Dezember 1994 - Alternativer Nobelpreis für
Astrid Lindgren
Die schwedische Kinderbuchautorin, die zu den am
meisten gelesenen weltweit gehört und die nicht nur
mit Pippi Langstrumpf eine Heldin erschaffen hat,
wurde für ihre Tätigkeit mit dem „Alternativen
Nobelpreis“ ausgezeichnet. Die undotierte Ehrung
wurde vom
Right Livelihood Award vergeben. Lindgrens
Bücher haben eine Gesamtauflage von mehr als 145
Millionen erreicht. Ihre Popularität ist
sensationell. Ähnliches konnte vom
Waldzustandsbericht leider nicht vermeldet werden,
denn 64 % aller Bäume sind krank. Kein schönes
Fazit. Bei bester Gesundheit hingegen befanden sich
die PDS-Politiker, die für die Nichtzahlung ihrer
Steuerschulden aus Parteivermögen in den
Hungerstreik getreten waren. Das Gericht entschied
für die Nichtzahlung und damit kam der Appetit
umgehend wieder. Gysi, Bisky und alle anderen
Hungerstreikenden konnten beruhigt ein Abendmahl zu
sich nehmen. Erst einmal war die Gefahr abgemildert.
Na, dann – Frohe Weihnachten.
Wichtige Ereignisse im
Dezember 1994
1. Dezember
In Mexiko trat der Politiker Ernesto Zedillo (*1951) sein Amt als Präsident des
Landes an.
1. Dezember
In der französischen Hauptstadt Paris forderte UNO-Generalsekretär Boutros
Boutros-Ghali (*1922) zum Thema Aids die Ausrufung des Notstands.
2. Dezember
Mindestens 34 Menschen kamen ums Leben, als die philippinische Fähre „Cebu City“
mit 598 Menschen an Bord in der Bucht von Manila kenterte.
2. Dezember
Der italienische Passagierdampfer „Achille Lauro“ sank vor dem Horn von Afrika.
Er war am 30. November in Brand geraten.
2. Dezember
Erstmals im Bundesgebiet wurde in
Frankfurt am Main für Heroinsüchtige ein
Fixerraum eingerichtet.
2. Dezember
In Stuttgart fand die deutsche Premiere des Musicals „Miss Saigon“ von
Claude-Michel Schönberg (*1944) statt. Dafür war extra ein Erlebnis-Center
gebaut worden.
3. Dezember
Zu ihren neuen Vorstandsprechern wählte die Bundesversammlung von
Bündnis90/Grüne Jürgen Trittin (*1954) und Krista Sager (*1963).
3. Dezember
Bei dem Versuch der Wiederwahl scheiterte der frühere Bundesminister und
FDP-Chef von Nordrhein-Westfalen Jürgen Möllemann (1945-2003) am
Landtagsabgeordneten Joachim Schultz-Tornau (*1943).
3. Dezember
In Japan brachte die Firma Sony die PlayStation auf den Markt.
4. Dezember
Am Rande des KSZE-Gipfeltreffens in der ungarischen Hauptstadt Budapest
tauschten die USA, Russland, die Ukraine,
Weißrussland und Kasachstan die
Ratifizierungsurkunden zum START-1-Abkommen aus. Damit trat der Vertrag über
eine Reduzierung von Atomwaffen in Kraft, die eine Reichweite von mehr als 5.500
kam hatten. (START-1 = Strategic Arms Reduction Talks).
4. Dezember
Die Schweizer Stimmbürger befürworteten bei einer Volksabstimmung mit 72,8
Prozent eine drastische Verschärfung des Ausländerrechts.
4. Dezember
Zum fünften Mal seit 1975 wurde Schweden im Tennis-Davis-Cup durch ein 4:1 über
Russland Titelgewinner.
5. Dezember
Auf Betreiben von Parteichef Rudolf Scharping () beschloss der
SPD-Parteivorstand eine scharfe Abgrenzung zur SED-Nachfolgepartei PDS. Eine
Koalition auf Bundes- oder Landesebene wurde ausgeschlossen.
5. Dezember
In der ungarischen Hauptstadt Budapest begann das zweitägige OSZE-Gipfeltreffen,
bei dem es heftige Meinungsverschiedenheiten gab. Unter anderem wurde von
Russland die Osterweiterung der NATO abgelehnt. Das Land beteiligte sich auch
vorerst nicht an der NATO-Initiative „Partnerschaft für den Frieden“. Seit 1992
verfügte die KSZE über eigene ständige Institutionen und wurde darum in
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) umbenannt.
6. Dezember
Die OSZE-Konferenz in Budapest (Ungarn) wurde im Streit über den Krieg in
Bosnien beendet.
6. Dezember
Der italienische Staatsanwalt Antonio Di Pietro (*1950) legte sein Amt nieder.
7. Dezember
Wegen der schweren Kämpfe in nordwestbosnischen UNO-Schutzzone Bihac zog die
UNO-Truppe im ehemaligen Jugoslawien (UNPROFOR) 400 ihrer rund 1.200
Blauhelm-Soldaten ab. Grundsätzlich war der Sinn des Einsatzes in Frage
gestellt, denn die bosnischen Serben hatten sich ungestraft über die
Schutzversprechen der UNO gegenüber der Zivilbevölkerung in Bihac hinweggesetzt.
