Chronik 1638 - Die Mariensäule in München und die Geburt des Sonnenkönigs in Paris

Der Dreißigjährige Krieg hatte dem Kurfürsten Maximilian I. (1573-1651) ein Gelübde abgerungen. Falls München und das Landshut vom Krieg verschont bleiben würden, dann wollte der Kurfürst ein „gottgefälliges Werk“ errichten. Und im Jahr 1638 war es soweit. Die Mariensäule wurde in München durch den Freisinger Bischof Veit Adam von Gepeckh (1584-1651) eingeweiht. Sie war am ersten Sonntag nach Allerheiligen, am 7. November auf dem Münchner Marienplatz aufgestellt worden und war aus Adneter Marmor gefertigt. Gekrönt wurde die Mariensäule mit einer vergoldeten Marienstatue aus Bronze. Vermutlich war diese von Hubert Gerhard (1540/50-1651) geschaffen worden, einem flämischen Renaissancekünstler, doch es ist nicht genau überliefert, von wem der Entwurf tatsächlich stammte. Ursprünglich hatte Hubert Gerhard sie für das Grab des Herzogs von Bayern, Wilhelm V. (1548-1626), geschaffen und bis 1613 hatte sie Verwendung am Hochaltar der Münchner Frauenkirche gefunden. Die Mariensäule gab dem Platz seinen Namen und dieser ist heute noch eine gefragte Attraktion der bayerischen Metropole. Das Jahr 1638 war auch das Jahr, in dem der italienische Gelehrte Galileo Galilei (1564-1641) seine „Discorsi“ (Unterredungen und mathematische Demonstrationen über zwei neue Wissenschaftszweige, die Mechanik und die Fallgesetze betreffend) veröffentlichte, die er in der Zeit des Hausarrestes, der ihm 1633 verordnet worden war, in seiner Villa in Arcetri außerhalb von Florenz erarbeitet hatte. In jenem Jahr war der Wissenschaftler bereits völlig erblindet. Eine spektakuläre Naturkatastrophe verhalf der Nachwelt zu einer anderen interessanten Dokumentation. Im Südwesten Englands, in dem kleinen Dorf Widecombe-in-the-Moor kam es während des Gottesdienstes in der Kirche zu einer leuchtenden, kugelförmigen Lichterscheinung. Die Kirche wurde von dem Kugelblitz zerstört. Dabei kamen vier Menschen ums Leben und 60 weitere Anwesende wurden verletzt. Es war ein ungewöhnliches Wetterereignis an jenem 21. Oktober, das aber immerhin dazu führte, dass es erstmals aktenkundig beschrieben wurde. Selbst heute existieren keine fotografischen Beweise für dieses Phänomen. Ein rundum glückliches Ereignis war aus Frankreich zu erfahren. Die Ehe von Ludwig XIII. (1601-1643) und seiner Gemahlin Anna von Österreich (1601-1666) war 23 Jahre lang wegen der Fehlgeburten kinderlos geblieben – bis 1638. Da wurde dem königlichen Ehepaar endlich der ersehnte Thronfolger geschenkt. Am 5. September wurde im Schloss Saint-Germain-en-Laye das Königskind geboren, dem man aus Dankbarkeit den Beinamen „Dieudonné“ – der Gottgegebene – gab. Der Neugeborene Ludwig XIV. sollte später seine Berühmtheit als „Sonnenkönig“ noch untermauern.
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