Februar 1926 - Vergewaltigung des deutschen
Rechts
Der Auswärtige Ausschuß des Reichstags nahm
mit 18 gegen 8 Stimmen den von den
Regierungsparteien und der SPD gestellten Antrag an,
wonach die Reichsregierung den Eintritt Deutschlands
in den Völkerbund auf der Grundlage des Gesetzes vom
28. November 1925
betreiben kann.
Der bayerische Ministerpräsident Heinrich Held
(1868-
1938) erklärte am 5. Februar 1926 vor dem
Landtag in München, der Völkerbund sei ein
Instrument der Vergewaltigung des deutschen Rechts
und der Gerechtigkeit überhaupt.
Wichtige Ereignisse im Februar 1926
1. Februar
Der Sichtvermerkzwang (
Visum) bei Grenzübertritten
wurde vom Deutschen Reich und den Niederlanden
aufgehoben. In Zukunft wurde nur noch ein gültiger
Reisepass verlangt.
1. Februar
In Köln, Bonn und anderen Städten fanden nach dem
Abzug der Besatzungstruppen Befreiungsfeiern statt.
In Köln läutete um Mitternacht die große Domglocke,
die „Deutsche Glocke“.
2. Februar
Zur Klärung der vermögensrechtlichen Streitigkeiten
mit den Fürstenhäusern wurde dem Rechtsausschuss des
deutschen Reichstags ein Gesetzentwurf zugeleitet,
der vorsah, dass Reichssondergerichte die
Streitigkeiten klären sollten.
2. Februar
Wegen der Ermordung von Erich Pannier im Jahr 1923,
weil er die Reihen der Schwarzen Reichswehr ohne
deren Erlaubnis verlassen hatte, wurde in Berlin
vier ihrer Angehörigen zum Tod verurteilt.
3. Februar
In der Nacht strandete der deutsche Dampfer
„Amerika“ auf der Fahrt von Rotterdam nach Stockholm
an der Westküste von Gotland.
3. Februar
Etwa 200 000 Angestellte, davon etwa 65 000 Frauen,
waren im Deutschen Reich arbeitslos.
4. Februar
Auf Antrag der SPD und der KPD wurde der
„Königs-Platz“ in Berlin von der Berliner
Stadtverordnetenversammlung in „Platz der Republik“
umbenannt.
4. Februar
Der Reichsausschuss der Deutschen Jugendverbände
Forderte u. a. drei Wochen bezahlten Urlaub für
Jugendliche unter 16 Jahren, Festsetzung der
Arbeitswoche für Jugendliche auf höchstens 48
Stunden und das Verbot der Nachtarbeit für
Jugendliche.
5. Februar
In einer Rede vor dem Landtag in München beklagte
der bayerische Ministerpräsident Heinrich Held die
Unterdrückung der Deutsche in Südtirol, das zu
Italien gehörte.
5. Februar
Der Film „Die verlorene Welt“ von Harry Hoyt feierte
im Ufa-Palast am Berliner Zoo seine Premiere.
6. Februar
Im „Börsen-Courier“ Forderte der Schriftsteller
Bertolt Brecht „mehr guten Sport“ und rief die
Theater dazu auf, in ihren Inszenierungen den Sport
mehr zu berücksichtigen.
7. Februar
Der ungarische Ministerpräsident Istvan Bethlen von
Bethlen lehnte es ab aufgrund der Geldfälscher
Affäre, bei der gefälschte französische Francs in
Umlauf gebracht worden waren, zurückzutreten.
Weiterhin verwahrte er sich gegen den Vorwurf, die
Ermittlungen behindert zu haben.
7. Februar
Elisabeth Berger las auf einen
Arthur-Schnitzler-Abend in Berlin die Novelle
„Fräulein Else“ in Anwesenheit des österreichischen
Schriftstellers. Dieser hatte 1923 durch den Skandal
um sein Stück „Reigen“ Aufsehen erregt.
8. Februar
Deutschland beantragt die Aufnahme in den Völkerbund
8. Februar
Erstaufführung in Prag mit dem Stück von
Molières Georges Dandin.