7. Dezember
Führende Mitglieder der PDS beendeten ihren Hungerstreik in der Berliner
PDS-Zentrale, nachdem das Verwaltungsgericht von Berlin entschieden hatte, dass
die strittigen Steuerforderungen vorläufig nicht aus dem aktuellen
Parteivermögen beglichen werden müssen, deren Höhe sich 67 Millionen DM belief.
An dem einwöchigen Hungerstreik hatten sich unter anderem Gregor Gysi (*1948)
und Lothar Bisky (1941-2013) beteiligt.
7. Dezember
Das Ergebnis des Waldzustandsberichtes von 1994, den
Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert (*1940) von der CDU vorlegte, wies
aus, dass 64 Prozent aller Bäume krank seien.
7. Dezember
In dem afrikanischen Staat
Namibia fanden zweitägige Präsidentschaftswahlen
statt.
8. Dezember
Bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in
Namibia gewann die Partei
Swapo von Präsident Sam Nujoma (*1929) die Zweidrittelmehrheit im Parlament.
8. Dezember
In Miami (US-Bundesstaat Florida) wurde beim Gipfeltreffen von 34 Staaten Nord-,
Mittel- und Südamerikas die Gründung einer Freihandelszone bis zum Jahr 2005
beschlossen.
8. Dezember
In der türkischen Hauptstadt Ankara verurteilte das Staatssicherheitsgericht
acht angeklagte kurdische Parlamentsabgeordnete wegen der „Unterstützung von
Separatisten“ zu hohen Freiheitsstrafen.
8. Dezember
Von der Übergangsregierung Äthiopiens wurde die Verfassung der Demokratischen
Bundesrepublik Äthiopien angenommen.
8. Dezember
Für die Firma Eko-Stahl in Eisenhüttenstadt (Brandenburg) wurde von der
Europäischen Union der Sanierungsplan der Bundesregierung gebilligt. Somit
konnte der Verkauf an den belgischen Stahlkonzern Cockerill-Sambre mit rund 900
Millionen DM subventioniert werden.
8. Dezember
Bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt gelang es einem
Forscherteam das künstliche Element mit der Ordnungszahl 111 herzustellen, das
später den Namen Roentgenium erhielt.
9. Dezember
In der schwedischen Hauptstadt Stockholm erhielt die Kinderbuchautorin Astrid
Lindgren (1907-2002) den undotierten Ehren-Alternativpreis des Right Livelihood
Award („Alternativer Nobelpreis“) „für ihre einmalige schriftstellerische
Tätigkeit, die sie den Rechten der Kinder und dem Respekt für ihre
Individualität widmet“.
10. Dezember
Ohne sich auf eine EU-Erweiterung zeitlich festzulegen, sprachen sich zum
Abschluss des zweitägigen Gipfeltreffens in Essen (Nordrhein-Westfalen) die
Staats- und Regierungschefs der EU grundsätzlich für einen Beitritt von
osteuropäischen Reformstaaten aus.
10. Dezember
Die Nahost-Politiker Jassir Arafat (1929-2004), Yitzhak Rabin (1922-1995) und
Shimon Peres (*1923) erhielten den Friedensnobelpreis. Damit wurden ihre
Bemühungen um die Beilegung der jahrzehntelangen kriegerischen
Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Juden gewürdigt.
10. Dezember
Russische Truppen rückten in die Kaukasus-Republik Tschetschenien ein. Damit
begann in der nach Unabhängigkeit strebenden Republik der erste
Tschetschenienkrieg.
11. Dezember
In Turkmenistan fanden Parlamentswahlen statt, aus denen die Demokratische
Partei (DP) als Sieger hervorging.
11. Dezember
Von etwa 1.000 Sportjournalisten wurden die Skisportler Katja Seizinger (*1972)
und Markus Wasmeier (*1963) sowie die Mannschaft der Skispringer zu Sportlern
des Jahres gewählt.
12. Dezember
Als neues Mitglied der UNESCO wurde Südafrika angenommen.
12. Dezember
Der FDP-Parteitag sprach trotz massiver Kritik an ihrem Parteivorsitzenden Klaus
Kinkel (*1936) diesem mit rund 65 Prozent der Stimmen dennoch das Vertrauen aus.
13. Dezember
Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi (*1936) wurde wegen des Vorwurfs
von Schmiergeldzahlungen seines Konzerns Fininvest an die Steuerfahndung von der
Staatsanwaltschaft vernommen.
14. Dezember
Die Entdeckung von lebenden Ur-Bäumen wurde von australischen Wissenschaftlern
bekannt gegeben.
15. Dezember
Das umstrittene Urteil des Landgerichts Mannheim gegen den
NPD-Bundesvorsitzenden Günter Decker (*1940) wurde vom Bundesgerichtshof
aufgehoben.
16. Dezember
In den USA kündigte der Präsident des Landes, Bill Clinton (*1946), für die
Mittelklasse Steuererhöhungen an in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar (94,2
Milliarden DM).
