Chronik 1689 - Doppelkrönung in England, ein neuer Papst und Peter der Große

In der englischen „Glorious Revolution“ wurde nun Wilhelm III. von Oranien-Nassau (1650-1702) vom Parlament, das zu Beginn des Jahres zusammengekommen war, als König von England eingesetzt. Doch der nach Frankreich geflohene, vormalige englische König Jakob II. (1633-1703) hatte sich mit seiner Lage noch nicht abgefunden. Er landete im März mit 5.000 Franzosen in Irland und unterwarf fast die ganze Insel seiner Herrschaft. Das irische Parlament war keineswegs dem englischen Beispiel gefolgt. Und so entschied es, dass Jakob weiterhin König war. Dessen ungeachtet gab es in London die bis heute in Europa einzige Doppelkrönung. Wilhelm von Oranien und seine Frau Maria (1662-1694) wurden in der Westminster Abbey in einer für sie sehr anstrengenden und belastenden, überaus pompösen Zeremonie gekrönt. Im Sommer des Jahres 1689 stand auch ein Thronwechsel im Vatikan an. Am 12. August war Innozenz XI. (1611-1689) gestorben, der seit 1676 das Pontifikat inne gehabt hatte. Er war – aus Sicht der heutigen Historiker – ein vorbildlicher Vertreter des Papsttums gewesen. Sein Leben war von Askese geprägt, sein Lebenswandel war sittlich, er war gewissenhaft und vor allem war er fest im Glauben gewesen. Diesem beispielhaften Papst, der heute als Seliger verehrt wird, folgte in jenem Jahr 1689 Pietro Vito Ottoboni (1610-1691) auf den Heiligen Stuhl nach, der sich den Namen Alexander VIII. gab und der ein versierter Kirchenjurist war.
In Russland hatten sich die Verhältnisse am Zarenhof geändert. Peter I., der Große (1672-1725), der zum Beginn der 1680er Jahre noch in spielerischer Manier mit Übungen und Manövern von militär- und schiffstechnischer Art beschäftigt war und sich weitestgehend am Exerzierplatz oder am See von Perejaslavl aufhielt, trat im Jahr 1689 dann ernsthaft in die Regierungsgeschäfte ein. Die Armee, die der noch nicht einmal Zwanzigjährige vor kurzer Zeit aus seinen Spielgefährten gebildet hatte, hielt zu ihm. Sie bestand zwar nur aus einer Schar von etwa 50 Kriegern, wurde aber im Laufe der Zeit zu dem Preobraschenski-Regiment und das Peters Herrschaft später retten sollte. Doch zunächst wurde er 1689 von seiner Mutter gedrängt zu heiraten. Die drei Jahre ältere Jewsokija Lopuchina (1669-1731) wurde seine Gemahlin. Die bisherige Regentin, Peters Halbschwester Sofi Alexejewna (1657-1704), hatte zwar ein kluges Händchen in der Außenpolitik bewiesen, doch die Feldzüge gegen das Krimkhanat, die die Regentin zusammen mit ihrem Berater und Geliebten, Fürst Wassili Golizyn (um 1644-1714), unternommen hatte und die erfolglos waren, wurden ihr schließlich zum Verhängnis. Sie führten im August 1689 zu ihrem Sturz durch die Hofpartei Peters und dessen Mutter. Damit wurde Peter I. zum Alleinherrscher in Russland.
<< Das war 1688   |   Das war 1690 >>

