Das Modejahr 1951 Mode – Strümpfe und ihre Laufmaschen

Noch immer war die private Schneiderin in den gut situierten Kreisen unerlässlich, wollten Frauen auf dem neuesten modischen Stand sein. Inzwischen hatten auch die ersten Geschäfte geöffnet und boten fertige Kleidung an. Stoffe waren zwar noch nicht in ausreichender Menge auf dem Markt, aber die an Mode interessierten Damen konnten sich wenigsten orientieren, denn es gab Modezeitschriften. Wer sich kein Abonnement leisten konnte, durchblätterte sie im Kaufhaus.
Der weite Plisseerock fand großen Zuspruch. Die Hemdblusenkleider bestachen durch Ärmel im Fledermausstil, die dreiviertellang waren. Ein langer V-Ausschnitt und angeschnittene Revers-Kragen
unterstrichen die Eleganz der Kleidung. Accessoires waren wie im Vorjahr der I-Punkt, um das Erscheinungsbild zu unterstreichen. Passende Handschuhe waren dabei noch eher zu haben als die entsprechenden Schuhe. Doch gerade die waren das beliebteste Zubehör der Damen. Bisher ersetzten Tauschzentralen die Schuhgeschäfte. Seit 1951 konnten sie zum ersten Mal wieder in den Auslagen bestaunt und gekauft werden. Bei den Lederschuhen kam auch Chamoisleder zum Einsatz. Dieses fettgegerbte Material, das vor allem in der Trachtenschuh-Mode verwendet wurde, war auch als Sämischleder bekannt.
Die Damenmäntel hatten entweder weite, schwingende Schnitte oder wurden als gerade Hängemäntel gefertigt. Junge Mädchen erkannte man an den taillierten Mänteln mit ausgestelltem Unterteil, an den Redingotes. Die angesagten Farben waren Braun- und Petrol-Töne. Aber auch ein heiteres Kornblumenblau entsprach dem Trend.
Ein besonderes Accessoire, auf das die Damen viel Wert legten, waren jedoch die Strümpfe. Die waren durch ihre hintere, Bein betonende Naht ein charmanter Blickfang. Die eingearbeitete Markierung der Ferse sorgte für besonders schmale Optik. Das Nylonmaterial der teuren Strümpfe war nicht strapazierfähig und hielt keinen Belastungen lange stand. Um Laufmaschen aufzuhalten, sie nicht zum unerfreulichen Anblick werden zu lassen, ließ man sie repassieren. Dieser eigenständige Strumpfreparatur-Beruf verlor erst in den 60er Jahren seine Berechtigung durch das Stretchmaterial, das die Dehnbarkeit und damit die Haltbarkeit der Strümpfe und der späteren Strumpfhose vergrößerte.
Die jugendliche Sommermode war den Einflüssen aus Amerika ausgesetzt. Neben der beliebten Caprihose trugen die Mädels schwingende Tellerröcke zu schulterfreien Blusen. Kurze Shorts und Pullis vermittelten das Flair eines Italien-Urlaubs. Der Hit des Sommers waren jedoch Streifen- oder Karomuster in Rotweiß für beide Geschlechter.
In der Mode für den etablierten Herrn waren immer noch dezente Anzüge en vogue. Die Kleidung war unauffällig wie schon im Jahr zuvor. Nur in der Freizeit trugen modemutige, vor allem jüngere Männer auch schon einmal eine rote Weste. Hauptsache, die Mode war frei von allem, was soldatisch hätte aussehen können. Noch waren die Kriegszeiten nicht in Vergessenheit geraten, auch wenn die jungen Leute bei deren Ende noch Kinder gewesen waren. Die weißen Hemden der Herren waren aus Nylon, ein Novum, das die Pflege enorm erleichterte: kein Bügeln, schnelles Trocken und – keine Luftdurchlässigkeit. Aber dennoch waren diese Hemden der letzte Schrei.
Die Damen hielten sich an Diors Linien. Wer dabei kein Mieder für die Wespentaille tragen wollte, griff auf breite Gürtel zurück, die einen ähnlichen Effekt boten, wenigstens optisch. Schmalhüftige Konsumentinnen bevorzugten aufgesetzte, große Taschen. Auch Bundfalten betonten die Hüften. In der Saumlänge blieb man gern unter Diors Vorgaben und wagte etwas mehr Kürze.
Dior bestimmte die Mode, die meisten Damen hielten sich daran. Nur eine fiel aus der Rolle, zeigte sich nackt und wurde damit berühmt: die „Sünderin“ Hildegard Knef, die mit dem gleichnamigen Film Furore machte. Die Zeit geriet modisch nicht aus den Fugen. Doch die Rolle der Frau wurde vorsichtig hinterfragt.

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