1910 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1919

Das Musikjahr 1915 - Stuttgarts „Mona Lisa“


Am 2. Januar 1915 starb in Wien der Komponist Karl Goldmark im Alter von 84 Jahren. Goldmark stammte aus Ungarn und wurde am Wiener Konservatorium ausgebildet. Bekannt wurde der frühere Klavierlehrer mit der Sakuntala-Ouvertüre. Mit der 1875 uraufgeführten Oper „Die Königin von Saba“ machte sich Karl Goldmark unvergessen. Aufführbar war die Oper allerdings nur auf Bühnen, die entsprechend teuer ausgestattet waren. Im Januar gab es an der Metropolitan Opera New York mit Umberto Giordanos Komödie „Madame Sans-Gêne“ eine glanzvolle Aufführung. Die Geschichte der Wäscherin, die zur Hofdame wurde, erntete viel Beifall. In der Titelrolle war Geraldine Farrar zu erleben. Die Komödie stammt von Victorien Sardou und wurde von einem Librettisten Puccinis zu einem Operntext umgestaltet. Die Aufführung war für die damalige Zeit sehr originell und erlaubte Geraldine Farrar in der Rolle der Catherine und Giovanni Martinelli als Lefebvre neben ihrem Gesangstalent auch schauspielerische Ambitionen unter Beweis zu stellen. Geraldine Farrar sollte 1915 nochmals zu Ehren kommen. In Hollywood wurde von Cecil Blount de Milles Bizets „Carmen“ mit ihr in der Titelrolle verfilmt.
Das Frühjahr 1915 war von einigen Uraufführungen geprägt. In Chicago kam Joseph Holbrookes „The Enchanter“ auf die Bühne. Auf der gleichen Bühne wurde auch Holbrookes „The Wizard“ erstmals aufgeführt. An der Mailänder Skala jubelte man im März 1915 Ildebrando Pizzettis „Fedra“ zu. Im Frühsommer beendete Hans Pfitzner die Arbeiten an seiner Oper „Palestrina“.
Ein voller Erfolg wurde auch Max von Schillings „Mona Lisa“ in Stuttgart. Schilling prägte mit seiner originellen Musik einen neuen Stil. Vormals fühlt sich der Komponist vollkommen Richard Wagner verbunden. Als die Wiener Autorin Beatrice von Vay-Dovsky ihm ihr Werk „Mona Lisa“ vorlegte, begann er mit einer Komposition, die Wagners große Orchester mit knappen und explosionsartigen dramatischen Elementen verband. Die Komposition führte er an der Front fort und konnte 1914 seine Partitur beenden. Die Geschichte um das rätselhafte Lächeln der Mona Lisa wurde mit einer zeitgenössischen Rahmenhandlung verknüpft. 1911 war Da Vincis Gemälde gestohlen worden und tauchte zwei Jahre später in Florenz wieder auf. Für die Uraufführung hatten sich auch Berlin, Wien und New York beworben. Doch Schilling gab Stuttgart den Vorzug, denn hier war er als Generalmusikdirektor tätig.
Am 29. September 1915 fiel der Komponist Rudi Stephan im Alter von 28 Jahren beim Kampf um Tarnopol in Galizien. Erst ein Jahr zuvor hatte Stephan mit „Die ersten Menschen“ seine erste und einzige Oper vorgelegt. Die Darstellung des ersten Buches Moses erfolgte nach einer Dichtung von Otto Borngräber. Die Oper wurde 1920 erstmals aufgeführt.

<< Musikjahr 1914   |   Musikjahr 1916 >>