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Filmjahr 1943 – „Münchhausen“ und der Oscar aus Gips

Am 8. Januar 1943 hatte der Wiener Polizeipräsident die Kinobetriebssperre ab 22 Uhr eingeführt. Ebenfalls zu Jahresbeginn, am 14. Januar, beschloss die Casablanca-Konferenz der Westalliierten ihre Kriegsziele – Bedingungslose Kapitulation Deutschlands, Italiens und Japans.
Derweil drehten Werner Klingner (1903-1972) und Herbert Selpin (1902-1942) in Deutschland den Film „Titanic“, der die Schiffs-Katastrophe aus dem Jahr 1912 in Form antibritischer Propaganda erzählt. Ursache und Verlauf wurden verfälscht. Der Regisseur Herbert Selpin wurde noch während der Dreharbeiten im Jahr 1942 verhaftet. Er hatte sich im privaten Kreis negativ über die Deutsche Wehrmacht geäußert, wurde denunziert und daraufhin ins Gefängnis gesteckt. Dort fand man ihn einen Tag später, am 1. August 1942 erhängt auf. Selpin war nicht bereit gewesen, seine Äußerungen vor Joseph Goebbels (1897-1945) zurückzunehmen. Werner Klingner stellte den Film „Titanic“ dann fertig. Als der Film 1943 vollendet war, hatte sich die Krieglage dahingehend verändert, dass Goebbels eine negative Wirkung befürchtete. Er gab das Werk nicht für die deutschen Kinos frei. Er wurde nur im besetzten Ausland gezeigt, weil der Untergang der „Titanic“ von den deutschen Kinobesuchern allzu leicht mit dem bevorstehenden Untergang des Deutschen Reiches hätte in Verbindung gebracht werden können.
Sein Filmdebüt gab 1943 einer der namhaftesten deutschen Regisseure, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit hervorragenden Filmen aufwartete – Wolfgang Staudte (1906-1984). In jenem Jahr 1943 inszenierte er den Film „Akrobat schö-ö-ö-n“. Charlie Rivel (1896-1983), der berühmte spanische Musik-Clown, dessen Markenzeichen dieser Ausruf in jedem seiner Zirkus-Auftritte war, wurde zum Filmtitel und er ist in diesem Film die Hauptfigur. Staudte schuf einen soliden und gut in Szene gesetzten Unterhaltungsfilm, dessen besondere Anziehung durch die Mitwirkung des liebenswerten Clowns gegeben war. „Akrobat schö-ö-ö-n“ wurden in den Jahren 1944 bis 1946 auch erfolgreich in den skandinavischen Ländern gezeigt.
In Starbesetzung, mit großem Aufwand und mit der neuen Agfacolor-Technik wurde „Münchausen“ 1943 gedreht. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels hatte diesen Film anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Ufa-Filmstudios in Auftrag gegeben. Geplant war ein Budget von 4,57 Millionen Reichsmark, letztendlich kostete der Film 6,6 Millionen Reichsmark. Damit war „Münchhausen“ der teuerste Film, der im Dritten Reich entstanden war. Allerdings hatte er nach einem Monat erst 119.000 RM eingespielt. Bei diesem dritten, deutschen abendfüllenden Farbfilm hatte Josef von Báky (1902-1966) Regie geführt und Hans Albers (1891-1960) hatte die Titelrolle übernommen. Letztendlich wurde dieser Film mit 18,7 Millionen Zuschauern doch noch zu einer der erfolgreichsten Produktionen in der Zeit des Nationalsozialismus. Von der Filmprüfstelle erhielt er damals die Prädikate „Künstlerisch besonders wertvoll“ und „Volkstümlich wertvoll“.
In Frankreich entstand ein Film, dessen Uraufführung am 13. Oktober 1943 in Paris stattfand, der in Deutschland allerdings erst im Mai 1946 gezeigt wurde – „Der ewige Bann“. Basierend auf dem Mythos von „Tristan und Isolde“ setzte ihn Jean Delannoy (1908-2008) nach einem Drehbuch von Jean Cocteau (1889-1963) in Szene. Die Hauptrolle des Patrice hatte Jean Marais (1913-1998) übernommen, der damit über Nacht zum Filmstar wurde und gleichermaßen zur Muse des Drehbuchautors Jean Cocteau. Auch dessen Lebensgefährte. Jean Marais zählte als Held in Mantel-und-Degen-Filmen zu den populärsten Stars des französischen Films.

Die 15. Oscarverleihung
Die Verleihung der „15th Annual Academy Awards“ fand wie gewohnt in Los Angeles statt. Ausgezeichnet wurden die Filme des Vorjahres (1942). Die Moderation hatte Bob Hope übernommen, der schon 1940 im Ambassador Hotel moderiert hatte. Wegen des andauernden Zweiten Weltkrieges bestanden die Auszeichnungen in diesem Jahr zum ersten Mal aus Gips. Dies wurde bis zum Kriegsende beibehalten. Während der zeremoniellen Verleihung wurde dieses Mal erwähnt, dass insgesamt mehr als 27.000 Menschen aus der Filmindustrie in den Krieg einberufen worden waren.
Zum besten Film wurde in jenem Jahr das Filmdrama „Mrs. Miniver“, das von Sidney Franklin produziert wurde.
Der Oscar für die „Beste Regie“ ging ebenfalls an den Film „Mrs. Miniver“, nämlich an den deutschsprachigen Regisseur William Wyler, der Jahre später mit dem Klassiker „Ben Hur“ einen internationalen Erfolg verzeichnen konnte. Auch der Preis für die „Beste Hauptdarstellerin“ bezog sich auf den Film „Mrs. Miniver“ und wurde der Schauspielerin Greer Garson verliehen. Als „Bester Hauptdarsteller“ wurde James Gagney für das Filmmusical „Yankee Doodle Dandy“ ausgezeichnet. Der Ehrenoscar wurde in jenem Jahr dem Komponisten Noël Coward für „In Which We Serve“ und dem französischen Schauspieler Charles Boyer zugesprochen.
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