Das Musikjahr 2013 - Heino als Rockmusiker

In Deutschland war es zu Beginn des Jahres der vornehmlich als Volkslied-Sänger bekannte Künstler Heino (*1938), der sich auf dem Plattenmarkt und in den deutschen Charts wochenlang auf den vorderen Plätzen (u. a. auf Platz 1) behaupten konnte. Wer gedacht hatte, Heinos Karriere sei zu Ende, den belehrte der 74-jährige Sänger eines Besseren. „Mit freundlichen Grüßen“ hieß das Album, das am 1. Februar auf den Markt kam und auf dem Heino außerhalb des Volkslied-Genres eine gute Figur machte, seine Fans überraschte, neue

hinzugewann und künstlerisch polarisierte. Gecoverte Songs wie „Junge“ („Ärzte“) und „Sonne“ („Rammstein“) sind nur zwei Beispiele seines Überraschungs-Albums, die beim Publikum gut ankamen und für einen Plattenverkauf von mehr als 100.000 Tonträgern sorgten. Mit seiner Baritonstimme und seinem charismatischen Auftreten hatte Heino – nach seinen eigenen Worten – „Volkslieder der neuen Generation“ vorgestellt.
Am 8. März 2013 war es soweit – in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Tage danach auch in Großbritannien und in den USA erschien „The Next Day“, das erste Album nach zehn Jahren, das David Bowie (*1947) auf den 1. Platz der deutschen Charts katapultierte. Singleauskopplungen („Where Are We Now“ und „The Stars (Are Out Tonight)“ hatten bereits Anfang des Jahres einen Vorgeschmack auf das Albums gegeben, auf dem 14 Songs zu hören sind. „The Next Day“ ist Bowies insgesamt 24. Album und nach zwanzig Jahren hat Bowie damit auch in Großbritannien wieder einen ersten Chart-Rang erreicht. Die höchste Bowie-Platzierung in den USA konnte sich der Künstler mit diesem Album sichern, er landete auf dem ersten Platz. Das Album zeigt Bowies ganze Bandbreite, es ist rockig und enthält Phasen aller Schaffensperioden des inzwischen 66-jährigen Sängers. Die Lyrics der Songs entstammen Bowies eigener Feder und bis auf zwei Ausnahmen („Boss of Me“ und „How Does the Grass Grow“) hat er die Titel auch selbst komponiert.
Der deutsche Soul und R&B-Sänger Xavier Naidoo (*1971), der zu den Gründungsmitgliedern der „Söhne Mannheims“ gehört und für seine Texte bereits zahlreiche Auszeichnungen erhielt, ist seit 1998 als Solosänger unterwegs. Im Mai 2013 veröffentlichte Naidoo sein fünftes Studioalbum mit dem Titel „Bei meiner Seele“, das in den deutschen, österreichischen und Schweizer Charts auf die ersten, bzw. auf den dritten Platz kletterte, wenngleich sich die Presse in ihrer Beurteilung durchweg uneinig über die Qualität der Songs ist. Letztendlich zählt der Erfolg beim Publikum und da ist die Resonanz positiv.
„Black Sabbath“, die englische Heavy-Metal-Band, die bereits in den 1970er Jahren von sich reden gemacht hatte, das Genre des Hard Rock mitprägte, hatte 1995 ihr letztes Album herausgebracht („Forbidden“). Das war damals weder bei der Presse noch bei den Fans gut angekommen, woraufhin sich die Band auflöste. Zu einer Neugründung kam es im Jahr 2011 und am 7. Juni 2013 erschien in Europa und wenige Tage später in den USA und in der restlichen Welt das neue Album „13“, mit dem die Band die Charts stürmte (in Deutschland und Großbritannien bereits auf Platz 1) und ein grandioses Comeback feierte. Insgesamt ist „13“ das 19. Studioalbum von „Black Sabbath“. Ozzy Osbourne (*1948), Gründungsmitglied der Band, ist seit dem Studioalbum „Never Say Die! (1978) erstmals wieder als Sänger zu erleben. „13“ wurde in der Originalbesetzung von Rick Rubin produziert.