16. Dezember
Deutschland und Kasachstan schlossen ein Kulturabkommen miteinander ab, das am
5. Juni 2003 in Kraft trat.
16. Dezember
Albanien stellte einen Antrag um Aufnahme in die NATO.
17. Dezember
Ein US-Helikopter, der in den nordkoreanischen Luftraum vorgedrungen, wurde
abgeschossen. Der Pilot kam ums Leben.
18. Dezember
In
Bulgarien gingen die Sozialisten aus den vorgezogenen Parlamentswahlen mit
124 von 240 Sitzen als Sieger mit der absoluten Mehrheit hervor.
18. Dezember
In Südfrankreich entdeckte der Höhlenforscher Jean-Marie Chauvet eine Höhle, die
nach ihm Chauvet-Höhle benannt wurde. In dieser Höhle befinden sich mehr als 300
Höhlenmalereien, die älter als 30.000 Jahre sind.
19. Dezember
Der deutsche Fußball-Profi Maurizio Gaudino (*1966), der wegen Autohehlerei in
Verdacht geraten war, wechselte von Eintracht Frankfurt zum englischen Club
Manchester City.
20. Dezember
Einem Kabinettsbeschluss in in
Bonn zufolge, sollten die in Bosnien stationierten
UNO-Truppen bei einem möglichen Abzug mit Flugzeugen und Schiffen unterstützt
werden.
21. Dezember
In Lübeck gab die Staatsanwaltschaft bekannt, dass sie ein förmliches
Ermittlungsverfahren wegen des Todes des früheren Ministerpräsidenten von
Schleswig-Holstein,
Uwe Barschel (1944-1987), einleiten werde. Der CDU-Politiker
war 1987 in Genf, in der Nacht vom 10. zum 11. Oktober tot aufgefunden worden.
21. Dezember
Die Präsentation der Werkschau „George Grosz: Berlin – New York“ wurde in der
Neuen Nationalgalerie Berlin und in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in
Düsseldorf eröffnet. Sie wurde bis zum 17. April 1995 gezeigt.
22. Dezember
In Italien reichte Ministerpräsident Silvio Berlusconi (*1936) seinen Rücktritt
ein. Berlusconi stand unter Korruptionsverdacht.
23. Dezember
In Südkorea ernannte Präsident Kim Young-Sam (*1927) den Politiker Lee Hong-Koo
zum neuen Ministerpräsidenten des Landes.
24. Dezember
In Bosnien führte ein von dem ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter (*1924)
vermitteltes Abkommen zu einer Waffenruhe. Die Kämpfe in der Enklave Bihac
gingen weiter.
25. Dezember
In Japan trat eine Verfassungsänderung in Kraft, wonach 300 Mandate im Unterhaus
per Direktwahl und 200 Sitze nach dem Mehrheitswahlrecht vergeben werden.
26. Dezember
In Frankreich stürmte die Elitetruppe „Groupe d’Intervention de la Gendarmerie
Nationale“ (GIGN) in Marseille ein Flugzeug, das algerische Terroristen der
„Islamischen Bewaffneten Gruppe“ („Groupe Islamique Armé“) gekapert hatten.
Dabei hatte es sich um eine in Algier begonnene Entführung des Air-France-Fluges
8969 gehandelt. In Marseille kamen bei der Erstürmung die vier Luftpiraten ums
Leben. Sie hatten zuvor drei der 170 Passagiere umgebracht. Die Spezialeinheit
konnte die Crew und alle anderen Passagier befreien.
26. Dezember
Der ehemalige Doppelminister für Wirtschaft und Finanzen, Karl Schiller
(1911-1994) von der SPD, starb im Alter von 83 Jahren in Hamburg.
27. Dezember
In einer Fernsehansprache kündigte der russische Präsident Boris Jelzin () eine
harte im Tschetschenien-Konflikt an.
28. Dezember
In Afghanistan proklamierte der amtierende Staatspräsident Burhanuddin Rabbani
(1940-2011) eine Verlängerung seiner Amtszeit auf unbestimmte Dauer.
29. Dezember
Der tschetschenische Präsident Dschochar Dudajew () bot zum ersten Mal
Verhandlung ohne Vorbedingungen an, während russische Truppen weiter vorrückten.
29. Dezember
Ein erster Verdächtiger in der bundesweiten Affäre um Schmiergeldzahlungen an
Polizeibeamte gestand, von einer Firma aus
Niedersachsen für Polizeiausrüstung
ungefähr 500.000 DM bekommen zu haben.
30. Dezember
Der Konflikt zwischen der algerischen Regierung und muslimischen
Fundamentalisten hatte einem Geheimbericht des algerischen Generalstabs zufolge
in den ersten zehn Monaten des Jahres 1994 rund 35.000 Menschenleben gefordert.
31. Dezember
Mit dem Ende des Jahres stellte die Bundesanstalt zur treuhänderischen
Verwaltung des Volkseigentums der ehemaligen DDR ihre Arbeit ein. Die
Treuhandanstalt hatte seit 1990 etwa 95 Prozent der VEB in Privateigentum
überführt.