seine politische Verantwortung
sehr ernst. Seinen Bestimmungen ist es immerhin zu
danken, dass die strengen Bedingungen gelockert
wurden, denen die Zünfte bis dahin unterlagen. So
kam es, dass es in Paris um 1700 schon fast 2000
Schneiderinnen gab, die ein selbständiges Gewerbe
betrieben. Ohnehin waren längst diverse
Handwerksbetriebe und Manufakturen für alle Gewerke
entstanden. Die Länder Europas hatten begonnen, sich
zu verändern und seit dem ausgehenden 17.
Jahrhundert bestimmte
Frankreich das kulturelle
Leben in Europa fast im Alleingang.
Modisches Handwerk, Sticken, Nähen, Weben u.a. hatte
über die französischen Landesgrenzen hinaus einen
hervorragenden Ruf. Frankreichs Seidenmanufakturen
erweckten weltweit großes Interesse. Die Entwicklung
der Herstellung diverser Luxusgüter wurde aufmerksam
verfolgt und nachgeahmt. Die französische Mode wurde
damals mit Hilfe großer Puppen bekannt gemacht und
verbreitet. Mannequins gab es noch nicht. Der
modische Einfluss machte sich nicht nur in Europa
breit, er bestimmte sogar das textile Geschehen in
Übersee. Diese Vormachtstellung Frankreichs blieb
bis in die 70er Jahre des 18. Jahrhundert
unangefochten.
Die ersten Jahre des neuen Jahrzehnts werden noch
dem Spätbarock zugeordnet, der ungefähr um 1675
seinen Anfang genommen hatte und erst um 1715
endete, in dem Jahr, in dem Ludwig XIV. starb.
Kunstgeschichtlich wird der Barock insgesamt den
Jahren 1550-1770 zugeschrieben. Die Übergänge sind
fließend und Jahreszahlen in diesem Fall nur eine
Orientierungshilfe.
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