1920
1921
1922
1923
1924
1925
1926
1927
1928
1929
Das
Sportjahr 1927 –
Erste Schachweltmeisterschaft der Frauen
Schach
Schachweltmeisterschaft
Die beiden Herren, Alexander Aljechin (1892-1946)
aus der
UdSSR und José Raúl Capablanca (1888-1942)
aus Kuba, waren Meister ihres Fachs im Schach. Die
Weltmeisterschaft 1927 trugen sie miteinander aus,
Aljechin als Herausforderer und Capablanca war der
amtierende Titelverteidiger und dritte Weltmeister.
Am 16. September 1927 begann der Wettkampf.
Er
dauerte bis zum 29. November und der Herausforderer
Aljechin übernahm den Titel und wurde der vierte
Weltmeister im Schach. Die zwei Spieler bewältigten
mit 34 Partien den zweitlängsten WM-Wettkampf aller
Zeiten. Als Besonderheit galt auch die Wahl der
Eröffnung der Partien. Alle Spiele wurden mit dem
„Abgelehnten Damengambit“ eröffnet, außer der ersten
und der dritten Partie. Das „Abgelehnte
Damengambit“, das sich aus dem Damengambit
entwickelt hatte, zählt zu den Geschlossenen
Spielen. Gespielt wurde in Buenos Aires in
Argentinien.
Schachweltmeisterschaft der Frauen
Den männlichen Schachspielern standen die Damen in
nichts nach, nur waren sie lange nicht wahrgenommen
worden. Doch im Jahr 1927 wurde in London ein
„Damenturnier“ ausgetragen, das im Nachhinein des
hohen Niveaus der Spielerinnen wegen als
Weltmeisterschaft anerkannt worden war. Anlässlich
des Londoner Kongresses des erst drei Jahre alten
Weltschachbundes setzten sich die berufensten
weiblichen Anwärter auf den Weltmeistertitel an die
Schachbretter. Die in London lebende,
tschechisch-britische Schachspielerin Vera Menchik
(1906-1944), gewann ungeschlagen das Turnier und
wurde die erste Schachweltmeisterin der Geschichte.
Diesen Titel behielt sie bis zu ihrem Tod 1944.
Mehrfach hatte sie den Titel in Turnieren und
Zweikämpfen verteidigen können, das erste Mal der
Schachweltmeisterschaft der Frauen 1930.
Radsport
Giro d’Italia
Vom 15. Mai bis zum 6. Juni 1927 wurde der 15. Giro
d’Italia ausgetragen. Es musste eine Gesamtlänge von
3.758 Kilometern in 15 Etappen bewältigt werden. Nur
80 Teilnehmer erreichten das Ziel von 266 Startern.
Der Italiener Giovanni Brunero (1895-1934), der den
Giro im Vorjahr gewonnen hatte, wurde der
Zweitplatzierte. Den Sieg errang sein Landsmann
Alfredo Binda (1902-1986). Er hatte den Giro auch
schon im Jahr 1925 eingefahren. Das Trikot „Maglia
Rosa“, das Binda nach der ersten Etappe bekam, gab
er bis zum Ende des Giro nicht mehr ab.
Tour de France
Im Jahr 1927fand die 21. Tour de France statt. Sie
begann am 19. Juni und endete am 17. Juli 1927.
Insgesamt mussten 5.320 Kilometer zurückgelegt
werden, die auf 24 Etappen verteilt gewesen waren.
Es waren 142 Fahrer an den Start gegangen, von denen
39 klassifiziert wurden. Die Anzahl der Etappen war
erhöht worden, doch dafür waren die einzelnen
Etappen kürzer. Dadurch stieg die
Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers auf 26,836
km/h an. Der luxemburgische Radrennfahrer Nicolas
Frantz (1899-1985), der die Tour de France schon
1924 und 1926 gewonnen hatte, wurde auch in jenem
Jahr 1927 Sieger.
Der Große Opelpreis von Deutschland
Die Rad-Rundfahrt hatte ihren Namen vom Geldgeber.
Das Automobilunternehmen Opel hatte diese Rundfahrt
finanziell unterstützt, die ein Vorläufer der
heutigen Deutschland Tour wurde. Im Jahr 1927 wurde
sie vom 3. April bis zum 9. Oktober ausgetragen.
Fünf Jahre zuvor hatte es das letzte Etappenrennen
durch Deutschland gegeben. Im Jahr 1927 war es keine
Rundfahrt im eigentlichen Sinne, sondern ein
Etappenrennen. Es erstreckte sich über die gesamte
Straßenradsport-Saison. Insgesamt waren es 15 Rennen
mit einer Gesamtlänge von 3.890,1 Kilometern. In
Berlin begann das erste Rennen und das letzte des
Großen Opelpreises endete in Frankfurt am Main.
Sieger dieses Radrennens wurde der Berliner Rudolf
Wolke (1906-1979). Er gehörte zu jener Zeit zu den
stärksten deutschen Straßen-Rennfahrer. Wolke wurde
im selben Jahr Vize-Weltmeister der Amateure bei den
UCI-Straßen-Weltmeisterschaften auf dem Nürburgring
und auch das niederländische Straßenrennen „Olympia’s
Tour“, das ebenfalls ein Etappenrennen war.
