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Das Musikjahr 1915 - Stuttgarts „Mona Lisa“
Am 2. Januar 1915 starb in Wien der Komponist Karl
Goldmark im Alter von 84 Jahren. Goldmark stammte
aus Ungarn und wurde am Wiener Konservatorium
ausgebildet. Bekannt wurde der frühere Klavierlehrer
mit der Sakuntala-Ouvertüre. Mit der 1875
uraufgeführten Oper „Die Königin von Saba“ machte
sich Karl Goldmark unvergessen. Aufführbar war die
Oper allerdings nur auf Bühnen, die entsprechend
teuer ausgestattet waren.
Im Januar gab es an der Metropolitan Opera New York
mit Umberto Giordanos Komödie „Madame Sans-Gêne“
eine glanzvolle Aufführung. Die Geschichte der
Wäscherin, die zur Hofdame wurde, erntete viel
Beifall. In der Titelrolle war Geraldine Farrar zu
erleben. Die Komödie stammt von Victorien Sardou und
wurde von einem Librettisten Puccinis zu einem
Operntext umgestaltet. Die Aufführung war für die
damalige Zeit sehr originell und erlaubte Geraldine
Farrar in der Rolle der Catherine und Giovanni
Martinelli als Lefebvre neben ihrem Gesangstalent
auch schauspielerische Ambitionen unter Beweis zu
stellen. Geraldine Farrar sollte 1915 nochmals zu
Ehren kommen. In Hollywood wurde von Cecil Blount de
Milles Bizets „Carmen“ mit ihr in der Titelrolle
verfilmt.
Das Frühjahr 1915 war von einigen Uraufführungen
geprägt. In Chicago kam Joseph Holbrookes „The
Enchanter“ auf die Bühne. Auf der gleichen Bühne
wurde auch Holbrookes „The Wizard“ erstmals
aufgeführt. An der Mailänder Skala jubelte man im
März 1915 Ildebrando Pizzettis „Fedra“ zu. Im
Frühsommer beendete Hans Pfitzner die Arbeiten an
seiner Oper „Palestrina“.
Ein voller Erfolg wurde auch Max von Schillings
„Mona Lisa“ in Stuttgart. Schilling prägte mit
seiner originellen Musik einen neuen Stil. Vormals
fühlt sich der Komponist vollkommen Richard Wagner
verbunden. Als die Wiener Autorin Beatrice von
Vay-Dovsky ihm ihr Werk „Mona Lisa“ vorlegte, begann
er mit einer Komposition, die Wagners große
Orchester mit knappen und explosionsartigen
dramatischen Elementen verband. Die Komposition
führte er an der Front fort und konnte 1914 seine
Partitur beenden. Die Geschichte um das rätselhafte
Lächeln der Mona Lisa wurde mit einer
zeitgenössischen Rahmenhandlung verknüpft. 1911 war
Da Vincis Gemälde gestohlen worden und tauchte zwei
Jahre später in Florenz wieder auf. Für die
Uraufführung hatten sich auch Berlin,
Wien und New
York beworben. Doch Schilling gab Stuttgart den
Vorzug, denn hier war er als Generalmusikdirektor
tätig.
Am 29. September 1915 fiel der Komponist Rudi
Stephan im Alter von 28 Jahren beim Kampf um
Tarnopol in Galizien. Erst ein Jahr zuvor hatte
Stephan mit „Die ersten Menschen“ seine erste und
einzige Oper vorgelegt. Die Darstellung des ersten
Buches Moses erfolgte nach einer Dichtung von Otto
Borngräber. Die Oper wurde 1920 erstmals aufgeführt.
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