Das Sportjahr 1916 – Die Olympiade fiel dem
Ersten Weltkrieg zum Opfer
Schon zu Beginn des Jahres, als eigentlich die
Fußball-Saison eröffnet werden sollte, musste der
Deutsche Fußball-Bund mitteilen, dass von den rund
200.000 Mitgliedern ungefähr 170.000 einberufen
worden waren, um in den Schützengräben des Ersten
Weltkrieges alles für Kaiser und Vaterland zu geben,
nur nicht auf dem Fußballplatz. Die
Meisterschaftsspiele waren auf ein Minimum reduziert
worden. Viele Landesverbände konnten überhaupt keine
Spiele mehr realisieren. Es fehlte nicht nur an
Spielern, sondern auch an Material wie
beispielsweise Lederbällen. Die gehörten zur
absoluten Mangelware.
In den Sportvereinen fanden immer weniger
Jugendliche die Möglichkeit, ihren sportlichen
Disziplinen nachzugehen. Alternativ mussten sie sich
der Wehrertüchtigung widmen und sich in
Jugendkompanien auf ihre zu erwartenden Einsätze
drillen lassen. Vielmehr sollte sichergestellt
werden, dass die Arbeit der Sportvereine der
militärischen Jugendvorbereitung gleichgestellt
werde. So erklärte es zumindest der Generalsekretär
des Reichsausschusses Carl Diem (1882-1962).
Es war 1913 ein großes, feierliches Spektakel
gewesen, als in Berlin-Grunewald das Deutsche
Stadion in Anwesenheit von
Kaiser Wilhelm II.
eröffnet wurde im Hinblick auf die VI. Olympischen
Spiele, die im Jahr 1916 in Berlin stattfinden
sollten. Davon war längst keine Rede mehr. Die
Olympiade fiel, wie Vieles andere auch, dem Krieg
zum Opfer.
Doch da in Regierungskreisen der Kriegsoptimismus
noch nicht erschüttert war, jedenfalls nicht nach
außen hin, erließ das preußische Kriegsministerium
einen Erlass über das Wehrturnen. Jugendliche, die
älter als 16 Jahre waren, konnten daran teilnehmen.
Sie mussten natürlich auch Mitglied in der
militärischen Jugendvorbereitung sein. Wettkämpfe im
Dreikampf waren angesetzt, die Weitspringen und
110-m-Hindernislauf beinhalteten und Vorübungen auf
den Handgranatenwurf. Einzelwettbewerbe und
Gruppenwettbewerbe wurden ausgetragen. Nachdem die
ersten Ausscheidungskämpfe stattgefunden hatten,
sollten im September die Endkämpfe ausgetragen
werden.
Irgendwie wurde der Schein der Normalität im
Deutschen Reich mühsam aufrechterhalten, der den
akuten Mangel an allem überdecken sollte. Im August
1916 wurden beispielsweise in Leipzig die
KRIEGSMEISTERSCHAFTEN DER DEUTSCHEN LEITHATHLETIK
abgehalten. Es nahmen insgesamt 182 Sportler teil.
Männer mit Beinprothesen waren allerdings nicht
dabei. Die durften derweil mit ihren neuen
Gliedmaßen in einer Reha-Klinik Fußball spielen, um
sich gesünder zu fühlen. So ist es überliefert.
Doch unverdrossen fanden 1916 die Deutschen
Schwimmmeisterschaften statt, bei denen sich Kurt
Bretting (1892-1918), einer der besten deutschen
Freistilschwimmer in der Zeit vor dem Ersten
Weltkrieg, durchsetzen konnte. Er gewann über 100 m
Freistil diese Meisterschaft, die er in den
Vorjahren schon drei Mal gewinnen konnte. Das Jahr
1916 war der Höhepunkt seiner sportlichen Laufbahn.
Im Jahr 1918 fiel Bretting In
Frankreich als Soldat
im Ersten Weltkrieg.
Was anderswo geschah
In New York wurde am 10. April 1916 die
“Professional Golfers Association of America”
gegründet, der US-amerikanische Verband der
Berufsgolfer. Und in Finnland wurden die Finnischen
Landesmeisterschaften der Leichtathletik
ausgetragen, die auch Kaleva-Spiele genannt wurden.
Da die Vereinigten Staaten erst 1917 in den Ersten
Weltkrieg eintraten, konnten dort vorerst noch
Sportveranstaltungen ausgetragen werden, die in
Deutschland und in Europa nicht mehr möglich waren.
Auf dem Weg zur AAA National Championship gewann der
Italiener Dario Resta (1884-1924) den Vanderbilt
Cup, das Indianapolis 500, das Chicago 300, das
Minneapolis 150 und das Omaha 150.
<<
Sportjahr 1915
|
Sportjahr 1917
>>