1920
1921
1922
1923
1924
1925
1926
1927
1928
1929
Das
Sportjahr 1926 – Skandal in Wimbledon und
Boxneuling Schmeling
Radsport
Giro d’Italia
Vom 15. Mai bis zum 6. Juni 1926 wurde der 14. Giro
d’Italia ausgetragen. Zwölf Etappen mit einer
Gesamtlänge von 3.439 Kilometern waren zu
bewältigen. Es waren 203 Teilnehmer an diesem
Radrennen beteiligt, von denen 40 Fahrer das Ziel
erreichten. Den Gesamtsieg holte der Italiener
Giovanni Brunero (1895-1934), der den Giro bereits
1921 und 1922 gewonnen hatte.
Diese Siege gehörten
zu den größten Erfolgen seiner sportlichen Laufbahn.
Den zweiten Platz belegte sein Landsmann Alfredo
Binda (1902-1986). Er war der Sieger des Vorjahres.
Vielleicht hätte er auch diesen Giro gewonnen, doch
Binda hatte durch einen Unfall bei der ersten Etappe
viel Zeit verloren, die er nicht mehr einholte. Es
war ebenfalls ein Italiener, der den dritten Platz
gewann – Arturo Bresciani (1899-1948).
Tour de France
Das härteste Radrennen, die Tour de France, fand vom
20. Juni bis zum 18. Juli 1926 statt. Es war die 20.
Austragung der Tour. Sie führte über 17 Etappen, in
denen insgesamt 5745 Kilometern zurückgelegt werden
mussten. An der Rundfahrt hatten 126 Starter
teilgenommen. Am Ende erreichten 41 die
Klassifikation. Die Streckenlänge war bis heute die
längste in der Geschichte der Tour de France.
Gesamtsieger wurde der belgische Rennfahrer Lucien
Buysse (1892-1980). Seine Brüder Jules und Michel,
die ebenfalls Radrennfahrer waren, hatten ihn
unterstützt und so konnte Buysse in den Pyrenäen die
Spitze übernehmen trotz eines heftigen Sturms. Der
Sieger von 1925, Ottavio Bottecchia (1894-1927) aus
Italien, war gezwungen aufzugeben. Als die Fahrer in
Paris ankamen, hatte Buysse einen Vorsprung von
1:2:25 h auf den Gewinner des zweiten Platzes,
Nicolas Frantz (1899-1985) aus Luxemburg.
Boxen
Weltmeisterschaft im Schwergewicht
Es waren mindestens 120.757 Zuschauer in
Philadelphia dabei, als der US-Amerikaner Jack
Dempsey (1895-1983) seinen Weltmeistertitel im
Schwergewicht verlor. Der Boxsport hatte eine
besondere Anziehungskraft und lockte das Publikum zu
Hauf in die Hallen. Und sie bekamen Sensationelles
geboten. Dempseys Landsmann, der Herausforderer Gene
Tunney (1897-1978) besiegte den seit 1919
amtierenden Champion Dempsey nach Punkten. Obwohl
Dempsey im Vorfeld als absoluter Favorit angesehen
worden war, hatte er in keiner der Runden eine
Chance, diese auch zu gewinnen. Tunney wurde als
erster Boxer als wahrer „Techniker“ im Ring
bezeichnet. Seinen Boxweltmeistertitel hatte er bis
1928 inne. Als Ursache für die Niederlage von
Dempsey wurde die Tatsache angesehen, dass er nach
fünf erfolgreichen Titelverteidigungen schon drei
Jahre nicht mehr im Ring gestanden hatte.
Stattdessen hatte sich ausgiebig allen möglichen
Freuden des Lebens hingegeben, die ihm als
Boxweltmeister quasi zufielen. Außerdem hatte er in
jener Zeit vor allem als Schauspieler im Film und
als Weltreisender Schlagzeilen gemacht. Sein
Herausforderer Tunney hingegen war aufs Beste
vorbereitet. So wurde Tunney der zehnte
Boxweltmeister seitdem die Weltmeisterschaftskämpfe
offiziell 1882 ausgerichtet wurden. Tunney war zwar
erfolgreich, doch der Ruhm, den sein Vorgänger
einstreichen konnte, blieb ihm verwehrt. Es wurde im
Allgemeinen auf seine blasse Ausstrahlung geschoben.
