Chronik 1683 - Wien wurde belagert und
Frankreich wurde entgiftet
Es hatte schon einmal
eine Belagerung Wiens durch die Türken gegeben.
Diese „Erste Wiener Türkenbelagerung“ geschah 1529.
Nun, mehr als ein Jahrhundert danach, wurde Wien
erneut von den Türken belagert. Diese erfolglose
Belagerung der Stadt durch das Osmanische Reich
unter der Führung des Großwesirs und
Oberbefehlshabers Kara Mustafa Pascha (1634/35-1683)
fand vom 14. Juli bis zum 12. September 1683 statt.
Die Residenzstadt des römisch-deutschen Kaisers war
durch die Truppen des Heiligen Römischen Reiches
verteidigt worden. Durch Polen-Litauen, durch die
Republik Venedig und durch den Kirchenstaat.
Schließlich beendete die „Schlacht am Kahlenberg“
die Belagerung, indem ein deutsch-polnisches
Entsatzheer, das Papst Innozenz XI. (1611-1689)
mitfinanziert hatte und das von dem Polen-König
Johann III. Sobieski (1629-1629) geführt wurde, den
Osmanen eine vernichtende Niederlage beibrachte. Der
Großwesir Kara Mustafa musste für diesen Fehlschlag
mit seinem Leben bezahlen. Der Sultan Mehmet IV.
(1642-1693) ließ ihn im Dezember 1683 erdrosseln.
Die Niederlage war der Anfang vom Ende der
türkischen Vorherrschaft. Das Scheitern der
Belagerung hatte zu einer kaiserlichen
Gegenoffensive geführt. Die Osmanen konnten aus dem
Gebiet des Königreichs Ungarn vertrieben werden und
die Dreiteilung Ungarns zu Gunsten der Habsburger
hatte ein Ende gefunden. Das Belagerungsende hatte
den „Großen Türkenkrieg“ ausgelöst, der bis zum Jahr
1699 andauerte. Derweil hatte in Frankreich durch
eine letzte Hinrichtung im Juli 1683 die Giftaffäre
ihr Ende gefunden. Kurz danach „entgiftete“ König
Ludwig XIV. (1638-1715) sein Land. Er erließ ein
Gesetz, das den Handel mit Giftstoffen regelte. Und
die Wahrsagerei ließ er in ganz Frankreich
verbieten. Schon im Vorjahr war die Hexerei mit
einem Erlass zu Täuschung und Einbildung erklärt
worden. Damit war dem Hexenwahn nun endgültig ein
Riegel vorgeschoben worden. Jedenfalls in
Frankreich. Kein Scheiterhaufen, aber auch ein
großes Feuer, das von einer Explosion der mit
Munition beladenen Fregatte „Wapen von Hamburg I“ im
spanischen Hafen Cádiz ausgelöst worden war, kostete
285 Menschen im Oktober 1683 das Leben. Auch der
Sonnenkönig in Frankreich, Ludwig XIV., hatte einen
Verlust zu beklagen. Seine Gemahlin Maria Theresia
von Österreich (1638-1683), die er 1660 geheiratet
hatte, war im Juli jenes Jahres im alter von 44
Jahren in Versailles gestorben. Vielleicht fand die
fromme Gattin des Monarchen im Tod mehr Ruhe als im
Leben, denn sie hatte stets im Schatten seiner
Affären gestanden, konnte den König nie richtig an
sich binden.
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Ereignisse & Schlagzeilen 1683
Im Jahre 1683
- China besetzte Formosa.
- In Saloniki wurde die kabbalistische Sekte der Dönme
gegründet.
- In Großbritannien wurden Wildschweine bis zum
Aussterben gejagt.
- Nach dem Regierungsantritt von Kurfürst Max Emanuel
erhöhten sich in Bayern die Kosten für das Militär
innerhalb von nur vier Jahren von 440 000 auf 1 848
000 Gulden.
- Gleich nach der Befreiung Wiens von der türkischen
Belagerung eröffneten die ersten Kaffeehäuser.
- In Mittenwald führte Matthias Klotz den Geigenbau
ein.
- Im Brunnthal in Bogenhausen entstand ein
Militärwaisenhaus und Militärlazarett.
Januar 1683
1. Januar
die kurbrandenburgische Kolonie Groß-Friedrichsburg,
ein etwa 30 bis 50 Kilometer langer Küstenstreifen
im heutigen Ghana wurde gegründet. Der im Vorjahr
geschlossene Vertrag mit den Ahanta wurde am 5.
Januar erneuert und danach mit dem Bau des Fort Groß
Friedrichburg begonnen. Der Sitz der
Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie wurde am 22.
April von Pillau nach Emden verlegt. In einem am 4.
August ausgehandelten Vertrag beteiligten sich die
Stände an der Compagnie.
Februar 1683
März 1683
10. März
Das Regensburger Domkapitel wählte den 12-jährigen
Joseph Clemens einstimmig zum Nachfolger von
Albrecht Sigismund auf dem Regensburger
Bischofsstuhl.
22. März
Die Rye-House-Verschwörung gegen König Charles II
von England und seinen Bruder James wegen ihrer
pro-katholischen Haltung, die für den 1. April
geplant war, scheiterte am 22. März wegen eines
Großbrandes in Newmarket. Mehrere
Parlamentsmitglieder wurden verhaftet und
hingerichtet, unter ihnen Algernon Sidney, Lord
William Russell und Sir Thomas Armstrong.
31. März
Bei Adrianople (heute Edirne) sammelte sich die
osmanische Armee mit 168 000 Mann und 300
Geschützen. Es war das größte Heer, das die Türken
jemals aufgestellt hatten.
31. März
Auf Vermittlung des Papstes hin schlossen Kaiser
Leopold I. und der polnische König Johann III.