9. Februar
Erik Rotheim, ein norwegischer Ingenieur
erfindet die Sprühdose.
10. Februar
Der spanische Major Ramon Franco beendete seinen
Transatlantikflug in Buenos Aires.
10. Februar
Weil die Reichsbahngesellschaft die
Schlichtungsordnung für Tarifauseinandersetzungen
nicht anerkannt hatte, wurde sie von den deutschen
Eisenbahngewerkschaften verklagt.
11. Februar
Alle afrikanischen, auf religiöse, Organisationen
wurden in Belgisch-Kongo (heute Zaire) verboten. Es
waren prophetische Bewegungen entstanden, die aus
der Bibel das Recht zum Aufstand der Unterdrückten
ableiteten.
12. Februar
In Preußen wurden ab Ostern die Volksschullehrer auf
pädagogischen Akademien ausgebildet. Es wurden drei
Akademien eingerichtet, eine katholische in Bonn und
je eine evangelische in Kiel und in Elbing.
12. Februar
Zum Gedenken an den 100. Geburtstag von Victor von
Scheffel (16. Februar) wurde in Karlsruhe das
Deutsche Scheffel-Museum eröffnet.
13. Februar
Die SPD eröffnete die Freie Sozialistische
Hochschule mit dem Vortrag „Die Kulturidee des
Sozialismus“. Hörer und Hörerinnen sollten durch die
Vorträge und Seminare der Hochschule zu
selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten
angeleitet werden.
13. Februar
Wegen Auseinandersetzungen über die Finanzpolitik
und geplante Steuererhöhungen stellte der
französische Ministerpräsident Aristide Briand die
Vertrauensfrage. 327 Abgeordnete stimmten für und
182 gegen die Regierung.
14. Februar
Adolf Hitler versuchte auf einer
nationalsozialistischen Führertagung in Bamberg die
Gegensätze in der NSDAP zu überwinden und setzte
sich gegen die „linken“ Nationalsozialisten durch.
14. Februar
Die Sowjetunion erklärte sich grundsätzlich bereit,
an einer vorbereitenden Abrüstungskommission
teilzunehmen. Sie lehnte jedoch die schweizerische
Stadt Genf weiterhin als Tagungsort ab und
bekräftige ihre ablehnende Haltung gegenüber dem
Völkerbund.
15. Februar
Seit März 1924 wurde bei der Zahl der Arbeitslosen
ein neuer Höchststand erreicht. Zurzeit waren 2,4
Millionen Menschen in Deutschen Reich arbeitslos.
15. Februar
In Berlin besprachen der Generalsekretär des
Völkerbundes, Eric Drummond, und die Reichsregierung
die Formalitäten für die Aufnahme des Deutschen
Reichs in den Völkerbund.
16. Februar
In Australien wurden die Stadt Noojee und Hunderte
von Farmen von einem Großfeuer verwüstet. 27
Menschen fanden den Tod.
16. Februar
Im Equitable Building in New York brach gegen vier
Uhr morgens ein Großfeuer aus. Der 34. und 35. Stock
brannten aus und der 33. und 36. Stock wurden schwer
beschädigt. Bei den Löscharbeiten wurden sieben
Feuerwehrleute verletzt.
17. Februar
Ein Ausschuss zur Förderung von Leibesübungen wurde
vom deutschen Reichstag eingesetzt. Am 23. Januar
war den Ländern empfohlen worden, wöchentlich sechs
Stunden Turnunterricht einzuführen.
17. Februar
Das Schauspiel „Königin Luise“ von Ludwig Berger
wurde im Lessingtheater in Berlin uraufgeführt. In
der Titelrolle war Käthe Dorsch zu sehen.
18. Februar
Die türkische Regierung beschließt, die Polygamie und das
Haremssystem abzuschaffen und das Schweizer Zivilgesetzbuch (ZGB) zu übernehmen.
19. Februar
Vor dem Auswärtigen Ausschuss des Reichstags
erklärte Außenminister Stresemann, dass die
Forderung von Brasilien, Spanien und Polen nach
einer Erweiterung der Ratssitze im Völkerbund den
deutschen Beitritt erschweren könnte.
