Chronik 1687 - Isaac Newtons Hauptwerk, ein musikalischer Unfall, ein Kinderkönig

In Frankreich überschattete ein tragisches Unglück im Januar 1687 eine musikalische Aufführung in der Èglise des Pères Feuillants. Beim Dirigieren einer neuen Motette – es war zu jener Zeit üblich, den Takt mit einem langen, reich verzierten, schweren Stab auf den Boden zu schlagen - rammte sich der vom französischen König Ludwig XIV. (1638-1715) lange Zeit begünstigte und sehr geliebte Komponist Jean-Baptiste Lully (1632-1687) den Taktstock in den Fuß. Der Italiener, der 1661 französischer Bürger wurde, die meiste Zeit seines Lebens im Dienste des Königs arbeitete, weigerte sich, eine Zehe amputieren zu lassen, um damit die Ausbreitung des Wundbrandes zu verhindern. Die Folgen waren verheerend. Lully starb wenige Wochen später, am 22. März, an dieser Verletzung. Es war eine seltsame Ironie des Schicksals, denn die Motette hatte Lullay zu Ehren der Gesundung des Königs komponiert. Der hatte sich übel mit Zahnschmerzen geplagt. Als die Ärzte den Zahn ziehen wollten, taten sie das mit so viel Ungeschick, dass sie dem König dabei ein Stück vom Oberkiefer herausrissen. Die Wunde blutete sehr stark. Man brannte sie mit einem glühenden Eisen aus und befürchtete, dass der König daran sterben würde. Er erholte sich jedoch. Dafür starb der Komponist der Genesungs-Motette. Dessen Name ist heute ein wenig in Vergessenheit geraten, doch Lully hat bedeutende Komponisten seiner Zeit und danach sehr beeinflusst. Georg Friedrich Händel (1685-1759) ist nur einer von ihnen. Fest steht, dass Lully die europäische Musiklandschaft des ausgehenden 17. Jahrhunderts entscheidend mitprägte. Auf wissenschaftlicher Ebene tat das auch Isaac Newton (1643-1727). Der englische Naturforscher, der im Juli 1687 sein Hauptwerk, „Philosphiae Naturalis Principia Mathematical“ (Mathematische Prinzipien der Naturphilosophie) herausgab, gilt als einer der bedeutendsten Wissenschaftler aller Zeiten. Sein in jenem Jahr veröffentlichtes Werk wird als eines der wichtigsten wissenschaftlichen Werke eingestuft. Er legte damit die Grundlage für die klassische Mechanik. Anfang Dezember 1687 wurde der Habsburger Joseph I. (1678-1711) mit neun Jahren zum König von Ungarn gekrönt. Sein Vater hatte ihm seit der Geburt den kaiserlichen Obersthofmeister und ersten Geheimen Rat, Karl Theodor Otto Fürst zu Salm (1645-1710) an die Seite gestellt. Joseph I. war ein gelehriger Schüler, abenteuerlustig und draufgängerisch. Er hatte für den Vater ein gewisses Maß an politischer Bedeutung und wurde sich auch recht bald dieser Aufgabe bewusst. Später nahm er auch Protestanten in sein Gefolge auf. Den aus Frankreich flüchtenden Hugenotten, die dort per Erlass nicht mehr geduldet wurden, nützte das noch nichts. Ihnen gelang teilweise nicht einmal die Flucht. So war im September eine Hugenotten-Gruppe von 137 Menschen wegen der Trunkenheit der Seeleute gekentert, die auf der Aare in Richtung Lyss unterwegs gewesen war. Nur wenige Hugenotten überlebten das Unglück. In der Geschichte der Schweiz gilt es als die größte Schiffskatastrophe überhaupt. Zum Jahresende hatten die Hugenotten auf der „Voorschotten“ offenbar mehr Glück, als diese von den Niederlanden aus an das Kap der Guten Hoffnung in See stach.
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Ereignisse & Schlagzeilen 1687


Im Jahre 1687


Januar 1687

8. Januar
Beim Dirigieren einer aktuellen Version seines 1678 komponierten „Te Deum“ anlässlich der Genesung König Ludwigs XIV. von einer schweren Krankheit rammte sich Jean-Baptiste Lully den Taktstock in den Fuß. Es entwickelte sich ein Wundbrand und weil er es ablehnte, eine Zehe amputieren zu lassen, starb der französische Komponist am 22. März an seiner Verletzung.

