Das geschah 1706 Chronik
1706 verlässt Sachsen die
Koalition mit Rußland gegen Schweden aus Geldmangel,
die sächsischen Staatskassen sind leer. Im September
verzichtet Kurfürst August der Starke von Sachsen,
gegenüber Schweden im Vertrag von Altranstädt auf
die polnische Königskrone, sein Nachfolger wird
Stanislaus I. Leszcenski.
Der Krieg um den spanischen Thron geht weiter, die
spanischen Niederlande (Belgien) werden von dem
Herzog von Marlborough erobert und in Italien werden
die Franzosen von Prinz Eugen vertrieben. Der
deutsche Kaiser erklärt gegen die Brüder Maximilian
II. von Bayern und Erzbischof Joseph Klemens von
Köln die Reichsacht, wegen ihren Seitenwahl im
spanischen Erbfolgekrieg.
Das Kriegsgeschehen am Himmel widergespiegelt, wurde
am 12.05.1706 eine totale Sonnenfinsternis
gesichtet. Die Sonne verdunkelte sich zuerst in
Südspanien, ging über Frankreich, Süddeutschland,
Polen und endete in Russland. Der Lichtblick des
Jahres für Deutschland war eher ein Glimmen im
Vergleich zum Geschehen in Europa, so wurde in Halle
die erste deutsche Realschule gegründet.
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Im Jahre 1706
Iyasu I, Negus negest von Äthiopien aus der
Solomonischen Dynastie, zog sich aus Trauer um seine
bevorzugte Konkubine auf eine Insel im Tanasee
zurück. Ein Teil der Beamten unterstützte daraufhin
Königin Malakotawit darin, dass der König
zurückgetreten sei und krönte am 27. März in Gonder
dessen Sohn Tekle Haymanot I. zum Kaiser. Iyasu
kehrte drauf hin zurück, erkrankte jedoch unterwegs
und wurde am 13. Oktober auf Geheiß seines Sohnes
ermordet. Der Tod des beliebten Kaisers wurde
allgemein betrauert und der neue Kaiser blieb mit
dem Makel des Vatermordes behaftet. Er wurde als „Tekle
Hayamanot der Verfluchte“ bezeichnet.
Ein ehemaliger Angestellter der englischen
Ostindien-Kompanie, Thomas Twining, gründete bei
Strand, London, in Devereux Court, das Kaffehaus
„Toms Coffeehouse“. Twining konnte sich erfolgreich
mit dem Verkauf von Tee etablieren. Da es bei der
Upper Class als Modegetränk galt, konnte er
exorbitante Preise dafür verlangen.
Die Salzburger Zeitung „Extract-Schreiben oder
Europäische Zeitung“ stellte nach 20 Jahren ihr
Erscheinen ein.
Im Kurfürstentum Sachsen wurde der Coselgulden
geprägt.
Der englische Physiker Francis Hauksbee baute eine
kurbel betriebene Glaskugel, die sich durch Reibung
elektrisch auflädt. Damit verbesserte er gegenüber
der aufladbaren Schwefelkugel, einer Erfindung Otto
von Guerickes, die Grundlage zur Erforschung
statischer Elektrizität.
Die Uraufführung der Oper „Mansaniello Furioso“ von
Reinhard Keiser fand an der Oper am Gänsemarkt in
Hamburg statt.
Johann Sebastian Bach verfasste „Nach Dir, Herr,
verlanget mich“, eine seiner frühesten
Kirchenkantaten.
Das Kloster Burglengenfeld in der Diözese Regensburg
wurde gegründet.
In einem Sturm sank das dänische Sklavenschiff „Kron-Printzen“
mit 820 Sklaven an Bord.
Januar 1706
8. Januar
Der letzte Widerstand revoltierender bayerischer
Bauern gegen die kaiserlich-habsburgische Besatzung
wurde im Gemetzel von Aidenbach gebrochen. Ein Teil
der Aufständischen wurde von den kaiserlichen
Truppen getötet, nachdem diese sich bereits ergeben
und ihre Waffen niedergelegt hatten.
15. Januar
Der schwedische König Karl XII. begann mit der
Blockade von Grodno. Sie endete, als im März die
russische Armee ausbrach.
