Chronik 1685 - Thronwechsel in England,
Hugenotten-Flucht in Frankreich
In England standen Veränderungen auf dem Thron an.
Karl II. (1630-1685) war noch vor zwei Jahren
gemeinsam mit seinem Bruder James einem
Mord-Komplott entgangen, das die beiden bei den
Pferderennen in Newmarket hätte treffen sollen. Ein
Feuer verhinderte aber ihren Besuch in Newmarket.
Nun war der König an einer Harnvergiftung erkrankt,
war kurz vor seinem Tod zum katholischen Glauben
übergetreten und hatte am Morgen des 6. Februar 1885
die Sterbesakramente erhalten. Wenig später war er
tot. Da er keine legitimen Erben hatte, folgte ihm
sein Bruder auf den Thron nach. Im April wurde er
James II. von England und als James VII. auch König
von Schottland. Er wurde in der Westminster Abbey
gekrönt, dort, wo sein Bruder einige Zeit vordem
beigesetzt worden war. Der neue König erhob George
Jeffrey, 1. Baron Jeffreys zu seinem Lordkanzler.
Doch der englische Hof kam noch nicht zur Ruhe, denn
während James II. bereits die Regierungsgeschäfte in
den Händen hatte, meldet James Scott, 1. Duke of
Monmouth (1649-1685) Thronansprüche an. Er war der
illegitime Sohn des verstorbenen Herrschers. Als
Anführer der Monmouth-Rebellion legte er sich am 6.
Juni 1685 mit königstreuen Truppen an, scheiterte in
jener Schlacht und wurde gefangen genommen, als er
vom Schlachtfeld flüchten wollte. Wenige Tage später
wurde er hingerichtet. Auf dem Thron blieb alles,
wie es war. In Frankreich kam es durch das „Edikt
von Fontainebleau“ zur Aufhebung des „Toleranzedikts
von Nantes“. König Ludwig XIV. (1638-1715) erklärte
mit der neuen Verfügung den Katholizismus zur
Staatsreligion. Als Konsequenz galt ein generelles
Verbot des Protestantismus in Frankreich. Die
französische Reformierte Kirche war davon schwer
betroffen, weil das Verbot in aller Konsequenz
durchgesetzt wurde. Den Hugenotten – so hießen die
französischen Protestanten – sahen sich gezwungen,
das Land zu verlassen und in Länder zu fliehen, in
denen der Protestantismus nicht verboten war.
Insbesondere kamen dafür die Niederlande, die
Schweiz und Preußen in Frage. Ein Edikt ganz anderer
Art gab dort der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm
(1620-1688) heraus, das zur Gründung der Berliner
Börse führte, die als Aktiengesellschaft heute noch
existiert. In Skandinavien brachte der Tod der
Königin von
Dänemark und Norwegen, Sophie-Amalie von
Braunschweig-Calenberg (1628-1685) endlich Freiheit
für die Tochter des Dänenkönigs Christian IV.
(1577-1648), Leonora Christina Ulfeldt (1621-1698),
die seit 22 Jahren inhaftiert war. Ihr war die
Beteiligung an politischen Intrigen ihres Mannes,
Corfitz Ulfeldt (1606-1664), angelastet worden. Er
galt als einer der schlimmsten Verräter der
dänischen Geschichte. Als nun ihre ärgste Feindin
gestorben war, veranlasste der Kanzler Frederick von
Ahlfeldt ihre Freilassung. Auch in Wien hatte man
eine Verordnung erlassen. Es war die erste
Feuerlöschordnung mit Feuerknechten. Damit wurde die
älteste Berufsfeuerwehr der Welt gegründet. Und ein
unscheinbares Ereignis sei vermerkt, das sich im
Laufe der Jahre zu einem gewaltigen musikalischen
Ereignis ausweitete: Am 31. März war im
thüringischen Eisenach ein Kind namens Johann
Sebastian Bach geboren worden.
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Ereignisse & Schlagzeilen 1685
Im Jahre 1685
- In Saarlouis-Roden begann die
Lederwarenindustrie. Die Gerbereien bestanden
von 1685 bis 1905.
- Der Hallenser Gymnasialdirektor und spätere
Geschichtsprofessor Christoph Cellarius
(1638-1707) veröffentlichte das Lehrbuch „Historia
universalis, in antiquam, medii aevi novam
divisa“. Darin wurde erstmals die Dreiteilung
der Weltgeschichte in Altertum, Mittelalter und
Neuzeit in einem Lehrbuch festgehalten.
- In Wien wurde die erste Feuerlöschordnung
mit Feuerknechten erlassen und damit die älteste
Berufsfeuerwehr der Welt gegründet.
- Bei Ansbach attackierte und tötete ein Wolf
zahlreiche Menschen, was Anlass für eine Werwolf
Legende bot.
- In Waldsassen erfolgte die Grundsteinlegung
der Stiftsbasilika.
- Die chinesische Armee der Qing-Dynastie
griff einen russischen Posten in Abazin an. In
China herrschte der Kaiser Kangxi und in
Russland die beiden Herrscher Iwan V und Peter
I. Das Ereignis führte 1689 zum Vertrag von
Nerchinsk.
- Adam Baldridge fand eine Piratenbasis auf
der Insel Sainte-Marie auf Madagaskar.
- Die Old Dutch Church of Sleepy Hollow im
Bundesstaat New York wurde von den
ursprünglichen niederländischen Siedlern erbaut.
Sie wurde später berühmt als Schauplatz des
Amoklauf des Geistes des kopflosen Reiters im
Roman „Die Legende von Sleeping Hollow“.
