Giuseppe Verdi Lebenslauf
Der Italiener Giuseppe Verdi gehört
zu den ganz Großen unter den Opernkomponisten des 19.
Jahrhunderts. Er wurde am
9. Oktober 1813 (nach anderen Angaben am
10. Oktober) im kleinen Dorf Le Roncole in der Region
Emilia-Romagna geboren. Le Roncole, das damals zum
Herzogtum Parma gehörte, ist heute unter dem Ehrennamen
„Le Roncole Verdi“ ein Ortsteil des Städtchens Busseto.
Verdis Vater betrieb neben kleinbäuerlicher
Landwirtschaft einen Dorfladen mit Ausschank. Der kleine
Giuseppe fiel rasch durch seine musikalische Begabung
auf. Seine Eltern förderten sein Talent und mit Hilfe
eines lokalen Mäzens, des Kaufmanns und späteren
Verdi-Schwiegervaters Antonio Barezzi, erhielt er eine
Gymnasialausbildung und – nachdem das Mailänder
Konservatorium ihn abgelehnt hatte - professionellen
Privatunterricht in Musik.
Bereits in seiner frühen Jugendzeit hat Verdi zahlreiche
Märsche und Opernouvertüren komponiert. Mit 15 Jahren
stellte er die Ouvertüre zu seiner später so berühmten
Oper „Der Barbier von Sevilla“ im Stadttheater von
Busseto vor.
1836 wurde er in Busseto „Maestro di
Musica“ („Musikdirektor“ ) und heiratete Margherita Barezzi (1814-1840).
1839 kam mit „Oberto, Graf von San Bonifacio“ die erste
Oper von Verdi, der nach Mailand umgezogen war, in der
dortigen Scala zur Aufführung. Das zweiaktige Werk hatte
durchaus Erfolg, gilt aber nicht als typische
Verdi-Oper. Doch dieser Erfolg brachte Verdi immerhin den Auftrag für
vier weitere Opern ein. 1840 fiel der Komponist, dessen
komische Oper „König für einen Tag“ („Un Giorno de Regno“)
beim Publikum durchgefallen war, in eine tiefe, vor allem
durch den Tod seiner Frau und seiner beiden Kinder
verursachten Depression und Schaffenskrise.
Erst die Arbeit an „Nabucco“
1841 verbesserte seine
psychische Situation. „Nabucco“, bei dem unter anderem
der Freiheitswille des in babylonischer Gefangenschaft
gehaltenen jüdischen Volkes Gegenstand des Librettos
war, wurde
1842 in der Mailänder Scala uraufgeführt und
verhalf Verdi zum entscheidenden Durchbruch. Ob der
Sensationserfolg tatsächlich zum Teil im Zusammenhang
mit dem populären Streben nationaler Kräfte in Italien
stand, das Ziel ein von Fremdherrschaft und
Vielstaaterei befreites Einheits-Italien zu schaffen,
ist strittig. Auf jedem Fall aber wurde das Lied des „Nabucco“-Gefangenenchors
„Steig, Gedanke, auf goldenen Flügeln“ („Va, pensiero,
sull'ali dorate“) später, wenn vielleicht auch lediglich
in der Rückschau, zu einem gern zitierten Symbol für den
Freiheitswillen der Italiener.
Mit „Nabucco“ begann eine bis
1858 dauernde
Schaffensperiode Verdis, die der Komponist selbst als
seine „Galeerenjahre“ bezeichnet haben soll und in denen
Verdi fast 20 Opern komponierte, um finanzielle
Rücklagen aufzubauen. Verdi wollte sich damit den Traum
erfüllen,
ein Landgutbesitzerleben in seiner Heimat zu führen. Tatsächlich erwarb er
1848 das Landgut Sant´Agata in der Nähe von
Busseto und baute es in den
Folgejahren stetig aus. Zu den wichtigsten Werken dieser
Zeit gehört die patriotische Oper „Die Schlacht von
Legnano“ (1849), die besonders anschaulich Verdis
Unterstützung der italienischen Einheits- und
Freiheitsbewegung („Risorgimento“) unterstrich.
Einen Gipfel seiner Popularität ereichte Verdi mit der
Trilogie der heute zu den weltweit meistgespielten Opern
zählenden „Rigoletto“ (
1851), „Der Troubadour“(
1853) und
„La Traviata“ (1853). Verdis Sprache der Musik war jetzt
ausgereift und hatte sich vom Belcanto der einstigen
Vorbilder Donizetti (1797-1848) und Rossini
(1792-
1868) gelöst. Charakteristisch für
Verdis Archetypus des romantischen Musikdramas der
italienischen Oper war die Betonung von
melodisch-rhythmischer Singbarkeit und großer Geste
sowie an realistischen Themen orientierter Libretti.
Nach einigen weiteren großen Erfolgen wie „Ein
Maskenball“(
1859) und „Don Carlos“ (
1867)
zog sich
Verdi offiziell vom Opern-Komponieren auf sein Landgut
zurück.
Hier entstanden
1872/
73 sein Streichquartett e-Moll und
die
1874 uraufgeführte „Messa da Requiem,“ die
Totenmesse für seinen Freund, den Dichter Alessandro Manzoni
(1785-1873).
1859 hat Verdi die zwei Jahre jüngere Sängerin Giuseppina
Strepponi (1815-1897) geheiratet, die dem Witwer bereits seit
1847
eine neue Partnerin war. Vor allem hat er in jener Zeit die
Auftragsarbeit für den ägyptischen Vizekönig Ismail
Pascha, die Oper „Aida“ (
1871), geschaffen.
Eine ihm nach der Einigung Italiens 1861 angetragene
Kandidatur als Abgeordneter zog der inzwischen zur
National-Ikone gewordene Verdi zurück. Die Ernennung
zum Senator der Republik (1874) nahm er dagegen gerne
an.
1893 hatte Verdi mit seiner letzten
Groß-Komposition, der Maßstäbe setzenden komischen Oper
„Falstaff“, einen Riesenerfolg. Verdi komponierte noch
einige Chorwerke und kleinere Stücke.
Er starb am
27. Januar 1901 in Mailand, vier Jahre nach
dem Tod seiner zweiten Ehefrau.