Das Sportjahr 1917 – Auch Sportler starben den
Heldentod
Während in Russland die Zarenherrschaft von der
Februarrevolution gestürzt wurde, im Laufe des
Jahres die Oktoberrevolution siegreich war und der
Krieg die Not im Deutschen Reich ins Unermessliche
trieb, löste im März die Rede des SPD-Abgeordneten
Adolf Hoffmann (1858-1930) tumultartige Reaktionen
aus, als er von einem bereits verlorenen Krieg
sprach. Es herrschte schon genug Unruhe, weil die
Vereinigten Staaten in den Krieg eingetreten waren.
Der Sport spielte im Kriegsjahr 1917 eine eher
untergeordnete Rolle. Selbst die Galopprenn-Saison
in Berlin-Karlshorst wurde nur mit geringer
Beteiligung eröffnet. Ebenso war es in Dresden und
Magdeburg. Die Saison hatte sich schon wegen der
schlechten Wetterverhältnisse verschoben. Das Übrige
tat der Krieg. Die Teilnehmerlisten bei den Rennen
waren sehr kurz. Zudem wiesen die Rennstallbesitzer
daraufhin, dass die Kondition der Pferde ungenügend
war. Die Bevölkerung hatte ja kaum Lebensmittel für
die eigene Verköstigung. Mit der Versorgung der
Tiere sah es noch schlechter aus. Die Pferde, die
leistungsstark waren, hatte man für den Einsatz im
Krieg beschlagnahmt. Lediglich der „Oster-Preis“,
die Hauptnummer in Karlshorst, war wie jedes Jahr
gut besetzt. Und letztendlich hatte die Eröffnung
der Grundwald-Rennbahn bei schönem Wetter und großem
Zuschauerandrang doch noch für eine besondere
Attraktion gesorgt.
Die Soldaten, die sich im Krieg befanden, versuchten
sich auf ihre Art „fit“ zu halten. Einige waren auf
die Idee gekommen, Läufe und Handgranatenwerfen zu
veranstalten. Auch ein freiwilliger Gepäckmarsch
wurde initiiert. Mit echter sportlicher Betätigung
hatte das natürlich wenig zu tun.
Wären es friedliche Zeiten gewesen, so könnte man
die Tatsache, dass der Frauensport immer beliebter
wurde, als eine ausgezeichnete Meldung verbuchen.
Doch die Hauptursache war auch hier dem Krieg
geschuldet. Seit der Gründung des Dachverbandes der
Deutschen Turnerschaft hatte der mit 58.477
weiblichen Mitgliedern seinen Höchststand seit
seiner Gründung im Jahr 1868 erreicht. Richtig war
allerdings, was in einer Zeitung stand, dass der
Sport für Männer und für Frauen gleichermaßen
wichtig ist zur Leibesertüchtigung.
In Deutschland wurden im bescheidenen Maße die
Deutschen Schwimmmeisterschaften ausgetragen. Doch
weder Eiskunstlaufen noch Grand-Prix-Wettbewerbe im
Automobilsport fanden statt. Auch nicht mehr in den
USA, denn die Weltmacht war ja in den Krieg
eingetreten. Im Boxen hieß der
Schwergewichtsweltmeister Jess Willard (1881-1968).
Er war US-Amerikaner und konnte in jenem Jahr 1917
keine Titelkämpfe austragen.
Im deutschen Fußball wurden ebenfalls keine
Länderspiele veranstaltet. Österreich und die
Schweiz trugen einige Spiele aus, doch davon drang
kaum etwas an Großartigkeit bis ins Deutsche Reich.
Der Sport war fast gänzlich lahm gelegt worden.
Sportler starben als Soldaten
Die Liste der folgenden Sportler ist nicht sehr
lang, sie ist auch nur stellvertretend für alle die,
die – egal auf welcher Seite – in die Wirren des
Ersten Weltkrieges gerieten und ihnen nicht mehr
entkommen konnten.
Der französische Straßenmeister LUCIEN MAZAN
(1882-1917), der unter dem Namen Petit-Breton über
Jahre die Radrenn-Fans begeisterte, der als
Zeitfahrspezialist galt und der als Doppelsieger der
noch jungen Tour de France in die Geschichte
einging, dieser kleine Bretone wurde schon zu Beginn
des Ersten Weltkrieges eingezogen und am 20.
Dezember fuhr ihn an der Ardennenfront ein Lastwagen
an. Der 35-jährige Radrennfahrer starb an seinen
Verletzungen.
Ebenfalls ein Radrennfahrer aus Frankreich war
OCTAVE LAPIZE (1887-1917)der bei der Tour de France
mehrere Etappensiege und 1910 den Gesamtsieg
erringen konnte, der bei der Olympiade 1908 beim 100
km Bahnradfahren die Bronzemedaille gewann, wurde
auch gleich zu Beginn des Krieges zum Militärdienst
berufen. Am 14. Juli 1917 starb er an seinen
Verletzungen, die er sich bei einem Flugzeugabsturz
zugezogen hatte.
Der deutsche Fußballspieler KARL ZILGAS (1882-1917),
der als Angriffspieler beim SC Victoria Hamburg
aktiv gewesen war, hatte auch ab 1913 in der
deutschen Fußballnationalmannschaft gespielt. Er
starb am 17. Juni 1917 als Soldat im Ersten
Weltkrieg.
CHRISTIAN SCHMIDT (1888-1917), dessen
Fußball-Laufbahn bei den Vereinen Britannia Berlin
und Concordia 95 Berlin begonnen hatte und der zum
2:4-Sieg der deutschen Mannschaft in Arnheim
beitrug, als diese gegen die Niederlande spielte,
dieser Fußballspieler fiel am 19. März 1917.
Der britische Schwimmer PERCY COURTMAN (1888-1917)
war zweifacher Olympiasieger im Brustschwimmen. Er
fiel am 2. Juni 1917 in Neuville-Bourjonval in
Nordfrankreich.
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