Februar 1920 - Geburtsstunde der NSDAP
Im Münchener Hofbräuhaus wurde am 24. Februar
1920 die Deutsche Arbeiterpartei in die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
(NSDAP) umbenannt. Adolf Hitler verkündete die 25
Thesen des Parteiprogramms, das er zusammen mit
Gottfried Feder und Drexler ausgearbeitet hatte. Am
26. Februar löste die Polizei in Durlach in Baden
eine Reichskonferenz der Kommunistischen Partei
(KPD) auf und verhaftete zahlreiche Politiker. Unter
den Festgenommenen befanden sich Clara Zetkin, Ernst
Reuter (späterer Bürgermeister von Berlin), Heinrich
Brandler, Fritz Heckert und Hermann Duncker, der
Sekretär der Landesregierung von Gotha.
Wichtige Ereignisse im
Februar 1920
1. Februar
In der katholischen Zeitschrift „Hochland“ wurde von
Eduard Stadtler eine düstere Voraussage in dem
Artikel „Zerfall des deutschen Parteiwesens“
gestellt.
1. Februar
Das Kapital der Deutsch-Australischen
Dampfschifffahrt-Gesellschaft wurde um 2 auf 22
Millionen Mark erhöht und es wurde eine vier
prozentige Dividende gezahlt. Die gesamte
Handelsflotte ging durch den Krieg verloren.
1. Februar
Braunkohlebriketts verteuerten sich um 30 M je
Tonne. Die gestiegenen Preise wurden vom rheinischen
Braunkohlesyndikat mit gestiegenen Preisen für Lohne
und Betriebsmaterialien begründet.
1. Februar
Insgesamt besuchten 263.000 Schüler die preußischen
höheren Schulen. Davon entfielen 94.000 oder 35,)
Prozent auf die Gymnasien, 73.000 oder 27,8 Prozent
auf die Real-Gymnasien, 96.000 oder 36,3 Prozent auf
die Ober-/Realschulen. Es besteht weiterhin eine
Tendenz zugunsten der Gymnasien.
1. Februar
Paul Oestreich gründete die Zeitschrift
„Entschiedene Schulreform“.
1. Februar
In Königsberg wurde das Legendenspiel „Christofer“
von Dietzenschmidt uraufgeführt.
1. Februar
Der Bariton Karl Scheidemantel wird Direktor der
Staatsoper in Dresden.
1. Februar
Der Vortrag von Richard Huelsenbeck im Vortragssaal
des Kurt Wolff Verlages in München über „Wesen und
Ziele des Dadaismus“ fand bei den Zuhörern wenig
Interesse. Der Roman „Dr. Billig am Ende“ von
Richard Huelsenbeck wurde vom Kurt Wolff Verlag 1921
verlegt. George Grosz lieferte dafür die
Illustrationen.
1. Februar
In Mainz wurde erstmals die Musikzeitschrift „Melos“
von Dirigent Hermann Scherchen herausgegeben.
Scherchen gilt als Wegbereiter neuer Musik.
2. Februar
In Düsseldorf gründete die Zentrumspartei einen
eigenen Korrespondenzdienst, die
„Zentrums-Parlaments-Korrespondenz“. Wegen
Finanzschwierigkeiten wird dieser am 1. Juli 1922
wieder aufgelöst.
2. Februar
Die Sowjetunion erkannte die Unabhängigkeit von
Estland im Friedensvertrag von Dorpat (Tartu) an.
Estland verzichtete dafür auf antibolschewistische
Aktionen. Der Allrussische Zentralvollzugsausschuss
ratifizierte den Vertrag am 4. Februar. Zur gleichen
Zeit schlossen Sowjetrussland und die ukrainische
Sowjetrepublik ein Kooperationsabkommen. Am 11.
Februar schloss die Sowjetregierung ein Abkommen
über einen Waffenstillstand mit Lettland.
2. Februar
Laut dem britischen Kriegsministerium haben alle
deutschen Kriegsgefangenen mittlerweile
Großbritannien verlassen.
2. Februar
In Paris im Théatre National de l’Opéra wurde das
dramatische Ballett „Der Gesang der Nachtigall“ von
Igor Strawinsky uraufgeführt.
2. Februar
Das Drama „Jenseits des Horizonts“ von Eugene
O'Neill wurde im Morosco Theatre in New York
uraufgeführt.
