Geschichte des Hinduismus

Die Bezeichnung Hinduismus bezieht sich nicht auf den Namen einer einzelnen Religion, sondern stellt vielmehr einen in Europa gängigen Sammelbegriff für verschiedene indische Religionen dar. Der Begriff Hinduismus leitet sich vom Namen des Indus-Stroms ab. Auch die Worte „Inder“ und „Indien“ wurden von diesem Wortstamm abgeleitet. Hindus sind also wörtlich genommen die „Leute vom Indus“. Im europäischen Sprachgebrauch wurde ein Unterschied zwischen Inder und Hindu vorgenommen. Hindu besitzt in unserem Sprachgebrauch eine religiöse Bedeutung. Inder ist die politische und weltliche Bezeichnung des Volkes.
Die wichtigsten Religionen, die sich unter der Bezeichnung Hinduismus zusammenfassen lassen, sind der Vis(c)hnuismus, die Verehrung des Gottes Vis(c)hnu, der S(c)hivaismus, bei der der Gott S(c)hiva verehrt wird sowie der S(c)haktismus, dessen die Verehrung einer weiblichen Gottheit zu Grunde liegt.
Die Ursprünge des Hinduismus sind in sehr alten Traditionen zu suchen. Bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. existierte im Industal eine hochentwickelte Kultur. Nach dem Erlöschen dieser Kultur drangen die Arier über Nordwestindien bis an den Ganges vor. Diese brachten auch die heilige Sprache der Hindus mit, das Sanskrit. Sanskrit wird als Sprache der Götter angesehen. Ebenso stammen die Veden, die ältesten heiligen Texte der Hindus, von den Ariern.
Alle Religionen des Hinduismus sind Offenbarungsreligionen, welche ihre Stiftung auf eine Gottheit zurückführen. Alle Religionen stützen sich auf die Veden. Dabei gilt der Rigveda als ältester heiliger Text. Dieser umfasst Hymnen und Gesänge mit mehr als 10.000 Versen. Bis auf den heutigen Tag werden die Veden mündlich überliefert.
Die vedischen Priester verbanden ihre Philosophie mit der Suche nach der Einheit hinter den unterschiedlichen weltlichen Erscheinungen und der Suche nach dem Bewusstein des Menschen, das ihn mit Gott verbindet. Festgehalten wurden diese Denkansätze im 8. Jahrhundert v. Chr. in den Brahmana-Texten und den Upanishaden. In dieser Zeit entstanden auch die noch heute in Indien vorherrschenden Kasten. Die Kasten besitzen eine Einteilung, die in vier Schichten aufgespaltet ist: Priester, Adlige und Krieger, Menschen, die für Haus, Vieh und Feld sorgen und Dienende.
Der Weg der Erlösung definiert sich im Hinduismus in Form von Wissen. Unwissende bleiben unerlöst. Wissen gewinnt man aus Nachdenken und dem Weg der Meditation, die die Distanz zu Gott überwinden hilft. Die Religionen des Hinduismus zeigen sich toleranter als der Christen

und der Islamiten, die einen Absolutheitsanspruch verfolgen und meinen, allein im Besitz der Wahrheit zu sein.
Auf dem Weg zur Erlösung sind sechs verschiedene Anschauungen geläufig. Entwickelt wurden diese Systeme von den Brahmanen. In der westlichen Welt bekannt ist davon hauptsächlich Yoga. Daneben ist auch Vedanta als Ende und Krönung des Veda geläufig. Die individuelle Seele soll sich mit dem Absoluten vereinigen und zum Ziel der Erkenntnis führen.
Etwa im 2. Jahrhundert wurden in Indien christliche Gemeinden gegründet. Auch im Zuge der Kolonisation im 17. Jahrhundert spielte die Christianisierung in Indien eine Rolle. Christliche Gedanken, wie zum Beispiel Nächstenliebe, wurden mit den indischen Traditionen verbunden.
Im Hinduismus kommen die drei großen Götter Brahma, Vishnu und Shiva vor. In allen drei großen Hindureligionen werden diese Götter verehrt. Brahma gilt als Weltschöpfer, Vishnu als Welterhalter und Shiva als Weltzerstörer. Das Weltgeschehen beginnt also mit der Schöpfung durch Brahma und endet mit der Zerstörung durch Shiva. Dazwischen liegen vier Zeitalter. Am Anfang steht die vollkommene Ordnung. Daran schließt sich der allgemeine Niedergang an. Die drohende Gefahr wird durch das Eingreifen Vishnus verhindert, wenn auch nur vorübergehend, bis die Zerstörung durch Shiva folgt.
Die Hindus begegnen ihrem Gott als „Gastgeber“. Dabei wird der göttliche Gast in den Gottesdiensten empfangen. Dieser Empfang ist die religiöse Hauptaufgabe der Gläubigen. Männer und Frauen erwerben zunächst das notwendige religiöse Wissen und übernehmen mit der Eheschließung die religiösen Pflichten. Im weiteren Leben erfolgt eine schrittweise Loslösung von Besitz und weltlichen Dingen. Nur wer sich am Lebensende in Einigkeit mit dem Absoluten befindet, der wird die erhoffte Erlösung finden.