Sobieski ein Defensivbündnis gegen die Osmanen. Auch
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden und Kurfürst
Johann Georg III. von Sachsen erklärten sich zum
Beistand des Kaisers bereit.
Papst Innozenz XI. unterstützte die christlichen
Herrscher im Kampf gegen die vorrückenden Türken mit
1,5 Millionen Gulden und seinem Segen.
April 1683
10. April
Herzog Karl V von Lothringen wurde zum Kommandeur
der kaiserlichen Armee des Heiligen Römischen
Reiches ernannt.
15. April
König Christian V. von
Dänemark setzte ein
einheitliches dänisches Rechtsbuch, der Danske Lov,
in Kraft und löste althergebrachte Rechte der
Religionen ab.
Mai 1683
3. Mai
Nach ihrer Überwinterung in Edirne erreichte die
osmanische Armee mit 200 000 Mann und 300 Geschützen
Belgrad. Sultan Mehmed IV. übertrug den Oberbefehl
an Großwesir Kara Mustafa Pasa. Später wurde
Stuhlweißenburg als Ziel des Feldzuges nach Wien
bekannt gegeben.
21. Mai
Die Sozietät von Suriname wurde als neue
Eigentümerin der niederländischen Kronkolonie
Suriname gegründet.
24. Mai
In Oxford wurde das Ashmolean Museum als erstes
Universitätsmuseum der Welt eröffnet.
Juni 1683
12. Juni
Die Rye House Verschwörung zur Ermordung von
Englands König Charles II. wurde aufgedeckt.
23. Juni
William Penn unterzeichnete einen
Freundschaftsvertrag mit den Lenni Lenape-Indianern
in Pennsylvania.
Juli 1683
7. Juli
Die tatarische Vorhut bestehend aus 40 000 Mann
gelangte von der Raab aus nach Petronell, 40 km
östlich von Wien. Kaiser Leopold I. verließ nach
diesen Gefechten Wien mit seiner Familie und
flüchtete nach Linz. Graf Ernst Rüdiger von
Starhemberg übernahm die militärische Führung in der
Hauptstadt.
8. Juli
Der chinesische Admiral Shi Lang von der Qing
Dynastie brach mit 300 Schiffen und 20 000 Soldaten
aus Tongshan, Fujian auf und segelte in Richtung des
Königreichs Tungning im heutigen Taiwan und Penghu,
um das Königreich im Namen der Qing Dynastie zu
unterdrücken.
14. Juli
Die osmanische Armee traf mit 140 000 Mann vor Wien
ein und begann mit der Belagerung der Stadt.
15. Juli
Wien lehnte einen Tag nach dem Eintreffen der
Hauptarmee mit 300 000 Mann die Kapitulation ab,
obwohl die Stadt von kaum 10 000 Mann verteidigt
wurde. Damit begann die Zweite Wiener
Türkenbelagerung. Erst spät kam eine Allianz des
Kaisers mit Polen, Bayern und Sachsen zustande.
16. - 17. Juli
Der chinesische Admiral Shi Lang besiegte in der
Schlacht von Penghu die Seestreitkräfte von Zheng
Keshuang.
August 1683
Karl von Lothringen schlug Thökölys Truppen und ein
türkisches Hilfskorps am Bisamberg nördlich von
Wien. So konnte ein Entsatzheer die Donau
überqueren. Die Polen vereinten sich mit den
sächsischen Truppen, den Kaiserlichen, den Bayern
und den fränkisch-schwäbischen Reichstruppen bei
Tulln, 30 km stromaufwärts von Wien.
15. August
Von Krakau aus startete Polens König Jan Sobieski
mit seiner Armee in Richtung Wien.
September 1683
5. September
Der chinesische Admiral Shi Lang erhielt die
formelle Kapitulation von Zhen Keshuang und läutete
damit den Zusammenbruch des Königreichs Tungning
ein, das in das Qing-Reich eingegliedert wurde.
12. September
In Portugal starb König Alfons VI. aus dem Haus
Braganza. Sein Nachfolger wurde sein Bruder Peter
II.
12. September
Das Entsatzheer unter der Führung von Johann III.
Sobieski schlug die Türken in der Schlacht am
Kahlenberg.
Oktober 1683
3. Oktober
Der chinesische Admiral Shi Lang erreichte Taiwan
und besetzte Kaohsiung.
6. Oktober
In Pennsylvaia kam die erste geschlossene Gruppe von
13 deutschen Einwandererfamilien aus Krefeld unter
der Führung von Franz Daniel Pastorius, einem Freund
William Penns, auf der Concord an und gründete die
Stadt Germantown.
9. Oktober
Nachdem das osmanische Heer anfänglich in der
dreitägigen Schlacht bei Parkany erfolgreich war,
wendete sich im Großen Türkenkrieg das Blatt
zugunsten der Truppen von Karl von Lothringen und
Johann III. Sobieskis.
9. Oktober
Der König von Frankreich, Ludwig XIV. heiratete nach
dem Tod seiner Königin Maria Theresia von Spanien,
in einer morganischen Zeremonie seine Mätresse
Madame de Maintenon.
10. Oktober
Vor dem spanischen Hafen Cadiz starben 285 Personen,
als nach dem Ausbruch eines Feuers die mit Munition
beladene Fregatte Wappen von Hamburg explodierte.
November 1683
1. November
Die englische Kronkolonie New York wurde in 12
Gemeinden unterteilt.
Dezember 1683
Die Themse in
London fror ein und eine Frostmesse
wurde abgehalten.
25. Dezember
Aufgrund des Fehlschlags der osmanischen Belagerung
von Wien ließ Sultan Mehmet IV. den Großwesir und
Befehlshaber Kara Mustafa erdrosseln.
Geburtstag 1683
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