2. Februar
Bei der Uraufführung der Operette „Die Vielgeliebte“
von Eduard Künneke feierte die deutsche
Kabarettistin und Schauspielerin Claire Waldoff
einen großen Erfolg.
3. Februar
Der deutschen Regierung wurde von Vertretern der
Alliierten eine Auslieferungsliste mit 895 Namen
ranghoher Politiker und Militärs ausgehändigt. Auf
der Liste befanden sich u. a. Hindenburg,
Ludendorff, Tirpiz, Bethmann Hollweg. Der Reichsrat
und die preußische Landesversammlung protestierten
am 5. Februar gegen dieses Auslieferungsersuchen.
3. Februar
Von der französischen Regierung wurde die
Restauslieferung der deutschen Handelsflotte
schärfstens verlangt.
3. Februar
Unter Leitung von Reichskommissar Severing wurden
bei Tarifverhandlungen im Ruhrbergbau eine
Lohnerhöhung von 8 M je Schicht und ein Kindergeld
von 1 M je Schicht und Kind vereinbart. Die Anzahl
der Urlaubstage wurde von 6 auf 9 erhöht. Für das
Kindergeld stellte der Zechenverband 12 Millionen M
zur Verfügung.
3. Februar
Wilhelm Furtwängler erwirkte sich mit einem
Symphoniekonzert in der Staatsoper eine
Verpflichtung für 10 Symphonieabende in der
kommenden Wintersaison.
3. Februar
In Berlin fand bei Cassirer eine
Gedächtnisausstellung für den Bildhauer Wilhelm
Lehmbruck statt.
4. Februar
Der deutsche Physiker Albert Einstein hielt an der
Volkshochschule in Berlin eine Reihe von Vorträgen.
Vor allem von Antisemiten sah sich Einstein in der
Öffentlichkeit zunehmenden Angriffen ausgesetzt.
5. Februar
Der Reichsrat und die preußische Landesversammlung
protestierten gegen das Auslieferungsersuchen der
Alliierten vom 3. Februar.
5. Februar
In einem Appell an die Polen bot der allrussische
Zentralvollzugsausschuss Friedensverhandlungen an.
5. Februar
In Basel In der Kunsthalle fand zum ersten Mal eine
Ausstellung von Bildern von Hermann Hesse statt. Der
Künstler war eigentlich Schriftsteller und hatte
erst mit 40 Jahren begonnen zu malen.
6. Februar
Da es aufgrund von Eisenbahnerstreik und Hochwasser
zu großen Problemen mit der Kohleversorgung gekommen
war, ordnete das Wehrkreiskommando Münster an, dass
die Zechenleitungen und Betriebsräte
Überstundenverträge abschließen sollten.
7. Februar
Im Verlaufe des russischen Bürgerkrieges eroberte
die Rote Armee Odessa. Der russische Admiral
Alexandr W. Koltschak wurde von einem Kriegskomitee
der Revolutionäre im sibirischen Irkutsk
hingerichtet.
8. Februar
Die letzten deutschen Truppen verließen Danzig.
8. Februar
Schwedische Dampfer nahmen den Liniendienst nach
Mittel- und Südamerika wieder auf.
8. Februar
In Wien starb der Indologe und Religionshistoriker
Leopold von Schroeder (*1851 Dorpat).
8. Februar
Der Dichter Richard Dehmel (*1863 Wendisch-Hermsdorf)
starb in Blankenese bei Hamburg im Alter von 56
Jahren. Sein Kriegstagebuch „Zwischen Volk und
Menschheit“ erschien 1919 bei S. Fischer in Berlin.
8. Februar
Zum ersten Mal seit fünf Jahren fanden die
Meisterschaften des Deutschen Ski-Verbandes wieder
Stadt. Bei der Sprung- und Langlauf Kombination
gewann Hans Edler von der Planitz aus Chemnitz den
Titel. Die zweitägige Veranstaltung auf dem Feldberg
im Schwarzwald wurde von den schlechten
Schneeverhältnissen beeinträchtigt.
8. Februar
In Hannover fand die dritte Ausstellung der
hannoverischen Sezession statt. Dabei wurden Werke
des deutschen Malers und Schriftstellers Kurt
Schwitters ausgestellt. Schwitters erregte neben
seinem dadaistischen Gedichtbands „Anna Blume“
(1919) auch Aufsehen durch seine abstrakten
Collagen.
