Chronik 1688 - Englands Glorreiche Revolution
und der angehende König von Preußen
In England begann die Revolution gegen König Jakob
II. (1633-1701), auch James I. genannt, die „Glorious
Revolution“. Der englische König hatte sich mit
seinen absolutistischen Bestrebungen und seiner
Toleranzpolitik gegen die Katholiken nicht nur
Freunde gemacht. Die Revolution, die im Vergleich
zum Englischen Bürgerkrieg in den Jahren 1642 bis
1649, einen eher unblutigeren Verlauf nahm, war
letztendlich erfolgreich, weil diese – so war die
Auffassung von Zeitgenossen – von der „Gloriole“
eines neuen Königtums umstrahlt war. In der
Öffentlichkeit nahm die Befürchtung zu, dass eine
katholische Thronfolge in Aussicht stand, da die
katholische Königin Maria (1658-1718) einen Sohn zur
Welt brachte, James Francis Edward (1688-1766).
Einflussreiche Protestanten verhandelten aus Sorge
vor einer katholischen Dynastie mit Wilhelm III. von
Oranien-Nassau (1650-1702), dem Schwiegersohn des
Königs. Da er gegen den katholischen und
absolutistischen Herrscher Frankreichs, König Ludwig
XIV. (1638-1715) gekämpft hatte, galt er als
Wegbereiter für die protestantische Sache. Mit
seiner niederländischen Armee landete Wilhelm von
Oranien-Nassau im November 1688 im südenglischen
Brixham und hatte nebst seinen Soldaten einen
nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Noch heute steht
eine Statue von ihm direkt am Hafen. Die
Niederländer errichteten Lager auf der Straße, die
vom Hafen aus auf einen steilen Hügel führt und
diese heißt „Overgang“ – aufwärts. Auch viele
Einwohner von Brixham zeugen mit ihren
niederländischen Nachnamen von der Landung Wilhelms
von Oranien-Nassau mit seinen Mannen. Nun musste
König Jakob II. reagieren. Das tat er, indem er das
Große Staatssiegel in der Themse versenkte, nach
Frankreich floh und seinem Schwiegersohn damit den
Weg auf den englischen Thron ebnete. In
Brandenburg-Preußen stand ebenfalls ein Thronwechsel
an. Der Große Kurfürst, Friedrich Wilhelm von
Brandenburg (1620-1688) war am 9. Mai gestorben. Er
hatte zahlreiche Nachkommen aus zwei Ehen. Eine
Woche nach seinem Tod kam der Geheime Rat erstmals
zusammen. Den Vorsitz hatte der Sohn des
Verstorbenen, Friedrich III. (1657-1713), der sich
erst einmal gegen seine Geschwister durchsetzen
musste. Das Hausgesetz der Hohenzollern von 1473
hätte die Aufteilung von Brandenburg-Preußen auf
alle fünf Söhne vorgesehen. Doch Friedrich III.
gelang es, nach langwierigen Verhandlungen und mit
Unterstützung seines Lehrers und Ministers Eberhard
von Danckelman (1643-1722) die Einheit des Landes zu
wahren. Ihn hatte Friedrich nun zum Geheimen Staats-
und Kriegsrat ernannt. In Europa und auf dem Balkan
war außerdem noch der Große Türkenkrieg im Gange und
1688 begann auch der Pfälzische Erbfolgekrieg, ein
Konflikt, den der französische König Ludwig XIV.
(1638-1715) provoziert hatte. Der neue
brandenburgische Kurfürst hatte zwar – wenn auch nur
auf dem Papier – die Koalition mit Frankreich
„geerbt“, aber er unterstützte Wilhelm von Oranien,
der ja bereits in England an Land gegangen war.
Seine Gründe waren sowohl finanzieller und
familiärer Art als auch von konfessionellem und
strategischem Hintergrund. Im Oktober 1688 zeigte
Friedrich III. seine Position gegen Frankreich dann
zum ersten Mal ganz offen und beendete seine
Doppeldiplomatie. Selbstbewusst und seiner
Machtposition sehr sicher krönte er sich Jahre
später selbst zum König von Preußen.
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Ereignisse & Schlagzeilen 1688
Im Jahre 1688
- Maximilian Heinrich von Bayern, der als
Erzbischof und Kurfürst von Köln einen strikt
profranzösischen Kurs gefahren hatte, ernannte
Wilhelm Egon von Fürstenberg-Heiligenberg zu
seinem potenziellen Nachfolger. Papst Innozenz
XI., der einer weiteren Machtausdehnung Ludwigs
XIV. skeptisch gegenüberstand, versagte seine
Zustimmung.