Januar 1685
17. Januar
Der Armenier Johannes Theodal erhielt als erster ein
kaiserliches Privileg für den öffentlichen Ausschank
von Kaffee und eröffnete in der Folge in seinem
Wohnhaus am Haarmarkt das erste Wiener Kaffeehaus.
Februar 1685
Februar-März
Der osmanische Serasker Halil Pascha drang in die
Mani-Halbinseln ein und zwang sie zur Übergabe von
Geiseln.
6. Februar
Nachdem Charles II. von England ohne legitime
Nachkommen gestorben war, wurde sein Bruder James
II. König von England und als James VII. König von
Schottland. Er wurde am 23. April in der Westminster
Abbey gekrönt.
George Jeffrey, 1. Baron Jeffreys wurde von James
II. zum Lordkanzler erhoben.
20. Februar
Rene-Robert Kavalier de la Salle wollte in der Nähe
der Mündung des Mississippi eine Kolonie errichten
und landete mit 200 überlebenden Kolonisten in der
Matagorda Bay an der texanischen Küste in der Nähe
des Mississippi. Er gründete Fort St. Louis.
März 1685
In Berlin wurde die kurfürstliche Medizinalordnung
erlassen und führte zur Schaffung des „Collegiums
Medicum“.
April 1685
18. April
Landgraf Karl von Hessen-Kassel erließ die
Freiheits-Konzession, nach welcher französische
Glaubensflüchtlinge bestimmte Vorteile bei
Ansiedlung in seinem Land erhielten.
Mai 1685
7. Mai
Vorrückende osmanische Truppen besiegen die
venezianischen Verteidiger auf einem Hügel in Sajak
in Montenegro.
11. Mai
Fünf Protestanten in Wigtown in Schottland, allen
voran Margaret Wilson, wurden hingerichtet, weil sie
sich weigerten den Eid auf König James von England,
Schottland und Irland als Kopf der Kirche abzulegen.
Sie wurden als Wigtown Märtyrer bekannt.
16. Mai
Nach dem Tod von Karl II. wurde Phillip Wilhelm
neuer Kurfürst der Pfalz.
19. Mai
Nach 22-jähriger Haft im Blauen Turm kam in
Kopenhagen die politische Gefangene Leonora
Christina Ulfeldt frei. Ihr war eine Beteiligung an
politischen Intrigen ihres Mannes Corfitz Ulfeldt
zur Last gelegt worden.
Juni 1685
11. Juni
James Scott, 1. Duke of Monmouth, der uneheliche
Sohn von König Charles II. von England, landete bei
Lyme Regis mit einer Invasionstruppe aus den
Niederlanden, um seinen Onkel, James II. vorm Thron
von England zu stürzen.
20. Juni
James Scott, 1. Duke of Monmouth, erklärte sich als
illegitimer Sohn des verstorbenen Königs Charles II.
zum König von England, das indessen vom bereits
gekrönten Bruder des Königs James II. regiert wurde.
29. Juni
Durch ein Edikt des Großen Kurfürsten Friedrich
Wilhelm wurde die Berliner Börse gegründet.
Juli 1685
6. Juli
In der Schlacht von Sedgemoor, der letzten Schlacht
auf englischem Boden, besiegten die Armeen von König
James II. von England die Rebellentruppen unter
James Scott, 1. Duke of Monmouth. Der Herzog wurde
kurz nach der Schlacht gefangengenommen.
15. Juli
James Scott, 1. Duke of Monmouth, wurde am Tower
Hill in
London hingerichtet.
August 1685
11. August
Die Republik Venedig eroberte die Festung Koroni vom
osmanischen Reich. Die Bewohner der Festung wurden
massakriert.
16. August
Während des Großen Türkenkrieges gelang den
kaiserlichen Truppen in der Schlacht bei Gran ein
Sieg über ein osmanisches Heer.
25. August
In Winchester begannen Prozesse gegen die Monmouth
Verschwörer. Der Lord Richter Englands, George
Jeffreys, machte über 1000 Monmouth Rebellen den
Prozess und verurteilte sie zum Tode oder zur
Verbannung.
September 1685
In London wurde die erste organisierte
Straßenbeleuchtung mit Öllampen eingeführt. Sie
wurden in mondlosen Winternächten vor jedem zehnten
Haus angezündet.
14. September
Die Republik Venedig besiegte eine osmanische Armee
in Kalamata.
Oktober 1685
5. Oktober
Brandenburg eroberte seine Kolonie Arguin im
heutigen Mauretanien.
18. Oktober
König Ludwig XIV von Frankreich hob durch das Edikt
von Fontainebleau das Toleranzedikt von Nantes auf.
Mit dem neuen Edikt erklärte er das katholische
Bekenntnis zur Staatsreligion und erließ ein
generelles Verbot des Protestantismus. Das Verbot
traf die reformierte Kirche von Frankreich schwer,
da es konsequent durchgesetzt wurde. Viele
französische Hugenotten flohen in protestantische
Länder, insbesondere die Niederlande, Schweiz und
Preußen. Bald darauf begann der Aufstand der
Kamisarden.
November 1685
8. November
Im Edikt von Potsdam, nach dem julianischen Kalender
datiert mit dem 29. Oktober, gewährte der Große
Kurfürst den französischen Hugenotten Privilegien
und eine sichere Heimstatt in Brandenburg.
11. November
Die Republik Venedig eroberte die Festungsstadt
Igoumensitsa von dem
osmanischen Reich und zerstörte
die Festung komplett.
Dezember 1685
Der französische König Ludwig XIV erteilte dem
Marquis Charles Henri Gaspard de Lenoncourt, der die
Baronie Dillingen regierte, die Genehmigung, eine
Eisenhütte mit Schmelzofen vor den Toren der Festung
Saarlouis zu errichten. Die Dillinger Hütte wurde
gegründet.
Geburtstag 1685
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