8. Februar
Im Rahmen einer Volksabstimmung entschieden sich die
Wahlberechtigten (nur Männer)
in der Schweiz
dagegen, dass Frauen wählen dürfen. Die Schweiz
führte erst 1971 das Frauenwahlrecht ein (
Finnland:
1906, Deutsches Reich: 1918, USA: 1920).
9. Februar
Norwegen wurde vom Völkerbundsrat die Inselgruppe
Spitzbergen im Nordpolarmeer zugesprochen. Norwegen
und Sowjetrussland hatten sich wegen der
Kohlevorkommen bisher um die Inseln gestritten. Eine
Spitzbergenkonferenz, die am 16. Juni 1914 begonnen
hatte, musste nach Beginn des Weltkrieges ohne
Ergebnis abgebrochen werden.
10. Februar
Die letzten deutschen Truppen zogen aus Memel ab.
10. Februar
Der Bayerische Landtag lehnte die Auslieferungsliste
der Sieger entschieden ab.
10. Februar
Ganz im Norden von Nordschleswig fand eine
Abstimmung statt, an der sich 91,5 Prozent der
Bevölkerung beteiligte. 74,2 Prozent der Bevölkerung
stimmten für einen Anschluss an Dänemark und nur
24,9 Prozent für einen Anschluss an Deutschland.
10. Februar
Deutsche Firmen wurden wegen Nichterfüllung von
Lieferungsverträgen von dem holländischen
Industrierat verklagt.
11. Februar
Der Völkerbund beauftragte eine internationale
Kommission von Juristen mit der Ausarbeitung eines
Statutes für den geplanten Ständigen Internationalen
Gerichtshof in Den Haag.
11. Februar
Im sogenannten Abstimmungsgebiet in Oberschlesien
übernahm eine Kommission der Alliierten die
Kontrolle, um eine für 1921 geplante Volksabstimmung
vorzubereiten. Bei dieser Volksabstimmung sollte die
Bevölkerung entscheiden, ob sie zum Deutschen Reich
oder zu Polen gehören wollte. Vor der
Volksabstimmung kam es zu gewalttätigen
Zusammenstößen zwischen Deutschen und Polen.
11. Februar
Wegen der katastrophalen wirtschaftlichen Lage in
Deutschen Reich wurden Karnevalsumzüge in Frankfurt
am Main und in anderen deutschen Städten verboten.
11. Februar
Die Berliner Handelskammer gab nach einer
Unterbrechung von fünf Jahren wieder einen
Jahresbericht heraus. Im Jahr 1919 war sie durch die
Zusammenlegung mit der Potsdamer Handelskammer
erweitert worden.
12. Februar
Der alliierte Oberste Rat beschloss auf einer
Konferenz
in London, die bis zum 3. März dauern
sollte, die Verlängerung für die Fristen der
Heeresverminderung im Deutschen Reich. Die
Alliierten forderten eine Reduzierung des Heeres auf
200.000 Mann bis zum 10. April. Die endgültige
Stärke von 100.000 Mann sollte am 10. Juli 1920
erreicht sein. Bisher war der 31. März der Termin
für die Heeresverminderung. Aufgrund des späten
Inkrafttretens des Versailler Vertrages konnte
dieser Termin von der deutschen Regierung nicht
eingehalten werden.
12. Februar
Um die Teuerungsrate auszugleichen, wurden
außertarifliche Lohnerhöhungen im mitteldeutschen
Braunkohlengebiet ausgehandelt.
12. Februar
Reichsarbeitsminister Alexander Schlicke (MSPD)
erließ eine Verordnung, um ehemalige
Kriegsteilnehmer und Zivilinternierte wieder ins
Arbeitsleben zu integrieren. Unternehmen wurden
verpflichtet diese Personengruppen wieder
einzustellen, wenn sie am 1. August 1914 dort
gearbeitet hatten. Eine vorläufige Form der
Verordnung gab es bereits seit dem 3. September
1919.
12. Februar
Der US-Bundesstaat Massachusetts führte als erster
Bundesstaat der USA den Wahlzwang ein.
12. Februar
In Berlin wurde die Operette „Der letzte Walzer“ des
österreichischen Komponisten Oscar Strauss
uraufgeführt. Sie ist neben „Ein Walzertraum“ (1907)
und „Liebeszauber“ (1916) eines der bekanntesten
Werke des Komponisten.
