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1947
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1949
Filmjahr
1943 – „Münchhausen“ und der Oscar aus Gips
Am 8. Januar 1943 hatte der Wiener Polizeipräsident
die Kinobetriebssperre ab 22 Uhr eingeführt.
Ebenfalls zu Jahresbeginn, am 14. Januar, beschloss
die Casablanca-Konferenz der Westalliierten ihre
Kriegsziele – Bedingungslose Kapitulation
Deutschlands, Italiens und Japans.
Derweil drehten Werner Klingner (1903-1972) und
Herbert Selpin (1902-1942) in Deutschland den Film
„Titanic“, der die Schiffs-Katastrophe aus dem Jahr
1912 in Form antibritischer Propaganda erzählt.
Ursache und Verlauf wurden verfälscht. Der Regisseur
Herbert Selpin wurde noch während der Dreharbeiten
im Jahr 1942 verhaftet. Er hatte sich im privaten
Kreis negativ über die Deutsche Wehrmacht geäußert,
wurde denunziert und daraufhin ins Gefängnis
gesteckt. Dort fand man ihn einen Tag später, am 1.
August 1942 erhängt auf. Selpin war nicht bereit
gewesen, seine Äußerungen vor
Joseph Goebbels
(1897-1945) zurückzunehmen.
Werner Klingner stellte
den Film „Titanic“ dann fertig. Als der Film 1943
vollendet war, hatte sich die Krieglage dahingehend
verändert, dass Goebbels eine negative Wirkung
befürchtete. Er gab das Werk nicht für die
deutschen
Kinos frei. Er wurde nur im besetzten Ausland
gezeigt, weil der Untergang der „Titanic“ von den
deutschen Kinobesuchern allzu leicht mit dem
bevorstehenden Untergang des Deutschen Reiches hätte
in Verbindung gebracht werden können.
Sein Filmdebüt gab 1943 einer der namhaftesten
deutschen Regisseure, der nach dem
Zweiten Weltkrieg
mit hervorragenden Filmen aufwartete – Wolfgang
Staudte (1906-1984). In jenem Jahr 1943 inszenierte
er den Film „Akrobat schö-ö-ö-n“. Charlie Rivel
(1896-1983), der berühmte spanische Musik-Clown,
dessen Markenzeichen dieser Ausruf in jedem seiner
Zirkus-Auftritte war, wurde zum Filmtitel und er ist
in diesem Film die Hauptfigur. Staudte schuf einen
soliden und gut in Szene gesetzten
Unterhaltungsfilm, dessen besondere Anziehung durch
die Mitwirkung des liebenswerten Clowns gegeben war.
„Akrobat schö-ö-ö-n“ wurden in den Jahren 1944 bis
1946 auch erfolgreich in den skandinavischen Ländern
gezeigt.
In Starbesetzung, mit großem Aufwand und mit der
neuen Agfacolor-Technik wurde „Münchausen“ 1943
gedreht. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels
hatte diesen Film anlässlich des 25-jährigen
Bestehens der Ufa-Filmstudios in Auftrag gegeben.
Geplant war ein Budget von 4,57 Millionen
Reichsmark, letztendlich kostete der Film 6,6
Millionen Reichsmark. Damit war „Münchhausen“ der
teuerste Film, der im Dritten Reich entstanden war.
Allerdings hatte er nach einem Monat erst 119.000 RM
eingespielt. Bei diesem dritten, deutschen
abendfüllenden Farbfilm hatte Josef von Báky
(1902-1966) Regie geführt und
Hans Albers
(1891-1960) hatte die Titelrolle übernommen.
Letztendlich wurde dieser Film mit 18,7 Millionen
Zuschauern doch noch zu einer der erfolgreichsten
Produktionen in der Zeit des Nationalsozialismus.
Von der Filmprüfstelle erhielt er damals die
Prädikate „Künstlerisch besonders wertvoll“ und
„Volkstümlich wertvoll“.
In Frankreich entstand ein Film, dessen Uraufführung
am 13. Oktober 1943 in
Paris stattfand, der in
Deutschland allerdings erst im Mai 1946 gezeigt
wurde – „Der ewige Bann“. Basierend auf dem Mythos
von „Tristan und Isolde“ setzte ihn Jean Delannoy
(1908-2008) nach einem Drehbuch von Jean Cocteau
(1889-1963) in Szene. Die Hauptrolle des Patrice
hatte Jean Marais (1913-1998) übernommen, der damit
über Nacht zum Filmstar wurde und gleichermaßen zur
Muse des Drehbuchautors Jean Cocteau. Auch dessen
Lebensgefährte. Jean Marais zählte als Held in
Mantel-und-Degen-Filmen zu den populärsten Stars des
französischen Films.
Die 15. Oscarverleihung
Die Verleihung der „15th Annual Academy Awards“ fand
wie gewohnt in Los Angeles statt. Ausgezeichnet
wurden die Filme des Vorjahres (1942). Die
Moderation hatte Bob Hope
übernommen, der schon 1940
im Ambassador Hotel moderiert hatte. Wegen des
andauernden Zweiten Weltkrieges bestanden die
Auszeichnungen in diesem Jahr zum ersten Mal aus
Gips. Dies wurde bis zum Kriegsende beibehalten.
Während der zeremoniellen Verleihung wurde dieses
Mal erwähnt, dass insgesamt mehr als 27.000 Menschen
aus der Filmindustrie in den Krieg einberufen worden
waren.
Zum besten Film wurde in jenem Jahr das Filmdrama
„Mrs. Miniver“, das von Sidney Franklin produziert
wurde.
Der Oscar für die „Beste Regie“ ging ebenfalls an
den Film „Mrs. Miniver“, nämlich an den
deutschsprachigen Regisseur William Wyler, der Jahre
später mit dem Klassiker „Ben Hur“ einen
internationalen Erfolg verzeichnen konnte. Auch der
Preis für die „Beste Hauptdarstellerin“ bezog sich
auf den Film „Mrs. Miniver“ und wurde der
Schauspielerin Greer Garson verliehen. Als „Bester
Hauptdarsteller“ wurde James Gagney für das
Filmmusical „Yankee Doodle Dandy“ ausgezeichnet. Der
Ehrenoscar wurde in jenem Jahr dem Komponisten Noël
Coward für „In Which We Serve“ und dem französischen
Schauspieler Charles Boyer zugesprochen.
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