Mittlerer Osten- Geschichte


Der Mittlere Osten umfasst die Staaten jenseits des Iran bis nach Südostasien. Es ist eine kulturell reiche Region mit langer Geschichte. Sie zeichnet sich durch politische wie kulturelle Vielfalt aus, gehört aber derzeit zu den politisch aktiven, wenn auch destabilisierten Regionen der Welt. Neben religiösen Problemen kommen auch wirtschaftliche und politische zum Tragen. Der Mittlere Osten zeichnet sich durch eine extreme Vielfalt aus, die derzeit zu großen sozialen Problemen führen.

Mittlerer Osten in der Frühzeit
Der Mittlere Osten war – und ist es noch immer – eine dynamische Region gewesen. Bereits vor knapp einer Million Jahren wurde er von den ersten Vormenschen aufgesucht. Eine dauerhafte Besiedelung setzte vor knapp 50.000 Jahren ein. Der westliche Teil, der nur ungenau vom Nahen Osten abgegrenzt werden kann (Syrien und der Irak) gilt als „Wiege der Zivilisation“. Hier entwickelte sich die Landwirtschaft im Fruchtbaren Halbmond. In Mesopotamien entstanden daraufhin die ältesten Kulturen der Sumerer, Akkader und später Babylon. Der östliche Teil des Mittleren Ostens blieb lange Zeit von dieser Entwicklung abgetrennt.
Im Iran entstand um die Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. die Keimzelle des Parther-Reiches, aus der sich später die Perser entwickelten. Mit der Harrappa-Kultur Indiens strahlten die Hochkulturen auch in den Osten aus. In Indien entstand um 1100 v. Chr. mit der vedischen Kultur eine der wichtigsten Hochkulturen des Raumes. Der Mittlere Osten wurde ab 300 v. Chr. durch Alexander den Großen in den europäischen Kulturraum integriert. Der Buddhismus, der in dieser Zeit bereits Indien und Teile des Himalaya erfasst hatte, wurde mit der griechischen Kunst verwoben. Es entstand die Gandhara-Kunst, die Indien und auch Afghanistan erfasste. Mit dem Hellenismus entstand ein Kulturraum, der von Griechenland bis nach Bangladesh reichte und auch den Norden, die zentralasiatischen Regionen umfasste. Mit der Expansion des Römischen Reiches zerteilte sich die Region wieder. Im Osten entwickelte sich die indische Hochzivilisation, die bis nach Südostasien ausstrahlte. Im Westen breitete sich das Römische Reich bis an das Perserreich aus. Mit der Teilung Roms kam die Region unter die Vorherrschaft Ostroms. Als sich in Arabien jedoch der Islam entwickelte, kam es zu extremen Veränderungen, die sich politisch wie ökonomisch niederschlugen.

Das Mittelalter
Der Islam unterbrach die traditionellen Handelsrouten, wie die Seidenstraße und damit auch die Kommunikation zwischen Ost und West. Der östliche Teil entwickelte sich aus der Gandhara-Kultur heraus. Indien vereinigte sich unter der Gupta-Dynastie. Buddhismus und Hinduismus bestanden noch nebeneinander. Im 8. Jahrhundert kam es auch hier zum Einbruch des Islams. Im Westen konnten die Araber unter dem Islam die gesamte Region erobern. Syrien wurde 634 islamisch, Irak 636 und Iran 642. Die islamischen Staaten unterhielten über die Seidenstraße intensive Kontakte zum Fernen Osten bis nach China.
Die Staaten Zentralasiens wie Afghanistan und Pakistan konnten von der Lage der Seidenstraße
profitieren. Im Süden verlief die Maritime Seidenstraße, die den südindischen Reichen und Ceylon Wohlstand verschafften. Diese Routen brachten auch den Islam vermehrt in den Osten. So wurde Indien ab dem 12. Jahrhundert von Muslimen regiert. Während im Westen der Region die Konfrontation zwischen Christentum und Islam zur Eskalation führte, die sich in mehreren Kreuzzügen äußerte, verblieb der Osten relativ beständig und stabil. Dies änderte sich durch den Einbruch der Mongolen im 13. Jahrhundert, die die gesamte Region destabilisierten und schließlich erobern konnten. 1221 eroberten diese China, danach Zentralasien und schließlich 1264 Irak und Syrien. Das mongolische Großreich zerfiel zwar schnell, hatte aber die arabischen Dynastien sehr schwächen können. 1398 erlebte auch Indien eine Niederlage und 1401 konnte Tamerlan Damaskus erobern. Mit der Goldenen Horde und den Nachfolgereichen veränderte sich die gesamte politische Situation. Lediglich der Osten, Myanmar und Bangladesch, blieben von dieser Entwicklung verschont. Sie unterlagen aber intensiven Einflüssen Südostasiens, insbesondere der Khmer und der frühen Thai-Königreiche. Während im Osten der Islam aufblühte, kam es in den arabischen Staaten zu Machtverschiebungen, die 1473 in der Zerstörung von Byzanz und der Gründung des Osmanischen Reiches gipfelten.