13. Februar
Ein Passagierschiff, das an Holland verkauft worden
war, konnte von Bremerhaven nach Amsterdam
entkommen. Die britischen Verfolger wurden
abgehängt.
13. Februar
Nach drei Tagen endet In London die zweite Tagung
des Volkerbundsrats. Vom Rat war eine Kommission
eingesetzt worden, die einen Plan für einen
ständigen internationalen Gerichtshof in Den Haag
ausarbeiten sollte. Außerdem wollte der Rat eine
Konferenz zur Bewältigung der internationalen
Finanzkrise einberufen.
13. Februar
In der sogenannten Londoner Erklärung wurde vom
Völkerbundsrat die Voraussetzung für einen Beitritt
der Schweiz zum Völkerbund geschaffen. Darin wurde
die besondere Lage der Schweiz aufgrund ihrer
„immerwährenden Neutralität“ anerkannt.
13. Februar
Da es zwischen US-Präsident Woodrow Wilson und dem
US-amerikanischen Außenminister Robert Lansing immer
öfter Probleme gab, trat Lansing zurück. Die beiden
hatten verschiedene Ansichten über den Versailler
Friedensvertrag.
13. Februar
In Berlin wurde der Film „Marchesa d’Arminiani“ von
Regisseur Alfred Halms mit Pola Negri (eigentlich
Barbara Apolonia Chalupiec) uraufgeführt. Außerdem
fand im Mozartsaal die Uraufführung des Films „Mascotte“
nach dem Roman „Die Ballhaus-Anna“ von Leo Leipziger
statt.
14. Februar
Nach einem entsprechenden Volksentscheid wurde der
Staatsvertrag über die Union zwischen Bayern und
Coburg unterzeichnet. Aus dem restlichen Freistaat
Sachsen-Coburg-Gotha wurde zusammen mit anderen
sächsischen Herzogtümern das Land Thüringen
gebildet.
14. Februar
Eine weitere Zwangsbewirtschaftung von Getreide und
Kartoffeln wurde vom Wirtschaftsrat der deutschen
Reichsregierung beschlossen.
14. Februar
In London beschloss der Oberste Rat der Alliierten,
Konstantinopel (Istanbul) bei der Türkei zu
belassen. Die Meerengen des Bosporus und der
Dardanellen wurden unter internationale Kontrolle
gestellt.
14. Februar
Am Großen Schauspielhaus in Berlin wurde das Drama
„Danton“ von Romain Rolland in der Regie von Max
Reinhardt aufgeführt. Die Hauptrolle wurde von Paul
Wegener gespielt. In weiteren Rollen waren Werner
Krauss und Ernst Deutsch zu sehen. Auch das Publikum
wurde mit einbezogen, was große Begeisterung
hervorrief.
14. Februar
In Meiningen wurde das Schauspiel „Das grüne Haus“
von Herbert Eulenberg uraufgeführt.
15. Februar
In Salzburg fand eine Konferenz der einzelnen
österreichischen Länder statt, um grundlegende
Fragen der künftigen Verfassung der Republik
Österreich zu besprechen. Es ging um die Frage, ob
Österreich, wie von den Sozialisten gefordert, ein
zentralistischer Einheitsstaat oder ein
föderalistischer Bundesstaat werden sollte.
15. Februar
In Kassel wurde die erste deutsche Föderalisten
Konferenz eröffnet.
15. Februar
In Hanau wurde das Schauspiel „Segen des Irrtums“
von Ludwig Ganghofer uraufgeführt.
15. Februar
In der Dresdener Staatsoper wurde die Oper „Der
Fremde“ von Hugo Kaun uraufgeführt.
15. Februar
Im Stuttgarter Landesgewerbemuseum fand die erste
deutsche Kunstausstellung des Berliner Künstlers
Paul Scheurich statt.
16. Februar
Bei einer Reise ins Ruhrgebiet traf sich
Reichskanzler Gustav Bauer (MSPD) mit führenden
Vertretern der Zechenverbände und den
Gewerkschaften. Dabei wurde über eine Steigerung der
Kohleförderung beraten. Am 17. Februar traf er den
Gewerkschaftsführer Heinrich Imbusch und den
Industriellen Hugo Stinnes. Die Gewerkschaften der
Bergarbeiter forderten unter anderem eine bessere
Lebensmittelversorgung für die Grubenarbeiter.
