Das Modejahr 1955 Mode – Mode aus Paris,
Gastarbeiter aus Italien
Es ging vorwärts im Land. Zehn
Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte
die Wirtschaft große Aufschwünge zu verzeichnen.
Sogar ein Mangel an Arbeitskräften war aufgetreten.
Also wurden die ersten Gastarbeiter ins Land geholt,
zunächst aus Italien. Das Interesse an Reisen,
Kultur und natürlich an Mode nahm zu. Man genoss den
Frieden, das wirtschaftliche Wunder und den langsam
zunehmenden Wohlstand des Einzelnen.
Die modische Eleganz, die Dior auf die Laufstege
brachte, behauptete sich weiterhin, dennoch blieben
andere Einflüsse nicht unbeachtet. Das Unternehmen
der Eheleute Adele und Edoardo Fendi, machte mit
der
ersten Pelz- und Lederwaren-Modenschau Schlagzeilen.
Christian Dior stellte gleich zu Beginn des Jahres
eine neue Linie vor, die A-Linie. Die Schultern
waren schmal gehalten, es folgten der Reverskragen
und ein auffälliges Dekolleté, das breit und eckig
angelegt war. Die Taille saß tief, wurde durch einen
Gürtel stark markiert und den Abschluss der
Schnittform bildete der Rock, der von den Hüften an
weit war. Dreiviertellange Jacken komplettierten die
Linie. Die Silhouette entsprach dem Buchstaben. Der
Modezar aus Paris gab den Frauen eine große Auswahl
eleganter Kleidung vor, zu der immer auch die
Accessoires gehörten, ohne die keine der Linien ganz
zur Geltung kam.
Die jungen Frauen, die meistens noch Backfische
genannt wurden, liebten die weiten Falten- und
Plissee-Röcke und ihre Petticoats. Das sah nicht nur
beschwingt aus, die Kleidung hob die Mädchen
auffallend von der Mode der Mütter ab. Das
Modevorbild der Eltern zerbröckelte. Auch die starre
Mode der Väter wurde von den Söhnen abgelehnt. Am
deutlichsten war das in der Freizeitmode zu sehen.
Zwar gab es auch Herren über Zwanzig, die ein
Waikiki-Hemd trugen. Kurzärmelig mit geradem
Schnitt, kurzen Ärmeln und aufgesetzten Taschen
ähnelte es dem Hawaii-Hemd durch die farbigen
Südsee-Muster. Doch meist waren es die Jüngeren, die
ihre Lässigkeit durch diese bequeme Kleidung
ausdrückten. Bei den
Mädchen wurden Hosen immer mehr
zum beliebten Freizeit-Look und nahmen einen
gleichberechtigten Platz neben den Petticoat-Röcken
ein. Lange Haare, besonders der Pferdeschwanz,
machten die neue Freiheit sichtbar und nicht zuletzt
waren es die flachen Ballerina-Schuhe, die die
reifere Frau nicht trug. Schließlich waren die in
diesem Jahr von Salvatore Ferragamo kreierten
Pfennigabsätze auf den Markt gekommen.
Für die Jugendlichen beiderlei Geschlechts wurden
neben den Caprihosen, die man auch Fischerhosen
nannte, die Jeans immer bedeutender. Sie hatten eine
Röhrenform und betonten die Beine. Hauptsache war,
die Mode unterschied sich von der biederen Eleganz
der reifen Frau, deren Schick allerdings eine
Augenweide war.
Ein Novum in der Männermode war der Anzug aus
Cordsamt. Er stellte so eine Art Verbindungsglied
zwischen den Generationen dar. Er war en vogue, so
dass man ihn im Büro tragen durfte und sah gleichsam
jugendlich aus. Nicht alle Herren gingen mit der
Mode, aber immerhin hatten sie nun schon eine kleine
Auswahl an zeitgemäßer Kleidung. Weniger begeistert
war die Generation der Väter über die Einflüsse, die
US-Schauspieler wie James Dean auf die Kleidung der
halbwüchsigen Jungs hatte. Trugen diese dunkle
Lederhosen- oder Jacken, wurden sie abfällig als
Halbstarke bezeichnet. Als der Schauspieler im
September tödlich verunglückte, war die neue
Kleidung nicht mehr aufzuhalten. James Deans Tod
setzte einen Trend, der lange nachwirkte.
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