Die Geschichte Baden-Württembergs
Baden-Württemberg
Baden-Württemberg ist die Nummer Drei der Bundesrepublik. Mit
einer Fläche von 35 751 km2 ist es nach Bayern und Niedersachsen drittgrößtes
Bundesland. Seine fast elf Millionen Einwohner übertreffen nur
Nordrhein-Westfalen und Bayern und auch bei einem Vergleich der
Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt) folgt es den genannten Ländern auf
Platz drei. Das südwestdeutsche Bundesland grenzt an Rheinland-Pfalz, Hessen und
Bayern in Deutschland, außerdem sind
Frankreich und die Schweiz Nachbarn.
Vorgeschichte und Entstehung des Bundeslandes
Bis zum Beginn des
19. Jahrhunderts gliederte sich der deutsche Südwesten in
eine Vielzahl kleiner geistlicher und weltlicher Territorien. Daraus resultiert
noch heute eine hohe Kulturdichte an historischen
Bauten. Mit der napoleonischen Besetzung entstanden das Königreich Württemberg
und das Großherzogtum Baden, zwei starke Mittelstaaten als französische
Vasallen. Die zunächst noch selbständigen Hohenzollerschen Territorien kamen im
Zuge der Revolution 1848/49 an Preußen.
Pläne einer Vereinigung Badens mit Württemberg gab es bereits in der Weimarer
Republik, scheiterten allerdings vorrangig an konfessionellen Streitigkeiten.
Parteien und Verbände vollzogen in dieser Zeit bereits eine organisatorische
Einheit im Südwesten Deutschlands.
Nach
dem Zweiten Weltkrieg teilten die amerikanische und französische
Besatzungszone sowohl Baden als auch Württemberg. Die daraus zunächst
entstandenen drei Länder strebten bald eine Vereinigung an. Lediglich in
Süd-Baden gab es starke Vorbehalte gegen eine Einheit mit dem protestantisch
geprägten Württemberg. In einer Volksabstimmung entschieden die Menschen in
Nordwürttemberg, Nordbaden und Württemberg-Hohenzollern mehrheitlich für die am
25. April 1952 erfolgte Gründung des neuen Staates Baden-Württemberg.
In Südbaden sprach sich die Mehrheit gegen das neue Bundesland aus. In den
folgenden Jahren gab es immer wieder Bestrebungen, die Entscheidung rückgängig
zu machen. Auf Entscheid des Bundesverfassungsgerichts musste die
Volksabstimmung schließlich wiederholt werden. Am 7. Juni 1970 erklärte sich die
Bevölkerung dann aber sehr deutlich für das „neue“ Bundesland.
Verwaltung und Politik
Mit der verwaltungsmäßigen Neugliederung in den Jahrzehnten seit der Gründung
des Südweststaates wurde eine zunehmende Verzahnung der historischen
Ursprungsgebiete versucht. Dies ist bis heute nicht vollständig gelungen, da
sich besonders kirchliche Eigenheiten kaum überwinden ließen. Schwerpunkte der
Neuordnung bildeten eine Verwaltungsreform in den sechziger Jahren und die
Kreis- und Gemeindereformen 1973-1975. Markantestes Beispiel für das bis heute
schwierige Zusammenwachsen
der verschiedenen historischen und politisch-kulturellen Räume stellt die
Stadt Villingen-Schwenningen dar.
In Baden-Württemberg gibt es neun Großstädte mit mehr als 100 000 Einwohner
(Freiburg, Heidelberg, Heilbronn, Karlsruhe, Mannheim, Pforzheim, Reutlingen,
Stuttgart und Ulm). Die größte Gemeinde ist die Hauptstadt Stuttgart mit mehr
als 600 000 Bewohnern. Rund 80 Prozent der Gemeinden zählen weniger als 10 000
Bürgerinnen und Bürger.
Das Parteiensystem des Landes wies bisher im Vergleich zu den anderen
Bundesländern einige spezielle Charakteristika auf. Kennzeichnend war eine
Dominanz der
CDU, eine relative Stärke der Liberalen in ihrem „Stammland“, eine
frühe Behauptung der Grünen (seit 1980 durchgehend im Landtag) und eine relative
Schwäche der Sozialdemokratie. Zwischen 1953 und 2011 stellte die CDU sämtliche
Ministerpräsidenten und zwischen 1972 und 1992 regierte die Partei mit absoluter
Mehrheit.
Im Frühjahr 2011 ereignete sich ein politischer Umbruch im Bundesland. Bei den
Landtagswahlen wurde die CDU zwar erneut mit Abstand stärkste Partei, erzielte
aber, wie auch SPD und FDP, ihr bisher schlechtestes Wahlergebnis seit 1952. Die
Grünen stiegen mit 24,2 Prozent der Stimmen zur zweitstärksten politischen Kraft
auf und wählten sich die Sozialdemokratie als Koalitionspartner.
Baden-Württemberg wurde zum ersten deutschen Bundesland mit einem
Ministerpräsidenten der Grünen.
Wirtschaft und Kultur
Die Wirtschaftsstruktur des Landes ist ausgeprägt dezentralisiert. Viele
weltweit bekannte Markenprodukte kommen aus Baden-Württemberg und werden
vorrangig in mittelständischen Unternehmen hergestellt (Neoplan, Hymer, Grohe,
Triumpf, Liebherr, Salamander, Boss, WMF u.v.a.) Das Land steht an der Spitze
der Patentanmeldungen in Deutschland.
Etwa die Hälfte der Beschäftigten arbeitet im Maschinen- und Fahrzeugbau
(Daimler-Chrysler, Porsche, Audi u.a.) sowie im Bereich Elektrotechnik. Auch die
Verbrauchsgüterindustrie erbringt einen großen Anteil an der Wertschöpfung des
Landes. Dienstleistungsbereich und Landwirtschaft sind dagegen von geringerer
Bedeutung.
Die dezentrale Struktur des Landes als Erbe der historischen Zersplitterung hat
eine hohe Kulturdichte zur Folge. Bis zur Gründung des Bundeslandes bestanden
mit Karlsruhe und Stuttgart zwei traditionsreiche Hauptstädte. Deshalb gibt es
einige staatliche Kultureinrichtungen zweimal (Landesbibliothek und -museum,
Staatstheater und -oper, Kunstmuseen). Hinzu kommen zahlreiche kulturhistorisch
bedeutsame Bauwerke verschiedenster Stilrichtungen mit vielfältigen kulturellen
Angeboten, die unter anderem von einer ausgeprägten und selbstbewussten
Bürgerkultur zeugen.