16. Februar
Im Münchener Schauspielhaus spielte Alexander
Granach im Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“
den Shylock. Diese Rolle führte ihn zu Weltruhm.
17. Februar
In Berlin fand die 27. Generalversammlung des Bundes
der Landwirte statt.
Die 27. Generalversammlung des Bundes der Landwirte
wird in Berlin eröffnet.
17. Februar
In Paris begann der Prozess gegen den früheren
Ministerpräsidenten Joseph Caillaux, der in der
Öffentlichkeit mit Spannung erwartet wurde. Caillaux
wird wegen „defätistischer Umtriebe“ während des
Krieges beschuldigt. Der Prozess ist vor allem auf
den Druck nationalistischer Kreise um den früheren
französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau
zurückzuführen.
18. Februar
In Paris wurde Paul Deschanel neuer französischer
Präsident. Am 19. Februar forderte er in einer
Botschaft vor dem Parlament die Franzosen auf, die
„im Krieg geoffenbarte nationale Einheit“ auch in
Zukunft fortdauern zu lassen.
18. Februar
Damit die im Versailler Vertrag vereinbarten
Kohlelieferungen an die Alliierten erfüllt werden
konnten, wurde zwischen den
Bergarbeitergewerkschaften und den Zechenverbänden
erstmals ein Sonderschichtenabkommen geschlossen.
18. Februar
In Danzig (heute Gdansk) fand eine Messe statt, die
bis zum 25. Februar dauern sollte, um
wirtschaftliche Kontakte zwischen dem Deutschen
Reich und Osteuropa herzustellen.
18. Februar
Reichspräsident Ebert führte den Vorsitz bei einer
Konferenz mit Führern des ADGB in der Reichskanzlei.
18. Februar
Die Regierung ernannte einen Reichskommissar für
enteignete Handelsschiffe.
18. Februar
Wegen Arbeiterunruhen wurde die ehemalige
kaiserliche Werft in Danzig geschlossen.
19. Februar
Im bayerischen Landtag in München fand eine Sitzung
des Lehrergesetzausschusses statt, bei dem sich
unter anderen die Bayerische Volkspartei und der
Bayerische Bauernbund gegen die Aufhebung des
Eheverbots für Lehrerinnen wandten. Die
Landesregierung unter Ministerpräsident Johannes
Hoffmann (MSPD) plante eine entsprechende
Gesetzesnovelle, um das bayerische Landesrecht an
die Reichsverfassung anzupassen. Laut bayerischem
Volksschullehrergesetz vom August 1919 mussten
Lehrerinnen ihr Dienstverhältnis nach ihrer
Eheschließung beenden.
20. Februar
Nach Beendung eines fast zweimonatigen
Transportarbeiterstreiks und der Verhaftung
führender Kommunisten wurde das bulgarische
Parlament in Sofia aufgelöst. Die Neuwahlen sollten
am 28. März stattfinden.
20. Februar
Alle bayerischen Behörden mussten ohne Ausnahme die
volle 48-Stunden Arbeitswoche einhalten.
21. Februar
Das Schwurgericht in Moabit verurteilte den
ehemaligen Fähnrich Oltwig von Hirschfeld zu 18
Monaten Gefängnis. Hirschfeld hatte am 26. Januar
den Zentrumspolitiker und Reichsfinanzminister
Matthias Erzberger bei einem Attentat verletzt.
21. Februar
In Preußen wurde die Entfernung der Bilder der
kaiserlichen Familie aus allen öffentlichen Gebäuden
angeordnet.
21. Februar
In der Comédie des Champs-Elysées in Paris wurde das
Ballett „Der Ochse auf dem Dach (Le boeuf sur le
toit)“ von Darius Milhaud nach einer Vorlage von
Jean Cocteau uraufgeführt.
21. Februar
Im Zug zwischen München und Berlin schrieb Bertolt
Brecht „das Sentimentale Lied Nr. 1004“, das auch
als „Erinnerung an die Marie A“ bekannt ist.
22. Februar
In Stuttgart kam es bei einer Veranstaltung der
Deutschen Friedensgesellschaft zu
Auseinandersetzungen, als Nationalisten Störaktionen
begannen. Unter den Rednern war auch der hessische
Kultusminister Reinhard Strecker (MSPD).
