Ludwig van
Beethoven Lebenslauf
Die Kinderjahre - Die Bonner Jahre
- In Wien -
Das Gehörleiden -
Die letzten Jahre
Er wurde in die Zeit gesellschaftlicher Umbrüche
hineingeboren, gab der Romantik in der Musik ebenso
wie der Wiener Klassik einen unverwechselbaren Klang
und gilt noch heute als einer der bedeutendsten
Tonkünstler: Ludwig van Beethoven.
Er hat ein musikalisches Erbe hinterlassen, dem sich
kaum ein Mensch entziehen kann, ist doch
beispielsweise die Europahymne mit dem letzten Satz
aus seiner 9. Sinfonie, in der der Schlusschor „Ode
an die Freude“ und damit die Verse Friedrich
Schillers akustische Umsetzung fanden, sein Werk.
Beethoven hat der Welt Töne geschenkt, die ebenso
aufrüttelnd wie zart und poetisch sind, die ihre
Wurzeln in der Volksmusik nicht verleugnen und
trotzdem den unverwechselbaren Stil des Komponisten
in jedem Werk eindeutig erkennen lassen.
Irgendeines seiner Stücke kennt heute jeder. Er
komponierte nachhaltig und genial. Er schuf Musik,
die durch die Jahrhunderte hinweg modern geblieben
ist.
Unbestritten ein Meister!
Die Kinderjahre
Ludwig van Beethoven wurde als drittes von sieben
Kindern am
16. Dezember 1770 geboren. Allgemein wird
der 17. Dezember 1770 angegeben, der jedoch
nachweislich sein Taufdatum ist.
Seine Eltern lebten in ausreichendem Wohlstand,
sodass keine Not des Jungen Kindheit überschattete.
Die Mutter, Maria Magdalena Keverich, kam aus einem
angesehenen Elternhaus, sie war die Tochter des
Kücheninspektors am kurfürstlichen Hof und auch die
väterlichen Vorfahren litten keine Not. Sie waren
geachtete Musiker am kurfürstlichen Hofe.
Beethovens Großvater Louis (dt. Ludwig) stammte aus
Antwerpen und war seiner musikalischen Begabung
wegen nach Bonn am Rhein berufen worden. Als Bassist
und späterer kurkölnischer Hofkapellmeister
verdiente er dort seinen Lebensunterhalt und blieb.
Beethovens Vater Johann war ebenfalls ein begabter
Musiker. Als Tenor in der Hofkapelle und als
Musiklehrer in Bonn erwarb er sich große
Anerkennung.
1773 starb der Großvater. Beethoven war erst drei
Jahre alt. Er hatte deshalb später nur wenige
Erinnerungen an ihn. Diese Erinnerungen aber
verklärte er und machte damit den Großvater zu
seinem Leitbild. Beethovens Vater begann im selben
Jahr, seinem Sohn, dessen große Begabung er erkannt
hatte, den ersten Musikunterricht zu erteilen.
Freunde und Kollegen, die dem Vater aus seiner
Arbeit in der Hofkapelle vertraut waren, beteiligten
sich später an Ludwigs Ausbildung. Musiker wie
Gilles van den Eeden, der als Organist in der
Hofkapelle arbeitete, Tobias Pfeifer, einer der
Sänger, Franz Rovantini, der Violinist und nicht
zuletzt Franz Anton Ries, der ebenfalls Violine
spielte und einstmals auch als Wunderkind galt,
ließen es sich nicht nehmen, das musikalische Talent
des jungen Beethoven zu fördern.
Als 1779 der Komponist und angesehene Kapellmeister
Christian Gottlob Neefe eine Vakanz am
kurfürstlichen Nationaltheater Bonn bekam und wenig
später, im Jahre 1782, zudem die Stelle des
verstorbenen Gilles van den Eeden als Hoforganist
antraten durfte, erhielt Beethoven auch von diesem
Musiker Unterricht. Ohnehin gehörte es zu Neefes
Aufgaben, dem Nachwuchs solide Ausbildung angedeihen
zu lassen. Vielleicht hatte er nicht ahnen können,
dass Beethoven sein berühmtester Schüler werden
sollte, dessen große Begabung war ihm indes nicht
verschlossen geblieben. Von Neefe wurde Beethoven im
Klavierspiel, an der Orgel und auch bereits im Fach
Komposition unterwiesen. Die „Variationen über einen
Marsch von Dressler“, WoO 63 (Werk ohne Opus), die
Beethoven komponiert hatte, konnten dank der
Vermittlung Neefes veröffentlicht werden. Auch
Beethovens „Kurfürstensonaten“, WoO47, ebenfalls
eine Klavierkomposition, wurden durch ihn
publiziert. Beethoven, der seinen ersten
öffentlichen Auftritt als Pianist mit sieben Jahren
gemeistert hatte, vertrat ab 1782 seinen Lehrer
Neefe an der Orgel.
