Chronik 1636 - Die Schlacht bei Wittstock und die Begeisterung für „Le Cid“

Damit hatten die Kaiserlichen und die Sachsen unter Melchior Graf von Hatzfeldt (1593-1658) und Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) nicht gerechnet. Ihre Übermacht war wesentlich größer gewesen und dennoch trugen die Schweden unter ihrem Feldmarschall Johan Banér (1596-1641) mit 16.000 Mann einen knappen, blutigen Sieg über das 22.000 Mann starke Heer davon. Schweden war also wieder mit dabei und durch diese Schlacht bei Wittstock verlängerte sich der Krieg um weitere zwölf Jahre, denn der Kölner Friedenskongress, auf dem ein Ausgleich zwischen den katholischen Großmächten versucht wurde, hatte nicht viel Erfolg. Tausende Soldaten waren auf dem Schlachtfeld geblieben, hatten ihr Leben gelassen, waren verscharrt worden und Frieden war nicht in Sicht. Andernorts in deutschen Landen wütet zudem noch die Pest. Auch da waren Massenbegräbnisse an der Tagesordnung. Ein Mann, der nicht unmittelbar am Kriegsgeschehen beteiligt gewesen war, dem aber dennoch ein hautnahes Erleben nicht erspart wurde, war Pierre Corneille (1606-1684). Nachdem die Spanier im Sommer 1636 die Grenz- und Festungsstadt Corbie erobert hatten, nach langem Ringen jedoch wieder verloren, konnte der Schriftsteller im Spätherbst endlich seine Tragikkomödie „Le Cid“ fertig stellen und darin schon einige Bezüge zum Kampfgeschehen verarbeiten. Es war nicht das erste Stück, das Corneille geschrieben hatte. Aber es war das, mit dem der Dramatiker seinen Durchbruch erzielen konnte. Und was für einen! „Le Cid“ wurde zu einem der größten Ereignisse der Theatergeschichte. Der König Ludwig XIII. (1601-1643) reagierte sofort und erhob den Vater von Corneille in den Adelsstand, so dass Pierre Corneille selbst als bereits adelig geboren galt. Den Franzosen gilt Corneille noch heute neben Molière (1622-1673) und Jean Racine (1639-1699) als einer der bedeutendsten Theaterdramatiker. Mit Pierre Corneille hatte die hohe Zeit des Theaters der Klassik begonnen. Weit abgeschlagen vom Geschehen des Dreißigjährigen Krieges wurde in Cambridge (Massachusetts) die Harvard University als College gegründet und in der Kolonie Niederländisch-Brasilien, auch Neu-Holland genannt (heute Pernambuco im Norden Brasiliens), errichteten die niederländischen Juden die erste Synagoge in der „Neuen Welt“ – die Kahal-Zur-Israel-Synagoge. Viele jüdische Auswanderer hatten sich dort angesiedelt und gründeten diese Glaubensstätte, die damals von mehr als tausend Juden genutzt wurde.
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