26. Januar
August der Starke rückte in Warschau ein, wo sein
Gegenspieler Stanislaus I. Leszczynski im Vorjahr
zum König gekrönt worden war.
29. Januar
Auf dem Schrannenplatz in München wurden mehrere
Anführer des Bayerischen Volksaufstandes, unter
ihnen Johann Georg Aberle, Johann Clanze und Johan
Georg Kidler, durch das Schwert hingerichtet.
Weitere Hinrichtungen fanden in den darauf folgenden
Wochen statt.
Februar 1706
13. Februar
Die Schweden unter Carl Gustaf Rehnskiöld besiegten
in der Schlacht bei Fraustadt im Großen Nordischen
Krieg das sächsisch-russische Heer unter Johann
Matthias von der Schulenburg. Eine ganze
Kavalleriedivision desertierte und zahlreiche
gepresste Soldaten liefen zu den Schweden über.
Aufgrund der Misserfolge wurde August II. vom
sächsischen Geheimen Rat aufgefordert, die polnische
Krone niederzulegen. Der Adel und die Städte
rebellierten offen gegen den König. Er musste
daraufhin seinen Befehl zur Aushebung neuer Truppen
zurückziehen. Insgeheim arbeitete er aber an der
Aufstellung einer neuen Armee und an einer
Entmachtung des Geheimen Rates.
18. Februar
Die Oper „Alcione“ von Marin Marais wurde an der
Grand Opera in Paris uraufgeführt.
März
1706
13. März
Das Heer von Polen-Litauen und russische Kosaken
wurden im Gefecht in Njaswisch von schwedischen
Dragonern unter dem Oberbefehl von Oberstleutnant
Johan Reinhold von Trautvetter besiegt.
Mitte März
Das schwedische Heer unter Carl Gustaf Creutz begann
mit der Belagerung von Ljachawitschy.
April 1706
19. April
Die kaiserliche Armee unter Christian Detlev von
Reventlow musste sich in der Schlacht bei Calcinato
den französisch-spanischen Truppen unter Marschall
Louis II. Joseph de Bourbon, Duc de Vendôme,
geschlagen geben. Prinz Eugen von Savoyen hatte kurz
davor den Kriegsschauplatz verlassen und war nach
Wien abgereist. Er kehrte kurz darauf zurück,
sammelte die Truppen und führte sie nach Trient.
20. April
Adam Mikolaj Sieniawski wurde als Nachfolger des
verstorbenen Hieronim Augustyn Lubormirski zum
Großhetman der polnischen Krone ernannt.
27. April
Aufgrund der Desertionen in der Schlacht bei
Fraustadt wurden dreißig sächsische Dragoner zum
Spießrutenlaufen verurteilt, neun wurden am Pfahl
aufgehängt, drei an den Galgen gehängt, zwei
enthauptet und anschließend auf das Rad gebunden.
29. April
Über den Kurfürsten von Bayern, Maximilian II.
Emanuel und gegen dessen Bruder Clemens von Bayern,
Erzbischof und Kurfürst von Köln, wurde von Kaiser
Joseph I. die Reichsacht verhängt.
30. April
In der Schlacht bei Klezk besiegte Schweden die
durch Kosaken verstärkte russische Armee.
Mai 1706
2. Mai
Die belagerte polnisch-litauische Garnison in
Ljachawitschy ergab sich den Schweden bedingungslos.
Die 1 361 Mann starke Besatzung unter dem Befehl des
Kosaken Iwan Mirowitsch ging in
Kriegsgefangenschaft.
12. Mai
In der Schweiz und in Deutschland südöstlich der
Linie Freiburg im Breisgau – Würzburg – Leipzig -
Frankfurt/Oder war die letzte totale
Sonnenfinsternis in Mitteleuropa vor 1999 zu sehen.
14. Mai
Die von Piemontesern und Österreichern gehaltene
Stadt Turin wurde von Franzosen und Spaniern unter
Louis d'Augusson, Duc de la Feuillade, anlässlich
des Spanischen Erbfolgekrieges belagert.