Ereignisse & Schlagzeilen 1689


Im Jahre 1689


Januar 1689

Das englische Parlament trat zusammen und setzte Wilhelm III. von Oranien als König von England ein.
Französische Truppen brannten während des Pfälzischen Erbfolgekriegs planmäßig Städte südlich des Neckars nieder.
Peter der Große plante, seine Halbschwester Sophia als Regentin Russlands zu stürzen.
Anhänger von Wilhelm von Oranien eroberten Liverpool Castle.
Die englische Ost-Indien-Kompanie erweiterte ihren Einfluss mit der Einrichtung von Verwaltungsbezirken, die in den indischen Provinzen Bengalen, Madras und Bombay als Präsidentschaften bezeichnet wurden.
11. Januar
Das Parlament in England trat zusammen, um zu entscheiden, ob König James II. von England, der letzte römisch-katholische britische Monarch, den Thron freigab, als er Ende 1688 nach Frankreich floh. Die Entscheidung wurde am 8. Februar getroffen.
26. Januar
Die Tragödie „Esther“ von Jean Racine mit Musik von Jean-Baptiste Moreau, wurde im Mädchenpensionat von Saint-Cyr uraufgeführt.

Februar 1689

13. Februar
Nach der vom Parlament beschlossenen „Declaration of Rights“ musste der englische König das Parlament in regelmäßigen Abständen einberufen und benötigte dessen Zustimmung zur Erhebung von Steuern und Abgaben, zur Anwendung der Folter sowie zum Unterhalt eines stehenden Heeres in Friedenszeiten. Darüber hinaus begründete das Gesetz die Immunität der Parlamentsabgeordneten. Sie genossen völlige Redefreiheit im Unterhaus und mussten sich für Vergehen künftig nur noch vor diesem selbst, aber nicht mehr vor dem König oder seinen Gerichten verantworten.
16. Februar
Französische Truppen unter Ezechiel de Melac und Rene de Froulay de Tesse sprengten auf Befehl des Kriegsministers François Michel Le Tellier e Louvois das Heidelberger Schloss.

März 1689

2. März
Heidelberg wurde von den Franzosen in Brand gesteckt.
5. März
Mannheim wurde von französischen Truppen niedergebrannt.
Kaiser Leopold I. erklärte den Reichskrieg gegen Frankreich.
12. März
Der frühere englische König James II. landete mit 5 000 Franzosen in Irland und unterwarf nahezu die ganze Insel seiner Herrschaft.
22. März
Der abgesetzte James II. von England landete mit 6 000 französischen Soldaten in Irland, wo es eine katholische Mehrheit gab, in der Hoffnung, Irland als Basis für einen Gegenputsch zu nutzen. Viele irische Katholiken sahen in jedoch als Agenten Ludwigs XIV von Frankreich und weigerten sich, ihn zu unterstützen.
27. März
Der japanische Haiku-Meister Basha begab sich auf seine letzte große Reise, die zur Prosa und zum Versklassiker „Oki No Hosmichi (Schmale Straße ins Innere)“ führte.

April 1689

11. April
Wilhelm von Oranien und seine Ehefrau Maria II. wurden in London in der ersten und bis heute einzigen Doppelkrönung gemeinsam gekrönt.
18. April
Der unbeliebte New England Gouverneur Sir Edmund Andros und andere Beamte wurde von einem Mob aus Boston gestürzt. Andros, ein Beauftragter von James II von England wurde für seine Unterstützung der anglikanischen Kirche und die Aufhebung verschiedener Kolonialchartas gehasst.
19. April
Bei einer Opernaufführung im Theater des dänischen Schlosses Amalienborg entzündete sich die Dekoration. Das Theater und das Schloss, auf das die Flammen übergriffen, wurden beim Brand zerstört. 171 Menschen starben, unter ihnen der Komponist Johann Lorentz.

Mai 1689

11. Mai
Das Seetreffen vor der Bantry Bay zwischen der englischen und der französischen Flotte endete unentschieden.
12. Mai
Die Augsburger Allianz wurde durch den Beitritt von England und den Niederlanden zur Wiener Großen Allianz gegen den Sonnenkönig Ludwig XIV.
20. Mai
Während des zweiten Krimfeldzuges erreichte eine große russische Armee Perekop, konnte aber die Festung nicht einnehmen.
24. Mai
Die Toleranzakte des englischen Parlaments gewährte den Nonkonformisten, Mitgliedern von Kirchengemeinden, die sich aus Glaubensgründen von der anglikanischen Amtskirche getrennt hatten, eingeschränkte Religionsfreiheit.
31. Mai
Französische Truppen plünderten die Königsgräber im Speyerer Dom und steckten den im Dom vermeintlich sicher eingelagerten Hausrat von Bürgern in Brand. Der Kirchenbau wurde vom Feuer schwer beschädigt. Am selben Tag zerstörten die Franzosen die Stadt Worms. Dem großen Stadtbrand fielen der Dom und zahlreiche Wohn- und Sakralbauten der Stadt zum Opfer.
31. Mai
Der Calvinist Jacob Leisler entließ den Vizegouverneur Francis Nicholson und übernahm die Kontrolle über die Provinz New York.