Januar 1688
In England begann die glorreiche Revolution gegen
König James II. wegen dessen absolutistischen
Bestrebungen und die Toleranzpolitik gegen die
Katholiken begann.
Februar 1688
18. Februar
Lloyds of London, das von Edward Lloyd als
Kaffeehaus in
London gegründet worden war, wurde
erstmals in einem Zeitungsartikel der „London
Gazette“ erwähnt.
März 1688
William Dampier machte den ersten aufgezeichneten
Besuch auf der Weihnachtsinsel.
1. März
Ein großes Feuer verwüstete Bungay in England.
April 1688
3. April
Francesco Morosini wurde Doge von Venedig.
10. April
Die venezianischen Truppen unter Francesco Morosini
evakuierten Athen und Piräus.
18. April
Der Protest der Quäker von Germantown gegen die
Sklaverei wurde von vier Quäkern aus Germantown
formuliert.
Mai 1688
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, starb. Eine
Woche nach seinem Tod tagte der Geheime Rat zum
ersten Mal unter dem Vorsitz seines Sohnes Friedrich
III. Obwohl Friedrich Wilhelm unter Verstoß gegen
die seit 1473 geltenden Hausgesetze der Hohenzollern
die Aufteilung von Brandenburg-Preußen auf seine
fünf Söhne verfügt hatte, gelang es dem Thronfolger
nach langwierigen Verhandlungen und ausführlichen
Rechtsgutachten mit Unterstützung seines Lehrers und
Ministers Eberhard von Danckelman, sich gegen seine
Geschwister durchzusetzen und die Einheit des Landes
zu bewahren.
4. Mai
König James II. von England ordnete an, dass seine
Erklärung zur Aussetzung der Gesetze gegen
Katholiken von jeder anglikanischen Kanzel in
England gelesen werden sollte. Die anglikanische
Kirche und ihre treuesten Unterstützer, waren
empört.
10. Mai
König Narai von Ayutthaya ernannte Prinzessin
Sudawadi zu seiner Nachfolgerin. Constantine
Phaulkon, Mom Pi und Phetracha fungierten als
gemeinsame Regenten.
17. Mai
Die Verhaftung von König Narai von Ayutthaya leitete
einen Staatsstreich ein.
Juni 1688
5. Juni
Nach dem Tod Maximilian Heinrichs kam es zur Wahl,
bei der Wilhelm Egon war eine Mehrheit, jedoch nicht
die nach kanonischem Recht benötigte
Zweidrittelmehrheit erhielt. Innozenz XI. ernannte
daraufhin den unterlegenen Joseph Clemens von Bayern
zum neuen Erzbischof von Köln und Fürstpropst von
Berchtesgaden. Kaiser Leopold I. akzeptierte und
unterstützte diese Entscheidung. Dabei setzten sich
beide darüber hinweg, dass Joseph Clemens zum einen
mit siebzehn Jahren noch nicht das notwendige
kanonische Alter erreicht und zum anderen ebenfalls
keine Zweidrittelmehrheit erhalten hatte. Ludwig
XIV. akzeptierte die päpstlich-kaiserliche
Entscheidung nicht und schickte von Fürstenberg, der
inzwischen die Residenzstadt Bonn und alle
strategisch wichtigen Orte des Erzbistums
militärisch besetzt hatte, eine starke Armee zur
Hilfe. Der Kölner Bistumsstreit mündete in den
Pfälzischen Erbfolgekrieg und dauerte mehrere Jahre.
5. Juni
Im Königreich Ayutthaya wurde Konstantin Phaulkon
verhaftet und später enthauptet.
8. Juni
Der Erzbischof von Canterbury, William Sancroft,
wurde im Tower of London inhaftiert, weil er sich
weigerte die Erklärung von König James II. auf
seiner Kanzel zu verlesen.
10. Juni
Die Geburt von James Francis Edward Stuart (später
bekannt als Old Pretender), Sohn und Erbe von James
II. von England und seiner katholischen Frau Mary of
Modenaim, verstärkte die öffentliche Befürchtung
über eine katholische Dynastie, insbesondere, als
das Baby im katholischen Glauben getauft wurde.
Schnell kursieren Gerüchte über seine wahre
Mutterschaft.
24. Juni
Französische Truppen unter Chevalier de Beauregard
gaben ihre Garnison in Merguinach nach wiederholten
siamesischen Angriffen auf. Dies führte zum Rückzug
der Franzosen aus dem Land.
30. Juni
Eine Verschwörung hochrangiger Persönlichkeiten (Die
unsterblichen Sieben) luden den holländischen
Statthalter William III. von Oranien und Prinzessin
Mary ein, „die Freiheiten Englands zu verteidigen“
und King James II. abzusetzen.