Motorsport
Eröffnung des Nürburgrings
Am 27. Juni 1927 war es soweit. Der zu jener Zeit
anspruchsvollste Automobil-Rundkurs der Welt – der
Nürburgring – wurde eingeweiht. Mit 28,29 Kilometern
setzte diese Strecke neue Maßstäbe. Eine
Straßenbreite von acht bis 20 m stand den Fahrern
zur Verfügung. Auf der Strecke selbst gab es 85
Rechtskurven und 89 Linkskurven. Steigungen bis zu
27 Prozent und Abfahrten bis zu 11 Prozent mussten
von den Fahrern bewältigt werden. Die Südschleife
mit einer Länge von 7,74 Kilometern sollte
hauptsächlich für Motorradrennen genutzt werden. Die
zwei ersten Rennen fanden bereits am 19. Juni 1927
statt. Es waren ein Motorrad- und ein
Sportwagenrennen. In der Sportwagenklasse bis 5.000
ccm wurde der deutsche Fahrer Rudolf Caracciola
(1901-1959). Caracciola, der im Vorjahr den Großen
Preis von Deutschland auf der Berliner AVUS gewonnen
hatte, gehörte in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg
zu den erfolgreichsten Fahrern. Das erste Autorennen
auf dem Nürburgring bezeichnete er als „bärig
schwer“. Die berühmte Kurve auf der Nordschleife
wurde anlässlich seines 100. Geburtstages in
Caracciola-Karussell umbenannt. Im Jahr 2008 wurde
Rudolf Carraciola in die Hall of Fame des deutschen
Sports aufgenommen.
Bis 1976 blieb der Nürburgring der Austragungsort
für den Großen Preis von Deutschland, bis er dann
nach Unfällen gesperrt wurde. Die neue Rennstrecke,
die seit 1984 befahren wird, hat eine Länge von
4.542 Kilometern.
Motorrad-Europameisterschaft
Der Nürburgring war auch im Rahmen des III. Großen
Preises von Deutschland Austragungsort für den Titel
um die Motorrad-Europameisterschaft, die am 2. und
3. Juli 1927 veranstaltet wurde. Zum ersten Mal
wurde Titel in den Klassen bis 750 und bis 1.000 ccm
vergeben. In der Klasse bis 175 ccm landeten drei
deutsche Fahrer auf den ersten Plätzen. Das waren
auf Platz eins Willi Henkelmann (1899-1928), Arthur
Geiss (1903-1982) auf dem zweiten Platz und den
dritten Platz belegte Arthur Müller (1904-1983). In
der Klasse bis 750 ccm erreichten nur zwei Fahrer
das Ziel und auch die kamen aus Deutschland. Als
Erster erreichte Josef Stelzer (1894-1942) das Ziel.
Der zweite Fahrer, der ins Ziel fuhr war Paul
Köppen. Drei deutsche Fahrer konnten auch die
Podestplätze in der Klasse bis 1.000 ccm belegen –
Josef Giggenbach (1906-1980), Werner Huth und Heinz
Kürten.
Eiskunstlauf
Europameisterschaft
Bei der Europameisterschaft im Eiskunstlauf 1927,
die vom 19. bis 23. Janaur 1927 in Wien ausgetragen
wurde, brillierten die Läufer aus Österreich
eindeutig. Mit Willy Böckl (1893-1975), der
Europameister wurde, mit Hugo Distler auf dem
zweiten Platz und mit Karl Schäfer (1909-1976) auf
Platz drei hatte Österreich alles geschafft, um die
Podestplätze zu belegen. Der Drittplatzierte hatte
die besondere Aufmerksamkeit des Publikums, denn
seinen Bronze-Platz konnte er auf Anhieb gewinnen.
Selbst den vierten Platz errang ein Österreicher –
Ernst Oppacher. Der deutsche Eiskunstläufer Paul
Franke (1888-1950) konnte den fünften Platz
erreichen. Er war im selben Jahr Deutscher Meister
geworden. Die ersten drei Plätze erreichten bei den
Eiskunstlaufpaaren wurden ebenfalls von
Österreichern belegt.
Weltmeisterschaft
Die Herrenkonkurrenz der
Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft 1927 fand am 5. und
6. Februar in Davos (Schweiz) statt. Die
Damenkonkurrenz wurde in Oslo (Norwegen) ausgetragen
und zwar am 19. und 20. Februar 1927. Die Paare
liefen am 22. und 23. Februar 1927 in Wien um den
Titel.
Bei den Damen war die Norwegerin Sonja Henie
(1912-1969) siegreich. Sie holte ihren ersten von
zehn Weltmeistertiteln in Folge.
Die ersten drei Medaillenplätze bei den Herren
wurden wie bei der Europameisterschaft von drei
Österreichern gewonnen. Den Weltmeistertitel holte
Willy Böckl (1893-1975). Mit Herma Szabó (1902-1986)
und Ludwig Wrede (94-65) ging der Weltmeistertitel
im Paarlauf ebenfalls an Österreich.
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