Der Kurfürst Maximilian Friedrich starb 1884. Seine
Nachfolge trat der österreichische Erzherzog
Maximilian II. Franz an, der auch Erzbischof von
Köln wurde. Diese Herrscherwende bracht immense
Veränderung im Bereich der Hofmusik mit sich, wegen
der sich Neefe und der 14-jährige Beethoven
überwarfen. Doch das Können, mit dem Beethoven in
seinem Alter das Publikum zu überzeugen
verstand,
hatte ihm bereits eine Stelle als Organist
eingebracht. In der Hofkapelle war er zusätzlich
noch als Cembalist und Bratscher tätig.
Die Kindheit und Jugend Beethovens waren in erster
Linie von musikalischer Bildung und Ausbildung
geprägt. Grundlegenden Schulunterricht erhielt der
Junge nur in einem sehr minimierten Maße. Das Lernen
beschränkte sich vor allem auf die Musik, während
das Lesen und Schreiben sowie einfaches Rechnen nur
am Rande gelehrt wurden. Zum Ausgleich bekam
Beethoven immer wieder Privatunterricht, der ihn mit
Latein, Italienisch und Französisch vertraut machte.
Doch wissbegierig und lernbereit nahm Beethoven alle
Anregungen in sich auf, die sich ihm außerhalb des
Unterrichts boten.
Noch im Jahre 1782 machte er die Bekanntschaft des
fünf Jahre älteren und der Medizin zugewandten Franz
Wegelers, der ihm ein lebenslanger, guter Freund
wurde. Durch ihn lernte Beethoven die Familie von
Breuning kennen, bei der er herzliche Aufnahme fand.
Damit war der junge, fast noch kindliche Beethoven
in die besten und schöngeistigsten Kreise geraten,
die zu jener Zeit in Bonn dem Kultur- und Musikleben
einen besonderen Glanz verliehen.
Mit der Familie von Breuning entstand eine enge,
familiäre Freundschaft. Beethoven gab der Tochter
des Tochter des Hauses, Eleonore von Breuning,
Klavierstunden, hatte in ihrer Mutter eine sehr
fürsorgliche Frau gefunden, die ihm wie eine zweite
Mutter lieb war und auch mit Stephan von Breuning,
Eleonores Bruder, verband ihn eine herzliche, über
die Jugend hinaus andauernde Freundschaft.
Bonner Jahre
Beethovens Orgellehrer Neefe hatte die
außerordentliche Begabung des jungen Mannes erkannt
und dem Kurfürsten Maximilian Franz, dem Nachfolger
des verstorbenen Max Friedrich, darüber berichtet.
In einem Brief von 1874 äußerte er die Gewissheit,
dass Beethoven ein zweiter Mozart werden könnte. Der
Kurfürst begann nun seinerseits den jungen Musiker
zu fördern, ermöglichte ihm eine Reise nach Wien,
hoffend, dieser könnte bei Mozart
Kompositionsunterricht nehmen. Es ist nicht bekannt,
ob Beethoven Mozart je wirklich begegnet ist oder
gar Unterricht von ihm erhalten hat. 1787 kehrte
Beethoven zurück nach Bonn.
Seine Mutter, die schwer lungenkrank war, starb im
selben Jahr, am 17. Juli 1787. Beethovens Vater
verfiel zunehmend dem Alkohol. Ludwig war von nun an
der Vormund seiner beiden Brüder.
Musikalisch erhielt er jegliche Förderung des Grafen
Ferdinand Ernst von Waldstein, der aus Wien gekommen
war. Dessen Einfluss war es auch zu danken, dass
sich der Kurfürst wieder an der Unterstützung des
jungen Musikers beteiligte. Durch einen kurzen
Aufenthalt Joseph Haydns in Bonn, dem Komponisten,
der bereits einen renommierten Namen hatte, kam es
nicht nur zu einer Begegnung, sondern auch zur
Vereinbarung einer weiteren Wien-Reise für
Beethoven. Damit war 1792 die Bonner Zeit endgültig
beendet.
Beethoven in Wien
Knapp 22-jährig war Beethoven nun zum zweiten Mal in
Wien angekommen. Mozart war bereits ein Jahr zuvor,
am 5.12.1791, gestorben. Die Studien Beethovens
wurden aus Bonn vom Kurfürsten mit regelmäßigen
Zahlungen unterstützt, die allerdings aufhörten, als
dieser vor den französischen Truppen floh und das
Rheinland verließ. Auch Beethovens Brüder verließen
Bonn und siedelten nach Wien über.
Es gab hochrangige Musikliebhaber adeliger Herkunft,
die in Wien lebten und die es sich zur Ehre
angedeihen lassen hatten, Beethoven in ihre Kreise
aufzunehmen und ihm seinen Studienaufenthalt zu
erleichtern. Allen voran sei Fürst Karl Lichnowsky
genannt, der den jungen Künstler auch zeitweise bei
sich wohnen ließ. Lichnowskys regelmäßigen Zahlungen
gaben Beethoven die Möglichkeit, seine künstlerische
Existenz unabhängig aufzubauen.