22. Februar
In Leipzig begann der Kongress der Betriebsräte und
Arbeiterausschüsse.
22. Februar
In Berlin endete eine Arbeitgebertagung des
Transport- und Verkehrsgewerbes mit der Gründung
einer Förderungs-Gesellschaft ihrer Zentralstelle.
23. Februar
Die bayerischen Staatsbahnen wurden verstaatlicht,
was im Hinblick auf die Verstaatlichung aller
deutschen Staatsbahnen am 1. April als erster
Schritt angesehen wurde.
23. Februar
Der frühere Reichs- und preußische Staatskommissar
für Schlesien und Posen, Otto Hörsing, wurde
Oberpräsident der Provinz Sachsen.
23. Februar
Aufgrund des Abkommens über Überschichten begannen
im Ruhrbergbau wöchentlich zwei halbe Überschichten
(31/2 Stunden). Die Bergleute erhielten dafür höhere
Lebensmittelrationen und einen Lohnzuschlag.
23. Februar
Die Tragödie „Hexensabbat“ von Hermann Boettscher
wurde im Nationaltheater in Weimar uraufgeführt.
23. Februar
Der frühere französische Staatspräsident Raymond
Poincaré übernahm den Vorsitz der alliierten
Reparationskommission. Er wurde dadurch Nachfolger
des französischen Senators Celestin Charles Jonnart,
der die Kommission seit ihrem Beginn am 24. Januar
1920 geleitet hatte. Die Reparationskommission
sollte die Höher der im Versailler Vertrag
bestimmten Wiedergutmachungsleistungen festsetzen.
Der rechtsgerichtete Poincaré war bekannt für seinen
unnachgiebigen Kurz gegen das Deutsche Reich.
24. Februar
Reichsfinanzminister Erzberger ließ sich vom Dienst
beurlauben.
24. Februar
Die US-Regierung beschloss, dem Völkerbund nicht
beizutreten. Zur gleichen Zeit war sie bestrebt, den
Friedenszustand mit Deutschland wiederherzustellen.
Die USA waren nach anfänglicher Neutralität im Jahr
1917 aufseiten der Alliierten in den Krieg
eingetreten, hatten aber den Versailler Vertrag
nicht unterzeichnet.
24. Februar
Wegen des Streiks im Ruhrgebiet wurde der
verschärfte Ausnahmezustand unter Androhung von
Todesstrafen verhängt.
24. Februar
Der Romanist Ernst Robert Curtius, der bisher in
Bonn gelehrt hatte, wurde an die Universität Marburg
berufen.
25. Februar
Von der Technischen Hochschule Aachen wurde Albert
Vögler, dem Generaldirektor der
Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten AG in
Dortmund, dem Vorsitzenden des Vereins deutscher
Eisenhüttenleute und Mitglied der
Nationalversammlung, die Würde eines Dr.-Ing. e.h.
verliehen.
25. Februar
Das Arbeitertheater Neue Bühne wurde in München mit
der Uraufführung des Dramas „Freiheit“ von Herbert
Kranz eröffnet.
25. Februar
Der sogenannte Government of Ireland Act wurde im
britischen Unterhaus in London eingebracht. Es
handelte sich um ein Gesetzt zur Selbstverwaltung
Irlands und sah eine Teilung der Insel in ein
vorwiegend protestantisches Nordirland mit den sechs
Grafschaften von Ulster und in einen vorwiegend
katholischen südlichen Landesteil vor.
25. Februar
In Frankreich begann ein Eisenbahnerstreik, der am
28. Februar zum Generalstreik erweitert wurde und
bis zum 1. März dauerte. Die Ursache für den Streik
war die mangelnde Verhandlungsbereitschaft der
privaten Eisenbahngesellschaften gegenüber den
Gewerkschaftsverbänden. Am 1. März wurde durch
Vermittlung des französischen Gewerkschaftsführers
Leon Jouhaux eine Einigung erzielt, in der die
Eisenbahngesellschaften unter anderem die Achtung
des Gewerkschaftsrechts zugestanden.
26. Februar
Bei einer Versammlung der deutschen Generäle und
Admirale in Berlin erklärten diese, dass sie sich
keinem fremden Gericht zur Aburteilung stellen
würden.