Dennoch gewann er ein Jahr später auch den Rückkampf
gegen Dempsey am 22. September 1927 und zwar wieder
nach Punkten. Das Ereignis hatten 150.000 Zuschauer
vor Ort gesehen.
Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht
Ein Name tauchte im Boxring auf, der in den
kommenden Jahren nicht mehr aus dem Gedächtnis der –
vor allem deutschen – Zuschauer schwinden sollte –
Max Schmeling (1905-2005). Bis zu seinem
Weltmeistertitel im Schwergewicht dauerte es noch
wenige Jahre, aber 1926 machte er erste
Schlagzeilen, als er im Alter von 20 Jahren in
Berlin Deutscher Meister im Halbschwergewicht wurde.
Der Kampf hatte am 24. August 1926 unter freiem
Himmel im Berliner Lunapark stattgefunden.4.000
Zuschauer sahen den Kampf, der aber schon nach 30
Sekunden endete. Schmeling hatte seinen Gegner Max
Dieckmann in der ersten Runde durch K. o. besiegt.
Nach diesem Kampf sagte die Berliner Presse
Schmeling eine ganz große Karriere voraus. Und die
konnte Max Schmeling auch verwirklichen.
Tennis
Vom 21. Juni bis zum 2. Juli 1926 wurde die 46.
Auflage der Wimbledon Championships ausgetragen. Auf
dem Rasen des Geländes des All England Lawn Tennis
and Croquet Club an der Church Road fand im wahrsten
Sinne des Wortes ein Treffen der Stars statt. Kein
Wunder, denn es war das 50-jährige Jubiläum des
Turniers, weil die vier Jahre eingerechnet wurden,
in denen es wegen des Ersten Weltkriegs ausgefallen
war. Sieger von einst und von jener aktuellen
Tenniszeit trafen sich im Rahmen einer Zeremonie. Es
waren 34 noch lebende, ehemalige Titelträger dabei.
Zu ihnen gehörte Frank Hadow (1855-1946), der Sieger
von 1878. Außerdem war die erste Damen-Siegerin von
1884, Maud Watson (1864-1946) in Wimbledon dabei.
Den ehemaligen Titelträgern wurde von Königin Mary
(1867-1953) und König Georg V. (1865-1936) je eine
Ehrenmedaille überreicht. In jenem Jahr 1926 wurde
Titelverteidigerin, die Französin Suzanne Lenglen
(1899-
1938) als Siegerin im Einzel abgelöst. Diesen
Titel holte sich die britische Tennisspielerin Kitty
McKane Godfree (1896-1992), die diesen Titel 1924
schon einmal gewonnen hatte. Die französische
Spielerin, die bislang die „Göttliche“ genannt
wurde, hatte sich beim Publikum und bei ihren
Sportskameraden viele Minuspunkte geholt, als die
sechsmalige Gewinnerin von Wimbledon sich unter
unschönen Umständen aus dem Turnier zurückzog. Sie
war gewöhnt gewesen, dass sie vom Direktor abends im
Büro des Oberschiedsrichters über die Ansetzungen
für den nächsten Tag informiert wurde. Der Posten
des Direktors war 1926 aber neu besetzt und der
Nachfolger wusste nichts von diesen Gepflogenheiten.
Lenglen weigerte sich das Einzel noch zu spielen, so
dass es auf den nächsten Tag verschoben werden
musste. Königin Mary saß vergeblich im Zuschauerraum
bis 15 Uhr, weil sie eigentlich das Spiel von
Suzanne Lenglen sehen wollte, das dann aber gar
nicht stattfand. Die Zuschauer quittierten den
„Prominentenzirkus“ mit Buhrufen. Suzanne Lenglen
hatte nie wieder in Wimbledon gespielt.
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