Februar 1687

 

März 1687

5. März - 12. September
In Eperjes in der heutigen Slowakei wurden im Zuge der Gegenreformation eine Gruppe von 24 evangelischen Bürgern hingerichtet.
19. März
Der französische Entdecker René Robert Kavalier de la Salle wurde im Gebiet des heutigen Texas von seinen eigenen Leuten ermordet.

April 1687

4. April
König James II. von England gab ein Dekret heraus, das alle Gesetze gegen Katholiken und Nicht-Konformisten abschaffte.
23. April
Ignatius George II. wurde syrisch-orthodoxer Patriarch von Antiochien.

Mai 1687

Von der linksufrigen Ukraine aus begann der erste der beiden Krimfeldzüge der russischen Armee unter Wassili Wassiljetwitsch Golizyn gegen das osmanische Reich. Die Krimtataren zündeten jedoch die Steppe an, was ein Vorwärtskommen der Russen unmöglich machte, die sich bald wieder zurückziehen mussten.
6. Mai
Kaiser Higashiyama wurde Nachfolger von Kaiser Reigen auf dem japanischen Thron.

Juni 1687

24. Juni
Am Johannistag stürzte das Bergwerk von Falun in Schweden ein, ohne dass Menschen zu Schaden kamen.

Juli 1687

5. Juli
Isaac Newtons Hauptwerk „Philosophie Naturalis Principia Mathematica (Mathematische Prinzipien der Naturphilosophie)“ erschien, in dem er die drei Newtonschen Gesetze der klassischen Mechanik, das Trägheitsprinzip, das Aktionsprinzip und das Wechselwirkungsprinzip formulierte. Edmond Halley hatte das Werk initiiert und finanziert.
18. Juli
Die Herzöge Rudoph August und Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel gründeten in Wolfenbüttel die Ritterakademie „Rudoph-Antoniana“.
24. Juli
Die Republik Venedig besiegte die Osmanen in der Schlacht von Patras. Die Osmanen flohen in Pani, sodass die Venezianer die Festungen von Patras, Rio, Antirriou und Lepanto ohne Gegenwehr erobern konnten.

August 1687

12. August
In der Schlacht bei Mohacs besiegten die Österreicher unter Karl V. von Lothringen die Osmanen im Großen Türkenkrieg entscheidend. Sultan Mehmed IV. wurde in der Folge durch eine Hofintrige entmachtet. Sein Bruder Süleyman II. bestieg den Thron. Als man ihn von seiner Thronbesteigung unterrichtete, nachdem er die letzten 20 Jahre in Gefangenschaft im Palast verbracht hatte, befürchtete er, dass die Delegation ihn im Auftrag seines Bruders töten sollte.

September 1687

Die Festung Golkonda wurde nach achtmonatiger Belagerung durch Bestechung von Mogul Aurangzeb erobert. Sultan Abul Hasan Qutb Shah wurde gefangen genommen, das Dekkan-Sultanat Golkonda wurde dem Mongulreich angegliedert.
Die Marine der Republik Venedig überfiel die dalmatinische Küste und griff osmanische Hochburgen in Griechenland an.
5. September
Eine Gruppe von 137 französischen Hugenotten fuhr mit zwei aneinander gebundenen Barken auf der Aare Richtung Lyss. Die betrunkenen Schiffsleute steuerten zwischen Aarberg und Lyss auf einen Baumstrunk. Die Schiffe kenterten und 111 Menschen ertranken. Dies war eine der größten Schiffskatastrophen, die die Schweiz je erlebte.
26. September
Bei der Belagerung der Akropolis in Athen durch die venezianische Armee unter Francesco Morosini wurde der Partheon teilweise zerstört.

Oktober 1687

Andreas Kieser gab die Arbeit an der Kieserischen Forstkarte auf.

November 1687

8. November
Suleiman II. trat die Nachfolge des abgesetzten Mehmed IV. an.

Dezember 1687

9. Dezember
Der Habsburger Joseph I. wurde im Alter von neun Jahren noch zu Lebzeiten seines Vaters Leopold I. zum König von Ungarn gekrönt.
31. Dezember
Die ersten aus Frankreich wegen der dortigen Hugenottenverfolgung und des Edikts von Fontainebleau emigrierten Hugenotten reisten auf dem Schiff Voorschotten von den Niederlanden aus in Richtung der Kapkolonie am Kap der Guten Hoffnung ab.

Geburtstag 1687

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