Die Männermode der 1950er Jahre kann nicht allein auf
das damals unverzichtbare Perlonhemd, die Entstehung des
Rockabilly-Styles oder den Hut in jeder Lebenslage
reduziert werden. Vielmehr gab es auch für den Bereich
„50er Mode Männer Anzug“ eine historische Basis.
Edward VIII. und Notknöpfe
Die Männermode der 50er wurde ganz wesentlich von der
Mode der 1930er Jahre beeinflusst. Modeikone jener Jahre
war Großbritanniens König Edward VIII., der wegen seiner
Heirat mit der bürgerlichen US-Amerikanerin Wallis
Simpson im Jahr 1936 abgedankt hatte. Modebewusste
Männer folgten dem Stil des Duke of Wales nur zu gerne,
war er doch von besonderer lässiger Eleganz.
Nadelstreifenanzüge waren en vogue und besonders
figurbetont zugeschnitten; relativ kurzen Sakkos
unterstrichen mit Polstern die breiten männlichen
Schultern. Die Hosen verliefen gerade und hatten immer
Stulpen.
Dieser figurbetonte, hüftnahe Schnitt setzte sich auch
in den 1940ern fort - bis der modemäßige Ausnahmezustand
eintrat: Der Zweite Weltkrieg verschaffte der Herrenmode
durch den akuten Mangel an Stoffen jede Menge
Einschränkungen, so wurden Falten und Stulpen für jede
Art von Oberbekleidung verboten. Nach Kriegsende wurden
aus Mehlsäcken und eingefärbten Militärdecken Sakkos und
Mäntel. Verschlossen wurde diese Modelle mit den
sogenannten Notknöpfen aus Blech, Pappe oder
ungepresstem Holz – und so war man von der Eleganz
vergangener Jahre ganz weit entfernt.
Les Zazous und Teddyboys
Während der 1940er bis hinein in die 1950er Jahre
machten „Le Zazous“, junge französische Jazzfans mit
ihrer Aufmachung von sich Reden. Ihre Begeisterung für
den Jazz und ihre Klamotten waren damals ein expressiver
Ausdruck der Rebellion - die Kleidung war durchaus
vergleichbar mit den extrem auffälligen Outfits der
Incroyables und Merveilleuses während der Französischen
Revolution um 1789: Grellbunte, überlange Jacken mit
abfallenden Schultern zu kurzen Röhrenhosen und
kunterbunten Socken markierten einerseits eine
jugendliche Silhouette und andererseits eine erste
populäre Jugendbewegung gegen das Establishment.
Le Zazous waren Frankreichs Pendant zu Englands
Teddyboys, die ihre jugendliche Revolte mit Rückgriff
auf Stilelemente Edward VIII. aufheizten. So galt der
Look der Teddyboys als modische Antwort auf die
nostalgische Eleganz ihrer Väter, die in den 50er Jahren
als Verteidiger traditioneller Schneiderkunst einen
reglementierten Stil erneut propagierten, den
Mid-Century-Look.
Mid-Century-Look, Preppy Look und Rockabilly Style
Der Mid-Century-Look war der Stil in der ersten Hälfte
der 1950er, der Merkmale vergangener Jahrzehnte wieder
aufleben ließ. Der Anzug wurde mit leicht verbreiterten
Schultern besonders beliebt, wobei die Knöpfe weit oben
saßen. Bundfaltenhosen hatten Stulpen und recht
reduzierte Fußweiten, Westen, Perlonhemden und Hüte
komplettierten die Outfits.
Zu diesem Business Look gesellten sich der dezent
schnöselige Preppy-Look und der rebellische
Rockabilly-Style.
Polohemden oder auch Rollkragenpullover gehörten zum
Preppy Style ebenso wie ein locker über den Schultern
hängender Pullunder zur bequemen Chinohose. Der coole
Rockabilly-Style lebte durch schwarze Lederjacken,
Jeans, weiße T-Shirts und Sonnenbrillen.
So war die Männermode der 50er Jahre einerseits die
konsequente Weiterentwicklung zurückliegender Styles und
andererseits Ausdruck jugendlicher Rebellion. Das
änderte sich auch nicht bis zur Mitte der 1960er Jahre,
als Beatles und Pop-Art die Männermode dominierten.