Unterricht in Komposition bekam er von Joseph Haydn,
der die Arbeit des jungen Beethoven entscheidend
prägte, auch wenn es zwischen den beiden Männern oft
Meinungsverschiedenheiten gab. Zusätzlich nahm
Beethoven Unterricht bei Johann Baptist Schenk, bei
Johann Georg Albrechtsberger und bei Antonio
Salieri.
Mit 25 Jahren trat Beethoven in Wien erstmals als
Klaviervirtuose öffentlich auf und spielte eine
eigene Komposition, das Klavierkonzert B-Dur op. 19.
Das Wiener Publikum war begeistert. Lichnowsky
bereitete wenig später eine Konzerttournee vor, die
Beethoven u.a. über Prag und Dresden bis nach Berlin
führte. In jener Zeit entstanden zahlreiche
Klavierwerke und um 1800 auch seine ersten
Sinfonien.
Wien, damals das kulturelle Zentrum Europas, hatte
in Beethoven wieder einen Künstler gefunden, der
nach Mozarts frühem Ableben für neuen musikalischen
Glanz sorgte. Seine Kompositionen wurden
veröffentlicht und man riss sich in den vornehmen
Kreisen darum, Unterricht von ihm zu erhalten und
füllte seine Konzerte. Er verdiente gut und konnte
sich recht sorgenfrei seiner Arbeit widmen.
Das Gehörleiden
Beethoven war in Wien zu einem gefeierten Pianisten
und Komponisten geworden. Sein Schaffen wurde jedoch
schwer beeinträchtigt, da sein Gehör merklich
nachließ. Zahlreiche Ärzte, zu denen er gegangen
war, waren sich einig, dass der Schwerhörigkeit bald
eine unheilbare Taubheit folgen würde. Beethoven
verzweifelte schier an diesem Leiden, das ihn 1802
fast zum Selbstmord getrieben hätte.
In der Folgezeit zog er sich immer mehr zurück,
vermied den Kontakt zu seinen Freunden und Bekannten
und geriet schnell in Zorn. Er widmete sich zwar
weiterhin seiner kompositorischen Arbeit, gab jedoch
keine Konzerte mehr. Lediglich als Dirigent seiner
eigenen Werke trat er noch in der Öffentlichkeit
auf. Die Begeisterung des Publikums konnte er jedoch
nicht mehr hören. Die Schwerhörigkeit hatte ihn in
eine schwere Krise gestürzt. Doch er brauchte zum
Komponieren kein Instrument. Er trug den Klang der
Töne in sich, arbeitete trotzig und sorgfältig
zugleich. In seiner Lebensphase von 1802 bis etwa
1812 entstanden seine bedeutendsten Werke. Der für
ihn charakteristische Stil hatte sich längst
gefestigt. Klavierkonzerte, Streichquartette, sechs
von neun Sinfonien und die erste Fassung seiner
einzigen Oper „Fidelio“, die damals noch „Leonore“
hieß, komponierte Beethoven nun ungeachtet seines
Gehörleidens.
Als die Engländer über die Truppen Napoleons gesiegt
hatten und der Wiener Kongress die Folge war, kam
Beethovens op. 91 „Wellingtons Sieg oder Die
Schlacht bei Vittoria“ zur Aufführung. Damit hatte
Beethoven einen enormen Erfolg erzielen können, denn
er traf musikalisch genau den Nerv der Zeit.
Die letzten Jahre
Obwohl Beethoven nie geheiratet hatte, waren seine
Beziehungen zu Frauen ausgeprägt. Es kam jedoch nie
zu einer ernsthaften Bindung. Sie waren ihm
vertraute Freundinnen oder auch Gegenstand seiner
Sehnsucht und wurden von ihm musikalisch mit
Widmungen bedacht.
Das Gehörleiden machte Beethoven immer mehr zu einem
verschlossen, missmutigen Menschen. Die Tatsache,
dass er auf die Hilfe anderer angewiesen war tat ein
Übriges. Dennoch komponierte er unbeirrt weiter. In
seinen letzten Lebensphasen entstanden u. a. seine „Diabelli-Variationen,
die „Missa solemnis“ und die 9. Sinfonie. Diese
erlebte am 7. Mai 1924 im Wiener Kärntnertor-Theater
eine umjubelte Uraufführung.
Zu jener Zeit war Beethovens Gesundheitszustand
bereits zunehmend schlechter geworden. Mit den
Menschen seiner Umgebung verkehrte er schon lange
nur noch mit Konversationsheftchen. Sein Freund aus
der Jugendzeit, Stephan von Breuning, der nach Wien
gekommen war, stand ihm bis zum Tod zur Seite.
Ludwig van Beethoven starb am
26. März 1827 in Wien.
Etwa 20.000 Menschen begleiteten den Meister zur
letzten Ruhe auf den Währinger Friedhof. Nach einer
Umbettung liegt Beethoven heute auf dem Ehrenhain
des Wiener Zentralfriedhofes.
Die Wiener Klassik, als deren Vollender Beethoven
musikgeschichtlich gilt, hatte in ihm ihren Meister
gefunden. Seine Werke wurden zum Brückenschlag
zwischen Klassik und Romantik und haben auch heute
nichts von ihrer Faszination eingebüßt.