30. Juni
Beim Erdbeben in Ismir kamen bis zu 19 000 Menschen
ums Leben. Die Burg des Sandschak wurde vollständig
zerstört.
Juli 1688
11. Juli
Der König des siamesischen Königreichs von Ayutthaya
starb, ohne einen legitimen Nachfolger zu
hinterlassen. Damit war der Weg frei für den der
franzosenfeindlichen Fraktion am Hof angehörenden
Phetracha. Dieser heiratet die Tochter des
verstorbenen Monarchen, um seine Herrschaft zu
legitimieren und bestieg den Thron. Eine seiner
ersten Amtshandlungen war die Ausweisung aller
Franzosen aus dem thailändischen Königreich.
13. Juli
Die Republik Venedig begann mit der Belagerung von
Negroponte.
August 1688
1. August
Phetracha wurde nach einem Staatsstreich König von
Ayutthaya.
September 1688
6. September
Kaiserliche Truppen mit dem bayerischen Kurfürsten
Maximilian II. Emanuel an der Spitze eroberten das
sich in osmanischer Hand befindliche Belgrad. Sie
konnten die Stadt bis 1690 halten.
Nach der Einnahme Belgrads kam es in Bulgarien zum
Aufstand von Tschiprowzi gegen die osmanische
Herrschaft. Die Erhebung wurde von osmanischen
Truppen schnell niedergeschlagen und die Stadt
Tschiprowzi wurde niedergebrannt. Ein Teil der
Bevölkerung konnte fliehen und ließ sich in der
österreichischen Region Banat nieder.
24. September
Mit einem Kriegsmanifest Ludwigs XIV. begann der
pfälzische Erbfolgekrieg zwischen Frankreich und der
Augsburger Liga.
Oktober 1688
17. Oktober
Die Stadt Mainz wurde kampflos an Frankreich
übergeben. Im folgenden Jahr kam es zur Belagerung
von Mainz.
21. Oktober
Die Republik Venedig hob die Belagerung von
Negroponte auf.
27. Oktober
König James II. von England entließ seinen Minister
Robert Spencer, 2. Earl of Sunderland.
30. Oktober
Nach 32-tägiger Belagerung von Philippsburg
kapitulierte die Festungsbesatzung im Pfälzischen
Erbfolgekrieg gegenüber den französischen Truppen,
die von General Sebastien Le Prestre de Vauban
kommandiert wurden.
November 1688
5. November
Wilhelm III. von Oranien landete mit der
niederländischen Armee in Brixham.
15. November
Die glorreiche Revolution begann. William III. von
Oranien landete in Torbay in England mit einer
multinationalen Armee mit 15 000 Söldnern. Er erhob
keinen Anspruch auf die englische Krone, sondern
sagte lediglich, er sei gekommen, um den
Protestantismus zu retten und die englische Freiheit
zu erhalten. Dann begann er seinen Marsch auf
London.
19. November
William von Oranien eroberte Exeter, nachdem die
Stadtverwaltung geflohen war.
20. November
Das Gefecht von Wincanton zwischen den Truppen von
James II. unter der Führung von Patrick Sarsfield
und den niederländischen Truppen ist einer der
wenigen bewaffneten Zusammenstöße in England während
der Glorreichen Revolution.
23. November
Eine Gruppe von 1 500 Altgläubigen opferten sich, um
der Gefangennahme zu entgehen, als Truppen des Zaren
ihr Kloster am Onega See belagerten.
26. November
Als Ludwig XIV. hörte, dass William von Oranien in
England gelandet war, erklärte er den Niederlanden
den Krieg. Es ist bezeichnend, dass er nicht die
Niederlande angriff, sondern im Herzen des Heiligen
Römischen Reiches mit etwa 100 000 Soldaten
zuschlug. Der Neunjährige Krieg begann in Europa und
Amerika.
Dezember 1688
König James II. versenkte das Große Staatssiegel in
der Themse und floh nach Frankreich. Der Weg für die
Thronbesteigung Wilhelms III. war damit geebnet.
7. Dezember
Die Tore von Derry wurden vor dem jakobinischen Earl
of Antrim und seinen „Rotschenkeln“ geschlossen.
Damit begann die Belagerung von Derry, die das erste
wichtige Ereignis in dem wilhelminischen Krieg in
Irland war.
9. Dezember
In Reading, Berkshire fand eine Schlacht statt. Es
war die einzige größere militärische Aktion in
England während der Glorreichen Revolution und
endete in einem entscheidenden Sieg für die Truppen
Williams von Oranien.
11. Dezember
Nachdem König James II. seine Armee nach Salisbury
geführt hatte, wo sie desertierten, versuchte er
nach Frankreich zu fliehen.
18. Dezember
William von Oranien zieht in
London ein.
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