26. Februar
Die sogenannte Regierungskommission für das
Saargebiet begann in Saarbrücken ihre Arbeit. In
Übereinstimmung mit dem Versailler Friedensvertrages
erhielt sie für das Gebiet die Regierungsgewalt.
Präsident der Kommission war der französische
Staatsrat Victor Rault. Zu der fünfköpfigen vom
Völkerbund ernannten Kommission gehörte auch der
saarländische Industrielle Alfred von Boch.
26. Februar
Der preußische Kultusminister unterstützte die
politische Betätigung von Lehrkräften.
26. Februar
In Berlin fand im Deutschen Künstlertheater die
Uraufführung des Einakters „Menagerie“ von Kurt
Goetz statt.
26. Februar
In Berlin starb der Schriftsteller Ludwig Rubiner
(*1881 Berlin), der durch pazifistische und
revolutionäre Dichtungen hervortrat, z. B. 1919
durch „Kameraden der Menschheit“.
27. Februar
In Italien wurden infolge der mitteleuropäischen
Wirtschaftskrise Brot, Fett, Öl und Fleisch
rationiert und fleischlose Tage eingeführt. Außerdem
wurde die Zuckerbäckerei verboten.
27. Februar
In Berlin wurde der Film „Das Cabinet des Dr.
Caligari“ von Regisseur Robert Wienes mit Conrad
Veidt, Lil Dagover und Werner Krauss in den
Hauptrollen uraufgeführt.
27. Februar
Der Bund der Eisenverbraucher wurde von führenden
Verbänden der eisenverarbeitenden Industrie
gegründet.
27. Februar
Das Reichswirtschaftsministerium legte einen Entwurf
für den Eisenwirtschaftsbund vor.
27. Februar
In Den Haag berieten Vertreter des Bundes der
Metallindustrie Holland mit deutschen Diplomaten,
Regierungsbeamten und dem Verein deutscher
Maschinenbauanstalten über die Nichteinhaltung von
Lieferverträgen von deutscher Seite aufgrund der
Ausfuhrbeschränkungen der Alliierten.
28. Februar
In Wien begann der viertägige Parteitag der
österreichischen Christlich Sozialen Partei. Es
wurde über das Verhältnis zum sozialdemokratischen
Koalitionspartner und über den Föderalismus in
Österreich beraten. Viele Delegierten äußerten
Bedenken gegen die bestehende Koalition, aber
führende Vertreter der Parteien, unter andren
Vizekanzler Jodok Fink sprachen sich für eine
Fortsetzung der Koalition mit der SPÖ aus. Leopold
Kunschak wurde zum Präsidenten der Parteileitung
gewählt.
29. Februar
In Berlin wurde auf Drängen der Alliierten von
Reichswehrminister Gustav Noske (MSPD) die Auflösung
der Freikorps Erhardt und Löwenfeld angeordnet. Der
preußische General Walther Freiherr von Lüttwitz,
Oberst Kommandierender des deutschen Heeres,
weigerte sich am 1. März der Anordnung zu folgen.
Der Befehl zur Auflösung für die Brigade Ehrhardt
führte am 13. März zu dem Kapp-Putsch.
29. Februar
Die tschechische Revolutionäre Nationalversammlung
billigte in Prag die neue Landesverfassung. Diese
sah eine Legislative aus zwei Kammern, dem
Abgeordnetenhaus und dem Senat, vor. Beide Kammern
wählten einen Staatspräsidenten für die Dauer von
sieben Jahren, der weitgehende Rechte bei der
Regierungsbildung erhielt.
29. Februar
In Leipzig wurde die Frühjahrsmesse eröffnet, die
bis zum 6. März dauerte.
29. Februar
Im Februar erreichte der Wechselkurs des US-Dollars
im Deutschen Reich mit 99,11 Mark seinen
Jahreshöchststand. Mit dem Verfall der deutschen
Währung stiegen auch die Preise sehr stark an.
Wer
hat im Februar 1920 Geburtstag >><
Februar 1920 in den Nachrichten
Krawalle und eine Kommission im Saargebiet
Saarbrücker Zeitung
Erst ab Februar 1920 hat im Saargebiet eine
vorgeblich unabhängige ... Am 10. Januar 1920 legt
der Versailler Vertrag die Grenzen des Saargebiets
...
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