Das Musikjahr 1916 - Begeisterung über „Die
toten Augen“
Nachdem am 28. Januar 1916 bereits in New York
Enrique Granadas “Goyescas” uraufgeführt wurde,
stand am 5. März eine weitere Uraufführung an. Das
Publikum in Dresden war von Eugen d`Alberts
Eifersuchtsdrama “Die toten Augen” auf Anhieb
begeistert. Bereits 1903 hatte d`Albert mit seinem
Bühnenwerk “Tiefland” großen Erfolg. Nach weniger
erfolgreichen Stücken entschloss sich der Komponist
zu einer Vertonung eines von Marc Henry verfassten
französischen Textes, der von Hanns Heinz Ewers ins
Deutsche übertragen wurde. Der dramatische Text
wurde mit beeindruckender Orchestermusik untermalt.
Bekannteste Szene des Stückes ist die Arie “Psyche
wandelt durch Säulenhallen”.
Im Alter von nur 19 Jahren hatte Erich Wolfgang
Korngold bereits zwei Einakter komponiert. Die
Stücke “Der Ring des Polykrates” und “Violanta”
wurden am 28. März im Münchner Hoftheater
uraufgeführt. Der Sohn des Musikkritikers Julius
Korngold besaß herausragende Talente am Klavier und
schuf bereits in jungen Jahren brillante Musikwerke,
welche an das Schaffen Richard Wagners angelehnt
waren, jedoch auch einen eigenen Stil Korngolds
erkennen ließen.
Anfang Oktober erlebte an der Wiener Hofoper die
Oper “Ariadne auf Naxos” in ihrer Neufassung
Premiere. Vier Jahre zuvor war die von Richard
Strauss und Hugo von Hofmannsthal inszenierte Oper,
im Anschluss an Molieres Komödie “Der Bürger als
Edelmann” gespielt, eher auf Unverständnis gestoßen.
Daraufhin verfasste Hugo von Hofmannsthal ein
eigenes Vorspiel. Die Sopranistin Maria Jeritza
wurde als Ariadne gefeiert. Im Rahmen des Werkes
wurde die ganze Spannbreite des musikalischen Werkes
von Richard Strauss deutlich.
Ursprünglich war Georges Bizets Oper “Carmen” eher
weniger erfolgreich. Die zunehmende Beliebtheit des
Stückes blieb jedoch auch Hollywood nicht verborgen.
Regisseur Cecil Blount De Milles besetzte seinen
Stummfilm mit einem der größten Musikstars der
1910-er Jahre, der Operndiva Geraldine Farrar. Diese
konnte nicht mit ihrer Stimme brillieren,
begeisterte aber mit ihrer Darstellung auch
Opernfreunde für das Filmtheater.
Als gelernter Jurist kam Julius Bittner eher auf
Umwegen zur Musik. Im Oktober 1916 wurde in
Darmstadt seine bereits fünfte Oper “Höllisch Gold”
uraufgeführt. Der Text basiert auf ein Komödienspiel
von Hans Sachs und wurde von Bittner selbst
geschrieben. Dazu komponierte er eine liedhafte
Melodie mit einer besonders klangvollen
Schlussszene. Nach der erfolgreichen Premiere wurde
das Werk von der Wiener Volksoper, dem Deutschen
Opernhaus in Berlin und den Opernhäusern in Basel
und Prag übernommen.
Am 5. Dezember 1916 starb in Bayreuth Hans Richter.
Richter hatte sich als Wagner-Dirigent einen Namen
gemacht. Der aus Ungarn stammende Sohn eines
Domkapellmeisters absolvierte die
Kapellmeisterprüfung mit Auszeichnung und wirkte in
Budapest, nicht ohne den
Bayreuther Festspielen
zeitlebens verbunden zu bleiben. 1877 dirigierte
Hans Richter Werke Wagners und
Ludwig van
Beethovens
in London. Hans Richter starb im Alter von 73 Jahren
und lebte zuletzt zurückgezogen in Bayreuth.
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