19. Februar
Die Kosten für den Haushalt des Reichspräsidenten
wurden veröffentlicht. Sein Gehalt belief sich auf
60 000 Reichsmark (RM) zuzüglich 120 000 RM
Aufwandsgelder.
20. Februar
In Berlin wird die erste Grüne Woche eröffnet
21. Februar
Im Grazer Schauspielhaus führte der zionistische
Verein Bikur Cholim das Stück „Die Makkabäer“ auf.
Auf dem Theaterplatz demonstrierten
Nationalsozialisten gegen die Vorstellung. Während
der Aufführung wurden Stinkbomben ins Parterre
geworfen.
21. Februar
Etwa 130 000 Personen nahmen an der Tagung des
Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, dem politischen
Kampfverband der SPD, in Hamburg teil. Die
Festredner wiesen darauf hin, dass der Verband stets
für die Republik gekämpft habe.
22. Februar
Infolge der schlechten Wirtschaftslage wollte die
Firma Krupp in Essen 1800 Arbeiter und 100
Angestellte entlassen. 1200 Arbeitern und
Angestellten wurde bereits gekündigt.
22. Februar
In München verbot die Polizei die Aufführung des
Lustspiels „Der fröhliche Weinberg“ von Carl
Zuckmayer, um rechtsradikale Störungen zu vermeiden.
23. Februar
Ein Teil der russischen Kronjuwelen wurde von
französischen Juwelieren erworben. Die Kronjuwelen
waren im Januar zu Verkauf angeboten worden.
23. Februar
Joseph Austen Chamberlain, der britische
Außenminister; hielt eine Erweiterung der Ratssitze
im Völkerbund für diskutabel.
24. Februar
Die türkische Regierung und die Standard Oil Company
schlossen ein Abkommen, nach dem die Türkei ihre
Lieferungen an Petroleum nur von der Gesellschaft
bezieht.
24. Februar
Der französische Reserveleutnant Leon Callot stürzte
mit seinem Flugzeug bei dem Versuch, unter dem
Stützbogen des Eiffelturms in Paris durchzufliegen
ab und kam ums Leben.
25. Februar
In der Schweiz gingen die Geburtenraten sowohl in
den Städten als auch auf dem Land zurück.
25. Februar
In Brüssel fand eine Protestversammlung der
belgischen Liga für Menschenrechte statt. Sie war
gegen die anwachsende internationale faschistische
Bewegung gerichtet.
26. Februar
Im polnischen Parlament in Warschau brachten die
Abgeordneten der Deutschen Vereinigung eine
öffentliche Anfrage wegen der „Deutschenhetze“ in
der Woiwodschaft Schlesien (polnisch Oberschlesien)
ein.
26. Februar
Auf einer Konferenz in Brüssel sprachen Delegierte
der sozialistischen Parteien aus Frankreich, Belgien
und dem Deutschen Reich über Handelspolitik und
Industriekartelle. Die Konferenz verlangte
Kontrollrechte des Staats über internationale
Kartelle.
27. Februar
In einer Rede betonte der französische
Ministerpräsident Aristide Briand, dass er sich seit
Verdun geschworen habe, dem Frieden zu dienen.
27. Februar
Die „Meraner Zeitung“, die letzte deutschsprachige
Zeitung in Südtirol, stellte ihr Erscheinen ein.
28. Februar
Zum Volkstrauertag fanden in Deutschen Reich
Gedenkfeiern für die Gefallenen des Weltkrieges
statt. Auf den Ehrenfriedhöfen wurden Kränze
niedergelegt.
28. Februar
Auf seiner Jahresversammlung in Köln hielt der
Verein zur Abwehr des Antisemitismus eine gut
besuchte öffentliche Kundgebung ab. Die Redner
wiesen darauf hin, dass im Weltkrieg 12 000 Juden
gefallen waren und protestierten gegen die Hetze
gegen die Juden, die schon viele Opfer geFordert
hatte.
Wer
hat im Februar 1926 Geburtstag >>
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