Für Heavy-Metal-Fans begann der „richtige“ Sommer erst im August in der kleinen schleswig-holsteinischen Gemeinde Wacken. Als Highlight erwartet und als Wermutstropfen verabschiedet war die Alt-Rocker-Band „Motörhead“. Ihr Gründer, Bassist und Leadsänger, Lemmy Kilmister, konnte das Wacken-Festival aus gesundheitlichen Gründen nicht in seiner gewohnten Form durchstehen. Immerhin lebt er seit März 2013 mit einem Defibrillator, der ihn zwingt, etwas achtsamere Töne anzuschlagen. Die Promotionstour für das neue Album „Aftershock“ hatte zwar auch einige Absagen im Gepäck und musste verschoben werden, aber das Album selbst, das die Band auf den Markt brachte, zeigte, dass sie es nach bald vierzig Jahren ihres Bestehens immer noch „drauf hat“. Das Wacken-Open-Air-Festival hatte auch noch eine besondere Überraschung parat. Gemeinsam mit der Gruppe „Rammstein“ trat Heino als Überraschungsgast auf und präsentierte „Sonne“, den Song, den er auf seinem Album gecovert hatte, das zum Beginn des Jahres erschienen war.
In einem ganz anderen musikalischen Bereich gab es den 200. Geburtstag Richard Wagners zu feiern. Und Bayreuth, die Wagner-Stadt, tat es ausgiebig. Konzerte, Ausstellungen, Filme wurden speziell in Bayreuth und in Wagners Geburtsstadt Leipzig gezeigt. Zu den Bayreuther Festspielen gab es natürlich ein Rahmenprogramm, das auf das Jubiläum zugeschnitten war. Zudem kam eine Neuinszenierung „Der Ring des Nibelungen“ auf die Bühne. Frank Castorf hatte ihn inszeniert und damit für heftige Diskussionen gesorgt. Als erfahrener Theatermacher trat er auf dem Grünen Hügel dennoch als Opern-Debütant an, den man für die Umsetzung der 16-stündigen Tetralogie gewonnen hatte. Neu in Bayreuth war auch der Russe Kirill Petrenko, der die musikalische Leitung am Pult des Festspielorchesters innehatte und ein ausgezeichnetes Debüt ablieferte. Darin waren sich Zuschauer und Kritik einig. Wenngleich der neue „Ring“ die Gemüter polarisierte – typisch eigentlich für Bayreuther Inszenierungen – so war der eigentlich Schatten, der über den Festspielen lag, das Baugerüst, das die Villa Wahnfried „schmückte.
Nicht nur in Verona, sondern auch auf deutschen Bühnen wurde noch ein weiteres Jubiläum begangen – der 200. Geburtstag von Giuseppe Verdi. Berlin tat dies beispielsweise mit der „Großen Giuseppe Verdi-Nacht“, in der der Enkel des weltberühmten Tenors Mario Lanza, der in Rom geborene Cristian Lanza zusammen mit den Warschauer Sinfonikern die schönsten Arien aus den Opern seines Landsmannes zum Besten gab. Und das im Tempodrom, einem großen und modernen Veranstaltungsort, der den Verdi-Feierlichkeiten angemessen war.
Open-Air-Veranstaltungen – egal ob im Genre Klassik oder Rock und Pop – waren in vielen Großstädten ein Sommer-Highlight. Und Neuerscheinungen als Tonträger für die gemütlichen Winterabende gab es zahlreiche. Eines war unter anderem das 19. Studioalbum von „Deep Purple“ mit dem Titel „Now What?!“, das bereits im April auf den Markt kam und in Österreich und Deutschland beste Chartplätze eroberte.
Klassik und Rock – diese Mischung, die sich bei David Garrett, dem deutschen Violinisten immer wieder findet, war Kino-Fans gewiss ein Ticket wert. Im Oktober kam „Der Teufelsgeiger“ auf die Leinwand. Ein Film über den Geigen-Virtuosen Niccolò Paganini, verkörpert von David Garrett. Zeitgleich erschien die CD dazu, „Garrett vs. Paganini“.
Der Volksmusik-Rocker-Barde Heino setzte seiner Erfolgs-CD vom Beginn des Jahres noch „einen drauf“ und brachte im Oktober „Mit freundichen Grüßen – Jetzt erst recht!“ heraus.