1950
1951
1952
1953
1954
1955
1956
1957
1958
1959
Das Musikjahr 1956 - Die Presley-Mania
Während in der Sowjetunion 1956 die Entstalisierung
unter
U begann, die
erschreckenden Zustände der Verhaftungen und
Erschießungen unschuldiger Menschen allmählich ans
Licht kamen und Romane wie der von Solschenizyn,
„Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“, erstmals
außerhalb des Samisdat erscheinen konnten, um
Aufschluss über die Lage in den Gulags zu geben,
wurde in Deutschland die Bundeswehr gegründet, in
Ungarn ein aufsehenserregender Volksaufstand blutig
niedergeschlagen, der als „Ungarische Tragödie“ in
die Geschichtsbücher eingehen sollte, und in England
das erste Atomkraftwerk eingeweiht, dem dann bald
etliche weitere folgen sollten.
Auch in Hollywood wurde Geschichte geschrieben.
Arthur Miller heiratete Marilyn Monroe und der Fürst
von Monaco in pompöser Zeremonie die Schauspielerin
Grace Kelly.
Musikalisch war das Jahr 1956 stark bewegt. Die
Elvis-Presley-Ära war in vollem Gange, er war zum
ersten Mal im Fernsehen zu sehen, drehte seinen
ersten Film, trat in Talkshows auf wie der bekannten
„Ed Sullivan Show“ und wurde bald der beliebteste
und berühmteste Musiker seiner Zeit. In diesem Jahr
brachte er Songs wie „Heartbreak Hotel“, „Love Me
Tender“ oder „Hound Dog“ heraus, die wie
musikalische Granaten einschlugen. Bei „Paramount
Pictures“ unterschrieb er einen Vertrag über drei
Filme, die der weiblichen Bewunderung trotz ihrer
häufigen Seichtheit keinen Abbruch taten, eher das
Gegenteil. Alles, was der King of Rock 'n' Roll
anfasste, verwandelte sich in Gold.
Auch Buddy Holly nahm 1956 seine erste Platte auf
und demonstrierte anschaulich, wie er den Rock 'n'
Roll verstand. Noch war er relativ unbekannt, was
sich mit der Platte von dem erfolgreichen Label „Decca
Records“ schnell änderte. Zudem repräsentierte er
als Erscheinung eine ganz eigene Rolle der damaligen
Verhältnisse, eine Mischung aus Konservatismus und
ersten Anzeichen der Rebellion.
In den Charts wiederum zeigten sich solche wie Carl
Perkins, Dean Martin,
Doris Day, „The Platters“ oder
Kay Starr, letztere mit Songs wie „Rock And Roll
Waltz“. Alle noch äußerst konservativ, teilweise
sogar recht schnulzig. Kay Starr wiederum hatte
indianische Wurzeln, der Vater war ein Irokese. Sie
bestimmte die Swing- und Jazz-Kategorie mit. Daneben
erschien auch das bekannte Album einer anderen
Jazz-Lady, das erste Album von Shirley Bassey, „Bewitching
Miss Bassey“.
In Deutschland wiederum war noch der Song „Rock
Around the Clock“ in den Hitparaden vertreten, der
ein Jahr zuvor samt erstem Film, der sich ganz und
gar am Rock 'n' Roll orientierte und schnell zum
Kult wurde, Aufsehen erregt hatte, Musik, die von
„Bill Haley & His Comets“ stammte. Aber auch Freddy
Quinn jammerte herzzerreißend sein „Heimweh“, Peter
Alexander kam mit „Auf der Piazza von Milano“ in die
Charts und „Die Sieben Raben“ sangen „Smoky“.
Roy Orbison wiederum, der später die oberste
Priorität in Sachen Liebesballaden darstellte,
unterschrieb 1956 in Amerika einen wichtigen
Plattenvertrag, um seine Karriere ins Rollen zu
bringen, aber noch viel wichtiger war der smarte
Sänger Pat Boone, der mit seiner sanften Stimme bald
zum beliebtesten Schlagersänger der Fünfziger und
Sechziger werden sollte. In diesem Jahr zeigte er
sich mit dem schmachtenden Song „I Almost Lost My
Mind“.
Boone war zuvor eigentlich ein Fan von „Rhythm and
Blues“ und coverte etliche Titel afroamerikanischer
Musiker. Sowohl er als auch Elvis hatten mit der
Interpretation solcher Richtungen oftmals mehr
Erfolg als die eigentlichen Originalversionen.
Einer der bald berühmtesten Popsänger des
Zwanzigsten Jahrhunderts tauchte 1956 mit dem Album
„Juke Box Baby“auf, samt dem in den Charts
aufsteigenden Titel „Hot Diggity“. Die Rede ist von
Perry Como, geboren in Pennsylvania, der schon eine
ganze Weile im Showbusiness herumtingelte und sich
gerade in diesem Jahr großer Beliebtheit erfreute.
In den Charts wurde Elvis bald einige Wochen durch
Jim Lowe und seinen Song „The Green Door“ verdrängt,
der erst wieder durch „Love Me Tender“ von seinem
Thron gestoßen wurde. Jim Lowe war eigentlich ein
amerikanischer Discjockey und der Song, mit dem er
in den Charts erschien, blieb sein einziger
Nummer-Eins-Hit. Er selbst gestand in einem
Interview auch zu, dass er eigentlich gar nicht
richtig singen konnte. Ein weiterer, einigermaßen
erfolgreicher Hit war „Talkin’ to the Blues“.
<<
Musikjahr 1955
|
Musikjahr
1957 >>