Chronik 1631 - Die Magdeburger Hochzeit und der Taj
Mahal in Indien
Der Leibarzt des französischen Königs Ludwig XIII.
(1601-1643) – Théophraste Renaudot (1586-1653) -,
war nicht nur Mediziner. Sein menschenfreundliches
Denken und Handeln machte ihn gleichermaßen zu einem
Philanthropen. Ihm verdankt Frankreich die erste
Zeitung, die er 1631 herausgab. Der Nachwelt gilt
Renaudot als Begründer des Journalismus. Seine
Zeitung, „La Gazette“, erschien jede Woche über
viele Jahrzehnte. Sie hieß ab 1762 „Gazette de
France“ und stellte erst 1915 ihr Erscheinen ein.
Renaudots Verdienste waren überaus nachhaltig, denn
er hatte 1630 schon begonnen, ein Annoncenbüro in
Paris einzurichten, das gleichzeitig eine
Arbeitsvermittlung, eine Verkaufsagentur,
Veranstaltungsort für gelehrte Vorträge, eine
Poliklinik, Pfandverleih und Kunstgalerie war. Die
Einrichtung wurde von Kardinal Richelieu
(1585-1642), mit dem Renaudot gut bekannt war,
großzügig unterstützt. Nach Thérophraste Renaudot
wurde 1926 in Frankreich der Preis benannt (Prix
Renaudot), der heute einer der fünf bedeutendsten
Literaturpreise des Landes ist. Wie zeitnah „La
Gazette“ schon über die neuesten Ereignisse des
Dreißigjährigen Krieges berichtet hatte, ist nicht
genau belegt. Es wäre in jenem Jahr eine
Schreckensmeldung gewesen, denn was als „Magdeburger
Hochzeit“ in die Geschichte einging, war in
Wirklichkeit ein Massaker, das größte Einzelmassaker
des Dreißigjährigen Krieges, in dem zwischen 20.000
und 30.000 Einwohner ihr Leben lassen mussten. Die
kaiserlichen Truppen der Katholischen Liga unter
ihren Feldherren Graf Tilly (1559-1632) und Graf
Pappenheim (1594-1632) waren in Magdeburg
eingefallen, hatten es erobert und schließlich ging
die Stadt in Flammen auf. Magdeburg war fast
vollständig zerstört und entvölkert worden. Der
Begriff „Magdeburgisieren“, der dieses brutale
Vorgehen beschreibt, erlangte traurige Berühmtheit.
Aber vor allem der Begriff „Magdeburger Hochzeit“,
der auf Tilly selbst zurückging, blieb als ein
Synonym für das Massaker erhalten. Mit einer Ehe in
Indien verbindet sich etwas ganz anderes, das in die
Geschichte einging und heute noch zahllose Touristen
anzieht. Der indische Großmogul (Kaiser), Sha Jahan
(1552-1666), dessen Frau, Mumtaz Mahal (1593-1631)
im Jahr 1631 bei der Geburt ihres 14. Kindes starb,
geriet in so tiefe Trauer, dass er seiner Liebsten
ein Denkmal errichten ließ – den Taj Mahal. Dieses
Grabmal wurde von 1631 bis 1648 von mehr als 20.000
Handwerkern aus allen Teilen Süd- und Zentralasiens
erbaut, hat eine Höhe von 58 Metern und einen
ebensolche Breite. Ein gigantisches Zeichen der
Liebe des Großmoguls zu seiner Frau, das heute noch
weltweite Bewunderung erfährt. In Italien ging das
Jahr 1631 mit einer Vulkan-Katastrophe zu Ende. Am
Morgen des 17. Dezember brach der Vesuv aus. Der
Ausbruch war von Erdbeben und Flutwellen begleitet
und brachte rund 4.000 Menschen und 6.000 Haustieren
den Tod.
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