Juni 1689

Die Franzosen zogen durch die Kurpfalz und verwüsteten das Land. Unter anderem wurde die Brühler Wasserburg zerstört.

Juli 1689

26. Juli - 8. September
Die Belagerung von Mainz endete mit der Kapitulation der französischen Besatzer.
27. Juli
Am Engpass Killiecrankie besiegten schottische Royalisten (Jakobiter) mit „Bonnie Dundee“ an der Spitze englische Truppen unter General Hugh Mackay. Dundee starb durch eine verirrte Kugel, was den schottischen Aufstand seiner starken Führungspersönlichkeit beraubte.
28. Juli
Englische Segler durchbrachen einen schwimmenden Ausleger über den Fluss Foyle, um die Belagerung von Derry nach 105 Tagen zu beenden.

August 1689

2. August
Edmond Andros, der ehemalige Gouverneur des Dominion of New England floh von Boston nach Connecticut, wurde aber zurückgebracht.
5. August
Eine Truppe von 1 500 Irokesen zerstörte weitgehend das Dorf Lachine in Neufrankreich.
12. August
Innozenz (Benedetto Odescalchi, geb. 1611), Papst seit 1676, war gestorben. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Gründung sowohl der Liga von Augsburg gegen Ludwig XIV. und der Heiligen Liga gegen das osmanische Reich.
19. August
Das Wasserschloss Staffort wurde von den Franzosen gesprengt.
20. August
Eine große Truppe Wilhelms von Oraniens unter Marschall Schornberg begann die Belagerung von Carrickfergus im Norden Irlands. Die Stadt kapitulierte am 27. August.
27. August
China und Russland unterzeichneten den Vertrag von Nerchinsk.

September 1689

6. September
Im Vertrag von Nertschinsk mit Russland, der ersten mit einer europäischen Macht getroffenen Vereinbarung Chinas, wurde die Grenze zwischen beiden Ländern im Gebiet des Amur festgelegt.

Oktober 1689

6. Oktober
Pietro Vito Ottoboni wurde zum Papst gewählt und gab sich den Namen Alexander VIII.
6. Oktober
Peter I. wurde nach dem Sturz der Regentin Sofia Alexejewna Alleinherrscher in Russland.
12. Oktober
Die Belagerung von Bonn endete mit der Kapitulation der französischen Truppen. Damit fiel die letzte französische Bastion in Kurköln.
23. Oktober
Die vom Parlament am 13. Februar zunächst als „Declaration of Rights“ gefassten Grundsätze werden vom neuen Königspaar Wilhelm III. und Maria II. anerkannt. Sie begründeten die „Bill of Rights“.
26. Oktober
Im großen Türkenkrieg wurde die von vielen Einwohnern und der osmanischen Besatzung verlassene Stadt Skopje von österreichischen Truppen an diesem und dem Folgetag in Brand gesteckt und von den Flammen stark zerstört.

November 1689

22. November
Peter der Große beschloss den Bau der großen sibirischen Straße nach China.
Dezember 1689

Dezember 1689

16. Dezember
Die „Bill of Rights“ wurde verabschiedet. Das Gesetz regelte die Rechte des britischen Parlaments gegenüber dem Königtum und gilt als eines der grundlegenden Dokumente des Parlamentarismus.

Geburtstag 1689

<< Das war 1688   |   Das war 1690 >>