Biografie
Lothar Späth Lebenslauf
Der baden-württembergische Politiker Lothar Späth
gehörte vor allem in den
1970er und
1980er Jahren zu
den prominentesten CDU-Akteuren. 13 Jahre war der
für seine Bürgernähe bekannte Späth
Ministerpräsident im Südwest-Staat. Späths auch bei
vielen Zeitgenossen jenseits der
CDU geschätzte, oft
unorthodoxe Herangehensweise, Probleme mit
Pragmatismus und ohne Scheu vor innovativen
Strategien lösen zu wollen, brachte ihm den
respektvollen Beinamen „Cleverle“ ein.
Lothar Späth wurde am
16. November 1937 im
oberschwäbischen Donau-Städtchen Sigmaringen als
Sohn von Helene (geb. Illich) und Friedrich Späth
geboren. Friedrich Späth war Lagerhausverwalter, die
streng pietistische Mutter hatte ihren Beruf als
Stenotypistin nach der Eheschließung aufgegeben.
Lothar Späth wuchs zusammen mit seiner drei Jahre
älteren Schwester in dem kleinen, nahe Heilbronn
gelegenen nordwürttembergischen Ort Ilsfeld auf.
Lothar Späth besuchte das Gymnasium in der
Nachbarstadt Bilstein bis zum Erwerb der Mittleren
Reife. Es folgten von
1953 bis 1958
Ausbildungsstationen in seiner Heimatregion für den
kommunalen Verwaltungsdienst. Nach einem daran
anschließenden Jahr auf der Staatlichen
Verwaltungsschule in
Stuttgart wurde Späth 1960
Finanzinspektor in der Verwaltung der zwischen
Heilbronn und Stuttgart liegenden Stadt Bietigheim.
Späth stieg dort 1965 zum Ressortleiter auf. Von
1967 bis 1970 war er Bürgermeister von Bietigheim.
1962 hatte Späth seine Frau Ursula (geb. Heinle)
geheiratet. Das Paar bekam zwei Kinder.
1970 verließ Späth den Verwaltungsdienst und ging in
die Wirtschaft. Er war zunächst Manager im
Wohnungsbauunternehmen Neue Heimat Städtebau. Von
1975 bis
1977 zeichnete er dann für das
Auslandsgeschäft eines großen Stuttgarter
Bauunternehmens verantwortlich.
Neben seiner beruflichen Karriere war Späth auch auf
politischer Ebene erfolgreich. Relativ spät, nämlich
1967, war er in die
CDU eingetreten. Das
christdemokratische Konzept von der Sozialen
Marktwirtschaft hatte ihn letztendlich zu diesem
Schritt bewegt. Bereits 1968 gelang ihm als
Direktkandidat im Wahlkreis Ludwigsburg-Nord der
Sprung in den
baden-württembergischen Landtag. Von
1972 bis 1978 war er Vorsitzender der CDU-Fraktion.
In dieser Zeit machte Späth seine Fraktion zu einer
eigenständigen politischen Kraft im „
Ländle“.
Selbstbewusst positionierte er den CDU-Arm der
Landes-Legislative als Gegengewicht gegen den nicht
selten landesherrlich-autokratisch auftretenden
Parteifreund Hans Filbinger, der seit 1966 an der
Spitze der baden-württembergischen Landesregierung
stand.
Am
22. Februar 1978 holte Filbinger Lothar Späth als
Innenminister ins Kabinett. Der bisherige
Ressortinhaber war im Zusammenhang mit Selbstmorden
von im Hochsicherheitsgefängnis Stammheim
inhaftierter RAF-Mitglieder zurückgetreten. Wenig
später, Anfang August 1978, trat auch Filbinger nach
massiver Kritik an seinen Positionen zur eigenen
Vergangenheit als NS-Parteimitglied und als
Marinerichter zurück („Filbinger-Affäre“). Sein
Nachfolger wurde am 30. August der damals 40-jährige
Späth. Im Jahr darauf übernahm er von Filbinger auch
das Amt des CDU-Landesvorsitzenden. Ab
1981 gehörte
Späth zudem als Bundesvorstandsmitglied zur
CDU-Spitze auf Bundesebene.
Als Ministerpräsident verfolgte das „Cleverle" das ehrgeizige
Ziel, Baden-Württemberg durch umfassende
Infrastruktur-Reformen zum „Musterländle“ für
innovative Wirtschaft in Industrie und Mittelstand
sowie in Hinsicht auf Wissenschaft und
Hochschulbildung zu machen. Eines seiner Mittel war
die Vergabe von günstigen staatlichen Darlehen an
zukunftsorientierte Unternehmen. Ein anderes Mittel
war die Förderung wirtschaftsangebundener
Wissenschaft mit Projekten wie der 1986 initiierten
„Forschungsstadt Ulm“ oder dem „Technologiezentrum
Stuttgart“. Hervorragend war Späths Kooperation mit
im Lande niedergelassenen Großunternehmen wie dem
Milchverarbeitungsunternehmen Südmilch AG oder dem
Autokonzern Mercedes Benz.
Späths Erfolg und Popularität schlugen sich in
absoluten CDU-Mehrheiten bei den drei Landtagswahlen
zwischen 1980 und 1988 nieder.
Das Sinken des politischen Sterns von Späth ist mit
seinem Scheitern verbunden, zusammen mit
CDU-Generalsekretär Heiner Geißler und anderen den
zunehmend umstrittenen
CDU-Bundesvorsitzenden Helmut
Kohl beim Bremer Parteitag im September 1989 zu
stürzen. Als Folge wurde der Ministerpräsident nicht
wieder in den CDU-Bundesvorstand gewählt.
In seinem Bundesland verlor Späth in Folge der
„Traumschiff-Affäre“ entscheidend an Rückhalt. Späth
wurde Ende
1990 vorgeworfen, Urlaubsreisen von einem
Technik-Unternehmen als Geschenk angenommen zu
haben. Im Verdacht der unerlaubten Vorteilsannahme
stehend trat Späth am 13. Januar 1991 als
Ministerpräsident zurück. Den CDU-Landesvorsitz gab
er ebenfalls ab. Das gegen ihn angestrengte
Ermittlungsverfahren wurde später eingestellt.
Späth wechselte wieder zurück in die Wirtschaft. Im
Juni 1991 sanierte er als Leitung das ehemalige
DDR-Kombinat VEB Carl Zeiss Jena zur Jenoptik GmbH
beziehungsweise AG. Das seit 1998 an der Börse
notierte Unternehmen war eines der wenigen
DDR-Unternehmen, die sich dauerhaft am Markt halten
konnten. 1997 machten ihn die dankbaren Jenaer zum
Ehrenbürger ihrer Stadt. 2003 gab Späth den
Vorstandvorsitzenden-Posten auf. Er blieb aber
Jenoptik bis 2007 als Aufsichtsratsvorsitzender
verbunden. Außer in Jena hatte Späth noch weitere
Vorstands- und Aufsichtsratsposten in anderen
Unternehmen wie bei der
Merrill Lynch Bank oder dem
Maschinen-Produzenten Herrenknecht AG bis 2012 inne.
Der sich auch kulturell u. a. in Kunst-Stiftungen
engagierende Lothar Späth erkrankte Mitte der 2010er
Jahre an Demenz. Am
18. März 2016 ist Lothar Späth
in einem Stuttgarter Pflegeheim gestorben.
Lothar Späth Seiten
Lothar Späth
Steckbrief
Lothar Späth Bücher
n.n.v.