23. Mai
Nachdem sie die Schlacht bei Ramillies gegen die
Haager Große Allianz unter John Churchill, 1. Duke
of Marlborough, und Heinrich von Nassau-Ouwerkerk
verloren hatten, mussten die Franzosen und die mit
ihnen verbündeten Bayern aus den Spanischen
Niederlanden weichen.
Juni 1706
10. Juni
Grace Sherwood ist der letzte Mensch, der in
Virginia aufgrund einer Wasserprobe als Gottesurteil
wegen Hexerei verurteilt wurde. Sie verbrachte im
Anschluss mehrere Jahre im Gefängnis.
Juli 1706
6. Juli
Die Uraufführung der Oper „Endimione“ von Giovanni
Cononcini fand im Palazzo di Belfonte bei Wien
statt.
9. Juli
Im Rahmen der Dänisch-Halleschen Mission in der
dänischen Kolonie Tranquebar betraten die deutschen
Missionare Bartholomäus Ziegenbald und Heinrich
Plütschau indischen Boden. Der Ort wurde so der
Ausgangspunkt protestantischer Missionsarbeit in
Tamil Nadu.
August 1706
27. August
Das schwedische Heer marschierte in Sachsen ein.
30. August
Der Soldat Pietro Micca zündete während der
Belagerung von Turin in einem Minengang ein
Schießpulverfass selbst, weil ihm eine längere
Zündschnur fehlte. Er konnte damit das Eindringen
der französischen Feinde in die Festung der Stadt
verhindern, starb jedoch bei der Explosion.
September 1706
7. September
In der Schlacht bei Turin wurden die Franzosen von
den Truppen von Prinz Eugen von Savoyen und dessen
Cousin, Herzog Viktor Amadeus II. von Savoyen
besiegt. Damit endete die größte Schlacht auf
italienischem Boden im Spanischen Erbfolgekrieg.
9. September
Die kaiserliche Armee verlor im Spanischen
Erbfolgekrieg in der Schlacht von Castiglione gegen
ein französisches Corps. Prinz Friedrich von
Hessen-Kassel musste sich bis hinter Verona
zurückziehen, um seine Truppen wieder zu sammeln
24. September
In dem Altranstädter Frieden verzichteten sächsische
Unterhändler für August II. „für immer“ auf die
polnische Krone und lösten die Allianz mit Russland
auf. August II. selbst erfuhr erst im Oktober von
dem ungünstigen Vertragsabschluss.
Oktober 1706
11. Oktober
Russische Truppen begannen mit der Belagerung von
Wyborg. Diese wurde Anfang November erfolglos
abgebrochen.
29. Oktober
Schwedisch-polnische Truppen erlitten während des
Großen Nordischen Krieges in der Schlacht bei
Kalisch eine Niederlage gegen eine
sächsisch-russische Streitmacht, was jedoch ohne
weitere Folgen blieb.
November 1706
3. November
In den Abruzzen ereignete sich im Raum Sulmona ein
Erdbeben, das mehr als tausend Todesopfer forderte.
4. November
Im Schottland sprach sich das Parlament mehrheitlich
für eine Vereinigung Schottlands mit dem Königreich
England aus. Der „Act of Union“ trat am 1. Mai 1707
in Kraft.
6. November
Die heftige Gegenwehr der Spanier zwang ein
englisches Geschwader beim Angriff auf Santa Cruz de
Tenerife zum Rückzug.
19. November
August II. sprach dem Altranstädter Frieden jegliche
Rechtskraft ab.
28. November
Der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm I.
heiratete Prinzessin Sophia-Dorothea von Hannover.
Ihr Vater war der spätere Kurfürst Georg Ludwig, der
1714 als Georg I. König von England wurde. Hier
liegt die Grundlage der Verwandtschaft der
Hohenzollern zum englischen Königshaus, denn Georg
war der Bruder der verstorbenen Sophie-Charlotte.
Braut und Bräutigam waren damit Vetter und Kusine.
Dezember 1706
1. Dezember
August II. traf sich mit Karl XII. von Schweden und
musste aufgrund dessen unnachgiebiger Haltung den
Vertrag anerkennen.
9. Dezember
Johann V., der Sohn von Peter II von Portugal wurde
Nachfolger seines Vaters auf dem Thron. Er führte in
Portugal den Absolutismus nach französischem Vorbild
ein.
Geburtstage 1706