Die Neuzeit des Mittleren Ostens
Die arabischen Staaten waren eine Barriere im direkten Handel zwischen Europa und Asien. Deswegen suchten diese sich neue Handelsrouten. 1492 wurde dabei Amerika entdeckt. Den Portugiesen gelang es, 1498 durch Vasco da Gama Indien zu erreichen. In den folgenden Jahrhunderten suchten neben den Portugiesen und Spaniern auch Franzosen, Briten und Holländer neue See- und Handelswege und errichteten Kolonien.
Während Syrien französisches Interessengebiet war, hatten vor allem die Briten den Mittleren Osten unter Kontrolle. Indien, das seit 1526 unter den muslimischen Mogul-Kaisern beherrscht wurde, gelangte durch die Britische Ostindienkompanie unter dessen Kontrolle. Der wirtschaftlichen Kontrolle folgte Ende des 18. Jahrhunderts die politische Kontrolle. Mit Indien gelang es den Briten, einen der reichsten Staaten der damaligen Zeit zu kontrollieren. Der Mittlere Osten blieb britisch. Auch in Zentralasien konnten die Briten Afghanistan für sich gewinnen, allerdings blieb es lange Zeit selbständig. Im Westen konkurrierten die Briten nicht nur mit anderen Kolonialmächten, sondern auch mit dem Osmanischen Reich. Den Briten gelang es aber auch hier, die gesamte Region unter ihre Herrschaft zu bringen, während die Osmanen noch formal weiter herrschen konnten. Das gesamte 19. Jahrhundert stand im Zeichen britischer Herrschaft.
Ende des 19. Jahrhunderts gewannen jedoch vermehrt Unabhängigkeitsbewegungen an Zugewinn. In den europäischen Mutterländern wurde die ideologische Grundlage dafür gelegt. Als im Ersten Weltkrieg Europa in Schutt und Asche versank, konnten sich die ersten Staaten vom kolonialen Joch befreien. 1920 wurde der Westen, die Region Arabiens neu geordnet. Es entstand der Irak. Im Osten dagegen konnten sich die Staaten noch nicht vor dem Zweiten Weltkrieg loslösen. Indien war zu wertvoll. Erst die Unabhängigkeitsbewegung unter Mahatma Gandhi brachte der Region die Autonomie. Indien und Burma wurden 1948 unabhängig. Im Westen erstarkten die arabischen Staaten, vor allem, nachdem dort Erdöl und Erdgas gefunden worden waren.

Die Moderne
Die moderne Zeit ist gekennzeichnet durch den Gegensatz zwischen Ost und West, Kapitalismus und Kommunismus. Besonders in Afghanistan, an der Grenze zur Sowjetunion liegend, kommt es zu intensiven Einflüssen des Kommunismus. Aber auch in Syrien wurde damit experimentiert. Dennoch behält der Islam als einigende Kraft die Oberhand. Bis in die 1990er Jahre wurden aber Stellvertreterkriege geführt.
Indien zerfiel bereits 1948 in zwei Staaten, so entstanden Indien und Pakistan. Bangladesch spaltete sich von letzterem ab. Damit entstand eine Landschaft kleiner, muslimisch geprägter Staaten. Der Reichtum an Bodenschätzen führte zum Wettrennen zwischen Ost und West. Auch die Gründung Israels 1948 führte zu einer weiteren Destabilisierung der gesamten Region, denn diese wurde von den muslimischen Staaten nicht anerkannt.
Während der Osten, Indien, Bangladesch und Myanmar sich wirtschaftlich entwickelten, führten fundamentalistische Kräfte in den anderen Staaten zur Bildung von Gottesstaaten: Im Iran wurde der Schah 1979 gestürzt, in den 1990er Jahre erstarkten in Afghanistan die Taliban. Im Irak entwickelte sich eine Diktatur unter Saddam Hussein. Der erstarkende Wohlstand führte überall zu einem neuen Bewusstsein, das fundamentale Kräfte für sich zu nutzen wussten und wissen. 1991 kam es zum Zweiten Golfkrieg und einer Ausweitung der amerikanischen Präsenz. Die Sowjetunion zerfiel und damit auch die Gegenkraft gegen die Amerikaner, die als einzige Supermacht verbleiben.
Dies führte in vielen Teilen zu einer antiamerikanischen Einstellung. 2001 kam es zu den Anschlägen auf das World Trade Center und dem Kampf gegen den Terror. Die USA marschierten in Afghanistan ein und stürzten die Taliban, im Irak kam es 2005 zum Krieg. Die Intervention führte jedoch nicht zur erhofften Aufgabe der Fundamentalisten. Allerdings wurden Grundlagen für eine Demokratisierung gelegt. In Afghanistan entwickelte sich eine schwache Demokratie, in Myanmar und Pakistan herrscht das Militär.
Im Westen kam es zu erheblichen Destabilisierungen. Insbesondere der Iran stellt eine unberechenbare Macht dar.
Derzeit ist der Mittlere Osten ein politisches Chaos mit wachsendem wirtschaftlichem Einfluss.